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Veröffentlicht am 26.08.2018

Ein toller Regionalkrimi mit einer handfesten Mordermittlung und glaubwürdigen Figuren

Kalt geht der Wind
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Im Garten des örtlichen Holzbarons wird eine weibliche Leiche gefunden, deren Augen, Ohren und Mund mit groben Stichen zugenäht worden ist. Ein Fund, der Kommissarin Inka Luhmann einige Rätsel aufgibt. ...

Im Garten des örtlichen Holzbarons wird eine weibliche Leiche gefunden, deren Augen, Ohren und Mund mit groben Stichen zugenäht worden ist. Ein Fund, der Kommissarin Inka Luhmann einige Rätsel aufgibt. Denn warum hat der Mörder ein japanisches Sprichwort nachgestellt, in dem es um drei weise Affen geht. Nicht sehen, nicht hören, nicht sprechen ist ihr Ziel, während um sie herum Schreckliches geschieht. Deshalb kommt auch sofort die Vermutung einer gezielten Rache auf, deren Opfer nicht lange alleine bleibt. Nur Stunden später wird am Hennesee die nächste Leiche entdeckt, deren Sinnesorgane diesmal ein perfekt ausgeführter Kreuzstich ziert.

"Kalt geht der Wind: Inka Luhmann ermittelt im Sauerland" ist der erste Fall der Dortmunder Kommissarin Inka Luhmann, die ihrem Mann Hendrik zuliebe in dessen Heimatstadt Brilon gezogen ist. Dort fängt sie als Leiterin des Dezernats für Kapitalverbrechen an, während er die Position des Hausmanns übernimmt. Doch trotz einiger Bedenken funktioniert das ungewöhnliche Arrangement richtig gut. Wohl auch, weil der außer Dienst befindliche Kommissar ein liebvoller Vater für ihre beiden Kinder ist. Dafür aber nehmen die beruflichen Probleme schnell überhand. So bekommt es Inka neben einem neidischen Kollegen und einem hinterlistigen Reporter vor allem mit einem gewieften Mörder zu tun, der sie viel zu lange an der Nase herumführt.

Das kriminelle Debüt des Autorenduos Oliver Welter und Michael Gantenberg kann sich sehen lassen. Es überzeugt mit einer handfesten Mordermittlung, glaubwürdigen Figuren und einem ganz besonders perfiden Verbrechen. Hinzu kommen ein bildhafter Schreibstil und eine eine ordentliche Portion Lokalkolorit, durch die eine ganz besondere Atmosphäre entsteht. Und in diese taucht der Leser von Beginn an ein, lernt neben dem engagierten Ermittlerteam auch den Mörder kennen, der viel von seinem Motiv und den damit einhergehenden Gefühlen verrät. Lediglich einige Lücken im Spannungsverlauf geben Anlass zur Kritik, sorgen aber auch mit umfangreichen Schilderungen dafür, dass die Figuren selbst und ihr persönliches Umfeld besser einzuordnen sind.

Fazit:
Ein toller Regionalkrimi und der gelungene Auftakt zu einer Serie, von der es hoffentlich noch viele weitere Folgen gibt.

Veröffentlicht am 18.08.2018

Ein bewegender und geheimnisumwitterter Liebesroman

Das Haus am Sunset Lake
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Der Hotelinvestor Jim Johnson hat den Auftrag, ein Objekt in den Südstaaten zu kaufen, aus dem ein Luxushotel für die Omari-Kette entstehen soll. Dabei fällt die Wahl seines Chefs auf das traumhafte Anwesen ...

Der Hotelinvestor Jim Johnson hat den Auftrag, ein Objekt in den Südstaaten zu kaufen, aus dem ein Luxushotel für die Omari-Kette entstehen soll. Dabei fällt die Wahl seines Chefs auf das traumhafte Anwesen Casa D'Or, das Jim aus seiner Jugend kennt. Denn ganz in der Nähe hat er gemeinsam mit seinen Eltern einen turbulenten Sommer verbracht und sich Hals über Kopf in die Collegeabsolventin Jennifer Wyatt verliebt. Und obwohl die Tochter wohlhabender Eltern mit dem Emporkömmling Connor befreundet war, stellten sich ihre Gefühle zu dem mittellosen Studenten Jim als viel stärker heraus. Nun, zwanzig Jahre danach kehrt Jim nach Savannah zurück und trifft erneut auf Jennifer, die er noch immer aus tiefsten Herzen liebt. Doch sie ist seit Jahren Connors Ehefrau und nicht gewillt, die schicksalhaften Ereignisse aus der Vergangenheit erneut aufzurollen.

"Das Haus am Sunset Lake" ist ein gefühlvoller Roman, der von zwei Menschen erzählt, deren Glück durch ein dunkles Geheimnis zerstört worden ist. Doch bevor der Leser erfährt, warum die Collegeabsolventin Jennifer in einem verhängnisvollen Sommer der Liebe ihres Lebens den Laufpass gab, lernt er zunächst einmal Jim Johnson kennen. Ein Mann, der verdammt gut aussieht und als Hotelinvestor enorm erfolgreich ist. Nur die Frau an seiner Seite fehlt ihm noch und das, obwohl es genug Bewerberinnen gibt. Deshalb kommt auch schnell die Frage auf, was es mit seiner Jugendliebe Jennifer auf sich hat und warum die beiden getrennte Wege gehen. Immer wieder blickt die britische Autorin Tasmina Perry in die Vergangenheit zurück, als ein Filmprojekt für zwei junge Menschen enorm wichtig war und ein Sommer voller Gefühle viel zu schnell sein Ende fand.

Ein bildhafter und wunderbar flüssig zu lesender Schreibstil sorgt dafür, dass der Leser schnell in die Geschichte eintaucht, in der ein ungemein sympathischer Jim Johnson die Hauptrolle spielt. Ein bindungsunfähiger Mann, der trotz Fehler und Schwächen ehrlich zu seine Gefühlen steht und sich nicht vor der Wahrheit scheut. Demgegenüber erscheint seine große Liebe Jennifer eher kalt und in sich gekehrt und verkörpert nicht die Art von Frau, die man sich für einen solchen liebenswerten Menschen wünscht. Doch mit der Zeit ändert sich die Meinung, wenn unschöne Intrigen ans Tageslicht treten und verurteilte Handlungen plötzlich erklärbar sind. Ein Roman, der trotz seiner anfänglichen Ruhe voller Dramatik steckt und den Leser mit immer wieder neuen Wendungen und Rätseln überrascht.

Fazit:
"Das Haus am Sunset Lake" ist ein bewegender und geheimnisumwitterter Liebesroman, der mit einer wunderbaren Kulisse und viel Atmosphäre aufwarten kann und kurzweilig unterhält.


Veröffentlicht am 13.08.2018

Ein spannender Thriller, der tief in menschliche Abgründe blicken lässt

Wähle den Tod
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Es ist ein ganz normaler Tag, an dem Jana Langenfeld den gutmütigen Hund der Familie blutüberströmt im Garten findet und weiß, dass ihre Vergangenheit nicht für jeden vergessen ist. Denn es gab eine Zeit, ...

Es ist ein ganz normaler Tag, an dem Jana Langenfeld den gutmütigen Hund der Familie blutüberströmt im Garten findet und weiß, dass ihre Vergangenheit nicht für jeden vergessen ist. Denn es gab eine Zeit, in der sie nicht als Gattin eines Politikers und zweifache Mutter glücklich war, sondern fürchterliche Dinge geschehen sind. Nun aber ist ihr Leben perfekt und deshalb tut Jana alles dafür, dass es für immer so bleibt. Sie schreckt weder vor Lügen zurück oder davor, ihren Ehemann schamlos zu hintergehen. Doch jede Sünde hat ihren Preis. Und so kommt es, dass sie plötzlich vor einem Scherbenhaufen steht, als ihre Kinder spurlos verschwunden sind und der Entführer ein tödliches Ultimatum stellt.

„Wähle den Tod“ ist der vierte Thriller, den die Wahlberlinerin Jutta Maria Herrmann geschrieben hat und mit dem sie den Beweis antritt, dass Angst die menschliche Seele zerstört. Denn nichts anderes ist mit ihrer Hauptfigur Jana geschehen, die auf ein gutes Leben bedacht, das eines anderen ruiniert. Eine Schuld, die Jana in ihrer Jugend auf sich geladen hat und die nun, wie ein Damoklesschwert über ihre Familie schwebt. So wird der Leser zum Zeugen, wie ein Unbekannter ohne Skrupel zu hegen in ihre heile Welt eindringt und diese mit Angst und Schrecken im Gepäck auf qualvolle Weise zum Zerbersten bringt.

Die mit einer subtilen Spannung untermauerte Handlung wird in chronologischer Reihenfolge erzählt, wobei zwei Perspektiven zum Tragen kommen. Da ist zum einen Jana selbst, die mysteriöse Vorfälle durchlebt und sich mit zunehmender Panik immer mehr in ihrem Lügengebäude verstrickt. Zum anderen findet dich daneben ein zweiter Handlungsstrang statt, der Janas Tochter Kim in den Mittelpunkt der Ereignisse stellt und sie für die Missetaten ihrer Mutter büßen lässt. Aber auch der kleine Max wird in diesem für alle Beteiligten mit Gefahren verbundenen Durcheinander nicht verschont und folgt seiner Schwester auf dem Fuß.

Als Hauptfigur hat Jutta Maria Herrmann mit Jana Langenfeld einen labilen Charakter gewählt, der durch seine gut gehüteten Geheimnisse unberechenbar bleibt. Dadurch bringt sie eine gewollte Unsicherheit in das Geschehen, das in Verbindung mit den vielen merkwürdig Vorkommnissen lange Zeit nicht zu durchschauen ist. Allerdings lässt die gekonnt erzeugte Spannung zum Ende hin ein wenig nach und macht einem viel zu vorhersehbaren Finale Platz. Hier wäre etwas mehr Raffinesse schön gewesen, damit der Leser auch auf den letzten Seiten der Auflösung entgegenfiebern kann.

Fazit:
Ein spannender Lesegenuss, der auf erschreckende Weise zeigt, wozu Menschen fähig sind und am Besten in einem Rutsch verschlungen wird.

Veröffentlicht am 13.08.2018

Erneut ein kniffliger Fall für neunmalkluge Hobbydetektivin

Flavia de Luce 8 - Mord ist nicht das letzte Wort
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Flavia kehrt aus Kanada von "Miss Bodycotes Höhere Mädchenschule" zurück und muss erkennen, wie unwichtig sie für ihre Familie geworden ist. Denn anstatt am Southamptoner Hafen gebührlich empfangen zu ...

Flavia kehrt aus Kanada von "Miss Bodycotes Höhere Mädchenschule" zurück und muss erkennen, wie unwichtig sie für ihre Familie geworden ist. Denn anstatt am Southamptoner Hafen gebührlich empfangen zu werden, hat sich nur der treue Dogger dorthin bemüht und das auch noch mit einer schlechten Nachricht im Gepäck. So erfährt sie, dass ihr Vater mit einer schweren Lungenentzündung im Krankenhaus liegt und sie ihn nicht sofort besuchen kann. Deshalb macht sich Flavia am nächsten Morgen zunächst einmal mit dem Fahrrad auf den Weg, um wenigstens der Frau des Pfarrers einen Gefallen zu tun. Doch der Brief, den sie einem Holzbildhauer überbringen soll, gerät in Vergessenheit, als sie den stets etwas merkwürdigen Mann wie eine Spinne im Netz tot an seiner Schlafzimmertür hängen sieht.

Bereits zum achten Mal wird die neunmalkluge Flavia de Luce in ein Verbrechen verwickelt, in dem sie zum Leidwesen des verantwortlichen Inspektors Hewitt zu ermitteln beginnt. Mit viel Geschick und einer ordentlichen Portion Intuition geht sie dabei vor und stützt sich gleichzeitig auf ihre unerschöpflichen Kenntnisse in der Chemie. Schließlich hat Flavia von ihrem verstorbenen Onkel Tarquin de Luce ein erstklassig ausgestattetes Labor geerbt, in dem sie nach Herzenslust Experimente durchführen kann. Ein Hobby, das diesmal wenig zum Einsatz kommt, weil Flavia alles dafür tut, um das geheimnisvolle Leben von Mr. Sambridge aufzurollen und damit hinter den Grund für dessen verhängnisvollen Tod zu kommen.

Aus der Sicht von Flavia geschildert, die als Icherzählerin in Erscheinung tritt, erlebt der Leser einen handfesten Kriminalfall, dessen Auflösung zwar recht simpel ist, der es aber in sich hat. Dabei wird er dieses Mal mit einer etwas reiferen Hauptfigur überrascht. Denn Flavia ist nun einmal schon 12, und obwohl ihr der Aufenthalt im kanadischen Mädcheninternat wie eine Verbannung vorkam, haben ihr die dort gewonnenen Erfahrungen gut getan. Aber keine Angst. Auf Backshaw läuft alles, wie gewohnt. Flavias Schwestern Felly und Daffy sind genauso boshaft, wie zuvor, Mrs Mullet ist bemüht, alle gut zu versorgen und das Faktotum Dogger ist noch immer die Zuverlässigkeit in Person. Nur Flavias unmögliche Cousine bringt ein wenig Schwung in das altehrwürdige Haus, da sie sich den Gepflogenheiten nicht unterordnen will, was Flavia selbst zunehmend gefällt.

Fazit:
Mit viel Wortwitz und Humor, einer etwas erwachseneren Flavia, einem kniffligen Fall und erstaunlich wenig Chemie kommt Flavias Rückkehr in die Heimat daher und ist ein unbedingtes Muss für alle Fans der neunmalklugen Hobbydetektivin.

Veröffentlicht am 05.08.2018

Ein bewegender, sehr rätselhafter und Kritik übender Thriller

Bad Friends - Was habt ihr getan?
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Noah und Abdi sind Freunde und akzeptiere sich so, wie sie sind. Deshalb stört es auch nicht, dass der krebskranke Noah viel zu oft seine Zeit im Krankenhaus verbringt, während der Flüchtlingsjunge Abdi ...

Noah und Abdi sind Freunde und akzeptiere sich so, wie sie sind. Deshalb stört es auch nicht, dass der krebskranke Noah viel zu oft seine Zeit im Krankenhaus verbringt, während der Flüchtlingsjunge Abdi mit einer Reihe an Vorurteilen zu kämpfen hat. Ihre Außenseiterrolle schweißt sie zusammen und sorgt dafür, dass keiner der beiden seine Freizeit alleine verbringt. Wie in der Nacht, als Noah bewusstlos aus dem Kanal geborgen wird und Abdi über die mysteriösen Umstände schweigt. Ein Fall, den Detective Inspector Jim Clemo übernimmt und bei dessen Klärung er nicht nur mit fremdenfeindlichen Anschuldigungen zu kämpfen hat, sondern auch mit der Frage, wie viel Schuld der fünfzehnjährige Somalier auf sich geladen hat.

"Bad Friend - Was habt ihr getan" ist nach "Toter Himmel" und Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit" der dritte Thriller, den die britische Autorin Gilly Macmillan geschrieben hat. Mit einem untrüglichen Gespür für menschliche Tragödien geht sie dabei vor und hat neben einem bewegenden Familienschicksal auch ein brisantes Thema in die Handlung gepackt. So lässt sie zwei Teenager die Hölle durchleben, ohne dass sie reif genug dafür sind und ohne, dass es ihnen möglich ist, mit den ihnen widerfahrenen Ereignissen richtig umzugehen. Kein Wunder, dass bald die Katastrophe naht und ein schwerwiegender Unfall das Leben von zwei Familien zu zerstören droht.

Das überwiegend dramatische Geschehen wird aus verschiedenen Perspektiven heraus erzählt, wobei der fünfzehnjährige Noah und der ermittelnde Detective Jim als Icherzähler in Erscheinung treten. Dadurch wird ihre Sicht der Geschehnisse mit ganz persönlichen Gedanken durchsetzt und dem Leser in ganz besonderer Weise nahegebracht. Aber auch alle anderen Figuren tragen mit ihren Erlebnissen zu einem sich immer mehr verdichtenden Gemisch aus verschiedenartigen Gefühlen bei, das emotional ungemein nahe geht. Und obwohl die Handlung an sich eher ruhig verläuft, spürt der Leser die unterschwellige Verzweiflung und Angst und hofft, das am Ende alles gut ausgeht.

Fazit:
Ein bewegender Thriller, der lange im Verborgenen lässt, was seine Figuren in einer verhängnisvollen Nacht durchleben müssen und wie das rätselhafte Geschehen in allen seinen Einzelheiten zusammenhängt.