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Veröffentlicht am 09.09.2018

Ein besonderer Lebensabschnitt und ein unterhaltsames Lesevergnügen!

Spätsommerfreundinnen
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In ihrem unterhaltsamen Roman "Spätsommerfreundinnen" führt uns Andrea Russo dieses Mal in eine Geschichte, die das Leben einer Frau mit ihrer ersten Liebe und ihren Freundschaften sehr real zeigt.

Durch ...

In ihrem unterhaltsamen Roman "Spätsommerfreundinnen" führt uns Andrea Russo dieses Mal in eine Geschichte, die das Leben einer Frau mit ihrer ersten Liebe und ihren Freundschaften sehr real zeigt.

Durch ihren klaren und lockeren Schreibstil gleitet man förmlich durch das Buch und fühlt sich wie eine alte Freundin ihrer Protagonistin Jette. Man ist einfach mit dabei. Wenn man um die 50 ist, Frau und Mutter noch dazu, gehört man unweigerlich in den Kreis der Figuren dazu. Einige Dinge hat man auch so erlebt, manches ähnlich empfunden und deshalb fällt es mir auch sehr leicht, mich in diesen Roman versinken zu lassen. Es geht um die Probleme dieses Alters, Wechseljahre, Hormonschwankungen und den Auszug der Kinder. Bei Jette sorgt ihre Scheidung und die Todesnachricht eines alten Bekannten für zusätzlichen persönlichen Gefühlsaufruhr.


Wie sie mit den Überraschungen des Lebens klar kommt, welche Freunde ihr zur Seite stehen und wie sie ihr weiteres Leben gestaltet ist kein außergewöhnlicher Lebensweg. Aber Andrea Russo zeigt Jette so sympathisch und ihre Gedanken und Gefühle so nachvollziehbar auf, dass man ihre Geschichte gerne verfolgt.


Fast schon ein Aushängeschild der Autorin sind die eingefügten kulinarischen Köstlichkeiten. In diesem Buch wird gern gegessen. Essen gehört einfach zum freundschaftlichen und familiären Zusammensein dazu und ein paar zum Inhalt passende Rezepte gibt es gratis dazu.


Dank der schönen landschaftlichen Beschreibungen der Lüneburger Heide hat man als Leser die Gegend gut vor Augen und es werden Sehnsüchte geweckt. Gerne möchte man diese schönen Ecken aufsuchen und die Ruhe dort genießen.


Mit den gut gezeichneten Charakteren wird man schnell warm, ihre persönlichen Eigenheiten machen sie wiedererkennbar und man nimmt sie als realistische Figuren wahr.

Jette ist bodenständig, freundlich und dankbar für ihre gute Beziehung zu ihrer Tochter. Sie liebt Kochen und Backen und macht sich nichts aus Diäten. Auch wenn sie keinen Scheidungsgroll hegt, sehnt sie sich nach einem festen Partner an ihrer Seite. Dank ihrer Freundin Eva wird sie mental unterstützt und der Besuch in der Lüneburger Heide sorgt für ein Wiedersehen mit alten Freunden.

Schnell stellen sich die Erinnerungen an ihre Jugend ein und sie träumt von manchen Erlebnissen und ihrer ersten Liebe.

Ihr Leben nimmt eine ungeahnte Wendung, man könnte sagen, dass der verstorbene Thiess einen großen Anteil daran hatte.


"Spätsommerfreundinnen" ist eine Geschichte wie aus dem wahren Leben. Man kann damit entspannt abtauchen, es ist ein richtiges Wohlfühlbuch. Vor allem aber zeigt es eines, auch mit 50 hält das Leben noch einige schöne Überraschungen auf Lager, man muss sich nur darauf einlassen.



Veröffentlicht am 06.09.2018

Die Waringhams gehen in die vierte Runde

Der dunkle Thron
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London 1529: Nicholas of Waringham erlebt wie sein Vater an den Folgen der Folter im Tower von London stirbt. Der Verwurf gilt der Beteiligung an der Verbreitung von ketzerischen Schriften. Nick ist gerade ...

London 1529: Nicholas of Waringham erlebt wie sein Vater an den Folgen der Folter im Tower von London stirbt. Der Verwurf gilt der Beteiligung an der Verbreitung von ketzerischen Schriften. Nick ist gerade mal 14 Jahre alt, als er die heruntergewirtschaftete Baronie Waringham erbt. Gleichzeitig zieht er sich mit seinem Namen den Groll Königs Henry VIII. auf sich. Der König will sich von der katholischen Kirche lossagen, um so die Scheidung von seiner Frau Katharina von Aragón möglich zu machen. Die "Papisten", zu denen auch Hernys Tochter Mary gehört, sind sich ihres Lebens nicht mehr sicher. Die Reformationsbewegung setzt ein. Der waghalsige Nicholas setzt sich für den Schutz Marys ein. Das zieht ihn in den Strudel der Politik und bringt seine Familie in Gefahr.


In diesem Roman erlebt man das Zeitalter der aufkommenden Renaissance und verlässt die Szenerie der für mittelalterliche Romane üblichen Kampfeshandlungen. Die Autorin zeigt statt dessen die innenpolitischen Wirren Englands zur Zeit der Reformation und die willkürliche Herrschaft König Henry VIII. Seine grausame Regentschaft ist geprägt von seiner Lüsternheit und seinem Frauenverschleiss und so sind die Waringhams nicht mehr die engen Vertrauten des Königs. Sie stehen dafür loyal hinter der sympathisch dargestellten Prinzessin Mary, die Henry durch die Scheidung von ihrer Mutter von der Erbfolge auf den Rang eines Bastards degradiert.

Nicholas of Waringham ist ein würdiger Spross seiner Familie. Er bleibt seinem Treueeid und seinen Prinzipien treu und lässt sich nicht beirren, Folter und Todesandrohungen zum Trotz. Gleichzeitig sorgt er für ein Aufblühen der Baronie, indem er die Pferdezucht von Schlachtrössern auf Reitpferde umstellt. Dabei macht ihm seine Stiefmutter das Leben schwer. Das er mit seiner Treue zu Königin Katharina von Aragón und ihrer Tochter Prinzessin Mary sich zum Ziel von Intrigen und Anfeindungen macht, ist im Roman der spannendste Handlungsstrang. Immer wieder gerät er in die Machtkämpfe des Königs oder in religiöse Fehden und dabei muss er mutig und intelligent einen Weg aus der Gefahr finden.

Rebecca Gablé schildert diese Zeit der Renaissance und des Umbruchs zur Zeit Martin Luthers sehr anschaulich. Ihr Roman steht auf gut recherchierter Basis. Die Willkür von König Henry VIII. wird gut deutlich und die Autorin erklärt die historischen Begebenheiten in der ihr üblichen authentischen Weise. Die Charaktere der Zeit umfassen nicht nur König Henry VIII., seine sechs Ehefrauen und Kinder, sondern auch Grössen wie Lord Chancellor Thomas Cromwell und Nick Waringhams Mentor Thomas More.
Die Figuren wirken sehr lebendig und gerade das Umdenken durch die Reformierten macht diesen Roman unterhaltsam und erfüllend zu lesen.


Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und auch so spannend beschrieben, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte, obwohl ich doch von den religiösen Fehden, Folterungen und Enthauptungen recht genervt war. Doch für die Historie kann man der Autorin keinen Vorwurf machen. Allein das positive Bild der Prinzessin Mary erscheint mir zu geschönt, macht sie sich doch in ihrer Regentschaft als "Bloody Mary" einen Namen, der alles andere als friedfertig gilt.

Für einen besseren Überblick runden Karten, Personenregister und ein interessantes Nachwort der Autorin das Buch ab.

Wieder einmal hat es Rebecca Gablé geschafft, mich in ein historisches Abenteuer zu ziehen, das die Schwierigkeiten der damaligen Zeit anschaulich widerspiegelt. Ihr Held Nicholas Waringham ist ein ehrenhafter Nachfahre seiner Familie und macht diesen Roman so persönlich nachvollziehbar und interessant. Ein wunderbarer Roman mit spannenden Einblicken in das Leben König Henry VIII.

Veröffentlicht am 06.09.2018

Super Orientierungshilfe in einer tollen Stadt

DuMont Reise-Taschenbuch Shanghai
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Anlässlich eines Shanghai-Aufenthaltes habe ich mir diesen Reiseführer angeschafft und bin sehr zufrieden damit. Er ist sehr handlich, nicht zu schwer und inhaltlich sehr übersichtlich gemacht.
Die Informationen ...


Anlässlich eines Shanghai-Aufenthaltes habe ich mir diesen Reiseführer angeschafft und bin sehr zufrieden damit. Er ist sehr handlich, nicht zu schwer und inhaltlich sehr übersichtlich gemacht.
Die Informationen zu Kultur und Geschichte sind sehr ausführlich gemacht und die Sehenswürdigkeiten sind vielfältig aufgelistet. Es gibt schöne Fotos und für Besichtigungen werden Routen durch spezielle Stadtviertel vorgestellt. Dabei kommt man an den Hauptsehenswürdigkeiten vorbei und muss nicht selbst umständlich planen. Selbst die Eintrittspreise von Museen und Veranstaltungen werden erwähnt und es gibt diverse praktische Anmerkungen. Mit Hilfe von zweisprachigen Namen kann man sich besser orientieren und hat zum Nachfragen die chinesische Variante gleich dabei. Das ist eine große Hilfe in dieser riesigen Stadt.

Weiterhin werden Hotels und Restaurants empfohlen, was ich aber im Zeitalter des Internets nicht für nötig erachte. Der Hauptaugenmerk
sollte eher auf der Beschreibung der Highlights des Ortes liegen. Auf die Besonderheiten wird ziemlich allgemein eingegangen, es gibt zu viele Bereiche, die für ein Buch den Rahmen sprengen würden.

Am besten hat mir die herausnehmbare Karte gefallen, die auch die Stationen der Shanghai Metro anzeigt.

Ein hilfreicher Reiseführer, der eine gute Orientierungshilfe in der riesigen chinesischen Metropole Shanghai bietet.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Traurige und berührende Liebesgeschichte

Love Story
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"Erich Segal" schrieb 1969 seinen Roman "Love Story", der kurz darauf verfilmt wurde und einen großen Erfolg verzeichnen konnte.

Es geht um ein junges Paar, die sich in der Uni kennen lernen. Er kommt ...

"Erich Segal" schrieb 1969 seinen Roman "Love Story", der kurz darauf verfilmt wurde und einen großen Erfolg verzeichnen konnte.

Es geht um ein junges Paar, die sich in der Uni kennen lernen. Er kommt aus einer reichen Bankiersfamilie und sie ist Bäckerstochter mit italienischer Abstammung. Oliver und Jenny verlieben sich auf den ersten Blick ineinander und sie heiraten gegen den Willen von Olivers Vater. Der dreht den Geldhahn für sein Jura-Studium zu und Jenni arbeitet nebenbei. Sie leben arm aber glücklich und schmieden Pläne für ihre gemeinsame Zukunft. Oliver beendet sein Studium und erhält einen lukrativen Anwaltsjob. Ihre Sorgen scheinen beendet, doch dann schlägt das Schicksal grausam zu. Jenni ist todkrank.

Dieses Buch hat mich mit seinem lockeren Erzählstil umgehauen. Jenni redet halt wie ihr ihr Schnabel gewachsen ist. Das war für das Erscheinungsjahr des Buches relativ neu.
Es ist einfach schön, wie dieses total verliebte Paar ihre Gefühle lebt und man sieht förmlich die Beiden auf einer rosa Wolke sitzen. Doch das Glück ist nicht von Dauer. Als dann die Krankheit ausbricht, fällt man mit den Protagonisten in ein tiefes Loch. Was vorher glücklich und unbeschwert war, wird jetzt traurig und bitter. Dieses Umschlagen der Gefühle ist dem Autor eindrucksvoll gelungen. Nicht umsonst wurde diese Story so ein grandioser Erfolg. Es rührt zu Tränen, erst aus purer Freude, später aus Anteilnahme und Mitleiden.
Hier stehen zwei Menschen zueinander, in guten wie in schlechten Zeiten und ihre Liebe trägt sie durch die schwerste Zeit ihres Lebens hindurch. Bis zum bitteren Ende.

Diese Geschichte ist eine Hommage an die große Liebe, die das Leben erst lebenswert macht. Ein Roman, der den Leser Anteil nehmen lässt an Glück und Leid und noch lange nachhallt.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Kulturelle Hürden werden durch Liebe überwunden

Englischer Harem
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Die arbeitslose Tracy landet als Aushilfskellnerin in einem persischen Lokal. Chef Saamar Sahar, genannt Sam, hat zwei Frauen, die beide Tracys Freundinnen werden, aber auch Sam findet Gefallen an Tracy, ...

Die arbeitslose Tracy landet als Aushilfskellnerin in einem persischen Lokal. Chef Saamar Sahar, genannt Sam, hat zwei Frauen, die beide Tracys Freundinnen werden, aber auch Sam findet Gefallen an Tracy, die sich für seine Kultur interessiert. Sie wird Sams dritte Ehefrau.


So beginnt ein provozierender Roman über Heimat, Kochen und die Faszination des Fremden … und eine Liebesgeschichte wie keine andere.

Englischer Harem ist eine mit leichter Ironie erzählte Geschichte über das Schicksal des muslimischen Wahl-Londoners Saaman Sahar aus dem Iran, der sich britischer fühlt, als seine Umgebung sich vorzustellen vermag. Ein Buch, dass mich echt in seiner Tiefe überrascht und mitgerissen hat.

Das Buch ist eigentlich eine Satire und zeigt die Faszination, aber auch die befremdlichen Ängste vor anderen Kulturen, die sich auch bei aufgeschlossenen Menschen finden.

Wie hier aus einer Liebesgeschichte mit Komik und gesellschaftlichen Schranken ein Roman gestrickt wird, ist wirklich überraschend.

Besonders nachvollziehbar ist die Schilderung der Familie Tracys, die befürchtet, dass dass die Tochter zum Islam übertritt. Auch Tracys Freunde denken in Klischees und sehen sie als Haremsdame und die englischen Behörden haben so ihre Probleme mit der Eheschliessung.


Der englische Harem ist ein mitreissendes, erstaunliches Buch, dass einen hintergründigen Inhalt hat und einfach gut unterhält. Hier werden Toleranz und Klischees fremder Kulturen auf den Prüfstand gestellt und damit wird zum Nachdenken angeregt.