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Veröffentlicht am 09.09.2018

Verwirrende Wahrheit

Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste
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60 Jahre alt war Karl May, als er wahrscheinlich seine erste große Reise angetreten hat, die ihn in den Orient führte. Doch schon viele Jahre zuvor wurde er bekannt durch seine Reiseerzählungen. Viele ...

60 Jahre alt war Karl May, als er wahrscheinlich seine erste große Reise angetreten hat, die ihn in den Orient führte. Doch schon viele Jahre zuvor wurde er bekannt durch seine Reiseerzählungen. Viele Bücher schrieb er in der Ich-Form und vermittelte dadurch den Eindruck, er selbst wäre einer seiner Buchhelden wie Old Shatterhand oder auch Kara Ben Nemsi und hätte auch verschiedene Länder bereist.
In diesem Buch lernen wir den privaten Karl May, seine Ehefrau und seine Freunde Richard und Klara Plöhn kennen und erfahren viel über deren Leben.
Mich hat die Geschichte sehr beeindruckt, die sich gut lesen und mich oft schmunzeln lässt. Der Autor Philipp Schwenke hat seinen Schreibstil der Zeit angepasst, aus der er erzählt, ca. zwei Jahre vor bis zwei Jahre nach 1900.
„Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste“ ist ein gut gewählter und passender Name für diesen Roman. Es ist tatsächlich so, dass dieses Flimmern mich beim Lesen ständig begleitet und ich mich mehr als einmal frage, ist das, was ich gerade lese, Wahrheit, Lüge oder Illusion? Das hat sich Karl wohl auch häufig gefragt, denn es wirkt tatsächlich so, als ob er seine Geschichten selbst glaubt.
Wechselweise geht es in der Geschichte einmal um seine Reise in den Orient, in der er aufregende, spannende und verrückte Abenteuer erlebt, und zum anderen um sein Leben in seiner deutschen Heimat nach dieser Reise. Dieser Wechsel hat mir zu Beginn gut gefallen, in dem letzten Drittel des Buches allerdings nicht mehr, weil es meinen Lesefluss oft unterbrochen hat. Außerdem waren mir einige Passagen zu umfangreich erzählt, aber es geht natürlich um Karl May, der nicht nur selbst gern sehr ausschweifend erzählen, sondern sich scheinbar auch selbst endlos lange zuhören mochte. Die Orte und damit die Erzählungen auf den letzten Buchseiten wechselten manches Mal mehrmals pro Seite. Komischerweise hat mir das wieder gut gefallen, weil es irgendwann irgendwie zu einem Ganzen verschmolz.
Karls Beziehung zu von Hoven war für mich ganz besonders interessant.
Dass Karl May bis zu seinem 5. Lebensjahr blind war, habe ich nicht gewusst, bevor ich dieses Buch gelesen hatte. Das erklärt mir einiges über das „Flimmern“ und über Karls Fantasie.
Tolle Geschichte – nicht nur für Karl-May-Fans!

Veröffentlicht am 27.08.2018

Unheimliche Suche

Hazel Wood
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Alice mit ihren Eigenarten, die sie nicht unbedingt sympathisch erscheinen lassen, lebt allein mit ihrer Mutter Ella, die sehr ruhelos ist und es nie lange an einem Ort aushält, so als ob sie ...

Alice mit ihren Eigenarten, die sie nicht unbedingt sympathisch erscheinen lassen, lebt allein mit ihrer Mutter Ella, die sehr ruhelos ist und es nie lange an einem Ort aushält, so als ob sie vor etwas davonläuft. Alice kennt es nicht anders, als dass sie ständig umziehen. Eine Familie gibt es nicht. Alice weiß nur, dass sie eine Großmutter hat, die Althea heißt und Märchenerzählerin ist. Aber Fragen danach weicht Ella stets aus und Alice muss sich damit zufrieden geben, keine Antworten zu bekommen. Als Althea stirbt, verschwindet Ella unverhofft. Alice sieht keine andere Möglichkeit, als sich auf den Weg zu machen um ihre Mutter zu suchen, obwohl sie noch deren Worte im Ohr hat: „Halte dich fern von Hazel Wood!“
In Finch, einem Fan und Liebhaber von Altheas Märchen, findet Alice einen gleichaltrigen hilfsbereiten Begleiter.
Das Buch "Hazel Wood" ist schon äußerlich ein Schatz. Das Cover ist märchenhaft schön und so fühlt es sich auch an. Auch unter dem Schutzumschlag ist das Buch wunderschön anzusehen.
Mir gefällt der Schreibstil, er ist fesselnd, geheimnisvoll und spannend. Ich fühlte mich sofort mit hineingenommen in die Geschichte wie in eine andere Zeit und eine andere Welt. Das liegt sicher zum einen daran, dass die Autorin es versteht, Orte und Situationen auf ihre ganz eigene Art zu beschreiben, in der die Spannung nicht nachlässt und alles sehr geheimnisvoll, märchenhaft und fantastisch wirkt, zum anderen aber auch daran, dass Alice und Finch viele Abenteuer bestehen müssen, die oft von furchteinflößenden Wesen begleitet und erschwert werden.
Finch wirkt wie ein Beschützer. Im Gegensatz zu Alice kennt er die Märchen und er erzählt ihr auch eines davon. Auch hier wieder das Gefühl, dass Finch Alice beschützen möchte, indem er vielleicht einige Stellen des Märchens nicht erzählt.
Dabei gefällt mir, dass sich das abgedruckte Märchen durch Rahmen an den Seitenrändern von dem anderen Text absetzt.
Es ist schon eigenartig: Ich halte mich in der Regel für einen realitätsnahen Menschen und finde es grandios, dass die Erzählung, die manchmal märchenhaft schön, aber häufig düster, unheimlich und gruselig ist, mich so fesseln und solch eine Wirkung auf mich haben kann.
„Wo alles beginnt“ heißt der Untertitel dieses Buches, das noch eine Fortsetzung finden soll. Allerdings hat dieses Buch auch ohne Fortsetzung einen guten Abschluss.

Veröffentlicht am 25.03.2024

Zu viel des Guten und zu viele Fragen

Der heimliche Beobachter
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Mich hat die Buchbeschreibung sehr neugierig gemacht. Tatsächlich ist das Haus im Wald wirklich gespenstisch und die Beschreibung sehr gelungen. Auch die kurzen Kapitel mag ich. Leider konnte mich das ...

Mich hat die Buchbeschreibung sehr neugierig gemacht. Tatsächlich ist das Haus im Wald wirklich gespenstisch und die Beschreibung sehr gelungen. Auch die kurzen Kapitel mag ich. Leider konnte mich das Buch dennoch zu Beginn so gar nicht fesseln. Ob es daran lag, dass es so viele Fragen gibt – für meinen Geschmack einfach zu viele? Oder sind es die ganzen Superlative, die mich stören?
Vieles von den Gesprächen kam mir unecht vor, manchmal wie gekünstelt. Selbst dem Wechsel zwischen den Zeiten, was mir meistens gut gefällt, konnte ich nichts abgewinnen.
Allerdings hat mich das letzte Drittel des Buches für alles, was vorher war, entschädigt. Ich fand es so gut, dass ich gern ein weiteres Buch von Lisa Unger lesen möchte. Ich bin jetzt nämlich total neugierig darauf zu erfahren, wie mir ihr ganz eigener Schreibstil gefällt, nachdem ich ihn mit dem heimlichen Beobachter kennen gelernt habe.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 06.07.2019

Ein Jahr in einem Altenheim

Walzer, Wein & Altenheim
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Tina ist die Neue. Schon früher hatte sie in einem Altenheim gearbeitet und jetzt möchte sie sich wieder in diesem Arbeitsbereich den Bedürfnissen alter und pflegebedürftiger Menschen widmen. Dabei ist ...

Tina ist die Neue. Schon früher hatte sie in einem Altenheim gearbeitet und jetzt möchte sie sich wieder in diesem Arbeitsbereich den Bedürfnissen alter und pflegebedürftiger Menschen widmen. Dabei ist nicht nur fast immer gut gelaunt, sondern oft gelingt es ihr, die Bewohner mit ihrer fröhlichen Stimmung anzustecken. Natürlich gibt es in einem Haus mit 40 Zimmern, auch wenn nicht alle belegt sind, nicht nur Menschen, denen es gut geht. Schnell lernt Tina die Bewohner mit all ihren ganz unterschiedlichen Beeinträchtigungen und Bedürfnissen kennen und hat für jeden ein offenes Ohr.
Das Cover zeigt Tina und die Bewohnerin Frau Ebel. Tina steht da mit in die Hüften gestemmten Händen und wundert sich mal wieder über Frau Ebel, die mit ihrer resoluten Art immer und überall im ganzen Haus für Trubel und Empörung sorgt. Als Leser bringen mich so einige Episoden zum Schmunzeln, als Pflegekraft ist es bestimmt nicht unbedingt witzig, sondern manchmal auch nervenaufreibend.
In vielen kurzen Geschichten bekommt der Leser Gelegenheit, die Bewohner und den Alltag in einem Alten- und Pflegeheim kennenzulernen. Manchmal sind es Geschichten, die das Herz erwärmen, zum Beispiel, wenn man erfährt, warum ein Bewohner seinen blauen Pullover vermisst und Tina sich auf die Suche begibt nach dem Kleidungsstück, zu dem der Satz passt „Loch an Loch und hält doch“. Es gibt Sachen zum Lachen, aber auch zum Traurig-Sein und zum Weinen. Auch sprachlos sein kann man, wenn man die Geschichte eines Bewohners hört, der aus einem anderen Heim gekommen ist, weil er es dort nicht ausgehalten hat. Welch großes Glück, dass Tina sich seiner annimmt!
Das letzte Kapitel mit der Überschrift „Danke“ und hier besonders der persönliche Dank der Autorin an die Leser hat mich gefreut. Ich kann sagen, dass der leichte und herzliche Schreibstil mir Freude geschenkt und bei lockerer Unterhaltung einige schöne Lesestunden bereitet hat.
Was ich leider bemängeln muss: Nach meiner Meinung hat das Korrektorat nicht ganz so gut gearbeitet, wie Anna J. Eichenlaub es in ihrem Dank ausdrückt.

Veröffentlicht am 31.01.2019

Fragen und Geheimnisse

Das kleine Theater am Meer
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Ein kleines geheimnisumwobenes Theater am Meer in Deriu auf Sardinien, das darauf wartet, dass es wieder zum Leben erweckt wird, ist „Schuld“ daran, dass Faye
sich als frischgebackene Innenarchitektin ...

Ein kleines geheimnisumwobenes Theater am Meer in Deriu auf Sardinien, das darauf wartet, dass es wieder zum Leben erweckt wird, ist „Schuld“ daran, dass Faye
sich als frischgebackene Innenarchitektin auf das Wagnis einlässt, an dem Projekt zur Restaurierung des Theaters verantwortlich mitzuarbeiten. Die Vermittlung hat sie ihrer Freundin Charlotte zu verdanken, die ihr auch anbietet, in ihrem Haus zu wohnen, während sie selbst mit ihrem Mann beruflich unterwegs ist.
Doch nicht nur das Theater, auch deren Besitzer, Alessandro und Marisa Rinaldi, der ehemalige Schauspieler Pasquale, und fast sämtliche Einwohner des Ortes, allen voran Enrico, sind von Geheimnissen umgeben.
Faye, Marisa und Alessandro waren auf einem guten Weg, nachdem die ersten Überlegungen zur Restaurierung des Theaters sehr harmonisch verlaufen sind. Doch was haben sie vor Faye zu verheimlichen? Das ist eine von vielen Fragen, die Fayes Arbeit immer wieder behindern. Die Dorfbewohner wären froh, wenn sie wieder ginge. Warum? Nur in Pasquale scheint sie einen Menschen gefunden zu haben, der sie mag und der gern mit ihr spricht – auch wenn der meistens in der Vergangenheit lebt und in Erinnerungen schwelgt.
Trotz aller Gegenwehr der Einwohner hat Faye das kleine Dorf liebgewonnen. Eingebettet in die herrliche Landschaft Sardiniens ist Deriu ein kleiner beschaulicher Ort, der so wunderbar von der Autorin beschrieben wird – ebenso wie die kulinarischen Köstlichkeiten der sardischen Küche, dass beim Lesen sämtliche Sinne angeregt werden.
Faye hängt sehr an ihren Eltern und muss jetzt, so weit fort von ihrem Zuhause, erfahren, dass sie große Probleme haben. Fast wie eine zweite Geschichte ist das Geschehen um Molly und Ade in die Handlung eingewoben.
Über weite Strecken ist die Handlung aufregend, spannend, geheimnisvoll und sehr unterhaltsam. Mir hat das Buch recht gut gefallen, weil es eben nicht nur eine einfache Liebesgeschichte ist – auch wenn die Liebe natürlich nicht zu kurz kommt.

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