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Veröffentlicht am 20.09.2018

"Ab jetzt bist du mein Leben."

I love you heißt noch lange nicht Ich liebe dich
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„ 'Ist doch der Klassiker', sagte er. 'In allen romantischen Komödien können sie sich am Anfang nicht ausstehen.' “

Eigentlich ist Lilly angehende Schauspielerin mit Hoffnung auf die große Liebe, doch ...

„ 'Ist doch der Klassiker', sagte er. 'In allen romantischen Komödien können sie sich am Anfang nicht ausstehen.' “

Eigentlich ist Lilly angehende Schauspielerin mit Hoffnung auf die große Liebe, doch als sich die Gelegenheit ergibt, die Synchronstimme der weiblichen Hauptperson eines Hollywood-Blockbusters zu werden, zögert sie nicht lange. Leider ist ihr Synchronpartner Ben alles andere als romantisch veranlagt und entsprechend schwierig ist es, die vielen Szenen einzusprechen, in denen es zwischen den Schauspielern des Films gewaltig knistert. So lange, bis es anfängt, auch zwischen Lilly und Ben zu funken...

Das Cover ist nicht gerade auffällig. Abgesehen vom Titel sieht man nichts weiter, aber durch diesen Minimalismus wirkt es modern und so ähnlich wie die Leuchtreklame vor manchen Bars oder Clubs. Mir gefällt es, weniger ist manchmal mehr.

Ben und Lilly erzählen abwechselnd aus ihrer Ich-Perspektive, als Leser nimmt man direkt am Geschehen, den Gedanken und den Gefühlen des jeweiligen Protagonisten teil. Gerade mit Lilly habe ich wirklich gelitten, ich habe sie voll und ganz verstehen können.
Der jugendliche Schreibstil war dem Alter der Protagonisten nach angemessen und ich habe mich beim Lesen sehr wohl gefühlt. Die einfache Sprache hat dafür gesorgt, dass sich das Buch flüssig lesen und schnell beenden lässt.
Die Kapitel waren beim Perspektivwechsel so ähnlich wie eine Serie oder ein Film nach der Werbung aufgebaut, erst wurde das letzte, was im vorigen Kapitel passierte, teilweise wiederholt, nur eben in der anderen Perspektive, bevor die Geschichte weiterging, Das hat bei mir zu leichterem Verständnis und besserer Verknüpfung der einzelnen Abschnitte geführt, und es war auch interessant zu lesen, wie der jeweils andere die gleiche Situation gesehen und aufgenommen hat.

Lilly ist mit ihren Eltern aufgrund des Jobs ihres Vaters immer viel umgezogen von Land zu Land und hat es daher immer nicht leicht, sich zuhause zu fühlen. Vieles wird über ihren Kopf hinweg entschieden, da ihre Eltern zu wissen meinen, was das Beste für ihre Tochter ist. Die Schauspielerei ist das Einzige, bei dem Lilly zeigen kann, was sie wirklich drauf hat, und das kostet sie voll aus. Als sie die Stelle als Synchronsprecherin bekommt, verliert sie dadurch eine wichtige Freundschaft, ihre Mutter versucht ständig, sie zu verkuppeln, und Ben verhält sich ihr gegenüber zynisch und genervt. Trotz alldem bewahrt Lilly aber die Ruhe, was ich sehr bewundernswert finde, und lässt sich nicht unterkriegen, im Gegenteil. Im Laufe des Buches steht sie immer mehr für sich selbst ein, und hört auf ihr Herz, anstatt sich von allen herumschubsen zu lassen.
Ben wirkt zunächst mürrisch und extrem unorganisiert, er hat Geld-Probleme und seine Familie hält seinen Job als Synchronsprecher sowieso nur für ein Hobby. Doch wie durch ein Wunder schafft er es, sich über Wasser zu halten, auch wenn er von einer Katastrophe in die nächste stolpert. Ich habe mich stets gefragt, womit er als nächstes durchkommt, und es war wirklich lustig zu lesen, wie einfallsreich er mit seinen Problemen umgeht. Für einen 18-Jährigen hat er manchmal sehr kindische Züge, im Großen und Ganzen ist er aber einfach nur ein Kerl, der dringend eine Freundin braucht, das aber selbst noch nicht kapiert hat.
Das Zitat von Ben am Anfang der Rezension spiegelt genau die Beziehung der beiden wider. Anfangs noch voller Vorurteile, im Laufe der Zeit kommen sie sich aber näher und ich finde, sie geben ein tolles Paar ab.

Die Idee hinter der Geschichte hat mich von Anfang an fasziniert. Über das Synchronisieren von Filmen oder Serien erfährt man sehr selten was, da meist die Schauspieler und nicht die Stimmen im Vordergrund stehen, umso spannender war es, mal hinter die Kulissen blicken und erfahren zu können, wie sie Arbeit in so einem Studio abläuft. Ich konnte mir dank der detailgenauen Beschreibungen alles prima vorstellen und hätte am liebsten selbst mal bei der Synchronisation eines Films vorbeigschaut.
Lillys und Bens Verhältnis ist relativ typisch für einen Liebesroman, genau wie Ben schon gesagt hat. Doch ich finde es immer wieder schön, mit anzusehen, wie die Protagonisten sich einander annähern und am Schluss feststellen, dass sie gar nicht mehr ohne den anderen können.

Mein Fazit:
Sympathische Charaktere, interessante Geschichte, wenn auch gepaart mit etwas klischeehaften zwischenmenschlichen Beziehungen. Doch das stört mich nicht im geringsten, dafür war das Drumherum viel zu aufregend, also eine klare Leseempfehlung von mir.

Veröffentlicht am 17.09.2018

Tierische Liebe

STAY
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„Keine Ahnung, wie ich es überleben soll, fünf Wochen lang mit ihm am Telefon zu flirten. Aber wenn ich es nicht schaffe, wird es wenigstens ein schöner Tod.“

So hat sich Ruby ihr Leben sicher nicht vorgestellt. ...

„Keine Ahnung, wie ich es überleben soll, fünf Wochen lang mit ihm am Telefon zu flirten. Aber wenn ich es nicht schaffe, wird es wenigstens ein schöner Tod.“

So hat sich Ruby ihr Leben sicher nicht vorgestellt. Erst muss sie ihre Wohnung räumen und dann verpatzt sie auch noch ein wichtiges Vorsprechen für eine Theaterrolle, weil sie sich am Vorabend auf der Verlobungsparty ihrer besten Freundin bei einem Fremden angesteckt hat, der sie erst küsste und ihr dann ins Gesicht gehustet hat. Wider Erwarten kann ihre Freundin ihr aber einen Job als Tiersitterin verschaffen, ausgerechnet bei demjenigen, der seine Bazillen mit Ruby geteilt hat, dem reichen Hotelerben Bancroft Mills. Nur gut, dass die beiden sich nicht sehen, während Ruby auf seine Tiere aufpasst.. oder auch nicht so gut.

Das Cover ist eher schlicht gehalten, in den Buchstaben des Titels sieht man New York, wo die Geschichte spielt, sowie die Gesichter eines Paares. Im Gegensatz zu vielen anderen New Adult Büchern ist an diesem Cover allerdings nichts aufreizendes, sondern es macht eher einen romantischen Eindruck.

Abwechselnd wird aus der Ich-Perspektive von Ruby und Bancroft erzählt. Man wird direkt in alle Gedanken und Gefühle mit einbezogen, das war in vielen Fällen sehr aufregend und vor allem auch lustig mitzuerleben, da Rubys Leben aus einer Menge kleiner Katastrophen besteht.
Der umgangssprachliche, teilweise auch vulgäre Ton der Charaktere und der entsprechend lockere Schreibstil sorgen dafür, dass sich das Buch sehr schnell und flüssig lesen lässt, man fühlt sich einfach gut unterhalten. An einem Nachmittag hatte ich das Buch schon beendet und hätte am liebsten gleich den nächsten Teil der Reihe gelesen.

Ruby ist eine sehr direkte und schlagfertige Person. Sie nimmt selten ein Blatt vor den Mund und erzählt mit unglaublich viel trockenem Humor ihre Story. Ihre derzeitige Lebenssituation könnte eigentlich kaum schlechter aussehen, denn ihr Vater hat die Zahlung ihrer Miete eingestellt, woraufhin sie ihre Wohnung verliert, sie hat keinen Job, da ihre Theaterproduktion aufs Eis gelegt wurde und dann vermasselt sie ein Vorsprechen, das all ihre finanziellen Sorgen hätte bereinigen können, nur weil Bancroft sie angesteckt hat. Allerdings ist Ruby eine Macherin und nimmt ihr Schicksal in die Hand, statt den Kopf in den Sand zu stecken, und reißt sich den Hintern auf, um wieder Job und Wohnung zu finden. Das hat mich sehr beeindruckt, viele andere hätten vermutlich aufgegeben und wären wieder ins Elternhaus zurückgekehrt.
Zu Bancroft habe ich nicht wirklich eine Beziehung aufbauen können, er war mir die meiste Zeit einfach zu sehr damit beschäftigt, sich Ruby in seinem Bett vorzustellen und sich über ihre freuzügige Kleiderwahl während ihrer Videotelefonate beim Tiersitting zu freuen. Das einzige, was an ihm ungewöhnlich ist, sind seine Haustiere, die er über alles liebt, und die Tatsache, dass er trotz seines Geldes auf dem Boden geblieben ist.
Man kann also sagen, dass zumindest Ruby mir sehr gefallen hat, und Bancroft eher eine angenehme Begleiterscheinung war, auch wenn die beiden wirklich gut miteinander harmonieren.

Dass Ruby bei Bane lebt und in seiner Abwesenheit auf seine Tiere Acht gibt, ist in der Tat ein ungewöhnlicher Start für eine Beziehung, vorallem wenn man bedenkt, dass die beiden sich bis dahin nur zweimal getroffen haben. Leider habe ich die meiste Zeit das Gefühl gehabt, dass ihre Verbindung mehr körperlicher Natur ist, und den Zeitpunkt, an dem aus Lust Liebe wird, habe ich irgendwie verpasst. Es hätte mehr auf die Gefühle eingegangen werden können, statt auf die Anziehung, dann wäre ich rundum zufrieden gewesen. Aber gerade wegen des ungewöhnlichen Starts des Buches sehe ich darüber mal hinweg.

Mein Fazit:
Witzige Grundidee, etwas mehr Gefühle statt Lust hätten aber nicht geschadet. Dennoch lesenswert und ich freue mich schon auf den Teil über Rubys beste Freundin Amie.

Veröffentlicht am 07.09.2018

Rette die Welt, Wildkatze!

Cat & Cole 1: Die letzte Generation
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„Es ist wunderbar und schrecklich. Es ist das Meisterstück meines Vaters.“

In einer Zukunft, in der alle Krankheiten geheilt und alle Menschen körperliche Unversehrtheit und Perfektion durch technische ...

„Es ist wunderbar und schrecklich. Es ist das Meisterstück meines Vaters.“

In einer Zukunft, in der alle Krankheiten geheilt und alle Menschen körperliche Unversehrtheit und Perfektion durch technische Neuerungen erlangen können, geht man zunächst mal davon aus, dass es nie wieder zu Problemen kommen könnte. Doch es bricht eine gefährliche Seuche aus, mit der sich die Menschen in Rekordschnelle infizieren und die in allen Fällen den Tod bedeutet. Es gibt kein Heilmittel, zumindest noch nicht. Die einzige Hoffnung ist Catarina Agatta, die Tochter des weltweit besten Experten für Genveränderung. Mit Cole, einem jungen Mann, von dem man den Eindruck bekommen könnte, dass er mehr programmierte Maschine als Mensch sei, arbeitet sie fieberhaft an der Rettung der Menschheit, doch wird sie es rechtzeitig schaffen?

Das Cover macht zunächst einen fröhlichen, bunten Eindruck und erinnert etwas an die Holi-Festivals aus Indien, bis man dann im Nachhinein herausfindet, dass die rosa Wolken vermutlich keine Farbe, sondern ein explodierendes Opfer der Seuche darstellen, das dadurch gerade seine gefährlichen Viren verteilt. Im Original finde ich persönlich die Cover etwas besser gelungen, aber vielleicht interpretiere ich hier auch einfach zu viel rein.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Cat erzählt, meiner liebsten Erzählweise, da man dadurch, wie ich finde, immer am besten beim Geschehen dabei sein und auch die Gedanken der Protagonistin verfolgen kann. Cat berichtet mit viel Biss und Härte, sie ist definitiv eine Kämpfernatur und wären die ganzen technischen Begriffe und komplizierten Vorgänge und Begriffe nicht, ließe sich das Buch mühelos von der Hand weg lesen.

In der Zukunft, in der diese Geschichte spielt, gäbe es auf die heutzutage meist scherzhaft gestellte Frage „Gibt es da auch eine App für?“ zumindest im Bezug auf den menschlichen Körper immer die Antwort: „Ja.“ Mithilfe ungewöhnlicher Technik, die in den Unterarm eines Menschen gepflanzt wird, lässt sich unser Organismus bis zur Perfektion anpassen. Man kann jedoch auch groteske Mutationen hervorrufen, sich selbst eben bis zu einem gewissen Grad so formen, wie man gern würde, was ich zwar etwas verstörend, jedoch, wenn man die Grundidee der Vorgehensweise erst mal verstanden hat, auch spannend finde. Auf die Technik und ihre Funktion wird oft eingegangen, für einige vielleicht zu oft, doch ich habe die zahlreichen Wiederholungen und Erläuterungen gebraucht, um mich in die Materie hininzudenken.
Catarina ist allein bei ihrem Vater, einem berühmten Wissenschaftler der Genbearbeitung sozusagen aufgewachsen und hat ihm schon als kleines Mädchen beim programmieren von Apps und Codes geholfen, die den Menschen das Leben erleichtern sollen, jedoch ist sie auch eine begnadete Hackerin. Diese Fähigkeit stellt sich noch als sehr nützlich heraus, als es für das toughe Mädchen darum geht, nahezu im Alleingang die Welt zu retten, nur Cole steht ihr zur Seite. Das Leben in der Wildnis, immer mit der Gefahr der Infektion im Nacken, hat sie abgehärtet und zu einer zähen Kämpferin werden lassen, was mich sehr beeindruckt hat. Ich mag die starken Protagonistinnen, die sich von niemandem was sagen lassen und ihr eigenes Ding durchziehen, und Cole gefällt mir ebenfalls sehr gut. Im Allgemeinen kann man sagen, dass ich mich bis auf wenige Ausnahmen in diesem Buch mit den Charakteren wirklich gut angefreundet habe.

Die Idee, dass man mithilfe diverser Apps zum Beispiel Krankheiten ausradieren oder auch ganz simpel nur seine Haarfarbe verändern kann, indem die entsprechenden Gene beeinflusst werden, finde ich ganz erstaunlich. Wäre es wirklich so einfach, den menschlichen Körper einfach zu programmieren, gäbe es einige Probleme weniger, doch selbst im Buch wird gesagt, dass der grundlegende genetische Code der DNA nicht verändert wird. Die Basen (A, C, G, T), die die Informationen codieren, sind übrigens Grundlage für den Nachnamen von Cat und ihrem Vater, was vermutlich nochmal ihre Fähigkeiten in diesem Bereich unterstreichen soll.
Leider muss ich gestehen, dass die Technik, mit der in dieser Geschichte gearbeitet wird, mir an einigen Stellen etwas zu verworren war und ich nur mit Mühe verstanden habe, was nun passiert ist und, viel entscheidender, vorallem auch warum. Das mag aber auch an mir gelegen haben, sodass Leser, die technischer etwas fitter sind als ich, vielleicht einen größeren Sinn sehen und alles besser nachvollziehen können.

Das Ende lässt darauf schließen, dass dieses Buch entgegen meiner ersten Annahme kein Einzelband, sondern ein Auftakt zu einer kleinen Reihe wird, was die Recherche auf Amazon nach den Originaltiteln bestätigt hat.

Mein Fazit:
Ein wirklich spannendes und rasantes Jugendbuch mit sympathischen Charakteren und abwechslungsreichen Schauplätzen, wenn auch mit inhaltlicher Technologie, die für mich gelegentlich einen Hauch zu kompliziert war.
Meiner Meinung nach lesenswert, ich freue mich auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 04.09.2018

Haare schwarz wie Ebenholz, Augen kalt wie Eis

Hazel Wood
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„Damals war ich bereits alt genug gewesen, um mir darüber im Klaren zu sein, dass Althea mich nicht wirklich beobachtete. Doch an diesem Punkt begann ich mich zu fragen, ob jemand anderes es tat.“ (S.71)

Alice ...

„Damals war ich bereits alt genug gewesen, um mir darüber im Klaren zu sein, dass Althea mich nicht wirklich beobachtete. Doch an diesem Punkt begann ich mich zu fragen, ob jemand anderes es tat.“ (S.71)

Alice und ihre Mutter Ella sind, seit das Mädchen denken kann, auf der Flucht vor dem Unglück. Überall, wo sie sich niederlassen, geschehen nach einiger Zeit komische Dinge, die Ella mit Alices Großmutter Althea Proserpine, einer berühmten Märchenerzählerin, in Verbindung bringt. Nachdem es durch einen Brief von Altheas Tod erfährt, wähnt sich das Mutter-Tochter-Gespann zunächst in Sicherheit, bis Ella verschwindet und Alice auf sich allein gestellt ist. Alle Spuren führen nach Hazel Wood, dem Anwesen von Althea, doch genau von dort soll Alice sich ihrer Mutter zufolge fern halten..

Das Cover ist natürlich der Blickfang schlechthin. Das glitzernde Blau, in dem die Blätter gefärbt sind, die den Titelschriftzug umspielen, wirkt kühl und eisig und insgesamt entsteht der Eindruck, dass dich dahinter etwas mysteriöses, düsteres verbirgt. Der Klappentext lässt ebenfalls auf märchenhafte Geheimnisse schließen, sodass allein die äußere Aufmachung des Buches schon um Kauf angebettelt hat.

Erzählt wird das Buch aus der Ich-Perspektive von Alice. Man nimmt so aus erster Hand am Geschehen teil und wird zum Teil der Geschichte, wortwörtlich. Der Schreibstil ist bestimmt nicht jedermanns Sache, man muss sich für das Buch auf jeden Fall Zeit nehmen, sonst empfindet man es eventuell als holprig geschrieben, denn durch die zahlreichen Metaphern und Vergleiche wird das Lesen manchmal etwas müßig und es entsteht das Gefühl, man käme nicht voran.
Doch eben jede Intensität der Erzählung sorgt für den ganz besonderen Gänsehautfaktor, den man an den düsteren Passagen nicht unterschätzen sollte.

Alice ist nicht die typische weibliche Protagonistin. Sie hat eine ungewöhnliche Kindheit hinter sich, war mit Ella nur auf der Flucht von Ort zu Ort. Außerdem hat sie einen Charakter, der sie relativ schnell zornig werden lässt, sodass ihre Mutter sie früher regelmäßig beruhigen musste, wenn sie kurz vor einem Wutausbruch stand. Im späteren Verlauf erfährt man auch den Grund dafür. Insgesamt strahlt Alice einen Ernst aus, den man von 17-Jährigen Hauptpersonen aus Büchern sonst eher nicht erwarten würde, sie hat rein gar nichts von einer unbeschwerten, aufgeweckten Highschool-Schülerin oder einem zarten, empfindlichen Mädchen von nebenan.
Zu ihrer Mutter Ella hat sie eher ein freundschaftliches Verhältnis, die beiden sind sich jeweils der wichtigste Mensch der Welt und nicht selten macht es den Eindruck, dass Alice sich mehr um ihre Mutter kümmert als anders herum. Denn Ella ist ein windiger Charakter, sie tut alles mit besten Absichten für sich und Alice, handelt aber oft zu impulsiv und bedenkt die Folgen nicht immer.

Die Geschichte und ich hatten einen etwas holprigen Start. Nach der Leseprobe wollte ich unbedingt weiterlesen, verlor jedoch zunehmend den Faden und war nicht mehr wirklich in der Geschichte drin. Es dauerte etwas, bis die Ereignisse mich wieder packen konnten und lange blieb das dann auch so. Doch als die Erzählung weiter und weiter ins märchenhafte abdriftete, tat ich mich schwer, allem einen Sinn zuzuordnen. Das fing sich jedoch schnell wieder und ich konnte den Rest des Buches wieder genießen, denn ich muss sagen, es hat sich wirklich zu lesen gelohnt. Die Idee mit den Märchen eines anderen Landes, des Hinterlandes, die Althea in ihrem Buch zusammengetragen hat, finde ich sehr gut gelungen. Leider erfährt man nicht den Inhalt aller, doch diejenigen, die man zu lesen bekommt, sind allesamt düster und grausam ohne jegliche Moral, was sich auch auf die Stimmung des Gesamtwerkes niederschlägt. Oft hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass hinter jeder Ecke weiteres Unheil lauert, und so etwas mag ich normalerweise gar nicht haben, doch zu dieser Geschichte hat es gepasst wie die Faust aufs Auge.
Das Ende hatte ich persönlich mir im Vorfeld etwas anders erhofft, jedoch bin ich mit dem, wie es geendet hat, auch zufrieden.

Mein Fazit:
Spannend-finsterer Fantasyroman mit vielen märchenhaften Elementen, der wahrscheinlich die Gemüter spaltet, mir jedoch nach einigen Anlaufschwierigkeiten sehr gut gefallen hat.
Obwohl als Jugendliteratur deklariert, ist es definitiv nichts, was man zwischen Tür und Angel lesen kann, daher nicht zu empfehlen, wenn man nur leichte Kost sucht, sondern nur für Leser, die Zeit, Geduld und Durchhaltevermögen mitbringen. Für letztere allerdings kann dieses Buch eine wahre Freude sein, wenn man sich mit dem Thema Märchen und der intensiven Erwählweise anfreundet.

Veröffentlicht am 30.08.2018

Komplett neue Welt

Panterra Nova: Die Suche
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„'Weißt du, sobald ihr das siebzehnte Lebensjahr erreicht, ist es nur eine Frage der Zeit,
dass solche Dinge passieren.'
'Wer ist ihr?', will ich wissen.
'Wunschdenker wie du.'“

Um 2040 herum hat sich ...

„'Weißt du, sobald ihr das siebzehnte Lebensjahr erreicht, ist es nur eine Frage der Zeit,
dass solche Dinge passieren.'
'Wer ist ihr?', will ich wissen.
'Wunschdenker wie du.'“

Um 2040 herum hat sich die Erde bereits beträchtlich verändert. Technik gilt als verzichtbar, ja sogar unerwünscht, das hat die MEO, eine weltweite Organisation in Gange gebracht. Chris lebt währenddessen das Auf und Ab eines normalen 17-Jährigen Teenagers, bis er feststellt, dass er besondere Fähigkeiten hat, die nicht nur Vorteile mit sich bringen. Er gerät zwischen die Fronten aus Hütern, die Leute wie ihn beschützen, und Jägern, die seinesgleichen nach dem Leben trachten. Als er auch noch in den Händen eines fanatischen Aktivisten landet, der Chris' Besonderheit missbrauchen will, steht die Welt des Jungen endgültig Kopf. Platz für Mädchen sollte er in seinen Gedanken bei dem Durcheinander eigentlich nicht mehr haben.. oder doch?

Die Geschichte um Chris wird abwechselnd aus seiner Ich-Perspektive in der Gegenwart im Jahr 2041 erzählt und aus der Sicht auf Andreas Autenburg ab 2026, wo man die Anfänge von MEO miterlebt. Besonders, dass aus der Sicht von einem Jungen erzählt wird, gefällt mir, das sehe ich persönlich ziemlich selten und empfinde es jedes Mal als willkommene Abwechslung.
Der Schreibstil ist locker und jugendlich, wenn Chris beschreibt, was passiert, und man kann sich gut in seine Gedanken hineinversetzen und mit ihm mitfühlen. Es wird häufig Slang und Umgangssprache benutzt, nicht nur von Chris und seinen Freunden, sondern auch unter den Anhängern und Handlangern von Andreas Autenburg.

Autenburg wirkt anfangs noch wie ein engagierter junger Mann, der die Welt einfach ein bisschen besser machen will. Im Laufe der Zeit entwickelt er sich jedoch zu einem kalten, egoistischen, gewissenlosen Idealisten, der seine Ziele um jeden Preis durchsetzen will und dafür große Opfer in Kauf nimmt.
Chris trifft seine neue Fähigkeit wie ein Schlag. Erst später wird ihm klar, dass sie, wenn er nicht vorsichtig ist, auch eine akute Gefahr für ihn darstellt, und er begibt sich auf die Flucht, begleitet von seiner besten Freunden Jenna. Am Anfang mimt er noch den harten Kerl, doch im Laufe des Buches wird er mit immer neuen Geheimnissen konfrontiert, die ihm zunehmend zu schaffen machen und ihn in die Knie zwingen. Dazu kommt noch seine Freundschaft zu Jenna, die sich zunehmend schwieriger gestaltet, denn eigentlich ist er ja in eine andere verliebt..
Für meinen Geschmack waren die meisten Charaktere gut ausgearbeitet. Andreas Autenberg fasziniert mich am meisten, auch wenn er sozusagen der „Böse“ ist, Chris gibt sich zwar mutig, hat für einen so harten Typen allerdings einen sehr schwachen Magen, wenn es mal brenzlig wird.
Jenna ist mir mit ihrem vorlauten, frechen Mundwerk ebenfalls sympathisch, auch sie sich die Angewohnheit, nach ihrer Ponysträhne zu pusten, definitiv abgewöhnen sollte, wenn es sogar beim Lesen schon nervt.

Die Idee mit der Organisation, die solch drastische Ziele verfolgt, habe ich so noch nie gesehen. Natürlich gibt es in vielen Geschichten verrückte Wissenschaftler, die Menschen mit Besonderheiten für ihre Zwecke einspannen möchten, doch ein Ziel wie das von Andreas Autenburg, war neu für mich. Es ist faszinierend, wie MEO die Welt verändert hat, auch wenn ich das für unsere Zukunft für unwahrscheinlich halte. Bei einigen der Technologien bin ich mir nicht sicher, ob man sie in dem Maße tatsächlich bauen und einsetzen könnte, ich habe es während des Lesens einfach hingenommen. Im Nachhinein fragt man sich aber doch: „Ginge das tatsächlich oder ist das alles Fiktion?“
Die Liebesgeschichte spielt zu Beginn keine nennenswerte Rolle und das gefällt mir tatsächlich sehr gut. Es war nie kitschig, aber dass Chris später derart in Probleme verstrickt, hätte ich nicht erwartet, vor allem da ich seinen Charakter nicht mal für so begehrenswert halte.

Mein Fazit:
Faszinierende Idee einer Panterra Nova – komplett neuen Welt. Die Charaktere konnten mich nicht komplett überzeugen, doch die Technologie hat mich begeistert und nachdenklich gemacht. Wie wird unsere Welt wohl in Zukunft aussehen? Nun, hoffentlich nicht wie in diesem Roman, denn das könnte uns in Schwierigkeiten bringen.