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Veröffentlicht am 26.08.2018

Kindheitstrauma

Heimweh
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Jesse Berg ist ein angesehener Arzt. Zwar ist er von seiner Frau Sandra getrennt, seine Tochter Isa ist sein ein und alles. Jesses Entsetzen kennt keine Grenzen als er erfährt, dass Isa entführt wurde. ...

Jesse Berg ist ein angesehener Arzt. Zwar ist er von seiner Frau Sandra getrennt, seine Tochter Isa ist sein ein und alles. Jesses Entsetzen kennt keine Grenzen als er erfährt, dass Isa entführt wurde. Gemeinsam mit der besten Freundin seiner Frau macht er sich auf die Suche nach dem Kind. Jule, die Jesse nicht über den Weg traut, kommt zwar mit. viel lieber würde sie aber die Polizei verständigen. Genau das hat der Entführer mit der Drohung verboten, er würde die Kleine umbringen. Jesses einziges Ziel ist es, seine Tochter wieder zu bekommen. Und eine vage Spur führt in seine Vergangenheit.

Was tut ein Vater nicht alles, um für das Wohl seines Kindes zu sorgen. Natürlich versagt er im Alltag manchmal, gerade nach der Trennung. Als Arzt ist er im Streß, vergisst mal was, ist unpünktlich. Aber als das Leben seiner kleinen Tochter bedroht wird, ist er da. Die kleine Isa ist einfach der wichtigste Mensch in seinem Leben. Ein Leben, dass nicht immer geradlinig verlaufen ist. An Phasen in seiner Kindheit kann Jesse sich kaum erinnern, aufgewachsen ist er in dem Heim, zu dem er jetzt zurück fährt. Doch wer dort sollte etwas gegen ihn oder gar gegen seine Tochter haben. Sicher jedenfalls wird es kein fröhliches Wiedersehen geben.

Schnell ist man im Geschehen um den Arzt Jesse Berg. Auch wenn seine Verhaltensweisen nicht immer ganz schlüssig erscheinen, bleibt die Spannung doch immer erhalten. Nach und nach entwickelt sich eine packende Story mit einem fesselnden Bezug in die Vergangenheit des Arztes. In dem alten Kinderheim ging und geht nicht alles mit rechten Dingen zu. Sowohl unter den Leitenden als auch unter den Kindern und Jugendlichen herrschen Cliquen und nicht immer haben alles das Wohl des anderen im Sinne. Ein gut zu lesender Thriller mit einer Auflösung, mit der die meisten Leser sicher nicht rechnen.

Veröffentlicht am 25.08.2018

Der Verdacht

Ein Mann der Tat
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Chief Raymers Frau ist schon seit einigen Monaten tot. Raymer fällt es allerdings schwer darüber hinweg zu kommen. An ihm nagt der Verdacht, sie könne ihn betrogen haben. Schließlich hat er eine Fernbedienung ...

Chief Raymers Frau ist schon seit einigen Monaten tot. Raymer fällt es allerdings schwer darüber hinweg zu kommen. An ihm nagt der Verdacht, sie könne ihn betrogen haben. Schließlich hat er eine Fernbedienung für ein Garagentot unter ihren Sachen gefunden, das ihm unbekannt ist. Mit den Gedanken an die Entlarvung des Liebhabers seiner Frau ist Raymer mehr beschäftigt als mit der Beerdigung des alten Richters, an der er am Memorial-Day Weekend teilnimmt. Und irgendwie will der Prediger nicht zum Ende kommen. Die Bestattung wird jäh unterbrochen als Raymer am Grab zusammenbricht und in die Grube stürzt.

Was eigentlich ein ruhiges Memorial-Day-Weekend für den kleinen Ort North Bath werden sollte, entwickelt sich beginnend mit dem Grabsturz zu einem chaotischen Ablauf von Ereignissen, während derer dem Chief die Garantie der Ordnung immer mehr entgleitet. Zweifelnd an sich und seinem Beruf gibt er doch sein Bestes, um die Stadt und ihre Bewohner vor Schlimmeren zu bewahren. Doch wer rechnet schon damit, in ein offenes Grab zu stürzen, mit dem teilweisen Einsturz eines Hauses oder der Flucht einer gefährlichen Schlange. Zwar steht Raymer im Zentrum des Geschehens, doch auch etliche Nebenfiguren haben einige Turbulenzen zu überstehen. Da ist der enttäuschte Rub, dem kein Glück hold zu sein scheint. Oder Sully, der eine Glückssträhne hat, aber nichts wirklich mit ihr anzufangen weiß. Der Unternehmer Carl, dessen Firma den Bach runtergeht.

Ein Kaleidoskop von Geschichten entwickelt sich an diesem Memorial-Day-Weekend. Richard Russo erzählt virtuos von Chief Raymer und seiner Stadt, seiner Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit. Von den Bürgern der Stadt, Guten wie weniger Guten. Sie alle erleben ein aufrührendes Wochenende, das sie verändern wird. Gespannt verfolgt man, wie der Chief versucht, Ordnung in sein Leben zu bringen und dabei auch die Gemeinde zusammenhält. Man erliest, ob Rub seine Enttäuschung überwindet, ob Sully es aufgibt aufzugeben, ob Gut oder weniger Gut zu ihrem Recht oder gerechten Schicksal kommen. Was zunächst etwas ausführlich geschildert scheint, kommt weiteren Verlauf zu einem schlüssigen Arrangement der verschiedenen Handlungsstränge. Als Leser kann man North Bath nach über 650 Seiten zufrieden verlassen und dessen Bewohnern wünschen, dass ihnen das Schicksal gewogen bleiben mag.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Spitz die Ohren

Guten Morgen, Genosse Elefant
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Juris Vater ist der erste Veterinär des Zoos, besonders mit den Gehirnen der Tiere kennt er sich gut aus. Seine Erfahrung nutzt ihm auch im Umgang mit seinem 12jährigen Sohn. Leider muss man sagen, denn ...

Juris Vater ist der erste Veterinär des Zoos, besonders mit den Gehirnen der Tiere kennt er sich gut aus. Seine Erfahrung nutzt ihm auch im Umgang mit seinem 12jährigen Sohn. Leider muss man sagen, denn der Junge hat mit sechs einen schweren Unfall überlebt, nachdem sein Gehirn nicht mehr so ganz wie erwartet funktioniert. Das vertrauenserweckende Lächeln Juris macht dessen Leben nicht eben einfacher. Wildfremde Menschen vertrauen ihm manchmal ihre Geheimnisse an. Und so geht es auch dem Stählernen, zu dem der Vater gerufen wird, weil alle bekannten Menschenärzte irgendwie unpässlich sind. Und so wird Juri zum Vorkoster erster Klasse.

Einiges erfährt Juri während seiner Zeit in Stalins Residenz, Gutes und weniger Gutes. Jeder will den lächelnden Jungen für sich einspannen. Doch Juri ist unsicher in seiner Loyalität, die Meisten scheinen dem Stählernen Übles zu wollen. Und dieser kann bestens fluchen und sich über seine Vasallen aufregen und sie zu einem Aufenthalt im Gulag verurteilen. Allerdings ist der Stählerne nicht bei bester Gesundheit. Und muss er mal wieder an mehreren Orten gleichzeitig sein, sind ausgebildete Doppelgänger zur Stelle. Juris Vater, der den Regenten untersuchte, ist inzwischen verschwunden. Ebenso verschwunden wie die Mutter, die die Familie verlassen hat so wie der Vater berichtet.

Mit kindlichen Worten berichtet Juri von ernsten Ereignissen. Die letzten Wochen vor Stalins Tod. Dieser ist misstrauisch gegenüber seinen eigentlichen Vertrauten. Juris Naivität muss ihm wie ein Labsal erscheinen. Doch selbst in dieser Situation versucht der Alte den Jungen für seine Zwecke zu benutzen, da ist er keinen Deut besser als seine Minister. Mit Juris Augen blickt man in eine seltsame Welt eines alternden Politikers, dessen Gesundheit versagt. Was ist Täuschung, was Selbsttäuschung. Kann Juri, der durch den Unfall ein geschädigtes Gehirn hat, überhaupt alles erfassen, was er hört und sieht. Und doch gewinnt Juri mit seinem Lächeln, das für den Leser unsichtbar bleibt, eben jenen. Manche seiner Erlebnisse lassen einen erschauern, manche lassen einen hoffen. Mit dem Diktator bekommt man Mitleid, das Ende seiner Tage war beschwerlich und schmerzhaft. Neugierig fragt man sich, wie viel Wahrheit in der Geschichte steckt und natürlich findet man im großen weiten Netz Informationen, die vermuten lassen, dass nicht alles erfunden ist, außer Juri vielleicht.

Veröffentlicht am 16.08.2018

Der Botschafter

Vier Tage in Kabul
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Für ein Jahr ist die Kommissarin Amanda Lund in Kabul stationiert. Unter anderem unterstützt sie die schwedische Botschaft. Vom Botschafter wird sie kontaktiert, weil zwei Diplomaten verschwunden sind, ...

Für ein Jahr ist die Kommissarin Amanda Lund in Kabul stationiert. Unter anderem unterstützt sie die schwedische Botschaft. Vom Botschafter wird sie kontaktiert, weil zwei Diplomaten verschwunden sind, aus einem Fahrzeug entführt, in dem eigentlich der Botschafter sitzen sollte. Sofort lässt Amanda ihre Verbindungen spielen, um herauszufinden, was mit den beiden Botschaftsbediensteten geschehen sein könnte. Eigenartig nur, dass der Botschafter seltsam gehemmt wirkt, als halte er Informationen zurück. Bald muss er allerdings doch zugeben, dass er wegen eines kompromittierenden Fotos erpresst wurde. Etwa zur gleichen Zeit wird daheim in Schweden ein junger Mann tot aufgefunden.

Es ist schon eine fremde Welt, in der Amanda Lund tätig ist. Dennoch versucht sie sich in die Menschen hineinzudenken. Sie versucht alles, um an Informationen über die beiden Entführten heranzukommen. Doch immer scheint sie einen Moment zu spät zu kommen, obwohl sie eigentlich ganz gute Kontakte zu den afghanischen Polizeikräften hat. Zu denken gibt ihr, dass der Botschafter nicht tatkräftig bei den Ermittlungen hilft. Hat er wohlmöglich selbst etwas zu verbergen? In Schweden dagegen startet die Untersuchung des Todesfalls stümperhaft. Erst als Bill Ekman, der auch für Amandas Einsatz zuständig ist, mit dem Fall befasst wird, beginnen sich die Hinweise zusammenzufügen.

Mit großer Sachkunde beschreibt die Autorin, wie Arbeitsabläufe der aus Schweden entsandten Kommissarin. Die nicht einfache Zusammenarbeit mit den einheimischen Behörden und die ebenfalls nicht immer einfache Zusammenarbeit mit den Kollegen in der Heimat. Immer spielen auch diplomatische Beziehungen mit in die Abläufe hinein. Schließlich gilt es, sich nicht gegenseitig auf die diplomatischen Füße zu treten. Doch auch die Auslandsmitarbeiter eines Landes sind nicht immer unfehlbar. Amanda Lund hat die schwere Aufgabe, nach den entführten Diplomaten zu suchen, sie kann nicht ahnen, in welches Wespennest sie sticht. Spannend, wie die Handlungsstränge in Schweden und Afghanistan schließlich zusammengeführt werden. Wenn Politik und Polizeiermittlung zusammenkommen oder gegeneinander spielen, kann man nur staunen welche Wahrheit schließlich an die Öffentlichkeit kommt. Ein politisch geprägter Thriller, der ein wenig hinter die Kulissen der Arbeit von im Ausland tätigen europäischen Polizeikräften blicken lässt. Mal sehen, wohin es Amanda Lund in ihrem nächsten Fall verschlägt.

Veröffentlicht am 12.08.2018

Der Künstler

Die Gesichter
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In den 1960ern wohnt der Maler Bear Bavinsky mit seiner Frau Nathalie in Rom. Ein großer Mann, der seinen kleinen Sohn Bear sehr beeindruckt. Da kann seine Mutter, die zwar den Haushalt führt, im Herzen ...

In den 1960ern wohnt der Maler Bear Bavinsky mit seiner Frau Nathalie in Rom. Ein großer Mann, der seinen kleinen Sohn Bear sehr beeindruckt. Da kann seine Mutter, die zwar den Haushalt führt, im Herzen aber selbst eine Künstlerin ist, nicht mithalten. Zu seinem Vater schaut Pinch auf. Überrascht ist Pinch als seine große Schwester die Ferien in Italien verbringt. So nach und nach geht ihm auf, dass Nathalie nicht Bears erste große Liebe ist und schon garnicht die Einzige. Bald trennen sich die Eltern und Pinchs größter Wunsch ist es, zu seinem Vater nach Amerika zu reisen.

Ist Bear Bavinsky wirklich der grandiose Maler? Er hadert mit seinem Werk und vernichtet viele Bilder, die ihn nicht zufrieden stellen. Eine raumeinnehmende Persönlichkeit ist er aber ganz bestimmt. Mehrere Ehen, siebzehn Kinder, die Pinch, der eigentlich Charles heißt, nicht alle kennt. Wie kann Charles neben seinem Vater bestehen, der Wunsch selbst zu malen, erfüllt sich nicht. Die harsche Kritik des Vaters beendet erste zarte Versuche. Charles, der in vielen Bereichen sehr begabt ist, findet sich schließlich als Sprachlehrer in London wieder. Ein erfülltes Leben? Eher nicht. Bears Selbstbewusstsein ist geradezu unerschöpflich, sogar größer als seine Begabung scheint es zu sein.

Väter und Söhne, ein unerschöpfliches Thema. Bear und Charles Bavinsky, beide sind Persönlichkeiten und haben Persönlichkeit. Doch ihre Leben verlaufen sehr unterschiedlich. Der Vater, eine Künstlerpersönlichkeit wie sie im Buche steht, manchmal wirkt er wie ein Blender. Sein Sohn dagegen scheint so unsicher, dass er nicht einmal versucht, seine künstlerischen Ambitionen auszuleben. Für den Sohn bleibt ein lebenslanges Streben nach der Anerkennung des Vaters, dessen Entscheidungen er nicht immer gutheißt. Allerdings macht er sich nicht wirklich frei, man gewinnt den Eindruck, er verkauft sich unter Wert. Die raumgreifende Person des Vaters lässt kein eigenes Werden des Sohnes zu.

Eltern machen Fehler, wie sollte es anders sein. Schließlich sind auch sie nur Menschen. Sie geben ihr Bestes und scheitern doch häufig. Und die Kinder befrachtet mit den Vorstellungen der Eltern, was ein gutes Leben darstellen soll, sind häufig auch zum Scheitern verurteilt. Genial wie Charles seinem Vater schließlich doch ein Schnippchen schlägt. Und doch fühlt man sich mit diesem Roman eher melancholisch, ob der vertanen Chancen. Diese bittersüße Familiengeschichte ist etwas Besonderes. Zwar wünschte man Nathalie und Charles ein anderes Leben, doch gegen den dominanten von sich selbst überzeugten Bear kommen sie einfach nicht an. Insbesondere Charles allerdings macht noch das Beste draus und das ist eine sehr tröstliche Erkenntnis, dass man selbst etwas ändern kann, dass man auch mal schlauer sein kann als die anderen. Man schmunzelt dann doch in sich hinein und genießt die kurzweilige Lektüre.