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Veröffentlicht am 10.09.2018

Anfangs philosophisch, später jedoch zu überzogen

Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren
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Suzy Swanson passt mit ihren 12 Jahren einfach nicht zu den anderen Mädchen: Statt den Jungs schöne Augen zu machen und sich mit Kleidung und Make up auseinander zu setzen, betrachtet sie die Welt lieber ...

Suzy Swanson passt mit ihren 12 Jahren einfach nicht zu den anderen Mädchen: Statt den Jungs schöne Augen zu machen und sich mit Kleidung und Make up auseinander zu setzen, betrachtet sie die Welt lieber wissenschaftlich, ist fasziniert von Astronomie und Quallen. Und als wär ihr Leben als Aussenseiterin nicht schon schwer genug, ertrinkt ihre frühere beste Freundin im Sommerurlaub.

"Nicht alles ergibt einen Sinn, Su. Manchmal passieren Dinge einfach." (Zitat S. 19)

Suzy kann dies nicht hinnehmen, als ihre Mutter diese Worte zu ihr sagt. Vielmehr glaubt sie, es müsse für alles einen Grund geben. Und so beschließt sie in ihrer Trauer, für Frannys Tod eine Erklärung zu finden, schließlich war diese eine hervorragende Schwimmerin, die ertrinken nicht so einfach.
Ich muss sagen, anfangs war Suzys Verwirrtheit um den Tod der Freundin noch recht gut dargestellt. Sie zieht sich in ihr Schneckenhaus zurück, lässt niemanden mehr an sich heran, beginnt Nachforschungen anzustellen. Auch der Unglaube, dass eine Freundin plötzlich tot ist, ist nur allzu verständlich, das kann auch Erwachsenen noch passieren. Je weiter das Buch jedoch voranschritt, desto mehr versteifte Suzy sich auf ihre Theorie, wurde regelrecht fanatisch. Zudem kristallisierte sich immer mehr heraus, wie sie sich in Gedankenspiralen verrannte, welche zu teils schon absurden Handlungen führten, die einfach nicht mehr zu dem Mädchen vom Anfang des Romans passten, und bei denen ich begann, an ihrer sozialen Intelligenz zu zweifeln. Der philosophische Ansatz, mit welchem das Buch begann, ging im Laufe der Geschichte immer mehr verloren und machte überzogenen Handlungen und Gedanken platz, nur um am Ende mit der plötzlichen Erkenntnis zu enden, dass manche Dinge wirklich einfach passieren.
Das Buch ist sehr schön aufgemacht. Passend zu Suzys Charakter ist der Roman wie ein wissenschaftlicher Bericht über Quallen grob gegliedert in Zielsetzung, Hypothese, Untersuchung usw. Aktuelles Geschehen und Gedanken wechseln sich ab mit früheren Erlebnissen, so dass nach und nach ein Bild des Mädchens entsteht. Neben einigem interessanten Wissen sind zudem auch optisch die Quallen thematisch im Buch immer wieder dargestellt. So hat mir anfangs das Buch wirklich Spaß gemacht, zu lesen, welche Gedanken Suzy als Aussenseiterin auf die Sicht der Dinge hat. Doch je mehr der Roman voranschritt, desto unglaubwürdiger und absurder wurden ihre Handlungen und Suzy mir dadurch einfach unsympathisch, so dass mir die Lust am Lesen verging. Die schönen philosophischen Gedanken über das Leben und die Welt, wie sie anfangs gemacht wurden, fehlten mir an Schluss komplett. Das Ende kam mir nach all der Zeit, in welcher Suzy sich in ihrer Theorie und ihren Plänen verrannte, einfach zu abrupt und ließ mich enttäuscht zurück. Daher kann ich das Buch nur eingeschränkt empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
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  • Charaktere
  • Thema
Veröffentlicht am 28.08.2018

Schwächere Fortsetzung der Steampunk-Dilogie

Die Wedernoch
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Bartholomew musste mit ansehen, wie seine Schwester Hettie durch ein Tor in die Elfenwelt verschwand. Jetzt versucht er mit allen Mitteln, sie wieder in die Menschenwelt zurück zu holen. Unterstützung ...

Bartholomew musste mit ansehen, wie seine Schwester Hettie durch ein Tor in die Elfenwelt verschwand. Jetzt versucht er mit allen Mitteln, sie wieder in die Menschenwelt zurück zu holen. Unterstützung findet er schon bald in einem Straßenjungen, der eine besondere Fähigkeit hat. Derweil versucht Hettie, in der Elfenwelt zu überleben...
Der zweite Teil der fantastischen Steampunk-Dilogie von Stefan Bachmann (Teil eins: Die Seltsamen) spielt einige Jahre nach dem ersten Band und kommt anfangs nur langsam in Fahrt. Die Lage zwischen Elfen und Menschen hat sich zugespitzt, ein Krieg steht unmittelbar bevor. Im Gegensatz zum ersten Teil spielt die Story nun zu großen Teilen in der düsteren Elfenwelt, der Steampunk-Anteil ist somit deutlich reduziert, was ich sehr schade fand. Die Welt der Elfen funktioniert nach völlig anderen Regeln, sie ist brutal und stellenweise recht skurril. Auch wenn sie interessant gestaltet ist, konnte ich mich mit den teils willkürlich wirkenden Handlungen nicht so recht anfreunden, was den Lesespaß etwas ausbremste. Ebenso bleiben die Elfen als Protagonisten recht distanziert, man erfährt nur wenig über ihr Leben. Somit bleibt der zweite Teil der Dilogie etwas hinter dem ersten Teil zurück, rundet die Story jedoch gut ab.

Veröffentlicht am 28.08.2018

Urban Fantasy, die mich enttäuscht zurück ließ

Hazel Wood
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Seit Alice denken kann, führt sie mit ihrer Mutter Ella ein Vagabundenleben: Sobald das Unglück sie einholt, wie sie es nennt, ziehen die beiden weiter. Als sie die Nachricht zum Tod ihrer berühmten Mutter ...

Seit Alice denken kann, führt sie mit ihrer Mutter Ella ein Vagabundenleben: Sobald das Unglück sie einholt, wie sie es nennt, ziehen die beiden weiter. Als sie die Nachricht zum Tod ihrer berühmten Mutter Althea Proserpine erreicht, beschließt Ella, endlich seßhaft zu werden und zu heiraten. Doch kurz darauf wird Ella von zwielichten Gestalten entführt und die 17-jährige Alice vermutet eine Verbindung zum Anwesen ihrer Großmutter Althea, welche sie nie kennenlernte und deren Märchenbuch "Märchen aus dem Hinterland" nie lesen durfte. Ihr neuer Mitschüler Ellery Finch ist hingegen ein großer Fan von Altheas Geschichten, welche mittlerweile nur noch schwer aufzutreiben sind. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Altheas Anwesen Hazel Wood, welches auf keiner Karte verzeichnet zu sein scheint...

"Halt dich fern von Hazel Wood!"

Das waren die letzten Worte an Alice, welche Ella deren Stiefschwester mitgeben konnte, bevor sie verschwand. Doch scheint das magische Hinterland, in welchem Altheas düstere Märchen spielen, regelrecht nach Alice zu rufen.
Melissa Albert hat eine schöne, fast märchenhaft poetische Art gewählt, in welcher sie Alice das Buch erzählen lässt. Auch werden einige von Altheas düsteren Märchen nacherzählt oder deren Inhalt zumindest angedeutet. So sind die ca. ersten zwei Drittel des Romans eine schön zu lesende Urban Fantasy, welche von düsteren Märchenelementen nach und nach durchsetzt wird. Leider ist Alice eine manchmal etwas jähzornige Person, wodurch sie mir nie wirklich sympathsich werden konnte. Schwierigkeiten bereitete mir dann vor allem das letzte Drittel des Romans, als Alice hinter die vor ihr geheim gehaltenen Hintergründe von Hazel Woods und Altheas Märchen kommt. Ab hier taucht man als Leser in eine völlig andere Welt ein, in welcher nach meinem Eindruck die Autorin sich zuviel so zurechtbog, wie es ihr passte. Vieles wirkte auf mich willkürlich, teilweise surreal oder einfach nur skurril. Irgendwelche Figuren tauchten auf und verschwanden wieder, ohne eine gewichtige Rolle zu spielen. Das nahm mir schnell jeglichen Lesespaß, welchen ich zu Beginn noch hatte und führte dazu, dass ich mir genervt wünschte, möglichst schnell mit dem Buch durch zu sein. Ich muss sagen, das finde ich sehr schade, da die Story zu Beginn eine schöne Urban Fantasy Atmosphäre aufbaute. Aber der Schluss gefiel mir leider gar nicht, die Spannung war weg. Daher kann ich das Buch nur bedingt empfehlen.

Veröffentlicht am 16.08.2018

Project Surprise - Die Lösung gegen Langeweile in der Beziehung?

Muss es denn gleich für immer sein?
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Als Sylvie und Dan von ihrem Hausarzt die freudige Nachricht erhalten, sie seien so kerngesund, dass ihre Ehe noch locker 68 Jahre halten würde, geraten die beiden in Panik. Zwar sind sie glücklich verheiratet ...

Als Sylvie und Dan von ihrem Hausarzt die freudige Nachricht erhalten, sie seien so kerngesund, dass ihre Ehe noch locker 68 Jahre halten würde, geraten die beiden in Panik. Zwar sind sie glücklich verheiratet und haben liebevolle Kinder, aber wenn man sich so innig kennt, wie soll man da solch eine lange Zeit glücklich zusammenleben, ohne, dass einem langweilig wird? Man sich gar auf die Nerven geht? Ihre erste Idee ist, sich fortan zu überraschen, um Pep in die Beziehung zu bringen. Aber das geht natürlich gründlich schief...
Zu Beginn erzählt Sylvie recht liebevoll von ihrer Beziehung, den kleinen Macken ihres Mannes und wie sie sich in ihrem Leben so weit ergänzen, dass der eine sogar die Sätze des anderen beenden kann. Die Vertrautheit der beiden ist regelrecht spürbar. Zudem hat Sylvie eine sehr humorvolle Art, wodurch das Lesen gleich von Beginn an Spaß macht. Als die beiden begannen, sich möglichst schnell Überraschungen für den anderen auszudenken, führte das mehrfach zu Momenten, bei denen ich schmunzeln musste. Dabei spielte Nachbarin Tilda, welche ich auch sogleich ins Herz schloss, mit ihrer machmal doch recht direkten Art eine nicht unwesentliche Rolle. Erst, als es zu Spannungen in der Beziehung kommt, ein Missverständnis zum nächsten führt und Sylvie Angst hat, ihren Mann doch nicht so gut zu kennen, wie sie dachte, beginnt sie, hinter die Fassaden anderer Menschen und Paare zu blicken, allen voran der eigenen Eltern sowie der Schwiegereltern. Und auch in ihrem Job stehen plötzlich Veränderungen an, welche Sylvie vor neue Herausforderungen stellen. Doch wer wäre Sophie Kinsella, wenn nicht zum Schluss alles ein gutes Ende finden würde?
Ich fand den Roman sehr unterhaltsam und humorvoll geschrieben. Vor allem Tilda, die Nachbarin, hatte es mir mit ihrer erfrischend direkten Art sehr angetan. Neben den etwas langen Kapiteln störte mich jedoch, dass in Sylvies Leben einfach zuviel Aussergewöhnliches vorkam: Ihre Eltern (allen voran ihr besonderer Vater), ihre reiche Kindheit, ihre Top-Gene, ihr aussergewöhnlicher Job. Entsprechend hochgestochen war mir dann auch die Auflösung, welche hinter den Missverständnissen steckte, das war nichts mehr, was einem Durchschnittspaar geschehen könnte. Zudem war das Buch stellenweise etwas überzogen, das muss nicht sein. Zwar passte zum Schluss alles zueinander und mir gefiel vor allem, wie Sylvie allmählich lernte, dass sich manchmal auch ein Blick hinter die Fassade der Menschen lohnt. Dennoch fühlte sich für mich das Ende einfach zu weltfremd an, das war sehr schade.

Veröffentlicht am 31.07.2018

Pariser Märchen über den Zauber der Bücher

Das Mädchen, das in der Metro las
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Die Immobilienmaklerin Juliette vertreibt sich die Fahrzeiten in der Pariser Metro mit Büchern oder dem Beobachten anderer Fahrgäste. Eines Tage bricht sie aus ihrer Eintönigkeit aus und steigt zwei Stationen ...

Die Immobilienmaklerin Juliette vertreibt sich die Fahrzeiten in der Pariser Metro mit Büchern oder dem Beobachten anderer Fahrgäste. Eines Tage bricht sie aus ihrer Eintönigkeit aus und steigt zwei Stationen früher aus der Metro. Bei ihrem Spaziergang trifft sie auf Soliman und seine Tochter Zaïde. Soliman ist davon überzeugt, dass das Leben eines Menschen durch das richtige Buch positiv verändert werden kann und lässt Boten diese ausgewählten Bücher überbringen.
Als ich das wunderschöne Cover sah und die Buchbeschreibung las, war ich erstmal wie verzaubert, erhoffte mir ein französisches Büchlein voller schöner Details rund ums Bücherlesen und das Verzaubertwerden durch schöne Literatur. Der Beginn ist auch angenehm leicht und poetisch zu lesen, Juliettes verträumte Sicht der Welt gefiel mir. Leider enttäuschte mich jedoch der Rest des kleinen Büchleins. Die Charaktere sind nur wenig ausgearbeitet, dem Buch fehlt es an Spannung und Juliettes Handeln konnte ich im Lauf der Geschichte einfach nicht mehr nachvollziehen. Natürlich geht es auch um den Mut, Entscheidungen fürs Leben zu treffen, um den Sinn des Lebens, jedoch entfernte sich das Buch vom Zauber, welchen Bücher hervorrufen können, immer mehr in eine für mich unrealistische Geschichte, fast in ein Märchen, welches mich immer weniger bewegte. Am Schluss ließ mich das Buch enttäuscht, aber mit einer feinen Literaturliste zurück.