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fredhel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.10.2018

Ausweglos

Bösland
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Ben hat eine schlimme Kindheit erlebt mit einem Vater, der ihn regelmäßig auf dem Dachboden (er nennt es Bösland) verprügelt. Kux ist sein einziger Freund, später kommt noch Mathilda dazu. Doch das Mädchen ...

Ben hat eine schlimme Kindheit erlebt mit einem Vater, der ihn regelmäßig auf dem Dachboden (er nennt es Bösland) verprügelt. Kux ist sein einziger Freund, später kommt noch Mathilda dazu. Doch das Mädchen stirbt dort unter dem Dach und läßt einen traumatisierten Ben zurück. Ohne Sprache und ohne Erinnerung landet er bis zur Volljährigkeit in der Psychatrie. Irgendwie kann er sich nach seiner Entlassung ein halbwegs normales, wenn auch einsames Leben aufbauen. Bis ihm erst ein Foto, dann ein Film die Erinnerung zurückbringt. Er findet seinen alten Kumpel Kux wieder. Jetzt beginnt ein Alptraum, ein Psychoterror auf Leben und Tod.
Darin ist der Autor Bernhard Aichner ein wahrer Meister, wie ich es schon in einem früheren Buch erlebt habe. Sein Erzählstil ist absolut trocken, eigentlich wechseln langweilig aneinander gereihte Gesprächsaufzeichnungen und erzählte Passagen einander ab, und doch baut sich zunehmend eine furchtbare Beklemmung auf. Ein psychopathischer Täter, der mitleidlos Leben nimmt, der Freude an Machtspielchen hat und ein Opfer, ihm scheinbar ohne Ausweg ausgeliefert.
"Bösland" habe ich nicht in einem Zug verschlungen. Es ist kein aktionreicher Roman, sondern ein Buch, das man langsam liest und das einem die personifizierte Bösartigkeit näher bringt, als jede blutige Metzelei.

Veröffentlicht am 07.09.2018

Böse Weihnacht

Der Schmetterling
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Kriminalinspektor Johan Rokka ist in Hudiksvall aufgewachsen. In Stockholm ist er bei der Polizei die Karriereleiter hochgestiegen, doch nun ist es ein doppelter Glücksfall, dass in seiner Heimatstadt ...

Kriminalinspektor Johan Rokka ist in Hudiksvall aufgewachsen. In Stockholm ist er bei der Polizei die Karriereleiter hochgestiegen, doch nun ist es ein doppelter Glücksfall, dass in seiner Heimatstadt eine interessante Position frei wurde. Seine einzige grosse Liebe ist vor Jahrzehnten spurlos verschwunden. Rokkas größter Wunsch ist, dieses Geheimnis aufzuklären. Doch erstmal lasten ihn die Verbrechen in der sonst so idyllischen Kleinstadt vollkommen aus.
Zum einen wird die Ehefrau des bekanntesten schwedischen Fussballers genau an Weihnachten im Beisein ihrer kleinen Kinder brutal erschossen, dann gibt es noch zwei weitere Morde. Und zu allem Überfluss weigert sich Rokkas direkte Vorgesetzte, Verstärkung anzufordern.
Die Autorin Gabriella Ullberg Westin erfüllt all meine Wünsche, die ich an einen skandinavischen Krimi habe. Die Schauplätze und die Personen sind authentisch. Die Spannung ist von der ersten Seite an vorhanden und vor allem kann man in die Köpfe der Protagonisten schauen. Die Psyche und die Psychologie spielen eine grosse Rolle, man hat Einblicke in das tägliche Leben der Personen, ihren Freunden, ihren Gedanken. Dadurch ist man schnell mitten im Geschehen und versucht sich im Rätselraten um den Täter. Hier in diesem speziellen Fall nimmt das Ausmass des Verbrechens auf einmal ganz andere Dimensionen an. Vor allem geht es in eine Richtung, mit der niemand rechnen konnte.
Die Handlung in "Der Schmetterling" ist toll konzipiert, und mit überschaubaren Kapiteln und raffinierten Perspektivwechseln wird sie spannend erzählt.

Veröffentlicht am 24.08.2018

Drei jüdische Frauen

Zwischen uns ein ganzes Leben
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Dieses Buch handelt von drei sehr unterschiedlichen Frauenschicksalen, die eng miteinander verknüpft sind.

Am Sterbebett ihres Vaters erfährt Jacobina, dass irgendwo auf der Welt noch eine ältere Halbschwester ...

Dieses Buch handelt von drei sehr unterschiedlichen Frauenschicksalen, die eng miteinander verknüpft sind.

Am Sterbebett ihres Vaters erfährt Jacobina, dass irgendwo auf der Welt noch eine ältere Halbschwester existieren muss. Sie muss ihm versprechen, diese Judith zu suchen.

Ein Vierteljahrhundert später ist Jacobina selbst ein alter, verschrobener Sozialfall, um den sich die junge Béatrice im Rahmen eines freiwilligen Hilfsprojektes kümmert. Ein Handlungsstrang handelt von eben dieser Béatrice, einer erfolgreichen Bankerin, die Luxus liebt und in einer unglücklichen Beziehung verharrt. Für Jacobina begibt sie sich auf Spurensuche. Im Holocaust Memorial Museum wird sie von Grégoire unterstützt, für den sie bald heftige Gefühle entwickelt, aber erstmal hat sie noch einen Berg persönlicher Hindernisse zu bewältigen. Im Hintergrund wird dann chronologisch das ergreifende Schicksal Judiths erzählt. Es ist herzergreifend, was diese jüdische junge Frau unter den deutschen Besatzern erleiden musste. Letztendlich schliesst sich der Reigen, wenn der Leser erfährt, dass Judiths Schicksal auch Berührungspunkte mit Grégoires Leben hat.

Dieser Roman ist mitreissend geschrieben, die Handlungsstränge sind jeder für sich sehr emotional und werden zum Schluss kunstvoll miteinander verwoben. Es ist ein Buch, das berührt und auch schmerzhaft die Greuel des Naziregimes in der Erinnerung wachhält.

Veröffentlicht am 12.08.2018

Familiensaga

Das Jahrhundertversprechen (Jahrhundertsturm-Serie 3)
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Auch jemand, der wie ich, die Vorgängerbände nicht gelesen hat, findet problemlos in die Story hinein und gerät sofort in den Bann der sympathischen Protagonisten. Zum einen ist da das Ehepaar Otto und ...

Auch jemand, der wie ich, die Vorgängerbände nicht gelesen hat, findet problemlos in die Story hinein und gerät sofort in den Bann der sympathischen Protagonisten. Zum einen ist da das Ehepaar Otto und Hermine von Briest, das in der Hauptstadt Berlin eine Detektei betreibt, und zugleich unter größten Anstrengungen den weitläufigen Familiensitz im Umland aufrecht erhält. Die grosse unverbrüchliche Liebe der beiden scheint sich zwischen ihrem Ziehsohn Max, einem echten Berliner Original aus ärmsten Verhältnissen mit einem Herz aus Gold, und der Tochter Luise zu wiederholen.
Als Leser fiebert man sich mit dieser liebenswerten Familie durch alle Schwierigkeiten und Gefahren, aber ein wichtiger Aspekt ist auch der historische Hintergrund der Weimarer Republik. Durch viele einzelne Momentaufnahmen schimmert immer wieder durch, wie sehr das deutsche Volk unter dem Verlust des ersten Weltkrieges leidet. Da ist einmal natürlich eine ganz handfeste materielle Not, weil hohe Reparationszahlungen zu leisten sind, aber in den Menschen glimmt auch noch ein letzter Funke Nationalstolz, den die Leute von der NSDAP geschickt zu schüren wissen. Es ist immer leichter, einen kollektiven Sündenbock zu küren, als die Schuld bei sich selbst zu suchen. In diesem Buch wird sehr gut dargestellt, wie verqueres Gedankengut auf fruchtbaren Boden fällt. Durch so einen Roman, der erzählerisch zu fesseln weiß, wird gleichzeitig ein Stück deutscher Geschichte lebendig ohne zu langweilen. Ein Spagat, der dem Autor Richard Dübell, hervorragend gelungen ist.

Veröffentlicht am 06.08.2018

Louisa

Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht
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Im Klappentext wird ausdrücklich erwähnt, dass die Autorin Jessica Fellowes einen starken Bezug zu der Fernseh-Serie Downton Abbey hat. Fans dieser Filme werden sich in dem Buch "Die Schwestern von Mitford ...

Im Klappentext wird ausdrücklich erwähnt, dass die Autorin Jessica Fellowes einen starken Bezug zu der Fernseh-Serie Downton Abbey hat. Fans dieser Filme werden sich in dem Buch "Die Schwestern von Mitford Manor" sofort wohlfühlen, denn auch hier spielt sich ein Großteil der Geschichte in einem großen englischen Herrenhaus ab. Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen ist für die Bevölkerung sehr schwer. Viele Männer sind im Krieg geblieben, und die Heimkehrer sind oft Versehrte. Viele Menschen sind sehr arm. Auch Louisa muss schon früh ihrer Mutter helfen, die als Wäscherin gerade das Nötigste verdient, um zu überleben. Ein zwielichtiger Onkel hat sich bei ihnen breitgemacht. Als er versucht, Louisa in die Prostitution zu treiben, erwischt sie mit wirklich riesengroßem Glück eine Stelle als Kindermädchen. In dem herrschaftlichen Haushalt findet sie Geborgenheit und in ihrem ältesten Schützling Nancy sogar etwas wie eine Freundin. Nancy ist recht kess für ihr Alter, leider auch sehr wissbegierig. Sie sammelt mit Louisa alle Fakten, um den mysteriösen Mord an einer Krankenschwester, der übrigens wirklich stattgefunden hat und nie aufgeklärt wurde. Louisa hat Kontakte zu einem Polizisten, der ein Auge auf sie geworfen hat. Zu dritt kommen sie dem Täter auf die Spur und können ihn in einer rasanten Aktion festnehmen. Dieser Kriminalfall ist zwar der rote Faden, der sich durch den Roman zieht, aber zugleich wird auch wie in Downton Abbey das Leben der Herrschaften oben und der Dienerschaft unten porträtiert. Man sieht, dass eigentlich jeder in seiner Rolle und seinen Konventionen feststeckt. Louisa ist eine rühmliche Ausnahme, denn mit Glück konnte sie dem Arbeiterelend entfliehen und sich eine gehobene Stellung in der Mitford-Familie erarbeiten.
Das Buch muss man eigentlich in einem Rutsch durchlesen, weniger, weil man den Mord aufgelöst sehen will, sondern weil man so regen Anteil an den menschlichen Schicksalen nimmt. Außerdem erzählt Jessica Fellowes sehr mitreißend, so dass man gespannt auf die Folgebände wartet.