Gefällige, vorhersehbare Urlaubslektüre, die durchaus schöne Kopfkinomomente beschert, der es aber leider auch an Tiefgang mangelt.
Die Kamelien-InselSylvia hat einen spannenden und gut bezahlten Job, ist verheiratet mit einem erfolgreichen Geschäftsmann, um den sie viele Frauen beneiden und hat finanziell ausgesorgt. Eigentlich müsste sie doch glücklich ...
Sylvia hat einen spannenden und gut bezahlten Job, ist verheiratet mit einem erfolgreichen Geschäftsmann, um den sie viele Frauen beneiden und hat finanziell ausgesorgt. Eigentlich müsste sie doch glücklich sein, doch immer mal wieder hat sie Momente, in denen sie gewisse Situationen im Leben hinterfragt. Als ihr Mann Holger eines Tages eine Erbschaft erwähnt, die Sylvia gemacht hat, fällt sie allerdings aus allen Wolken. Tante Lucie, die Schwester ihrer Mutter, die abgeschieden in der Bretagne lebte, ist verstorben und hat Sylvia eine Gärtnerei, die auf einer Insel liegen soll, vermacht. Holger, der zufällig geschäftlich in der Gegend zu tun hatte, war bereits vor Ort um sich alles anzuschauen. Doch sein Fazit ist alles andere als rosig und er rät Sylvia eindringlich dazu, alles zu verkaufen. Da Sylvia, gestresst von ihrem Job, an sich, wenig Zeit zur Verfügung hat, überträgt sie Holger daher sämtliche Vollmachten.
Doch als ein Kunde abspringt und Sylvia plötzlich unverhofft Zeit hat, möchte sie doch mehr über ihre Tante und das Anwesen erfahren, da sie schöne Kindheitserlebnisse mit ihrer Tante verbindet, die aus welchen Gründen auch immer, einst in Ungnade fiel in ihrer Familie.
So macht sich Sylvia auf in die Breatgne, lernt dort inkognito die Lebensgefährtin ihrer Tante kennen und einen attraktiven Gärtner, der nicht nur ein besonderes Händchen für Kamelien hat. Sylvia kommen Gewissensbisse, als sie begreift, dass diese Menschen nun auf ihr Wohlwollen angewiesen sind und will das Anwesen doch nicht verkaufen, das so ganz anders ist, als es ihr Holger geschildert hatte. Holger reagiert darauf nicht so verständnisvoll, wie es Sylvia erwartet hätte…
„Die Kamelieninsel“ von Tabea Bach, fiel mir nicht nur wegen des einladenden Covers ins Auge, denn ich habe immer schon eine Schwäche für Romane gehabt, die in Frankreich spielen. Der Autorin ist es wunderbar gelungen, die besondere Atmosphäre einzufangen, so dass man die Kamelieninsel deutlich vor seinem inneren Leseauge vor sich sehen kann und selbst geschilderte Gerüche und Eindrücke, wirken so intensiv dargestellt, dass man diesbezüglich Kopfkino pur geboten bekommt.
Dazu legt die Autorin einen eingängigen Schreibstil an den Tag, so dass man schnell hineingezogen wird, in die Geschichte. Leider gab es aber auch diverse Kritikpunkte, die eine Bestbewertung meinerseits verhindert haben. Zum einen fand ich manche von Sylvias Handlungsweisen einfach nicht nachvollziehbar. Einerseits wird sie als clevere Geschäftsfrau beschrieben, die sich an die Spitze kämpfen musste, andererseits legt sie dann ein dermaßen sträflich naives Gebaren an den Tag, als es um ihren Mann und seine Heimlichkeiten geht, was einfach nicht passen wollte. Dazu fand ich die sich für Sylvia so plötzlich entwickelnde Liebesgeschichte in der Bretagne viel zu knapp geschildert. Mael der Gärtner, kommt so gut wie gar nicht zu Wort, es fehlt die, wie ich finde, wichtige Aussprache zwischen Sylvia und Mael, in einer entscheidenden Situation und überhaupt bleiben die Nebenfiguren in diesem Roman leider insgesamt sehr blass.
Ich hätte mir eine dialogreichere Story gewünscht und vor allem mehr Tiefgang. Es gab an sich doch so viele Fixpunkte in diesem Roman: Sylvias Selbstfindung beispielsweise oder auch ihre aufkeimende Liebe zu Mael. Leider fand ich letzteren Punkt besonders schwach und beliebig geschildert. Die Liebesszene als solche, wirkt dermaßen nichts sagend; eine Aneinanderreihung von typisch poetisch anmutenden Beschreibungen, wie man sie bereits in vielen anderen Romanen lesen durfte. Und dennoch ist es keine schlechte Geschichte, selbst wenn sie vorhersehbar sein mag. Wer eine nette, leichte und anschauliche Urlaubslektüre a la Rosamunde Pilcher sucht, macht nichts falsch, wenn er zu „Die Kamelieninsel“ greift. Man sollte meiner Meinung aber auch nicht mehr erwarten als das.
Kurz gefasst: Gefällige, vorhersehbare Urlaubslektüre, die durchaus schöne Kopfkinomomente beschert, der es aber leider auch an Tiefgang mangelt.