Buchinhalt:
Emma lebt glücklich mit ihrer Mutter Rina in Deutschland bis es zu einem tödlichen Unfall kommt und Emma zu ihrem Vater nach Irland ziehen muss, um dort auf das Elite-Internat „Sensus Corvi“ für Schüler mit außergewöhnlichen Fähigkeiten zu gehen. Die Ereignisse überschlagen sich extrem im Laufe der Geschichte und Emma muss entscheiden, wem sie vertrauen kann und welchen Preis sie bereit ist für das größere Wohl zu bezahlen.
Rezension:
Zu Beginn der Geschichte wird man als Leser mitten in das Leben von Emma hineingeworfen. Man verfolgt die rasante Geschichte, die plötzlich Emma`s Leben komplett verändert fast emotionslos, da man keine Zeit zum Aufatmen hat, genau wie Emma selbst. Sie hat keine Zeit zum Verarbeiten von all dem Geschehen. Hilfreich sind für den Leser hierbei die anfangs recht kurzen Kapitel von max. 2 bis 3 Seiten. Es geht regelrecht Schlag auf Schlag, was der Geschichte Spannung verleiht und der Leser so einiges über Emma und ihre Familie sowie ihre Gabe erfährt.
Die kurzen Kapitel helfen dem Leser aber auch, um gerade durch dieses Buch zu fliegen und die Spannung im Buch zu halten, was einen Suchtfaktor bei mir auslöste. Denn ich sagte mir manches Mal, dass ich nur noch ein Kapitel lesen wollte, und weil sie so schön kurz waren, wurden es dann doch mehr als eins… Ich wollte einfach wissen, wie es weitergeht. Denn diese Geschichte hat einfach alles: Geheimnisse, Intrigen, Verrat, Vertrauen, Spione, Liebe, magische Fähigkeiten, Freunde, Moral, düstere Vergangenheiten … und einen Bad Boy, der einem ans Herz wächst ❤
Allerdings machten mir die Intrigen und Geheimnisse es ziemlich schwer, hinter die Fassade zu schauen und herauszufinden, wer die Wahrheit sagt und wer nur seine eigenen Ziele verfolgt. Ich wusste nie wirklich wer hier gut und wer böse ist. Das Verwirrspiel zwischen Gut und Böse ohne genau zu wissen, wer denn nun auf welcher Seite kämpft, ist mir allerdings lieber als gleich zu Beginn eines Buches zu wissen/zu erahnen, wie es endet. So bleibt es wenigstens spannend bis zum Schluss und das hat die Autorin Rena Fischer geschafft. Denn die Spannung war von Anfang bis Schluss greifbar, so dass es mir manchmal echt schwer fiel, abends das Buch bei Seite zu legen und schlafen zu gehen. Selbst Nachts machte ich mir dann Gedanken, wie die Geschichte weitergeht und wer Bösewicht bzw. Held ist. Doch diese wurden beim Weiterlesen gleich wieder über den Haufen geworfen und die Geschichte nahm eine ganz andere unvorhergesehene Wendung …
Aufgrund des Klappentextes hatte ich teilweise eine andere Story erwartet, hoffte auf mehr Szenen mit anderen Internatsschülern und ihren unglaublichen Gaben, von denen ich vielleicht noch nie etwas gehört hatte. Ich hoffte auf Interaktionen mit den Internatsschülern. Stattdessen landet man meist außerhalb der Schule oder im Büro des Schuldirektors, ohne Mitschüler. Ich hätte aber auch gern in so manches Schulbuch einen Blick reingeworfen oder es womöglich gleich eingesteckt und mitgenommen, weil es mich so sehr interessiert hatte. Leider hat man als Leser gar keinen Einblick in die Bücher erhalten. Es hieß stattdessen nur, dass Emma es lesen soll bzw. liest oder ihr ihr Primus erzählen soll. Doch dazu kommt es nie. Echt schade, da mich gerade DAS so neugierig gemacht hatte. Ich hoffe hier einfach mal auf den 2. Chosen-Band und mehr Aufklärung!
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und leicht, so dass ich mich schnell in die Geschichte reingelesen hatte und nur so durch die Seiten flog. Um die Spannung von Anfang an zu halten und um Aufklärung zu sorgen wurde aus zwei Sichtweisen geschrieben: Einmal aus Emmas Sicht in der Gegenwart, zum anderen aus der Sicht ihrer Mutter und ihren Erlebnissen in der Vergangenheit, da auch sie auf die Schule Sensus Corvi ging und sich zwischen Falken und Raben entscheiden musste. Ich fand es immer wieder spannend zu erfahren, wie es Rina in der Vergangenheit erging. Anfangs hatte ich zwar noch gerätselt, von wem die grau gedruckten Szenen handelten, doch als ich dahinter kam, freute ich mich auf diese Abschnitte. Sie rissen mich zwar immer aus Emma`s Geschichte heraus, aber diese Szenen waren nötig, um Rina´s Handeln in der Vergangenheit zu verstehen und auch um zu begreifen, wie Emma´s Vater und Farran in das Ganze reingehören.
Charaktere:
Mit Emma bin ich anfangs relativ schnell warm geworden, was wohl an dem gehetzten emotionalen stressigen Beginn des Buches mit seinen kurzen rasanten Kapiteln liegt. Später flachte dies allerdings wieder ab, weil sie teils zu impulsiv und naiv handelte, obwohl sie gleichzeitig intelligent, temperamentvoll und mutig ist wie ihre Mutter. Nicht verstehen konnte ich, wieso sich fast alle Typen in Emma verliebten nachdem sie ihr nur einmal begegnet sind. Ich fragte mich oft: Was macht sie so besonders? An ihrem Aussehen konnte es nicht liegen, da sie selbst oft daran herumgenörgelt hatte und lieber wie ihre beste Freundin Liz aussehen wollte. Also was ist es, was die Männerherzen zu ihr fliegen ließ?
Aidan – Mit ihm bin ich nicht wirklich warm geworden. Ich hatte das Gefühl, dass er mir einfach vor die Nase gesetzt wurde und ich mit ihm klar kommen musste. Er war mir einfach „zu perfekt“ und glatt. Es gab kein „dunkles Geheimnis“ oder dergleichen. Emotionen hatte ich bei ihm kaum erlebt, abgesehen vom Ende als er weinte. Ich konnte seinen Spagat zwischen Emma und Lynn anfangs nicht verstehen, bis es dann im Mittelteil aufgeklärt wurde. Erst da konnte ich aufatmen und Aidans hin und her mit Emmas Gefühlen begreifen.
Jared – mein Lieblings-BadBoy. Ich hatte anfangs zwar irgendwie so meine Zweifel an dem Jungen, aber ich schloss ihn schnell ins Herz, da er für Emma immer nur das Beste wollte und ihr zur Seite stand und sich sogar für sie prügelte. Er war für mich eine gute Mischung aus gut und böse und auf Typen mit dunkler geheimnisvoller Aura und dunklen Haaren stehe ich ja sowieso kicher Ich bin froh, dass Emma Jared kennengelernt hat! Danke, Rena! J Go, Team Jared!
An die Autorin: Ich hoffe inständig auf eine separate Geschichte über Jared, in der wir mehr über sein Leben bei den Falken und Raben erfahren und auch erfahren, was ihn an Emma so fasziniert und gefallen hat, dass er sich für sie ständig in Gefahr brachte.
Rina ist Emmas Mutter und wird in größtenteils in Rückblenden und Ratschlägen erwähnt, die man farblich/kursiv leicht vom Hauptgeschehen unterscheiden kann. Rina ist eine starke und intelligente Frau, die für sich und ihre Tochter sogar die Liebe ihres Lebens opfert und flieht. Sie hat Emma sehr gut unterrichtet sich zu verstecken, wie ich finde. Ich wünschte, wir hätten mehr als nur die wenigen Rückblenden von Rina gehabt, um mehr über sie und ihre Gefühlswelt zu erfahren. Ich mochte Rina und konnte ihr Handeln gut nachvollziehen.
Jacob – Vater ohne Gefühle. So erlebte ich ihn anfangs. Ich brauchte lange, um zu verstehen, welche Rolle er wirklich in der Geschichte spielt und wusste nie wirklich auf welcher Seite er steht – Emma oder Farran. Ich hatte oft den Eindruck, dass er zu oft und zu viel von Farran manipuliert wurde und selbst keine eigenen Gedanken mehr hat, sondern nur noch tut was Farran ihm eintrichtert.
Farran vs. Richard – ich hatte bis zum Schluss absolut keinen Plan, wer auf welcher Seite kämpft. Gut oder Böse? Ich war wie Emma so hin und her gerissen, dass ich keinem der beiden Charaktere wirklich vertraut habe. Ich dachte sehr oft an Emma`s Mutter Rina und die Gründe ihrer damaligen Flucht, denn so muss auch sie sich gefühlt haben. Beide Charaktere sind so geheimnisvoll und düster, beide irgendwie mit Rina verbunden und jeder mit eigenen Zukunftsplänen beschäftigt, dass es mir Angst machte. Besonders Farran. Der hat es meiner Meinung nach sehr in sich und erinnert mich stark an eine machtgierige Person, der die Welt mit allen Mitteln und Fähigkeiten beherrschen will. Ganz gleich, wer dabei auf der Strecke bleibt. Hauptsache, Farran bekommt seinen Willen. Ich weiß nicht genau, wie alt Farran in dieser Geschichte ist, aber seine Pläne reichen weit zurück in die Vergangenheit und auch weit in die Zukunft hinein. Er ist ein wahrer Stratege und Manipulant, dass es schon sehr beeindruckend auf mich wirkte. Ja, Farran ist beeindruckend, aber auch sehr Furcht einflößend.
Emma´s beste Freundinnen Liz und Faye mochte ich beide gern. Ich hätte gern viel mehr über sie erfahren. Ihre Auftritte im Buch waren leider VIEL zu kurz. Ich hatte die beiden schon in mein Herz geschlossen, schon waren sie wieder von der Bildfläche verschwunden. Bitte mehr über Faye und Liz, die Emmas beste Freundinnen sind.
Es tauchten auch andere Charaktere auf – meist männlich –, denen ich irgendwie von Anfang an nicht traute und ahnte, dass sie etwas aushecken und Emma schaden wollen. Meist blieben ihre Auftritte jedoch nur kurz und sie verschwanden wieder, so dass ich mich frage, ob es sinnvoll war, sie überhaupt zu erwähnen. Denn die Masse an Protagonisten, Rängen, Gaben etc. verwirrte mich manches Mal sehr.
Das Buch hat mich am Ende etwas atemlos und voller Gedanken zurückgelassen. Ich wollte einfach nicht, dass es die letzte Seite dieses ersten Bandes gelesen ist und habe es so lange wie möglich hinausgezögert. Aber dann war es doch passiert. Die letzte Seite war gelesen und ich stand da und wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Ich trauere lieb gewonnenen Protagonisten hinterher und sorge mich sehr um andere… Ich werde auf jeden Fall auch den 2. Band von CHOSEN lesen, da ich wissen will, wie alles aufgelöst wird. Außerdem hoffe ich sehr auf all die Erklärungen, die im ersten Band so viele Fragen aufgeworfen haben. Und vielleicht … vielleicht werde ich sogar noch mit Aidan warm und verzeihe der Autorin, dass sie meinen Lieblingscharakter in diesem ersten Teil getötet hat!
Zusammenfassung:
Was hat mir an Chosen 1 gut gefallen?
– Da wären zum einen das wunderschöne Cover in schwarz und silbern. Meine absoluten Liebingsfarben. Von daher MUSSTE ich dieses Buch unbedingt haben. Hier hat der/die Coverdesignerin voll meinen Geschmack getroffen. Ich bin sehr gespannt auf das Cover von dem 2. Chosen-Buch.
– Mir gefiel die Geschichte, die Grundidee und auch die Spannung, die aufgrund der anfangs sehr kurzen Kapitel im gesamten Werk gehalten wurde.
– Das Verwirrspiel zwischen Gut und Böse gefiel mir gut, weil ich nie wusste, was als nächstes geschieht.
– Die Rückblenden von Rina, die hellgrau gedruckt sind.
– Mir gefielen die Ratschläge von Emmas Mutter Rina, die Emma immer in Gedanken abrief, wenn sie in einer entsprechenden Situation war.
– Der Ort an dem die Geschichte spielte: Irland und Internat für Begabte! Wo bitte kann ich mich für die Schule anmelden? ?
– Ich mag den leicht flüssigen Schreibstil, die Wortwahl und die Umsetzung des Gedankengerüsts der Autorin sehr. Ich hoffe auf weitere tolle Bücher von Rena Fischer!
Was hat mir an Chosen nicht so gut gefallen?
– Der Tod meines Lieblingscharakters. Erstens hatte ich gehofft, ihn im 2. Band wieder zu begegnen und zweitens ging mir sein Tod viel zu schnell von Statten.
– Emmas Charakter war teils merkwürdig. Auf der einen Seite erschien sie mir stark und selbstständig, mutig und charakterstark, dann war sie wieder stur, impulsiv und nahm alles einfach so hin wie es ihr jemand vorgab ohne Nachzufragen. Da hatte ich manchmal den Gedanken, dass sie gehirnmanipuliert wurde. Mich störte auch, dass sich fast jeder spontan in sie verliebte.
– Wie ich in der Lovelybooks-Leserunde zum Buch bereits schrieb, wäre es sehr hilfreich gewesen, im Glossar des Buches die Charaktere und ihre Gaben sowie die Ränge der Falken näher darzustellen. Denn so bin ich irgendwann ab etwa Mitte des Buches gar nicht mehr mitgekommen. Auch wusste ich nicht mehr, welche Aurafarbe welche Gefühle zeigte, auf die Emma entsprechend reagierte. Hier wäre auch eine Auflistung hilfreich gewesen. Ich hoffe somit inständig auf den 2. Band!
– Die Prüfung Emma´s, um auf „Sensus Corvi“ als vollwertiges Mitglied angenommen zu werden. Es war einfach zu lasch. Ich hatte mehr Spannung und mehr Kampf erwartet.
Von mir gibt es wunderbare 4 von 5 Punkten für den schönen Schreibstil, die spannende Geschichte und die wunderbaren unterschiedlichen Charaktere!