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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Es geschah vor 50 Jahren...

Grafeneck
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Hermann Mauser, 61, ist seit 30 Jahren Grundschullehrer und unterrichtet Deutsch, Rechnen und Heimat- und Sachkunde in Burtenhausen auf der Schwäbischen Alb. Hier lebt auch seine Freundin Veronika Baader, ...

Hermann Mauser, 61, ist seit 30 Jahren Grundschullehrer und unterrichtet Deutsch, Rechnen und Heimat- und Sachkunde in Burtenhausen auf der Schwäbischen Alb. Hier lebt auch seine Freundin Veronika Baader, die eine kleine Töpferwerkstatt in ihrer Garage betreibt. Mauser ist passionierter Höhlenforscher und bei einem Besuch der Lehmkammerhöhle am Karsamstag 1997 findet er einen mumifizierten Toten im schwarzen Anzug, weißen Hemd und Krawatte. Er hat ein mulmiges Gefühl in dieser stickigen Luft. Es riecht nach Nazizeit, der Zeit, als sein Vater Polizist in Buttenhausen war und seine Schwester Therese, genannt Mutz, in einem Auto mit weißen Fenstern abgeholt und nach Grafeneck geschafft worden wurde. Jeder im Dorf wusste, wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand, was hier geschah, wenn die Schlote qualmten.

Kommissar Greving aus Reutlingen nimmt sich des Toten an und versucht, sein Geheimnis zu lüften. Aber auch Mauser bleibt an der Geschichte dran...


Selten habe ich so einen melancholischen und berührenden Krimi gelesen. Die philosophischen Betrachtungen des Lebens im Ganzen und im Allgemeinen zwischen Mauser und Kommissar Greving haben mich richtig ruhig werden lassen. Die Geschichte um Grafeneck und seine "Bewohner" hat mich schon sehr berührt. Es kommt wohl auch nicht so oft vor, dass ein Geheimnis nach 50 Jahren aus der Versenkung geholt wird, und sich manch einer wünscht, nie dabei gewesen zu sein. Aber in dieser kleinen Gemeinde hat jeder von den Alten sein kleines Geheimnis, seine Scham, seine Verzweiflung, seine Ohnmacht und die Unmöglichkeit zu Vergessen.


Rainer Gross hat mit seinem Debütroman eine tolle Geschichte erzählt. Ich hoffe, es gibt weitere.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sommerliches Lesevergnügen

Mutter bei die Fische (Ein Heisterhoog-Roman 2)
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Wie eine leichte Nordseebrise kommt das neue Buch von Marie Matisek daher. Falk Thomsen und einige der anderen Insulaner habe ich bereits im ersten Buch der Autorin "Allein unter Krabben" kennen- und lieben ...

Wie eine leichte Nordseebrise kommt das neue Buch von Marie Matisek daher. Falk Thomsen und einige der anderen Insulaner habe ich bereits im ersten Buch der Autorin "Allein unter Krabben" kennen- und lieben gelernt. Und nun geht es weiter:

Falk Thomsen, 29, gescheiterter Soziologiestudent, der mit dem Strandkorbverleih, den er vom Bruder seines Vaters, Onkel Sten, geerbt hat, seinen Unterhalt verdient, tut nichts lieber als Nichtstun. In den Monaten ohne Besucher hält er sich mit Almosen-Jobs der Inselbevölkerung über Wasser. Seine Freundin Gina lebt noch in Berlin und verdient sich als schlecht bezahhlte Architektin ihren Lebensunterhalt. Die beiden führen eine Wochenendbeziehung, wenn es denn jede Woche mit den Besuchen klappt. Marita, die das Tourismusbüro betreibt, ist in Mutterschutz und Falk soll für 8 Wochen dieses Büro übernehmen. Doch dann kommt die böse Nachricht aus der Presse: Vor der Insel soll ein Windpark entstehen. Es ist zwar nur eine Falschmeldung, aber die kann für den Tourismus böse Folgen haben. Also macht sich Falk auf die Suche nach einer Alternative und stößt über seinen Freund Bertie auf eine Filmproduktion, die einen neuen Drehort sucht - und der soll seiner Meinung nach Heisterhoog sein. Trotz aller Warnungen trifft das gesamte Filmteam inkl. Komparsen bei strömendem Regen auf der Insel an und der Stress beginnt.

Aber damit nicht genug. Falks Mutter kommt auf die Insel und will hier ihren Jahresurlaub bei ihrem neuen Freund Piet, der eine Bratfischbude betreibt, verbringen. Und bei einem abendlichen Spaziergang begegnet Falk seinem Vater, der ihn und seine Mutter vor 25 Jahren verlassen und nach Amerika gegangen ist. Der international gefeierte Schriftsteller sieht heruntergekommen und krank aus. Was hat ihn von Manhattan nach Tüdersen verschlagen?

Marie Matisek ist auch mit ihrem zweiten Küsten-Roman eine spritzige, leichte und sehr unterhaltsame Lektüre gelungen, die ich nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die vielen Protagonisten, die sie in ihrer Einzigartigkeit so bezaubernd daherkommen lässt, haben sich mir vor meinem inneren Auge festgesetzt und ich glaube, sie alle schon gut zu kennen. Ob Bürgermeister Jörn Krümmel, der auch den Shantychor leitet und eine CD aufnehmen will; Falks Gehilfe Nille, der sich, obwohl er nicht schwimmen kann, zu Rettungsübungen hergibt; Küstencowboy Thies Hoop, der Lucky Luke von Heisterhoog - immer ein Klümpchen Schnupftabak unter der Lippe und eine Zigarette im Mund; Silke Söderbaum, die beste Suppenköchin der Insel oder Familie Boistern, deren Tochter Nancy nun eine Schauspielkarriere anstrebt - sie alle sind mir in den beiden Büchern sehr ans Herz gewachsen und ich hoffe, auch in Zukunft noch einiges mehr über die Inselbewohner und ihr Leben zu erfahren. Potential ist noch genügend da.


FAZIT:
Ein tolles Buch mit einer leichten Geschichte und vielen kleinen Episoden für die kommende Sommer- und Ferienzeit.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine sommerleichte Urlaubslektüre

Lisa geht zum Teufel
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Die Münchnerin Lisa Köhler, 58, im Verlagswesen tätig ist verliebt - in ihren um 10 Jahre jüngeren Arbeitskollegen Rainer. Mit ihm zusammen plant sie ihren jährlichen Urlaub in ihrem Haus mit Wohnrecht ...

Die Münchnerin Lisa Köhler, 58, im Verlagswesen tätig ist verliebt - in ihren um 10 Jahre jüngeren Arbeitskollegen Rainer. Mit ihm zusammen plant sie ihren jährlichen Urlaub in ihrem Haus mit Wohnrecht in den Hügeln von Marbella, das sie ihrem Ehemann Felipe Comez bei der Scheidung abgerungen hat. Nun könnte es losgehen - aber Rainer macht per SMS Schluss. Lisa ist am Boden zerstört, will sich aber nicht unterkriegen lassen und macht sich auf nach Spanien...

Was sie hier alles erlebt und mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen hat, das erfahren wir in dieser reizenden Geschichte. Wer die Bücher von Tessa Henning kennt, wird auch von ihrem neuen Roman nicht enttäuscht. Allerlei Verwicklungen nehmen ihren Lauf und Lisa findet schlussendlich wieder zu sich selbst und einer neuen Liebe. Sehr kurzweilig geschrieben, die Personen deutlich gezeichnet, was sie sehr plastisch macht. Da hat mein Kopfkino einiges zutun und fühlt sich im Süden Spaniens sehr wohl. Die Geschichte ist zwar sehr verwickelt, aber dennoch vorhersehbar, was aber dem Lesegenuss keinen Abbruch tut. Immer wieder mit einem kleinen Zwinkern kommen auch Lebensweisheiten zutage, über die man auch mal nachdenken kann.

Alles in allem eine gelungene Freizeitlektüre ohne viel Tiefgang aber mit hohem Unterhaltungswert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Charlotte findet zu sich selbst

Ab heute seh ich bunt
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Charlotte Saalbach, ausgestattet mit einem großartigen Organisationstalent und einer Vorliebe für die italienische Küche, plant ein halbes Jahr Auszeit bei ihrer Freundin in der Toskana. Britta plant dort ...

Charlotte Saalbach, ausgestattet mit einem großartigen Organisationstalent und einer Vorliebe für die italienische Küche, plant ein halbes Jahr Auszeit bei ihrer Freundin in der Toskana. Britta plant dort eine Wohlfühloase für gestresste Städter und Charlotte will in der neuen Küche das Kochen für die Gäste übernehmen. Dass sie dort ihre große Jugendliebe Ben trifft, war nicht geplant…

Charlotte, die ihrem Mann Peter den Rücken frei hält, damit er sich beruflich austoben kann, für ihren Sohn Jonas ein Auslandsjahr organisiert, den Haushalt stemmt und sich auch von ihrem renitenten Schwiegervater Hans-Hermann nicht unterkriegen lässt, nebenbei noch in einer Bücherei aushilft, war mir gleich von Beginn an sympathisch. Sie erfüllt für mich die Rolle der guten Freundin von nebenan. Dass bei ihr und Peter die Luft raus ist, wollen beide nicht sehen.

Dass sich das in Italien schlagartig ändern wird, ist schon vorauszusehen, hat mich allerdings überhaupt nicht gestört. Ich fand es schön zu lesen, wie sich Charlotte immer mehr emanzipiert, selbstbewusster wird, und ihren eigenen Weg geht.

Die Geschichte liest sich flott und ohne Längen. Langeweile kommt bei der Lektüre keine auf. Im Gegenteil. Mir war das Buch viel zu schnell aus. Oft habe ich geschmunzelt und mir genau vorstellen können, was in Charlottes Kopf gerade vorgeht.

Toskanischer Flair, farbige und gut vorstellbar beschrieben Protagonisten, eine Prise Humor, zwei kleine beginnende Liebesgeschichten und die Selbstfindung von Charlotte haben mir ein paar kurzweilige sehr schöne Lesestunden geschenkt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Arbeitsloser Schauspieler ermittelt

Oktoberfest
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Paul Plotek, arbeitsloser Schauspieler, ist immer pleite und bekommt die Chance auf dem Oktoberfest in einem neuen Wiesnzelt zu kellnern. Hier findet er hinter Henldkartons zwei Leichen...

Einen Krimi, ...

Paul Plotek, arbeitsloser Schauspieler, ist immer pleite und bekommt die Chance auf dem Oktoberfest in einem neuen Wiesnzelt zu kellnern. Hier findet er hinter Henldkartons zwei Leichen...

Einen Krimi, der ohne ermittelnde Kommissare auskommt, habe ich das erste Mal gelesen - und ich muss sagen, darnicht so schlecht. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und auch einiges an deutschen Sprichwörtern, die ich auch schon von meiner Mutter kenne, wiedergefunden.

FAZIT:
Mal was ganz anderes - aber trotzdem sehr gut!