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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.07.2019

Enttäuschend

Die Saphirtochter
3

Von der Autorin habe ich bereits "Die Tochter des Seidenhändlers" gelesen, welches in Vietnam spielt. Dieser Roman hat sehr stark begonnen und ebenso stark nachgelassen. Nun wollte ich der Autorin nochmals ...

Von der Autorin habe ich bereits "Die Tochter des Seidenhändlers" gelesen, welches in Vietnam spielt. Dieser Roman hat sehr stark begonnen und ebenso stark nachgelassen. Nun wollte ich der Autorin nochmals eine Chance mit ihrem neuesten Werk "Die Saphirtochter" geben, vorallem weil der Roman in Sri Lanka spielt....eine Insel, die ich seit meinem 13. Lebensjahr liebe, obwohl ich noch nie dort gewesen bin. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich bei der Leserunde bei der Lesejury ausgewählt wurde. Leider ist es Dinah Jefferies jedoch nicht geglückt mich zu überzeugen, was mir wirklich leid tut.

Wir sind im Jahhre 1935 und Ceylon, das heutige Sri Lanka, steht noch unter britischer Herrschaft. In diesem Umfeld bewegen wir uns auch. Der Einstieg in die Geschichte ist eher ruhig und lange Zeit plätschert die "Einführung der Charaktere" dahin. Doch dann erhält Louisa, unsere Hauptprotagonistin und Tochter eines erfolgreichen Edelsteinhändlers, die Nachricht vom plötzlichen Tod ihres Mannes Elliot, der bei einem mysteriösen Autoumfall ums Leben gekommen ist. Keine Angst, das ist kein Spoiler, denn es passiert ziemlich früh in der Geschichte und wird auch im Klappentext erwähnt. Louisas Ehemann war ein Lebemensch und lebte ziemlich offensichtlich auf den Kosten seiner Frau bzw. seines Schwiegervaters. Nach seinem Tod steht Louisa unverhofft vor einem Schuldenberg und fragt sich zusätzlich, wie viel sie eigentlich von ihrem Mann wusste, der anscheinend ein Doppelleben führte. Als dann auch noch die Gläubiger vor der Tür stehen und die Drohungen immer massiver werden, macht sich Louisa zur Zimtplantage auf, an der ihr Mann Anteile besaß. Sie hofft dem Besitzer überreden zu können, diese Anteile abzugeben, doch auf Cinnemann Hills erwartet sie eine Überraschung....

Die Grundidee der Geschichte fand ich wirklich gut, bei der Umsetzung hat mich die Autorin ein weiteres Mal enttäuscht. Trotz einiger Erzählstränge und in meinen Augen zu viel aufgegriffenen Themen, ist vieles vorhersehbar. Die Figuren blieben blass (mit Ausnahme der "bösen" Schwiegermutter Irene) und sehr an der Oberfläche. Louisa ist einserseits eine starke Frau, die nach vielen Fehlgeburten und dem Tod ihres Mannes die Hoffnung nicht aufgibt, auf der anderen Seite aber wiederum sehr naiv, passiv und emotionslos. Viele ihrer Handlungen konnte ich absolut nicht nachvollziehen, waren unglaubwürdig oder weltfremd.
Was mich allerdings am Meisten störte war, dass viele Handlungen begonnen und entweder nicht zu Ende geführt oder mit einer kurzen banalen Erklärung abgeschlossen wurden. Es kam nie eine richtige Spannung auf und genau die Themen, die man dafür ausbauen hätte können, wurden mit ein oder zwei Sätzen aus der Welt geschafft. Es blieben viel zu viele Fragen offen und auch die anbahnende Liebe zwischen Louisa und Leo hinterließ bei mir keinerlei Emotionen. Außerdem nahm mir die Liebesgeschichte im letzten Drittel einfach zu viel Raum ein. Am Ende löst sich zusätzlich fast alles in Wohlgefallen auf, was unglaublich unrealistisch wirkt.

Oftmals hatte ich das Gefühl auch nicht in der Zeit, in der dieser Roman spielt, angekommen zu sein. Zu Beginn kam mir die Gesellschaft noch viel zu steif für die 1930iger Jahre vor und erinnerten eher an die Jahrhundertwende. Später fand ich einige Erklärungen und Handlungen zu modern. Man konnte die Zeit in der der Roman spielt nicht wirklich zuordnen, weil keinerlei Hintergrundinformationen vorhanden waren....weder politisch noch zu den eigentlichen Einwohnern der Insel. Dabei waren diese Jahre Vorboten eines baldigen Umbruches...die Unabhängigkeit von England und der kommende Zweite Weltkrieg standen an.
Der Titel erschließt sich mir ebenso wenig, denn um Edelsteine ging es nur ganz am Rande.

Volle Punktezahl gebe ich der Autorin für ihre wunderbaren und detaillierten Schildeurngen der Landschaft und die Beschreibung von Gerüchen und Duftkomponenten. Man riecht förmlich das Zimtaroma oder das Aroma von exotischen Blüten.

Der Schreibstil ist blumig und sehr bildgewaltig. Die Landschaftsbeschreibungen sind einfach atemberaubend. Man liest sich trotzallem gut durch die Geschichte, auch wenn sie oftmals ihre Längen hat. Dies ist einzig und allein dem flüssigen Schreibstil der Autorin zu verdanken.

Leider muss ich bei diesem Roman genau dieselben Dinge kritisieren, die ich schon bei "Die Tochter des Seidenhändlers" bemängelt habe: die Geschichte verliert sich in Nebensächlichkeiten und die wichtigen Themen werden nicht fertig ausgeführt bzw. zu Ende erzählt. Hier hatte ich zusätzlich noch mit oberflächlichen Figuren und fehlender Spannung zu kämpfen. Ein weiteres Buch der Autorin werde ich somit nicht mehr lesen....sehr schade!


Fazit:
Was für ein wunderschönes Setting und eine interessanter Grundidee, jedoch wurden von der Autorin nur die atemberaubenden Landschaftsbeschreibungen umgesetzt. Alles andere plätschert einfach vor sich hin, Handlungsfäden werden angefangen und nie beendet, Fragen nicht beantwortet, Probleme lösen sich in Luft auf. Das war leider nichts und war auch die letzte Chance, die ich der Autorin gegeben habe. Ich werde keinen Roman mehr von ihr lesen. Schade!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Geschichte
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 11.06.2019

Erst am Ende hatte ich das Gefühl anzukommen

Das Geständnis der Frannie Langton
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Als ich die Anfrage vom Droemer Knaur Verlag bekam, ob ich diesen Roman lesen und rezensieren möchte, sagte ich sofort zu. Der Klappentext sprach mich sehr an und ich erwartete mir eine ähnliche Geschichte ...

Als ich die Anfrage vom Droemer Knaur Verlag bekam, ob ich diesen Roman lesen und rezensieren möchte, sagte ich sofort zu. Der Klappentext sprach mich sehr an und ich erwartete mir eine ähnliche Geschichte wie Hannah Kents "Das Seelenhaus", das eine ähnliche Thematik hat: Eine wegen Mordes angeklagte junge Frau. Mir hat damals die wahre Geschichte der Isländerin Agnes Magnúsdóttir, die nur zwei Jahre später, nämlich 1828 spielt, sehr gut gefallen, auch wenn der Roman nicht bei allen Lesern so positiv angekommen ist. Dies haben wohl beide Geschichten gemeinsam...genauso wie das historische Flair, die dazu passende Sprache und den Rückblick einer wegen Mordes verurteilten Frau.

Der Schreibstil ist teilweise sehr poetisch, aber auch irgendwie kühl und anstrengend zu lesen. Ich tat mir uneheimlich schwer in die Geschichte zu finden und las dazwischen andere Romane. Ich musste mich teilweise zwingen weiterzulesen, da es ein Rezensionsexemplar war. Meine Schwierigkeiten mit dem Roman blieben leider bis zum letzten Drittel bestehen. Erst danach bekam ich mehr Zugang zu Frannie und ihrer Geschichte, die oftmals unglaublich, aber auch erschütternd zu lesen ist.

Die junge Frau ist angeklagt ihre Herrschaft George und Marguerite Benham ermordet zu haben. Das Problem ist, dass sie sich nicht an die Mordnacht erinnern kann und nicht glauben kann, dass sie Mrs. Benham, die sie von Herzen liebte und verehrte, erstochen haben soll. Deswegen spricht sie auch nicht darüber und glaubt an Gerechtigkeit. Doch als Frau und zusätzlich als Schwarze ist sie bereits vor dem Gerichtsspruch verurteilt, denn die Welt gehört den weißen Männern.

Während sie auf ihren Prozess wartet schreibt sie ihre Lebensgeschichte nieder. Sie erzählt in Rückblenden aus ihrem Leben in Tagebuchform. Aufgewachsen auf der Planatage Paradise auf Jamaika ist sie als Mulattin unter den schwarzen Sklaven eine Außenseiterin. Sie gehört dem Plantagenbesitzer John Langton, der an ihr ein Exemple statuiert und sie lesen und schreiben lehrt. Langton widmet sich der Forschung bzw. experimentiert mit Schwarzen. Er vermisst ihre Gehirne und erforscht gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Schriftsteller George Benham, ob sie Schmerzen fühlen können oder nur wie wilde Tiere sind. Ihr Ziel ist es ein Buch darüber zu schreiben und Frannie soll ihnen dabei helfen. Sie erlebt dabei Unglaubliches, das ihr weiteres Leben bestimmen wird.
Das Mädchen flüchtet sich in die Welt der Bücher bis sie Langton mit nach England nimmt und Benham schenkt. Dort wird sie als Hausmädchen eingestellt, wird aber von den anderen Dienstmädchen wegen ihres Wissensdurstes und ihrem arroganten Auftreten nicht wirklich gemocht. In der Hausherrin findet sie eine verwandte Seele, denn auch Marguerite Benham ist ein Frau, die sich nicht in ihrer Rolle als unwissendes Anhängsel zufrieden geben möchte. Beide Frauen lieben die Literatur und streben nach Höherem, was zu dieser Zeit absolut undenkbar ist. Marguerite Benham flüchtet sich mit Laudanum in die Selbstzerstörung und Frannie folgt ihr nach....bis zu diesem verhängnisvollen Abend....

Der Wunsch anerkannt und selbstbestimmend zu sein klingt besonders aus diesen Zeilen heraus:

"Es war eine Möglichkeit zu erkennen, dass es ein anderes Leben gab, ein Leben voller Abenteuer. Manchmal habe ich mir vorgestellt, ich wäre selbst die Lady in einem Roman oder einer Liebesgeschichte. Das mag töricht klingen, aber dadurch hatte ich das Gefühl, einer Welt anzugehören, die für mich ansonsten unerreichbar war" - Seite 158

Der Prozessrahmen im letzten Abschnitt wirkt dann etwas zusammengedrängt, ist aber spannend geschrieben und man hat endlich das Gefühl nicht mehr auf der Stelle zu treten. Für mich leider zu spät!

Fazit:
Ein Buch mit starken Charakteren und einem sehr interessanten Thema. Leider war es mir zu ausschweifend und zu ruhig. Ich fand nur sehr schwer in die Geschichte und hatte erst im lezten Abschnitt das Gefühl nun endlich angekommen zu sein.

Veröffentlicht am 14.11.2018

Die Dorfgemeinschaft

Stein
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Neue Autoren lerne ich immer wieder gerne kennen - ganz besonders, wenn sie auch aus Österreich kommen. Deshalb war ich schon sehr auf den Thriller "Stein" von Reinhard Kleindl gespannt.

Vor fünf Jahren ...

Neue Autoren lerne ich immer wieder gerne kennen - ganz besonders, wenn sie auch aus Österreich kommen. Deshalb war ich schon sehr auf den Thriller "Stein" von Reinhard Kleindl gespannt.

Vor fünf Jahren wurde der Bankier Bert Köhler entführt. Einzelne Körperteile des Opfers wurden als Päckchen an die Polizei und Verwandte verschickt, Lösegeldforderungen sind gescheitert. So auch die Polizei, die Köhler und den Täter nie finden konnten. Chefermittlerin Anja Grabner kostete es ihren Job.
Nun erhält Anja kurz vor dem Antritt ihres Urlaubes auf Sansibar einen Anruf ihres ehemaligen Kollegen Kaspar Deutsch. In einer Facebook-Gruppe sei ein neuer Hinweis aufgetaucht, der nach Stein führt, dem Ort der damaligen Ermittlungen. Anja kann nicht anders, als wieder nach Stein zu fahren und den damaligen Fall neuerlich unter die Lupe zu nehmen - mit dem Unterschied, dass sie nicht mehr bei der Polizei arbeitet....

Anja ist eine sehr eigenwillige Protagonistin. Der Fall, der ihr vor fünf jahren den Job kostete, hat sie bis heute nicht abgeschlossen. So ist es nachvollziehbar, dass sich Anja nach Stein begibt und den Tipp des Exkollegen nachgeht. Ihre Alleingänge und oftmals impulsiven Handlungen konnte ich jedoch nicht verstehen. Natürlich macht es einen Thriller spannender, wenn man als Leser am liebsten eingreifen und sagen möchte: Nein, geh doch nicht alleine ohne jemanden etwas zu sagen...sei doch nicht so dumm!
Aber wie oft erleben wir genau solche Passagen in diesem Genre...zu oft, meiner Meinung nach! Spannung geht auch anders und unüberlegte Handlungen, die nach dem fünften Mal alles andere als glaubwürdig rüberkommen, vermasseln eher die Lesefreude.

Leider ist Anja auch nicht wirklich sympathisch und ihre One-Night-Stands oder Liaisonen haben mich nur genervt (das ist jetzt meine dritte Rezension in Folge, wo ich Sexszenen in Büchern bekrittle. Ich bin nicht prüde, aber braucht man diese in einem Jugendbuch ab 12 Jahren und in Thrillern, die eigentlich von der Spannung leben sollen wirklich??)
Diese hat mir nämlich gefehlt und ich musste mich manchmal zwingen weiterzulesen.

Gefallen hat mir allerdings die geheimnisvolle und düstere Stimmung im Dorf. Reinhard Kleindl hat die verschrobene Dorfgemeinschaft, die zusammenhält - möge kommen, was will - sehr gut dargestellt. Der Hass der Dörfler auf den Bankier, der die größte Lebensgrundlage des Dorfes, das Zementwerk, hat schließen lassen, ist teilweise verständlich. Doch warum scheint es den Steinern trotzdem gut zu gehen und das Geld nur so zu fließen? Man bemerkt schnell: Hinter der Fassade des idyllischen Dorfes brodelt es und Anja ist mittendrin.

Einige Kapitel sind in kursiver Schrift verfasst und lassen den Leser die Gedanken des Täters miterleben. Da der Autor keine Zeitangaben über den Kapiteln angegeben hat und Köhler nie gefunden wurde, weiß man nicht, ob diese aus der Vergangenheit oder der Gegenwart erzählen. Das erhöht sichtlich die Spannung und man rätselt gerne mit.
Leider konnte mich aber auch das Ende nicht wirklich überzeugen. Das Motiv des Täters war mir nicht wirklich logisch bzw. nicht stark genug für die Tat.

Schreibstil:
Der Schreibstil des Autors ist flüssig, kurz und knapp - sehr passend für einen Thriller. Die Charaktere sind lebendig und haben Ecken und Kanten. Die Eigenheiten der Dörfler werden sehr lebendig und mit viel Charme und einem Augenzwinkern vermittelt.
Die Kapitel in kursiver Schrift in der Ich-Perspektive sind gelungen und lassen einem teilweise gruseln.

Fazit:
Für mich leider wieder nur ein durchschnittlicher Thriller, der mich nicht vollends überzeugen konnte. Abgesehen von der etwas ungewöhnlichen Ermittlerin, die mir nicht allzu sympathisch war, fehlte es mir an Spannung und Glaubwürdigkeit. Einzig die düstere Atmosphäre im Dorf war greifbar und stimmig. Das Ende fand ich nicht überzeugend. Schade!

Veröffentlicht am 27.09.2018

War mir zu skuril und hatte zu wenig Spannung

Der letzte Sterz
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"Der letzte Sterz" (Sterz bezeichnet eine Zubereitungsart einfacher Gerichte in kleinbröckeliger Form aus Buchweizenmehl, Maisgrieß, Roggenmehl, Weizengrieß, Kartoffeln oder Bohnen, die in Bayern, Österreich, ...

"Der letzte Sterz" (Sterz bezeichnet eine Zubereitungsart einfacher Gerichte in kleinbröckeliger Form aus Buchweizenmehl, Maisgrieß, Roggenmehl, Weizengrieß, Kartoffeln oder Bohnen, die in Bayern, Österreich, Kroatien und Slowenien verbreitet ist) ist bereits der dritte Fall rund um die Kommissare Hawelka und Schierhuber, aber mein erster der Reihe.
Der Krimi ist auch erstmals im Emons Verlag erschienen, die beiden Vorgänger im Haymon Verlag. So erkennt man nicht gleich auf den ersten Blick, dass es sich hier um eine Reihe handelt. Aber keine Bange - man kann Band 3 getrost auch alleinstehend lesen.

Der Mordfall, der die beiden schrägen Polizisten nach Stainz in die Weststeiermark katapultiert, ist äußerst spektakulär. Statt der Statue des Erherzog Johanns steht eine Betonfigur, die dem Stainzer Herwig Mitteregger ähnelt auf dessen Sockel. Tatsächlich steckt darin die Leiche des besagten Mannes. Unterhalb wurde der Satz "Nicht Johann sollst du ehren, sondern Leuthold" mit Blut draufgeschmiert. Der Tote war im Ort nicht wirklich beliebt und so gestaltet sich die Suche nach dem Täter etwas schwierig. Gründe Mitterhuber zu töten hätten so einige. Doch Hawelka und Schierhuber stoßen auf eine Wand des Schweigens, denn die Einheimischen wollen nicht wirklich etwas mit "den Weanern" zu tun haben. Dabei ist Schierhuber genauso maulfaul, wie die ansäßigen Weststeirer. Wie kommen die beiden Polizisten nur dem Täter auf die Spur? Ist es ein Racheakt an Mitterhuber ? Oder am Bauunternehmer Gautsch, der demnächst die Region zu einem steirischen Disneyland umfunktionieren möchte ? Aber auch der Kommunist ist einer der Verdächtigen.....

Der Kriminalfall plätschert vor sich hin und nicht nur Hawelka und Schierhuber treten auf der Stelle, sondern auch mir geht es beim Lesen der Geschichte nicht wirklich anders. Die Spannung hält sich in Grenzen und kommt erst zum Showdown...genau am heiligen Abend. Das Ende fand ich dann wiederum zu überspitzt und unglaubwürdig.

Einiges an Gesellschaftskritik hat der Autor humorig verpackt, was mir sehr gut gefiel. Besonders gelungen fand ich auch die Gegenüberstellung der Einheimischen zu den aus Wien angereisten Polizisten. Dabei sind Schierhuber und Hawelka gar keine Wiener, sondern sind aus dem nördlichen Niederösterreich, dem Waldviertel, nach Wien in die Zentrale gewechselt. Das Lokalkolorit spielt hier eine große Rolle.

Gefallen hat mir auch die sehr facettenreiche Personenbeschreibung der einzelnen Figuren. Sie sind köstlich in Szene gesetzt und sehr lebendig beschrieben. Hier sticht vorallem Herta, das allwissende Auskunftsbüro in Wien, heraus.
Aber leider wurde ich mit dem Schreibstil von Günther Pfeifer nicht wirklich warm. Er schreibt humorvoll, seine Charaktere sind dabei ziemlich überspitzt. Es lag auch nicht am Dialekt, denn so viel Unterschied zwischen den Dialekten in der Steiermark und dem westlichen Niederösterreich gibt es nicht. Totzdem hatte ich Mühe in die Geschichte zu kommen und dranzubleiben.

Ich denke ich sollte in Zukunft doch meine Finger von humorvollen Krimis lassen und mich mehr dem blutigen Genre widmen.....

Fazit:
Für mich leider kein Pageturner und auch kein wirklich herausragender Krimi. Mir fehlte es an Spannung und die Geschichte war mir teilweise zu skuril. Hingegen punkten Charakterbeschreibung, Humor und die versteckte Sozialkritik. Wer humorige Krimis mit viel Lokalkolorit schätzt, kann zugreifen. Ich werde wohl wieder vermehrt zu Psychothriller oder Blutigem greifen....

Veröffentlicht am 24.08.2018

Späte Rache

Die Stunde des Opfers
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Barbara Wendelken hat unter einem neuen Pseudonym (Anna Carls) einen weiteren Krimi im Piper Verlag herausgebracht. Ich habe von ihr bereits "Ihr einziges Kind" gelesen, das mich damals richtig begeistern ...

Barbara Wendelken hat unter einem neuen Pseudonym (Anna Carls) einen weiteren Krimi im Piper Verlag herausgebracht. Ich habe von ihr bereits "Ihr einziges Kind" gelesen, das mich damals richtig begeistern konnte. Diesmal bin ich leider nicht so euphorisch. "Die Stunde des Opfers" ist zwar spannend, aber ich fand doch einige Kritikpunkte.

Rebekka Windmöller ist alleinerziehende Mutter der 2-jährigen Amelie und seit wenigen Monaten mit dem Biologen Dr. Jamal Aziz liiert. Dieser verschwindet jedoch von einem Tag auf den anderen und ist nicht mehr zu erreichen. Bald ist klar, dass Rebekkas Freund nicht der wahre Dr. Jamal Aziz ist, der an der Hochschule unterrichtet. Doch wer steckt hinter Rebekkas großer Liebe? Vorallem wo ist er? Und wer schreibt Rebekka weiterhin Nachrichten auf ihr Handy? Als eine weibliche Leiche auf ihrer Terrasse liegt, gerät sie bald selbst unter Verdacht....und es bleibt nicht die letzte Leiche.

Der Krimi ist richtig spannend und voller überraschender Wendungen, jedoch fand ich einige Logikfehler, sowie manche zu konstruierte Handlungsweisen. Auch die Charaktere waren mir nicht wirklich sympathisch, daran sollte es aber nicht scheitern...
Rebekka war mir einfach viel zu naiv. Obwohl alles darauf hinweist, dass Jamal ein Betrüger und vielleicht sogar ein Mörder ist, bleibt er für sie die große Liebe. Sie ist zu impulsiv, bringt andere Menschen in ihrem Umkreis in Gefahr und obwohl immer wieder jemand in ihr Haus schleicht, wechselt sie das Türschloss nicht aus.

Auch das Ermittlerteam war mir nicht wirklich sympathisch. Kommissar Adrian Sandersberg ist ein Einzelkämpfer und bezog sein Team in keinster Weise bei den Ermittlungen mit ein. Kollegin Diana war für mich nicht greifbar und auch seine junge Praktikantin Kaatje blieb blass. Die Charaktere wurden meiner Meinung nach viel zu oberflächlich dargestellt. Auch Sexszenen brauche ich in einem Krimi nicht wirklich und schon gar nicht in der Konstellation, wie in dieser Geschichte. Mehr kann ich jetzt nicht dazu sagen, sonst würde ich spoilern.

Gestört hat mich ebenfalls, dass es keine richtigen Abgrenzungen, wie Absätze oder Sternchen etc. gab, die mir angezeigt hätten, dass man in der nächsten Zeile aus der Sicht einer anderen Figur liest. Rebekkas Sicht wird zwar aus der Ich-Perspektiver erzählt und alle anderen Charaktere in der 3. Person, jedoch ist man oft einfach im Lesefluss und bemerkt erst nach einigen Zeilen, dass man über jemand anders liest, als zwei Zeilen zuvor.

Meine 2 1/2 Sterne gibt es hier für den wirklich interessanten Plot, die hohe Spannungskurve und einigen überraschenden Wendungen. Die Figuren hingegen waren mir zu blass. Ebenso fand ich das Ende nicht ganz schlüssig...vorallem warum sich der Täter erst nach 30 Jahren rächt. Schade!

Schreibstil:
Anna Carls/Barbara Wendelken schreibt sehr temporeich und sie versteht es perfekt falsche Fährten zu legen. Diesmal gefielen mir aber leider die Charaktere nicht wirklich, die mir zu sehr an der Oberfläche kratzten. Ich weiß jedoch, dass die Autorin dies beherrscht und hoffe im nächsten Krimi wieder auf charismatische Figuren (wie bei "Ihr einizges Kind").

Fazit:
Leider fiel dieser Krimi bei mir durch - trotz hoher Spannung und überraschenden Wendungen. Zu konstruiert, unsympathische Figuren, das Ende für mich nicht ganz schlüssig. Ich weiß, dass es die Autorin besser kann, deswegen hoffe ich auf ihren nächsten Krimi...