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Veröffentlicht am 15.09.2016

ein neuer Fall für Commissario Meier

Sicht Unsichtbar - Der dritte Fall für Schnyder&Meier
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"Sicht Unsichtbar" ist der dritte Fall für "Commissario" Werner Meier der Kapo Waldstadt. Auch wenn sich jeder Teil für sich lesen lässt empfehle ich, die Vorgänger unbedingt zu lesen, um sich mit den ...

"Sicht Unsichtbar" ist der dritte Fall für "Commissario" Werner Meier der Kapo Waldstadt. Auch wenn sich jeder Teil für sich lesen lässt empfehle ich, die Vorgänger unbedingt zu lesen, um sich mit den Protagonisten und ihrem Umfeld vertraut zu machen. Wie in den anderen Teilen gibt es auch hier wieder jede Menge Nebendarsteller, einige bekannte, aber auch viele neue Gesichter. Ohne wenigstens das "Stammbesetzung" und die Vorgeschichte zu kennen ist es evtl. etwas knifflig, den Überblick über alle Personen beizubehalten.

Nach dem letzten turbulenten Fall, in dem Zitas neugeborener Sohn Finn gekidnappt wurde, sind einige Monate ins Land gezogen. Finn ist 9 Monate alt und soll getauft werden, Helen, bei der Zita und Meyer immer noch wohnen lässt es sich nicht nehmen, ein großes Fest auszurichten. Dumm nur dass ausgerechnet an diesem Tag eine Leiche am Greifensee gefunden wird. Meier muss das Fest verlassen um zu ermitteln. Bei dem Toten handelt es sich um Johan Havemann, den Besitzer der Pension Seeblick am Greifensee. Wenige Tage zuvor hatte er einen Disput mit dem Ranger des Naturschutzgebietes Silberbirke, klar dass Birk in den Fokus der Ermittler gerät, zumal er nicht auffindbar ist. Im Streit ging es um das Prestigeprojekt VillageGreen, das die Einwohner von Waldbach in Befürworter und Gegner spaltet. Die einen sehen darin einen allgemeinen Aufschwung der dem Ort zugute kommt, die anderen fürchten um das Naturschutzgebiet. Meier und seine Truppe haben mit den Ermittlungen alle Hände voll zu tun....

Wie schon bei den anderen beiden Teilen ist die Krimihandlung stark mit dem Privatleben von Zita und Meyer verknüpft. Die Einwohner von Waldbach sind mir inzwischen ans Herz gewachsen, da man sie mit jedem neuen Teil ein stückweit mehr kennenlernt. Die Figuren sind liebevoll gezeichnet und schön ausgearbeitet, sie wirken lebensecht und sind mehr oder weniger skurril. Jeder hat seine Eigenheiten und das Beziehungsgeflecht ist in dem kleinen Ort sehr dicht, ein jeder kennt jeden und weiß um dessen Geheimnisse.

Bei Zita und Meyer geht es gewohnt turbulent zu, die beiden so unterschiedlichen Charaktere ecken immer wieder an, sind sich über die Rolle die jeder in der Beziehung innehat noch nicht so richtig klar, bzw. gehen die Erwartungen auseinander. So kommt es dass Meier aus Mangel an einem Babysitter Klein-Finn mit zur Arbeit nehmen muss. Was nicht jeder seiner Kollegen prickelnd findet. Die ehemalige Wetterfee ScarLett hat in diesem Teil eine kleinere Rolle, dafür ist diesemal Meiers Hexenschuss der Running Gag und die Haare von Kollegin Beanie Barras ziehen sich wie der rote Faden durch die Story und sorgen für so einige Lacher. Überhaupt findet sich wieder Situationskomik vom Feinsten, aber hier möchte ich nicht allzu viel verraten.

Gabriela Kasperski schafft eine wunderschön dichte Atmosphäre, fast meint man den Greifensee und das Naturschutzgebiet vor sich zu sehen. Der Schreibstil ist gewohnt bildhaft und detailliert, aus vielen unterschiedlichen Blickwinkeln bekommt man als Leser einen umfassenden Einblick in die Gedankenwelt und die Geschehnisse, doch was den Täter angeht tappte ich bis zuletzt im Dunklen.

Fazit: Ein weiterer gelungener Teil der Reihe um Zita und Meier, eine kleine Welt in die ich beim lesen wunderbar abtauchen konnte. Freue mich schon auf den nächsten Teil.

Veröffentlicht am 15.09.2016

ganz großes Kino

Die Salbenmacherin und der Bettelknabe
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"Die Salbenmacherin und der Bettelknabe" ist der zweite Teil der Reihe um Olivera aus dem fernen Konstantinopel, die ihre neue Heimat in Nürnberg gefunden hat. Wir schreiben das Jahr 1409. Nach den schlimmen ...

"Die Salbenmacherin und der Bettelknabe" ist der zweite Teil der Reihe um Olivera aus dem fernen Konstantinopel, die ihre neue Heimat in Nürnberg gefunden hat. Wir schreiben das Jahr 1409. Nach den schlimmen Erlebnissen in Tübingen hat Olivera in Götz einen verlässlichen Partner gefunden, die beiden versuchen sich eine neue Existenz aufzubauen. Götz möchte der neue Apothekarius der Stadt werden und Olivera bereitet Salben und Tränke zu, die bei den Patriziern heiß begehrt sind. Doch die Erinnerung an ihren Mann Laurenz und die damaligen schrecklichen Ereignisse hängen wie eine dunkle Wolke über den beiden.

Parallel läuft der Strang über den Waisenjungen Jona, der mit kleinen Diebstählen und Betteleien zu überleben versucht. In Nürnberg verlässt ihn sein Glück, da er ohne Erlaubnis bettelt wird er zum Arbeitsdienst an der neuen Stadtmauer verdonnert. Sein Schicksal teilen viele andere Betteljungen, sie verrichten den ganzen Tag schwerste körperliche Arbeit und bekommen nur unzureichend Essen. Für Jona steht schnell fest, dass er hier weg muss. Zusammen mit Caspar, mit dem er sich angefreundet hat, gelingt den beiden die Flucht. Als ein Fremder ihnen Arbeit verspricht, rennen die beiden in ihr Unglück, sie landen in den Fängen von Teufelsanbetern. Als Jona versucht zu fliehen, wird er niedergeschlagen, schwer verletzt kann sich mit letzter Kraft bei einem Haus verstecken. Dem Haus von Götz und Olivera....

Ich bin ein großer Fan von den Historischen Romanen von Silvia Stolzenburg, habe fast alle gelesen und war auf die Fortsetzung der Geschichte um Olivera schon mächtig gespannt. Tja, was soll ich sagen? Der zweite Teil hat mir noch besser gefallen als der erste, ich war von Beginn an gefesselt. Es geht auch gleich spannend los mit einem Prolog, der erst mal mit der Geschichte nichts zu tun hat, aber die grausame Realität der damaligen Zeit verdeutlicht. Wie in ihren anderen Romanen ist die Geschichte farbenprächtig und lebendig, man erhält beim lesen einen wunderbareren Einblick in die längst vergessene Zeit. Angefangen bei der genauen Beschreibungen der Stadt und Wohnsituation, der Kleidung oder den Gebräuchen. Die Menschen waren auf das Wohlwollen der Patrizier angewiesen, so kommt Olivera in große Not, als sie eine Abtreibung durchführen soll. Egal wie sie sich entscheidet, ihre ganze Existenz hängt davon ab.

Besonders interessant waren für mich die medizinischen Details und die Schilderung über die Zubereitung der Salben und Tränke, mit denen Olivera ihr Geld verdient.

Der Autorin gelingt es, viel Atmosphäre aufzubauen, ich konnte beim lesen tief in die Geschichte eintauchen und hatte Kopfkino vom feinsten. Die Beschreibungen sind so detailliert, dass ich die Stadt mit ihren Bewohnern vor meinem inneren Auge gesehen habe. Dazu kommt die Handlung, die schon fast ein Krimi ist.

Die Spannung ist von Beginn an hoch und steigert sich enorm, die Ereignisse überschlagen sich und durch die Perspektivwechsel entsteht eine eigene Dynamik. Hier kommt definitiv keine Langeweile auf.

Fazit: Ganz großes Kino, ich habe jede einzelne Seite genossen. Authentische, schön gezeichnete Figuren, eine spannende Handlung und ein anspruchsvoller, der Zeit angepasster Schreibstil machen das Buch zu meinem Highlight der Historischen Romane 2016. Ich bin gespannt welche Abenteuer Olivera im nächsten Teil erwarten und freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vincents dritter Fall

Wolfsspinne
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Düsseldorf: Die Promi Wirtin Melli Franck wird in ihrem Lokal getötet und brutal vergewaltigt, Vincent und sein Team ermitteln in dem Fall. Eine erste Spur führt zu einem gefeuerten Angestellten, aber ...

Düsseldorf: Die Promi Wirtin Melli Franck wird in ihrem Lokal getötet und brutal vergewaltigt, Vincent und sein Team ermitteln in dem Fall. Eine erste Spur führt zu einem gefeuerten Angestellten, aber auch Mellis Beziehung zu einem prominenten Fernsehmoderator war nicht unproblematisch. Die Ermittlungen gehen in alle Richtungen, letztlich auch ins Drogenmilieu.

Teil 3 der Reihe um den Düsseldorfer Ermittler Vinent Veih beschäftigt sich mit einem brandaktuellen Thema, dem NSU. Horst Eckert hat hier wieder mal einen spannenden Thriller mit brisantem Inhalt geschrieben, beim lesen verschwimmen Fiktion und Fakten. Der Autor hat das Thema sehr gut umgesetzt, es fesselt von der ersten Seite an und beleuchtet verschiedene Aspekte. Seien es eingeschleuste Ermittler, die Rolle der Geheimdienste oder des Verfassungsschutzes, Parallelen zur Realität sind erkennbar.

Vincent hat es in diesem Fall nicht leicht, denn jemand aus den eigenen Reihen versucht ihn auszubooten, so dass er an allen Fronten kämpfen muss. Welche Rolle spielt der eingeschleuste Ermittler Ronny?

Vincent Veih und sein Umfeld waren mir aus den vorigen Bänden bekannt, dazu kommen eine Vielzahl an neuen Figuren, allesamt sehr gut charakterisiert. Die Charaktere wirken authentisch, die Dialoge sind lebendig. Ein Geheimnis um Vincents Abstammung wird gelüftet, fast zumindest, ein Rest Ungewissheit bleibt. Die Handlung in der Gegenwart wechselt sich mit einer Ebene in der Vergangenheit ab, durch die man als Leser über mehr Infos verfügt als Veih und langsam eine Ahnung bekommt wo die Zusammenhänge sind.

Fazit: Ich fand "Wolfsspinne" beängstigend realistisch, super spannend und nachdenklich machend, ein Thriller der es in sich hat. Ich hoffe dass es noch einen weiteren Fall für Vincent Che Veih geben wird.


Veröffentlicht am 15.09.2016

überraschend anders

Bist du glücklich?
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"Bist du glücklich" von Kai Hensel war für mich in jeder Hinsicht ein Überraschungsbuch.

überraschend unvorhersehbar, denn lange Zeit war gar nicht klar, in welche Richtung sich die Story entwickeln ...

"Bist du glücklich" von Kai Hensel war für mich in jeder Hinsicht ein Überraschungsbuch.

überraschend unvorhersehbar, denn lange Zeit war gar nicht klar, in welche Richtung sich die Story entwickeln wird.
überraschend anders, anders als der Mainstream Thriller in den üblichen Bahnen
überraschend gut, weil verstörend, durchgeknallt und absolut fesselnd.

Doch worum geht es?
Laura und Patrick sind das Traumpaar schlechthin auf dem Weg nach ganz oben. Laura ist gerade dabei ihr erstes Detox Buch zu veröffentlichen, Patrick verdient mit seiner Spiele App "Bist du glücklich" das große Geld. Die App ist süchtigmachend, fast jeder spielt das Spiel. Keiner kann sich der Faszination entziehen, während des Spiels überdenken die Spieler ihr Leben, suchen und finden neue Wege um Probleme zu lösen, um in ihrem Leben endlich etwas ändern zu können. Doch Patrick hat noch größere Pläne.....

Im neuen erworbenen baufällligen Schoss in Brandenburg, mit dem Patrick Großes vorhat, war Laura bisher nur einmal. Regelmäßig fährt Patrick am Wochenende dorthin, um Inspiration für neue Levels für die App zu bekommen. Diesmal kommt Laura mit, doch was sie dort erwartet ist alles andere als ein entspanntes Wochenende. Mehr möchte ich an dieser Stelle gar nicht verraten, wer jetzt neugierig geworden ist sollte einfach das Buch lesen.

Kai Hensel kommt in dieser Geschichte mit einigen wenigen Charakteren aus, im Fokus stehen Laura und Patrick, für die das Wochenende ähnlich wie bei "Bist du glücklich" zu ganz neuen Erkenntnissen über ihre Beziehung und ihren Charakter führt. Man lernt die beiden kennen und erlebt, wie sie sich als Charakter entwickeln. Hier macht vor allem Laura eine ungewöhnliche Entwicklung durch, überraschend anders als erwartet. Sie ist eine starke Frau, die aus ihrer (ausweglosen) Situation das Beste macht.

Die Story ist von der ersten Seite an fesselnd, nach einer kurzen Einführung wird die Handlung verstörend, man fragt sich welche Rolle die Krankenschwester spielt. Als Laura im Schloss die Überreste eines Lagers sowie Blutspuren findet, wird es spannend und brutal und entwickelt sich in eine Richtung, mit der ich nicht gerechnet hätte. Irendwie total verrückt und abgedreht mit einem überraschenden, aber stimmigen Ende.

Fazit: Super zu lesen, fesselnd und spannend. Ein Thriller der sich angenehm vom Mainstream abhebt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

temporeich und spannend

Interview mit einem Mörder
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Ex-Fußballstar Johann Baroni und bester Freund von Max Broll will seinen ersten Würstelstand eröffnen. Doch während der Ansprache bricht Baroni zusammen, jemand aus der Menge hat auf ihn geschossen. Schwer ...

Ex-Fußballstar Johann Baroni und bester Freund von Max Broll will seinen ersten Würstelstand eröffnen. Doch während der Ansprache bricht Baroni zusammen, jemand aus der Menge hat auf ihn geschossen. Schwer verletzt kommt er ins Krankenhaus. Max bangt um das Leben seines Freundes, er ist sich sicher den Schützen gesehen zu haben. Doch keiner will ihm glauben, da es sich bei dem Mann um einen harmlosen älteren Touristen handelt, der kein Motiv hat.....

"Interview mit einem Mörder" ist der vierte Fall für den Totengräber Max Broll. Für mich der erste, aber bestimmt nicht der letzte. Vom Autor habe ich sowohl "Totenfrau" als auch "Totenhaus" gelesen, welche mich begeistert haben. Besonders gefreut habe ich mich, dass der Autor in dieser Reihe seinem Erzählsil treu geblieben ist. Wenn man ein Buch von Bernhard Aichner gelesen hat, erkennt man seinen Schreibstil sofort. Er hebt sich durch kurze, knappe, auf den Punkt gebrachte Sätze vom Mainstream ab und lässt sich wunderbar flüssig lesen. Die kurzen Kapitel sorgen für Tempo und verleiten dazu, immer noch weiter zu lesen.

Man lernt also Max Broll kennen, der sich sicher ist, den Schützen gesehen zu haben und der es sich zur Aufgabe gemacht hat, ihn unbedingt zu finden und zu überführen. Denn die Freundschaft zu Baroni ist für ihn etwas Besonderes. Eine fast lebenswichtige Freundschaft, so ist Baroni für Max der Anker, die beiden sind Seelenverwandte. Klar dass Max denjenigen, der seinen Freund erschossen hat, der gerechten Strafe zuführen will. Dumm nur, dass ihm keiner glaubt und er der einzige zu sein scheint, der ihn gesehen hat. So macht er sich auf eine Reise und fährt mit Fink bis nach Italien, immer im Dialog mit ihm in der Hoffnung, dass er sich verraten wird. Denn beweisen kann man Fink bislang noch nichts. Beim lesen habe ich lange überlegt, ob Max sich evtl. getäuscht hat, und Fink doch nur der harmlose deutsche Tourist ist, als der er sich ausgibt. Definitiv ein Fall, bei dem man wunderbar miträtseln kann.

Aichinger hält das Tempo hoch, Max immer auf den Fersen von Fink, bis nach Italien und auf ein Kreuzfahrtschiff, wo er unerwartet eine Verbündete bekommt. Die Figuren sind schön detailliert gezeichnet, vor allem Max und Fink als die Hauptpersonen kommen plastisch rüber. Einerseits wirkt Fink wie der harmlose, nette ältere Mann aber immer wieder blitzt etwas von seinen psychopathischen Zügen durch. Wie eine Glasur auf ihm drauf, die an manchen Stellen so dünn ist, dass man sieht was sich darunter verbirgt. Max kommt sympathisch rüber, ein Prota mit dem ich mitfiebern konnte.

Fazit: Sehr spannender Krimi um einen sympathischen Totengräber, wem "Totenhaus" und "Totenfrau" gefallen hat sollte auch hier zugreifen.