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Veröffentlicht am 22.08.2018

Düsterer Wienerwaldkrimi

Herbstlaub
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Nun ja, von einem charmanten Österreicher ist bei Schirmer nichts zu spüren. Er ist schlecht gelaunt, schliesslich ist sein Kollege Arno Hasler gerade zur Kur gefahren und lässt ihn allein mit seiner Unwissenheit, ...

Nun ja, von einem charmanten Österreicher ist bei Schirmer nichts zu spüren. Er ist schlecht gelaunt, schliesslich ist sein Kollege Arno Hasler gerade zur Kur gefahren und lässt ihn allein mit seiner Unwissenheit, Computern und Technik gegenüber. Auch privat weiß er nicht weiter. Wie soll er sich seinem Schwarm Clara mit ihrem Esoterikfimmel nähern, ohne selbst in die Situation zu geraten, auf glühenden Kohlen laufend sich von seinen "Ängsten" zu befreien.

Doch auch wenn Schirmer noch so ein mürrischer rauhbeiniger Typ mit Hang zur Cholerik ist, so hat er doch einen weichen inneren Kern, den er nur seinem Hund Erhard gegenüber zeigt. Er ist der typische Antiheld eines Krimis, der dem Leser zwar nicht richtig sympathisch ist, aber doch in Erinnerung bleibt. Seine negativen Charakterzüge machen ihn interessant und unberechenbar, das ist es, was man in einem Krimi lesen möchte.


Mich hat die Handlung interessiert, sie ist logisch aufgebaut, ziemlich spannend und zeigt dunkle mafiöse Machenschaften von rumänischen Banden auf, die Schirmer dank einiger Mithelfer aufzuklären weiß.

Der Erzählstil ist dank der Dialoge, die mit sarkastischem Humor gespickt sind, sehr unterhaltsam und lässt sich gespannt lesen. Die Formulierung zeugt von sprachlichem Können und passt sich gut den jeweiligen Figuren an.

Es wechseln sich packende Passagen aus Sicht der verschwundenen Journalistin mit polizeilicher Ermittlungsarbeit ab. Aber auch andere die Verbrecher und andere Handelnde kommen zu Wort. So ist es ein Auf und Ab von Gruseleffekt der Verbrechensbeschreibung und normalem Arbeitsalltag bzw. Privatem. Das schafft einen hohen Unterhaltungswert und steigert die Spannung. Allmählich erkennt man die Zusammenhänge und ahnt die Beziehungen zwischen den Figuren.

Regionale Aspekte finden hier hauptsächlich in den erwähnten Ortsnamen und der eher spärlichen Beschreibungen der Landschaft statt. Die Grenznähe nach Ost-Europa ist allerdings durch die Verbrecher spürbar. Das verleiht dem Krimi schon ein wenig Thrill, der auch im dramatischen Showdown extrem mitfiebern lässt.

Die authentisch wirkende Geschichte zeigt eine gelungene Darstellung von kriminellen Machenschaften, bei der zwar Einzelne bekämpft werden, im Großen aber nicht viel ausgerichtet wird.
Die düstere Grundstimmung mit dem herbstlichen Wienerwald passt zu der Verbrechensbekämpfung und rundet das Bild eindeutig ab.


Ein Krimi, dessen Lektüre eine Sogwirkung hat und gelungen die Schwierigkeiten von Polizei und Verbrechensbekämpfung aufzeigt. Eine Leseempfehlung für Krimileser und Spannungsleser gleichermaßen.

Veröffentlicht am 08.08.2018

Freunde fürs Leben?

Bad Friends - Was habt ihr getan?
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"Bad Friends" ist ein Thriller von Gilly MacMillan, er erscheint im Knaur Verlag.


Noah ist 15 Jahre alt und kämpft gegen seine Krebserkrankung, sein gleichaltiger Freund Abdi ist Flüchtling somalischer ...

"Bad Friends" ist ein Thriller von Gilly MacMillan, er erscheint im Knaur Verlag.


Noah ist 15 Jahre alt und kämpft gegen seine Krebserkrankung, sein gleichaltiger Freund Abdi ist Flüchtling somalischer Abstammung, beide sind Außenseiter in ihrer Klasse, das schweißt sie zu Freunden zusammen und sie verbringen viel Zeit miteinander.

Die beiden Jungen unternehmen unbemerkt von den Eltern einen nächtlichen Ausflug. Dann geschieht etwas schreckliches, Noah wird bewusstlos aus dem Kanal geborgen und Abdi wurde zum Zeitpunkt des Unglücks bei ihm gesehen. Aus Abdi ist kein Wort über das Geschehene herauszubringen, er wirkt wie traumatisiert. Detective Inspector Jim Clemo untersucht den Fall und ist schnell mit fremdenfeindlichen Ansichten konfrontiert. Trägt Abdi Schuld an diesem Vorfall?

"Es war schwer, Freundschaften über Glaubensgrenzen hinweg aufrechtzuerhalten, als sich mit dem Erwachsenwerden die Lebensweisen immer weiter auseinanderentwickelten." Zitat Seite 148


Die Autorin behandelt zwei brisante Themen in ihrem Buch: Flüchtlingskrise und todesbedrohende Krebserkrankung eines Kindes. Beide Themen polarisieren und bringen den Leser unweigerlich dazu, über die Schicksale der Jugendlichen, aber auch ihrer Familien nachzudenken.

Solch ein inhaltlicher Tiefgang sorgt für Interesse, die persönliche Auseinandersetzung mit dem Gelesenen und reichlich emotionalem Miterleben.

Die Geschichte baut sich anhand verschiedener Handlungsstränge auf, die Figuren werden nach und nach vorgestellt, wobei mich das Schicksal von Abdis Familie besonders interessiert hat. Unterschiedliche Schilderungen und persönliche Informationen erhält der Leser durch die Protagonisten und kommt ihnen durch die individuelle Sichtweise gefühlsmäßig sehr nahe.


Die Problemebene ist weit gefächert, es zeigt sich, dass die Flüchtlinge nicht nur mit Anfeindungen zu kämpfen haben, sondern auch mit ihren eigenen Erlebnissen in ihrer Vergangenheit und mit den ungewohnten Lebensbedingungen im neuen Land. Eltern und Kindern erleben die neue Heimat sehr unterschiedlich, wie weit dürfen sich die Kinder den westlichen Lebensstil aneignen?

Und wie werden die Menschen ihre dunklen Gedanken an vergangenes Unrecht im Herkunftsland oder Flüchtlingslager wieder los?


Dieses Buch ist sehr dramatisch, es zeigt Angst und Verzweiflung und hat mich gefesselt, doch es ist meiner Meinung nach eher ein Roman als ein Thriller. Man erfasst die Probleme erst allmählich, die Autorin lässt sich Zeit im Eröffnen von Informationen, die Klarheit in die Story bringen.

Sie beschreibt in flüssigem Schreibstil den kranken Noah, der in seinem Leben bestimmte Dinge noch erleben möchte und von Abdi einiges abfordert und Abdi, der es allen recht machen möchte und dabei mit seiner eigenen Geschichte völlig überfordert ist.

Auch von den Eltern beider Jungen erfährt man ihre Sorgen und Ängste, ihre Lebenseinstellungen und die Wünsche für ihre Kinder. Man kann sich gut in alle Personen hineinfühlen und über die besondere Verbindung zueinander nachdenken.


Gleichzeitig sorgt sich der ermittelnde Detective Jim Clemo um seine Schwester Becky, diesen zusätzlichen Handlungsstrang habe ich neben der schon recht intensiven Hauptgeschichte eher als störend und zuviel empfunden.

Auch die fehlende Erzählerkennzeichnung möchte ich erwähnen, sie hat sich zwar aus dem Gelesenen erschlossen, sorgte aber durch mehrere Ich-Erzählerperspektiven für Unterbrechung im Lesefluss.

Dieses Buch enthüllt erst allmählich den Zusammenhang von Vorgängen der Tatnacht und erlebtem Flüchtlingsunglück. Die Vorverurteilung von Flüchtlingen und die Art der Medienberichterstattung werden hier deutlich gemacht und es stellt sich die Frage nach Toleranz und Verständnis aller Seiten.


Eine intensive und aktuell brisante Story mit einem ergreifenden Ende, hier verbinden sich einige Tragödien in einer einzigen Geschichte. Dieses Buch ist eher ein gesellschaftskritischer Roman als ein Thriller, auch wenn es Spannungsmomente gibt. "Bad Friends" iat auf alle Fälle ein lesenswertes Buch.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Ein melancholisch wirkender Roman, der den Zeitgeist der 1920er Jahre wiedergibt

Main Street
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Dieser Roman spielt Anfang des 20. Jahrhunderts, als gerade die ersten Autos aufkamen und Flugzeuge noch der Zukunft angehörten. Die Kleinstadtbewohner waren Bauern mit eurpopäischen Wurzeln, sie arbeiteten ...

Dieser Roman spielt Anfang des 20. Jahrhunderts, als gerade die ersten Autos aufkamen und Flugzeuge noch der Zukunft angehörten. Die Kleinstadtbewohner waren Bauern mit eurpopäischen Wurzeln, sie arbeiteten hart, lebten bescheiden, besuchten ihre Kirchen und pflegten kleinbürgerliche Geselligkeit.

Lewis ist ein hervorragender Schriftsteller, er beobachtet seine Figuren genau und stellt das menschliche Verhalten zwar reichlich detailverliebt und ausufernd, aber auch treffend dar. Es geht um die kleingeistigen Ideale des amerikanischen Mittelstands und man beobachtet auch eine beginnende Entwicklung der Emanzipation der Frau. So wie es immer Kleinbürgertum gegeben hat, wirkt dieser Roman schon fast wie eine Satire. Und "Main Street" erscheint damit heute so aktuell wie damals.

"Sie aßen ihre Sandwiches an einer Prärieaue: hohes Riedgras, das aus klarem Wasser emporwuchs, moosiger Moorgrund, rot geflügelte Stärlinge, goldgrüne Schaumspritzer auf den Tümpeln." Zitat Seite 129

Der Roman erzählt die Geschichte von Carol Kennicott, einer jungen Frau mit Idealen, sie möchte etwas in ihrem Leben bewegen. Als sie 1910 einen Landarzt heiratet und mit ihm aufs Land zieht, nach Gopher Prairie in Minnesota, wird schnell deutlich, dass Carol sich hier inmitten der kleingeistigen und spießigen Bewohner nicht wohl fühlt. Die Menschen sehen in allen Zugezogenen nur Außenseiter, lästern über alles Neue und können kaum Toleranz aufbringen. Doch Carol lässt sich so schnell nicht entmutigen, sie ist engagiert genug und versucht immer wieder, durch Kulturangebote wie Tanzabende, Theater und Bibliothek frischen Wind in das öde Landleben einziehen zu lassen. Immer wieder scheitert sie, wird belächelt und bekommt nur schräge Blicke der anderen Bewohner zugeworfen. Weltgewandtheit kann man nicht vermitteln, es muss auch gewollt sein. Das gilt auch für ihren Ehemann, der anfangs noch von ihrer sprühenden Lebendigkeit begeistert war und sich auf dem Land wieder in einen spießigen Dörfler verwandelt, für den Frauen nur für Haushalt und Kinder zuständig sind.

Es war ermüdend, wie häufig Carols Aufmüpfigkeit für Veränderungen ständig gegen eine Wand von Widerstand von Seiten der provinziellen Hinterwäldler lief. Es war ein Auf und Ab von Anpassung und Aufstand gegen die Engstirnigkeit der Kleinstädter. Daneben sorgten einige schöne landschaftliche Beschreibungen für etwas Abwechslung, doch weiterführende Handlungen konnte ich nicht erkennen. Insofern musste ich mich ziemlich durch das Buch mühen.
Unterschiedliche Charaktere sind reichlich vorhanden, allesamt mehr oder weniger austauschbar.

Vom Schreibstil her lässt sich der Roman sehr gut lesen, insgesamt ist er allerdings viel zu ausgeschmückt und weitschweifig, wenn man bedenkt, das einige Handlungen immer nach dem gleichen Schema ablaufen. Letztendlich ändert sich nicht viel an der Ausgangssituation in Gopher Prairie.


Als der Roman 1920 erschien war er wohl ein "reaktionäres" Buch, heutzutage ist das nicht unbedingt nachvollziehbar. Für mich erscheint dieses Buch als eine Zustandsbeschreibung vom amerikanischen Mittelstand, den man auch heute noch in provinzieller Lebensart vorfindet.
Allerdings kann man gesellschaftskritische Romane auch anders darstellen, dafür hätte dieses Buch den Nobelpreis für Literatur vielleicht nach heutiger Ansicht nicht unbedingt verdient. Doch darüber möchte ich mit keine Kritik anmaßen, die Zeiten für kritische Literatur haben sich jedoch gewaltig geändert, was man von den dargestellten urbanen Kleinbürgern nicht unbedingt behaupten kann. Die gibt es noch immer.

Dieses Buch wirkt melancholisch und trägt durchgängig die Hoffnung auf Veränderung in sich. Die Protagonistin Carol ist kritisch, hinterfragt vieles, möchte Dinge verändern, darin ist sie schon fast fanatisch. Sie ist gegen das Spießertum, doch sie lebt ein ebensolches Leben. Es geht ihr um den Wert des Lebens. Doch sie kämpft gegen Windmühlenflügel an, ihre Bemühungen scheitern von Mal zu Mal.

Ein lesenswertes Buch, bei dem man nicht nur viel Lesezeit und Geduld aufbringen muss, sondern sich auch mit dem zeitlichen Hintergrund befassen sollte, um es richtig zu verstehen. Auf den letzten 50 Seiten des Buches gibt es 253 Anmerkungen zum besseren Leseverständnis und ein erhellendes Nachwort von Heinrich Steinfest.


Es geht um Emanzipation, den Wunsch nach Veränderungen, nach Modernisierung von Gesellschaft und Lebensqualität.

Ein melancholisch wirkender Roman, der den Zeitgeist der 1920er Jahre wiedergibt und trotzdem heute noch aktuell erscheint. Insgesamt wirkt die Handlung allerdings recht langatmig, denn sämtliche Hoffnung auf Veränderungen zerplatzen wie Seifenblasen. Dennoch lesenswert und besonders.

Veröffentlicht am 25.07.2018

Eine charmante Geschichte, die echtes Gartenfeeling zaubert.

Der Brombeergarten
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Tilly Parker ist erst Ende zwanzig und hat bereits einen Schicksalsschlag erlebt, über den sie nun hinwegkommen muss. Sie zieht in eine kleine Stadt und startet einen Neuanfang. Weil sie in freier Natur ...

Tilly Parker ist erst Ende zwanzig und hat bereits einen Schicksalsschlag erlebt, über den sie nun hinwegkommen muss. Sie zieht in eine kleine Stadt und startet einen Neuanfang. Weil sie in freier Natur gut zur Ruhe kommt, bewirbt sie sich in einer Kleingarten-Anlage um einen Garten und bekommt die Parzelle, dabei hat sie überhaupt keine Ahnung von Gartenfragen. Doch als Gärtner ist man niemals allein und so findet sie trotz ihrer zurückhaltenden Art schnell Anschluss und eifrige Helfer und Ratgeber stürzt sich damit mitten ins Gewimmel der Gärtner-Community.

In diesem Roman lernen wir Tilly kennen, erfahren von ihrem Schicksalsschlag und begleiten ihren Neuanfang in ihrem Garten. Es macht Spaß zu sehen, wie sich Tilly mit Eifer in ihrem Garten nützlich macht und zunehmend Freude am Pflanzen, Wachsen und Gedeihen findet. Allmählich findet sie neue Kontakte und sogar Freunde und es dauert einige Zeit, bis sie ihre eigene Geschichte offen erzählen kann. Sie wird zögerlich, aber immer mehr ein Teil der Gärtner-Gemeinschaft. Man freut sich mit ihr über ihr neues soziales Umfeld und ebenso über ihre tolle Ernte von Saubohnen, Zucchini und anderen Gemüsen.



Eigentlich ist dieser Roman eine ruhige und beschauliche Geschichte, die keine großen Höhen und Tiefen beeinhaltet. Es geht zwar recht lebendig und abwechslungsreich zu, man erlebt die schönen Momente von Freundschaften und Gartenzuchterlebnissen mit und sieht im Grunde, wie ein Gartenjahr seine Bahn schlägt.

Wer selbst gerne gärtnert, wird die Gartenbelange mit besonderem Interesse mitverfolgen können. Für mich standen eher die vielfältigen Charaktere im Mittelpunkt, sie alle wurden detailreich und mit unterschiedlichen Facetten gezeichnet und man konnte entspannt in diese Geschichte abtauchen.



Die Figur der Tilly ist anfangs eher undurchschaubar, weil sie so allein und isoliert wirkt. Doch wenn man sie näher kennenlernt, kommt ein herzlicher und emotionaler Mensch zum Vorschein. Sie braucht immer etwas Zeit, um sich anderen Personen zu öffnen, manchmal stehen ihr Vorurteile im Weg, aber nach und nach verändert sie sich zu einer offenen und hilfsbereiten Frau. Sie wächst mit ihren Aufgaben und nimmt sich auch den Problemen anderer Menschen an. Diese Entwicklung habe ich gern beobachtet.

Dies ist ein schöner Gartenroman mit liebenswerten Figuren, die einem sofort ans Herz wachsen. Man wäre gern selbst beim Gartenfest dabei und würde die Menschen und ihre Gärten kennenlernen. Der Schreibstil ist leicht, locker und man kann den Roman als Entspannungslektüre lesen.



Eine charmante Geschichte mit etwas Romantik, einem geglückten Neuanfang und reichlich Insiderwissen über Gemüseanbau, die echtes Gartenfeeling zaubert.



Veröffentlicht am 15.07.2018

Ein bunter Reigen feinsinniger Geschichten über das Leben von Frauen

Irische Sehnsucht
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"Irische Sehnsucht: Erzählungen von der Grünen Insel" ist eine Kurzgeschichtensammlung aus dem Nachlass der irischen Autorin Maeve Binchy. Die Übersetzerin ist Gabriela Schönberger und das Buch erscheint ...



"Irische Sehnsucht: Erzählungen von der Grünen Insel" ist eine Kurzgeschichtensammlung aus dem Nachlass der irischen Autorin Maeve Binchy. Die Übersetzerin ist Gabriela Schönberger und das Buch erscheint als gebundene Ausgabe im Juni 2018 im Knaur Verlag.


21 warmherzige Erzählungen aus dem Nachlass der beliebten irischen Bestseller-Autorin. Mit ihren

Kurzgeschichten stellt Maeve Binchy Leben und Alltag verschiedener Frauen in Irland vor. Sie zeigt deren unterschiedliche Charaktere, ihre Wünsche, Ängste und Sehnsüchte. Es geht um Beziehungen, Liebe und Freundschaft. Die Frauen kämpfen für ihre Träume und müssen sich ihren Ängsten stellen, um glücklich zu werden.



Nicht alle Geschichten sind in gleichem Maße interessant, aber es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Bei diesem Buch muss man Geschichte um Geschichte für sich genießen. Manche berühren, andere sind gefühlvoll oder auch lebensnah geschrieben. Es ist ein bunter Reigen aus dem Leben von Frauen.


Besonders gut fand ich: "Guter Rat ist teuer". Dort geht es um Sara, die sich einen Mann angeln will. Ihre Tante Miriam hat kreative Ratschläge an der Hand und doch geht die Sache völlig anders aus als gedacht.



In "Erstens kommt es anders" bekommt eine Familie zu Weihnachten Besuch von einer unbeliebten Tante. Die Ereignisse sind sehr amüsant und auch nachdenklich machend, denn die Tante ist eine ewige Nörglerin.


"Talk am Nachmittag" erzählt eine Liebesgeschichte, bei der ein Zuhörer sich in die bekannte Radiosprecherin verliebt. Wie sie sich kennenlernen, zeigt eine mutige Annäherung.

"Eine positive Bilanz" zieht am Ende der Geschichte auch eine alleinerziehende Mutter, die den scheinbar schlechten Umgang ihrer Tochter abstellen möchte. Die Freundin entpuppt sich jedoch als liebe Seele unter einer aufmüpfigen Schale.


"Die Hälfte von neunzig" hat mir ebenfalls sehr gut gefallen.


In kurzen Einblicken gelingt es Maeve Binchy auf berührende Weise, unterschiedliche Situationen und Lebensprobleme deutlich und auf den Punkt genau darzustellen. Dabei schaut sie den Figuren direkt in die Seele und lässt den Leser daran gebührend Anteil nehmen.


Eigentlich habe ich durch den Titel mehr regionale Einbindung von der irischen Landschaft versprochen. Doch hier geht es mehr um die Momentaufnahme von Frauen, die besondere Dinge erleben, deren Leben in kurzen Einblicken eindrücklich sichtbar wird. Sie unterscheiden sich nicht von anderen Nationalitäten, sie sind Frauen wie andere europäische Frauen auch.

Die Geschichten sind gefühlvoll dargestellt und sorgen für eine kleine Unterhaltungspause.




Es sind besonders die genauen Beobachtungen, die den Romanen von Maeve Binchy die notwendige Würze geben.

Wer Romane von Maeve Binchy liebt, wird auch diese Erzählungen mögen. Es sind feinsinnige Geschichten über das Leben zum Genießen.