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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.08.2018

Mix aus Milieustudie und Kriminalhandlung

Unterm Birnbaum
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Abel Hradschek drücken Schulden, bis er einen Plan entwirft. Die Last auf seinen Schultern scheint aber auch danach nicht weniger zu werden.

Theodor Fontanes Werk erschien zunächst als Fortsetzungsgeschichte ...

Abel Hradschek drücken Schulden, bis er einen Plan entwirft. Die Last auf seinen Schultern scheint aber auch danach nicht weniger zu werden.

Theodor Fontanes Werk erschien zunächst als Fortsetzungsgeschichte in der „Gartenlaube“, spielt 1831/32 in einem Oderbruch-Dorf und soll auf Kindheitserinnerungen des Autors basieren. Viel Lokalkolorit erhält die Novelle durch ihre Sprache, denn einige der Dorfbewohner sprechen Platt. Für den Leser ist das eine Herausforderung, nicht jeder versteht das. Aber auch ohne das Verstehen dieser Passagen kann man der Geschichte folgen, sie geben ihr halt nur den letzten Schliff.

Mein Exemplar hat eine zusätzliche Herausforderung: Es ist in altertümlichem Deutsch geschrieben, auch die Rechtschreibung betreffend. Mir gefällt das gut, auch das trägt viel zu Atmosphäre bei und macht die Geschichte rund.

Die Geschichte selbst ist nett zu lesen, stellenweise spannend, dann aber auch wieder etwas zu sehr in die Länge gezogen. Als Leser ahnt man schnell, was passiert ist, die Dorfbewohner reagieren eher mit Klatsch und Tratsch. Die Geschichte ist kein reiner Krimi, sondern ein Mix aus Milieustudie und Kriminalhandlung und lässt dem Leser insgesamt viel Platz für eigene Deutungen. Letzteres wird nicht jedem gefallen, manche Dinge werden nicht aufgeklärt, sondern bleiben der Phantasie des Lesers überlassen, aber ich denke, vieles ist logisch, und nicht alles muss in einer Geschichte bis aufs letzte I-Tüpfelchen erklärt werden, ich fand es gut.

Neben den Hradscheks, Abel und seine Frau Ursel, spielt die Nachbarin Jeschke eine große Rolle, die, typisch für ein Dorf, vieles mitbekommt und sich ihre eigenen Gedanken macht. Im Dorf wird sie als Hexe verschrien, für mich ist sie mein Lieblingscharakter in dieser Geschichte.

Ich habe Fontanes Novelle nicht ungern gelesen und fühlte mich größtenteils gut unterhalten, allerdings zwischendurch auch immer mal wieder etwas gelangweilt. Animiert dazu, mehr Fontane zu lesen, hat sie mich nicht unbedingt. Ich vergebe 3,5 Sterne und eine Leseempfehlung für Klassikfans.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Leichter Kriminalroman für zwischendurch

Die edle Kunst des Mordens
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Autorin Clara Annerson beabsichtigt das Genre zu wechseln, bisher schrieb sie Liebesromane, aber dafür fühlt sie sich nicht mehr kompetent genug, da sie selbst eher Pech in der Liebe hat. Kriminalromane ...

Autorin Clara Annerson beabsichtigt das Genre zu wechseln, bisher schrieb sie Liebesromane, aber dafür fühlt sie sich nicht mehr kompetent genug, da sie selbst eher Pech in der Liebe hat. Kriminalromane sollen es nun sein. Als sie auf Recherchetour im Museum ist, lernt sie einige Mitglieder des illustren Rudolf-Bundes kennen, die sie bald schon in ihren ersten Fall hineinziehen – die Leiche allerdings gibt es nicht nur auf dem Papier.

Nachdem ich die Protagonistin bereits in einem Prequel zur neuen Reihe kennenlernen konnte, war ich gespannt auf ihren ersten Fall. Clara ist mir, trotz ihrer aufdringlich neugierigen Art, sympathisch, und so habe ich sie, die selbst in Ich-Form erzählt, gerne begleitet. Von Anfang an kann man als Leser sehr gut miträtseln, und im Laufe der Geschichte bietet sich durchaus die Möglichkeit, bereits vor der Auflösung das Rätsel, zumindest in Teilen, zu lösen. Mir gefällt das recht gut, ich freue mich immer, wenn ich auf der richtigen Spur bin.

Die Auflösung wird am Ende ganz klassisch in Agatha-Christie-Manier präsentiert, ein klassischer Whodunnit ist auch der ganze Roman. Des Rätsels Lösung überzeugte mich allerdings nicht hundertprozentig, da ich der Meinung bin, dass mindestens ein Charakter bereits früher hätte stutzen müssen, ganz unerklärlich ist das aber nicht, so dass der Roman in meiner Wertung deswegen nicht wesentlich sinkt.

Die Geschichte lässt sich sehr gut und flüssig lesen, wozu auch die kurzen Kapitel beitragen, und unterhält auch gut. Die Charaktere bleiben ein bisschen zu sehr an der Oberfläche, auch Clara kann ich noch nicht so ganz fassen, aber wir sind auch erst am Anfang einer Reihe. Es gibt auch ein Liebesgeschichte, das hätte für meinen Geschmack nicht sein müssen, vor allem ist sie mir hier bereits etwas zu weit fortgeschritten, allerdings liegt in ihr auch eine gewisse Spannung, die mit in den nächsten Band genommen wird.

Richtig gut gefällt mir, dass die Protagonistin kein klassisches Haustier wie Hund oder Katze hat, sondern einen Raben, wobei der Begriff Haustier eigentlich falsch ist, denn es handelt sich um ein wildes Tier, das kommt, wie es mag, sich aber gerne bei Clara aufhält und sich mit Nüssen füttern lässt. Ebenso gut gefällt mir die kleine Hommage auf Sherlock Holmes. Ganz an Sherlock kommt Clara noch nicht heran, aber sie bemüht sich – obwohl Sherlock sich auch auf jemand anderes beziehen könnte, das werden aber erst zukünftige Romane zeigen.

Weniger gut gefällt mir, dass mal wieder (gähn) ein Protagonist in Gefahr gerät, hier wirkt es leider ziemlich aufgesetzt und in meinen Augen unnötig.

„Die edle Kunst des Mordens“ ist ein leichter Kriminalroman für zwischendurch, der ohne viel Blutvergießen auskommt und bei dem man gut mitraten kann. Ich fühlte mich unterhalten und vergebe 3,5 Sterne und eine Leseempfehlung für Cosy-Crime-Freunde. Ich werde auf jeden Fall noch einen weiteren Band der Reihe lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Atmosphäre
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 24.03.2018

Hat mich weniger geflasht als andere Romane des Autors

Der Preis des Todes
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Sarah Wolf, Moderatorin einer beliebten Talkshow, hat ein heimliches Verhältnis mit dem Staatssekretär Christian Wagner. Als dem Lobbyismus vorgeworfen wird und er kurz darauf erhängt aufgefunden wird, ...

Sarah Wolf, Moderatorin einer beliebten Talkshow, hat ein heimliches Verhältnis mit dem Staatssekretär Christian Wagner. Als dem Lobbyismus vorgeworfen wird und er kurz darauf erhängt aufgefunden wird, kann Sarah nicht anders, als seinen Tod aufklären zu wollen.

Kriminalhauptkommissar Paul Sellin arbeitet in der Vermisstenabteilung. Als eine Frau, die vor Monaten vermisst gemeldet wurde, ermordet aufgefunden wird, hat er Schuldgefühle. Vielleicht hätte er ihr Verschwinden ernster nehmen sollen? Zumindest den Mord an ihr will er aufklären …

Zwei Romane habe ich von Horst Eckert bereits gelesen, aus der Reihe mit Vincent Veih, die ich beide sehr gut fand. „Der Preis des Todes“ ist ein Stand-alone, aber auch hier wird Horst Eckert seinem Ruf als Politthriller-Autor gerecht. Die Themen sind aktuell, u. a. geht es hier um Lobbyismus, Flüchtlinge und politische Einflussnahme.

Der Roman ist spannend mit Pageturnerqualität, auch durch die kurzen Kapitel, die regelrecht auffordern „nur noch eins“ zu lesen. Manche Elemente der Auflösung ergeben sich schon sehr früh, so dass sich das „Warum“ schnell abzeichnet und auch zum „Wer“ hat man zumindest zum Teil bald seine Vermutungen. Spannung bringt die Skrupellosigkeit der Täter ins Spiel und die Art, wie sie agieren. Sehr gut gefallen mir auch die Szenen rund um Sarahs Talkshow, die einen tiefen Einblick geben. Erschütternd sind die Szenen, die in einem, tatsächlich existierenden, Flüchtlingslager in Afrika spielen.

Womit ich so meine Probleme habe, sind ein paar Klischees, die hier bemüht werden, manche passen in die Erzählung, wie etwa das Ende von Paul Sellins Erzählstrang, andere finde ich persönlich sinnlos und entbehrlich, wie etwa eine Sache aus Sarahs Erzählstrang, auf die ich leider aus Spoilergründen nicht näher eingehen möchte, hier ging es aber meiner Meinung nach schon sehr in Richtung Kitschroman.

Ein weiterer Punkt, der mir nicht gefällt, sind die Charaktere, nicht nur, dass mir fast keiner wirklich sympathisch ist, sie sind mir auch zu oberflächlich gezeichnet. Dass mir vor allem die Protagonistin nicht, weder positiv noch negativ, nahe kommt, ist fatal, mit ihr bangen konnte ich nicht. Da sie jedoch von Personen umgeben ist, die mich gefühlsmäßig mehr gepackt haben, wie etwa Kameramann Nils, empfand ich den Roman dennoch als spannend. Paul Sellin dagegen konnte mich emotional mehr berühren, auch wegen seines persönlichen Hintergrundes.

Schade, dass der Autor auch hier wieder auf ein Nachwort verzichtet, in meinen Augen würde der Roman dadurch aufgewertet.

Der Roman ist aktuell und spannend, mir sind die Charaktere jedoch nicht tiefgehend genug ausgearbeitet und der Roman teilweise etwas klischeehaft, so dass ich nur 3,5 Sterne vergeben kann. Wer Politthriller mag, kann zugreifen.

Veröffentlicht am 04.02.2018

Abenteuerlicher Roman, der auch bedingt als Reiseführer für Mallorca taugt

El Gustario de Mallorca und das tödliche Elixier
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Sven Ruge, Gastrokritiker und Journalist, erhält den Auftrag einen Reiseführer über Mallorca zu schreiben, mit Schwerpunkt Kulinarisches. Auf Mallorca angekommen, erfährt er durch Zufall etwas über ein ...

Sven Ruge, Gastrokritiker und Journalist, erhält den Auftrag einen Reiseführer über Mallorca zu schreiben, mit Schwerpunkt Kulinarisches. Auf Mallorca angekommen, erfährt er durch Zufall etwas über ein geheimnisvolles Elixier der Königin Blanka von Navarra und widmet seine Zeit voran der Suche danach. Doch nicht nur er ist hinter dem Fläschchen her, auch ein Schweizer Sammler und ein russischer Oligarch hätten es gerne in ihrem Besitz.

Was Sven erwartet, ist ein richtiges Abenteuer, das ihn und seine Mitstreiter, die sich ihm im Laufe des Romans anschließen, mehrfach in Lebensgefahr bringt. Nicht ganz nachvollziehbar jedoch ist Svens Intention, seinen Job, über den er sich sehr gefreut hatte, zu vernachlässigen und stattdessen einem Phantom hinterherzujagen, und auch, dass sich ihm kurz zuvor noch wildfremde Menschen anschließen, ist nicht wirklich glaubhaft.

Was den Leser erwartet, ist neben der doch ziemlich spannenden Geschichte eine Menge Hintergrundinformationen zur Insel, zu ihrer Geschichte und zu ihren kulinarischen Besonderheiten, und das hat mir wirklich gefallen und über manchen Mangel hinwegsehen lassen.

Der Erzählstil der Autorin zeigt, dass sie Journalistin ist, weniger Erzählerin, in meinen Augen erzählt sie zu wenig tiefgehend und genau so sind auch die Charaktere. Da im Mittelpunkt die Insel steht und auch die Jagd auf das Elixier, ist dies aber zu verschmerzen.

Erzählt wird aus mehreren Perspektiven und im Präsens, vor allem aus der Svens und der der beiden Detektive, die der Schweizer anheuert. So erhält der Leser ein umfassenderes Bild und kann manche Szenen besser zuordnen. Der Präsens wirkt auf mich leider etwas erzwungen und fügt sich nicht gut in die Handlung ein.

Im Anhang findet der Leser eine, wenn auch recht klein geratene, Karte der Insel, ein Personenverzeichnis und mehrere Rezepte des Mallorca-Korrespondenten der Autorin, sowie ein Nachwort Brigitte Lamberts', in dem sie auf Wahrheit und Fiktion eingeht. Die Zusatzinhalte sind okay, richtig gut wäre ein Liste, inkl. Adressen, der genannten Restaurants und Sehenswürdigkeiten gewesen, um den Reiseführeranteil ordentlich abzurunden.

Der Abenteuerroman, der gleichzeitig auch bedingt als Reiseführer durch Mallorca taugt, hat mich über weite Strecken gut unterhalten und mir Lust auf die Insel gemacht. Allerdings hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht und vor allem mehr Nachvollziehbarkeit, was das Handeln der einzelnen Personen angeht. Ich vergebe daher 3,5 Sterne. Wer sich für Mallorca interessiert und nicht allzu hohe Ansprüche an die Romanhandlung stellt, könnte Gefallen an diesen Buch haben.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Typischer, etwas langatmiger Cosy-Crime-Roman

Miss Daisy und der Tote auf dem Eis
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1923: Daisy Dalrymple ist zwar adeliger Abstammung, muss sich aber nach dem Tod ihres Vaters ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Als Journalistin berichtet sie über das Landgut Wentwater Court, während ...

1923: Daisy Dalrymple ist zwar adeliger Abstammung, muss sich aber nach dem Tod ihres Vaters ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Als Journalistin berichtet sie über das Landgut Wentwater Court, während ihres Aufenthaltes dort gibt es einen Todesfall. Da sie fotografieren und stenografieren kann, ist sie dem Ermittler, D. C. I. Alec Fletcher von Scotland Yard eine große Hilfe …

Cosy Crimes sind im Moment in, und so werden viele Reihen neu aufgelegt, so auch die um Daisy, deren erster Band bereits 1997 erstmals auf deutsch erschien, das Original stammt aus 1994. In diesem ersten Band lernt man Daisy recht gut kennen, erfährt etwas über ihre Vergangenheit und erhält einen ordentlichen Einblick in ihren Charakter. Durch ihre adelige Abstammung kennt sie sich mit dem Verhalten des Adels gut aus und passt sich so wunderbar in die Gesellschaft ein, die sie sich auf Wentwater Court versammelt hat. Außerdem ist sie sehr patent, mitfühlend und hat offenbar eine besondere Ausstrahlung, die andere dazu veranlasst, sich ihr anzuvertrauen. Daisy, aus deren Perspektive man das Geschehen größtenteils erlebt, war mir schnell sympathisch.

Über Alec Fletcher erfährt man noch relativ wenig, aber das wird sich in den folgenden Bänden sicher noch ändern. Die weiteren Charaktere – da man sich auf einem Landgut aufhält, ist nicht nur die Location sondern auch die Anzahl der Personen begrenzt – sind vielfältig und jeder einzelne ist pointiert dargestellt, wobei der Fokus auf der Familie und den Gästen liegt, nicht auf dem Personal, lediglich die Ermittler, neben Fletcher zwei weitere, bilden hier eine Ausnahme. Alle Charaktere und auch das Landgut kann man sich sehr gut vorstellen.

Die Kriminalgeschichte ist einigermaßen interessant und man kann auch miträtseln, jedoch fehlt es an Spannung. Das ist im Cosy Crime nicht ungewöhnlich, hier finde ich das Geschehen dennoch etwas sehr langatmig. Man ist bei den Verhören dabei und kann den Gedankengängen und Vermutungen Daisys und der Ermittler, die auch untereinander ausgetauscht werden, folgen, manches wiederholt sich, Action gibt es keine.

Interessant dagegen die Auflösung und die Konsequenzen, die sich daraus ergeben. Aufgelöst wird bereits überraschend früh, aber logisch und passend, und hat einen etwas eigenwilligen Effekt, der mich überraschte, mir aber ebenso passend erschien, und meine Bewertung noch ein bisschen nach oben korrigierte.

Der Roman ist ein typischer Cosy Crime, zudem der erste Band einer Reihe. Die Protagonistin wird gekonnt eingeführt, die Geschichte ist jedoch etwas zu langatmig gestaltet. Das überraschende Ende hat mir dann aber doch Lust auf weitere Romane der Reihe gemacht, außerdem habe ich auch nichts dagegen, Daisy Dalrymple noch einmal zu treffen und mehr über Alec Fletcher zu erfahren. Von mir gibt es daher 3,5 Sterne.