Sehr berührende Geschichte
Kompass ohne NordenDas Buch besteht aus vielen kurzen Abschnitten, die zum Teil in der Realität und zum Teil nur in Cadens Gedanken spielen. Oder in beiden. Manchmal kann man das als Leser ebenso wenig unterscheiden wie ...
Das Buch besteht aus vielen kurzen Abschnitten, die zum Teil in der Realität und zum Teil nur in Cadens Gedanken spielen. Oder in beiden. Manchmal kann man das als Leser ebenso wenig unterscheiden wie Caden selbst. Die Welt in Cadens Gedanken spielt auf einem Schiff, weit hinaus im Ozean und stellt an sich betrachtet eine fantastische Erzählung dar. Durch viele Kleinigkeiten merkt man im Verlauf immer mehr, wie diese Welt mit der Realität zusammenhängt.
»Ihr einen Namen zu geben, heißt, sie zu versenken«, hat er geantwortet. »Was wir benennen, bekommt mehr Gewicht als das Wasser, das es verdrängt. Frag jeden Schiffbrüchigen.«
Neal Shusterman – Kompass ohne Norden
Mich hat das Buch sehr berührt. Verstärkt auch dadurch, dass der Autor in seinem Vorwort schreibt, dass er die Erfahrungen seines Sohnes mit der Krankheit Schizophrenie in den Text einfließen lässt. In dem Buch sind auch Zeichnungen, die sein Sohn während seiner Klinikzeit gemalt hat. Ich finde es ist sehr wichtig, solche Themen anzusprechen, über sie zu sprechen und dadurch mehr Verständnis in der Gesellschaft zu erzeugen. Unter Schizophrenie konnte ich mir zuvor auch nicht wirklich etwas vorstellen. Man denkt an das „Stimmen hören“ und das war es dann auch schon mit dem Wissen. Natürlich ist „Kompass ohne Norden“ auch nur eine Geschichte von vielen und jeder Betroffene erlebt verschiedene Dinge, aber einige Punkte sind wahrscheinlich für jeden gleich: der Leidensdruck und das Unverständnis der Mitmenschen. Ich stelle es mir sehr schlimm vor, sich selbst nicht mehr vertrauen zu können, weil man nicht weiß, was Realität ist und was nicht. Ich denke, das ist ganz schön beängstigend. Ich finde es auch faszinierend und erschreckend, wie aus einem Gegenstand, einem einfachen Wort oder Satz so viele Gedanken folgen, die zum Schluss immer zu dem Gedanken führen: Es wird etwas ganz schreckliches passieren. (Und ich bin daran Schuld.) Aber neben all diesem Leid zeigt das Buch auch, dass das Leben weiter geht und dass man einen Umgang damit finden kann. Das hat mich sehr berührt.