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Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwischen dem Diesseits und dem Jenseits

Lebensgeister
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"Mein Herz ging weit auf in der Regenbogenwelt, funkelnd wie ein Stern, und die Welt nahm es freudig auf und antwortete mit einem Feuerwerk aus Farben."

Inhalt
Ein Autounfall zerstört das Leben von Sayoko ...

"Mein Herz ging weit auf in der Regenbogenwelt, funkelnd wie ein Stern, und die Welt nahm es freudig auf und antwortete mit einem Feuerwerk aus Farben."

Inhalt
Ein Autounfall zerstört das Leben von Sayoko und ihrem Freund Yoichi. Während sie schwer verletzt überlebt, gibt es für ihn keine Hoffnung mehr. Sein Tod hinterlässt eine traurige, fade Wirklichkeit und eine Lücke, die es nun zu füllen gilt. Doch Sayoko fühlt sich dem durchaus gewachsen, denn seit ihrer eigenen Nahtoderfahrung, sieht sie Geister von Verstorbenen und hat den Übergang zwischen der diesseitigen und der jenseitigen Welt passiert. Sie schöpft Hoffnung für die Zukunft und erkennt die Schönheit der Gegenwart genauso wie die Zufriedenheit, die sie irgendwann einmal nach dem Tod empfinden wird.

Meinung
Dies war mein erster Roman der japanischen Autorin, die hier einen philosophischen Ausflug in eine Welt hinter der unsrigen wagt und versucht, den Leser für die Bedeutsamkeit des Lebens zu sensibilisieren. Die poetische Schreibweise, gepaart mit elementaren Lebensweisheiten berührte mein Herz und hat mir sehr gut gefallen. Sayokos Gedankenwelt ist tiefgründig und realistisch beschrieben und zeigt sehr deutlich, wie wichtig es ist, nach dem Verlust eines geliebten Menschen nach vorn zu blicken.

Sehr intensiv wird ihre Nahtoderfahrung geschildert, die letztlich dafür verantwortlich ist, dass sie in ihrem Leben wieder Fuß fassen kann. Darüber hinaus entwickelt der Leser ein tiefes Verständnis für die Möglichkeit der Existenz einer jenseitigen Welt und in ihm keimt die Hoffnung, dass es vielleicht möglich ist, ebenso wie Sayoko Kontakt mit den Seelen der Verstorbenen aufzunehmen.

Trotz seiner Spiritualität driftet der Roman nie ins Sentimentale ab, sondern erweckt eher den Eindruck, das Trauerverarbeitung auch viel damit zu tun hat, das diesseitige Leben in Angriff zu nehmen und den Blick auf die Schönheit des Gegenwärtigen zu richten.

Lediglich die Kulturunterschiede zwischen dem japanischen Lebensgefühl und der westeuropäischen Denkweise haben mir manche Textpassage erschwert, weil ich mich immer etwas im Abseits fühlte, was meinen Glauben anbelangt. Hier kann man nicht erwarten, dass man auf Menschen trifft, die unbeirrt an Geister glauben und darüber auch noch öffentlich debattieren...

Fazit
Ich vergebe 4 Lesesterne für diesen kleinen, feinen Roman mit so viel interessanter Präsenz der geistlichen Welt. Manchmal fast religiös, dann wieder äußerst profan erlebt der Leser den Weg einer jungen Frau, die fest daran glaubt, die Liebe ihres Lebens nicht verloren zu haben, obwohl sie seine Anwesenheit nicht mehr spürt. Für Trauernde eine positive Lektüre, die verspricht, dass es mehr gibt, als ein Mensch vordergründig begreifen kann.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Lebensweg einer Freundschaft

Meine geniale Freundin
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„Sie wollte sich in Luft auflösen, wollte dass sich jede ihrer Zellen verflüchtigte, nichts von ihr sollte mehr zu finden sein.“

Inhalt

Rückblickend erzählt die Pförtnerstochter Elena Greco die Geschichte ...

„Sie wollte sich in Luft auflösen, wollte dass sich jede ihrer Zellen verflüchtigte, nichts von ihr sollte mehr zu finden sein.“

Inhalt

Rückblickend erzählt die Pförtnerstochter Elena Greco die Geschichte einer Mädchenfreundschaft, die sich mittlerweile über ein ganzes Leben erstreckt. Sie lässt den Leser in eine äußerst ambivalente Mädchenbekanntschaft blicken, die bereits in weiter Ferne begann und beschwört ein umfassendes Bild einer äußerst schwierigen Zeit im Neapel der 50iger Jahre herauf. Damals war Elena 11 Jahre alt, genauso alt wie Lila, die Tochter des Schusters. Ihre Verbindung lebt von den Ereignissen und Menschen, die sich in ihrer unmittelbaren Nähe befinden. Doch schon bald teilen sie nicht mehr alle Empfindungen miteinander, denn nach der Grundschulzeit ist Lila trotz ihrer Intelligenz dazu verbannt, in der elterlichen Firma mitzuarbeiten, während Elena durch Zuspruch ihrer Lehrer die Möglichkeit erhält, zunächst auf die Oberschule und dann aufs Gymnasium zu wechseln. Erste Bildungsunterschiede lassen feine Risse in der Mädchenfreundschaft entstehen und dennoch hält Elena fast verzweifelt an ihrer „besten“ Freundin fest, vielleicht weil diese so anders, so innovativ und mutig ist und all jene Eigenschaften besitzt, die Elena selbst gerne hätte.

Meinung

Die Pressestimmen zu diesem Auftakt der neapolitanischen Saga aus der Feder von Elena Ferrante sind sehr positiv und voller Lob. Umso gespannter war ich auf diesen ersten Roman, dem im kommenden Jahr noch drei weitere Bände folgen werden.

Der Einstieg ins Buch zieht sich etwas hin, als Leser kann man noch nicht abschätzen, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird und erst nach der Hälfte des Buches konnte mich das Geschehen wirklich in seinen Bann ziehen. Die Autorin schildert einerseits eine Freundschaft, die mich in vielerlei Hinsicht enttäuscht hat, eine Beziehung die viel mehr auf Neid, ungeteilter Bewunderung und dem Wunsch, die bessere zu sein beruht, als auf wahrer Zuneigung. Gerade dieses Ungleichgewicht zwischen den Frauen, die selbst in ihrer Herangehensweise ganz anders agieren, bleibt im ganzen Buch erhalten. Sie leben die Gegensätze, finden andere Verhaltensweisen erstrebenswert, möchten verschiedene Dinge im Leben erreichen, so dass ich mich fortwährend gefragt habe, ob es zu dieser perfekten Freundschaft gehört, sich über-bzw. unterlegen zu fühlen und welchen Schaden oder Nutzen dieses Verhalten bringen soll.

Umso gelungener finde ich die Auseinandersetzung der Autorin mit den gesellschaftlichen Hintergründen, mit der Schilderung eines gewaltgeprägten Wohnviertels, mit verfeindeten Familienclans, mit Straßenschlägereien und Morden. Einer Welt, die ebenso beängstigend wie faszinierend wirkt und die vielleicht erklärt, warum es so wichtig war, sich mit Menschen zu umgeben, die das eigene Selbst ergänzen und dem Leben eine gewisse Beständigkeit geben. Auch die frühe Jugend der beiden Mädchen, schuf ein umfassendes Gesellschaftsporträt. Denn während Lila ganz bewusst heiratet, erscheint es der gebildeten Elena absolut fremd mit 16 Jahren den Bund der Ehe einzugehen.

Fazit
Ich vergebe 4 Lesesterne für diesen Roman, der eine Mädchenfreundschaft nicht nur an Gefühlen, sondern auch an gesellschaftlichen Normen festmacht. Die Geschichte hat Tiefgang und lebt von einer schönen Sprache, sie erzählt unaufgeregt vom Leben und schildert ganz nebenbei das Erwachsenwerden zweier Menschen. Der Gesamteindruck der entsteht, braucht etwas Zeit um sich zu entfalten, lässt mich aber als Leser doch zufrieden zurück, vor allem, weil es eine Fortsetzung gibt, die zeigen wird, wie sich das Leben der beiden Hauptprotagonistinnen entwickelt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vom Verlust einer unbeschwerten Kindheit

Die Geheimnisse der Welt
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„Es ist furchtbar, wenn man zu viel über jemanden weiß. Man kommt sich vor wie ein Lügner, weil man so tun muss, als wüsste man nichts, dabei weiß man alles, einfach alles.“

Inhalt

Michael Murray führte ...

„Es ist furchtbar, wenn man zu viel über jemanden weiß. Man kommt sich vor wie ein Lügner, weil man so tun muss, als wüsste man nichts, dabei weiß man alles, einfach alles.“

Inhalt

Michael Murray führte bisher ein recht normales Leben als 11-jähriger, geprägt von netten Freunden, nervigen Nachbarsmädchen und seiner großen Leidenschaft, dem Fußball spielen. Doch als seine Mutter zum Opfer eines Verbrechens wird, ändert sich seine kleine heile Welt elementar. Plötzlich wird er aus den Erwachsenengesprächen ausgeschlossen, obwohl er das Weinen der Mutter hört, die wütenden Ausbrüche des Vaters mitbekommt und die Hilflosigkeit seiner Eltern gegenüber der veränderten Situation. Alle schicken ihn weg und schließen ihn aus. Doch die Situation spitzt sich weiter zu, nachdem die Nachbarschaft das geschundene Gesicht seiner Mutter wahrgenommen hat und diese behauptet „gestürzt“ zu sein. Plötzlich glaubt alle Welt, sein Vater wäre der brutale Schläger, der seine Ehefrau misshandelt. Michael macht sich daran die Wahrheit herauszufinden und lernt dabei nicht nur etwas über die Kraft und die Verunsicherung einer Lüge, sondern auch über die Frage nach echter Schuld und bloßen Vorwürfen.

Meinung

Nach ihrem Debütroman „Bienensterben“, der mir bereits ausgesprochen gut gefallen hat, legt Lisa O`Donnell wieder einen emotional packenden Roman über die dunklen Seiten eines normalen Familienlebens vor. Dabei wählt sie eine sehr interessante Erzählperspektive und verwendet viel Zeit und Detailtreue darauf, sich auf die Ebene des Hauptprotagonisten einzulassen. So bekommt der Leser alles Wissen, sämtliche Vorfälle und auch deren Auswirkungen so geschildert, als hätte all dies tatsächlich ein heranwachsender Schuljunge erlebt. Gerade diese Sicht auf die Dinge macht das Buch so besonders und schenkt auch traurigen Situationen ein klitzekleines Stück Humor, weil man als Teenager anders tickt als später.

Sehr ansprechend und glaubwürdig wird die Rahmenhandlung in einer Kleinstadt mit ihren allzu neugierigen Bewohnern geschildert, die gerade am Leid anderer Menschen ihren Unterhaltungswert und das gesamte Weltbild festmachen. Klatsch und Tratsch sorgen dafür, dass auch ein Schicksalsschlag nicht im Geheimen bleiben wird und das die öffentliche Ächtung oder das kollektive Mitleid ganz wesentliche Faktoren im Leben sein können, denen man als Individuum erst einmal gewachsen sein muss.

Fazit

Ich vergebe 4,5 Sterne für diesen unterhaltsamen, nachdenklich stimmenden Roman, der mich oft zum Lachen gebracht hat und gleichzeitig eine subtile Art der Beklemmung zurückließ. Empfehlenswert ist das Buch auch für jüngere Leser, die sich in den Gedanken des Ich-Erzählers vielleicht sogar wiedererkennen. Ein wichtiges Buch über den Zusammenhalt einer Familie und ihren Kampf gegen die Ungerechtigkeit. Berührend, einprägsam und erfrischend anders.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Bürde jahrelanger Tradition

Die Eismacher
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Die beiden Söhne der traditionsreichen Eismacherfamilie Talamini könnten unterschiedlicher nicht sein. Während der ältere Giovanni sein Herz der Poesie und Dichtkunst geschenkt hat, opfert sich der jüngere ...

Die beiden Söhne der traditionsreichen Eismacherfamilie Talamini könnten unterschiedlicher nicht sein. Während der ältere Giovanni sein Herz der Poesie und Dichtkunst geschenkt hat, opfert sich der jüngere Luca im elterlichen Eiscafé auf, um immer wieder neue, schmackhafte Eiskreationen herzustellen und damit das Geschäft rentabel zu halten. Doch gerade diese gegensätzlichen Lebensentwürfe treiben nicht nur einen emotionalen Keil zwischen die beiden Brüder, sondern spalten die gesamte Familie. Gebunden an die jahrelange Verpflichtung, die im Erbe inbegriffen scheint, engagieren sich die Söhne der Familie normalerweise in der Eisherstellung und als es der erste Talamini-Nachfahre wagt, neue Wege zu beschreiten, wird er zum schwarzen Schaf. Doch eines Tages ergibt sich für Giovanni die Möglichkeit, seine Verfehlungen zu minimieren, indem er seinem jüngeren Bruder hilft, den Stammbaum weiterzuführen.

Meinung

Dies war mein erster Roman von Ernest van der Kwast, der mich in weiten Teilen absolut überzeugen konnte, weil er sehr gekonnt und umfassend die verschiedenen Belange und Wünsche von diversen Familienmitglieder einfängt, von ihren Interaktionen miteinander oder auch dem Fehlen eines echten Gesprächspartners. Familie wirkt hier wie ein lebendiges Gebilde, welches Stärken und Schwächen des Einzelnen auffangen kann oder erst vermag sie zu offenbaren. Der Autor verwendet eine poetische Sprache, die dennoch recht schnörkellos aufgenommen werden kann. Auch den großen Rahmen den er schafft, begonnen mit der Errungenschaft des Urgroßvaters bis hin zum derzeitigen Eismacher konnte mich begeistern. Weil die Sichtweise des Einzelnen voll und ganz zur Geltung kommt, weil es Söhne gibt, die mit Herzblut bei der Sache sind und solche, die sich für ihr Leben etwas Anderes vorstellen können und der ständigen zeitlichen und räumlichen Gebundenheit, die die Eisherstellung erfordert, am liebsten entrinnen möchten.

Ein weiteres Plus des Buches: Es handelt sich nicht um eine einfache Familiengeschichte, sondern auch über die Frage danach, was braucht man um glücklich zu sein, wie wirkt sich die persönliche Lebensweise auf eine Familie aus, welche Verfehlungen sind entschuldbar und welche Dinge rückt auch die Zeit nicht mehr ins rechte Lot. Gerade diese umfassende Betrachtungsweise hat mir sehr gut gefallen, weil sie lebensecht und stets präsent scheint.

Meine Kritikpunkte fallen hier kaum ins Gewicht, denn mich haben lediglich die längeren Ausflüge Giovannis in sein Leben zwischen Künstlern, Hotels und poetischen Dichtern gelangweilt, die sich doch häufen, ohne jemals ein Ende zu finden. Giovanni als Mann von Welt, der an die wahre Liebe glaubt und dessen Herz die Talaminis nie verlässt, obwohl er diese zeitweise aus seinem Leben ausschließt. Auch die eingeflochtenen Verse und Gedichtfetzen empfand ich überflüssig und habe an entsprechenden Stellen quergelesen.

Fazit

Ich vergebe 4 Lesesterne und eine Leseempfehlung für diesen gelungenen, zeitlosen Roman, der geprägt von Liebe und Verantwortung diverse Lebenswege und Entwürfe thematisiert und ein umfassendes, stilles, unprätentiöses Familienportrait schafft, welches Platz für Wünsche, Geheimnisse, Sehnsüchte und Kompromisse der Beteiligten lässt. Ehrlich, beständig und realitätsnah – die Kernaussage des Buches ist wie aus dem Leben gegriffen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Liebe mit Verfallsdatum

Wir sehen uns am Meer
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"Das ist nur ein langer Traum, den ich mit dir träume. Die Wahrheit ist, dass ich nicht mutig genug bin."

Inhalt

Als sich Liat und Chilmi fernab von zu Hause treffen, entflammt zwischen ihnen eine intensive, ...

"Das ist nur ein langer Traum, den ich mit dir träume. Die Wahrheit ist, dass ich nicht mutig genug bin."

Inhalt

Als sich Liat und Chilmi fernab von zu Hause treffen, entflammt zwischen ihnen eine intensive, alles vereinnahmende Liebe. Aus einer zufälligen Begegnung wird eine wunderbare Liebesnacht und daraus eine erfüllende Beziehung. Doch über ihren Köpfen schwebt ein Damoklesschwert, denn schon in wenigen Monaten wird Liat wieder nach Israel zurückkehren und dorthin kann sie den Araber Chilmi nicht mitnehmen, denn eine Liebe oder Beziehung zwischen den beiden wäre ein Eklat. Liat ist sich dieser Differenz vom ersten Moment an bewusst, doch sie hält an ihren Gefühlen fest, solange sie kann.

Meinung

Mich hat dieser Roman sehr fasziniert, weil er bereits im Klappentext von einer Liebe spricht, die keine Zukunft hat und so wollte ich unbedingt wissen, warum das so ist. Tatsächlich verbreitet die Autorin eine intensive Atmosphäre, geprägt von starken Gefühlen, bitteren Wahrheiten und ernsthaften Problemen.
Der Nahost-Konflikt wird auf die persönliche Ebene übertragen und wirkt dadurch viel näher und akuter. Schwer vorstellbar für unseren Kulturkreis, existiert zwischen den beiden Liebenden tatsächlich eine Kluft in ihren Gedanken, Zukunftswünschen und politischen Ansichten. Immer wieder führen sie Streitgespräche und versuchen dabei den anderen von der Richtigkeit ihrer eigenen Ansichten zu überzeugen, doch vergebens scheint die Mühe ...

Eine poetische Erzählweise, viel Einfühlungsvermögen und eine Ich-Erzählerin, die auch ihr eigenes Gedankengut, sehr stark reflektiert, machen den Roman zu einem interessanten und ansprechenden Schmöker. Dorit Rabinyan vereint in ihrer Erzählung die Geschichte eines Landes mit dem Leben in der Gegenwart und zeigt, wie schwer es sein kann, eine Beziehung, deren Grenze zu allererst in den Köpfen der Menschen existiert, aufzubauen.

Meine Kritikpunkte beziehen sich zum einen auf den fehlenden Erzählstrang, den ich mir in Form des männlichen Parts erhofft hatte. Leider bleiben dadurch viele Beweggründe und Ansichten von Chilmi im Ansatz stecken, weil seine Sichtweise nur aus zweiter Hand erlebbar wird. Und zum anderen enttäuscht mich die Handlungsweise der Liebenden, die mir für meinen Geschmack einfach viel zu wenig kämpfen, die sich nicht gegen ihre Familien und Freunde stellen wollen, die es einfach so hinnehmen, das ihre Gefühle füreinander vergehen werden und deren Perspektivlosigkeit mich auf allen Seiten des Romans begleitet hat. Oft stellte sich mir die Frage, ob es wirklich nur der Konflikt zwischen ihren Völkern war, oder ob diese Liebe auch unter normalen Umständen gescheitert wäre.

Fazit
Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung für diesen intensiven, vielschichtigen Roman, der sich unter gegebenen Umständen mit den verfeindeten Ansichten ganzer Völker auseinandersetzt und dadurch den Nahost-Konflikt sehr dramatisch und beklemmend wirken lässt. Abstriche verzeichne ich in Sachen Liebesgeschichte und Rebellion gegen die Allgemeinheit, da hätte ich mir persönlich mehr erhofft.