Hat mir wieder sehr gut gefallen!
Ich liebe ihre Bücher und dieser Einzelband steht den anderen in nichts nach!
Von Anfang an konnte ich wunderbar in die Geschichte eintauchen, die aus den Perspektiven von Losian und Simon erzählt wird. ...
Ich liebe ihre Bücher und dieser Einzelband steht den anderen in nichts nach!
Von Anfang an konnte ich wunderbar in die Geschichte eintauchen, die aus den Perspektiven von Losian und Simon erzählt wird. Der Schreibstil ist wieder wunderbar an die Zeit von damals angepasst und ist sehr angenehm zu lesen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was mich daran immer so fesselt, aber sie schafft es jedes Mal, mich von der ersten Seite an mitzureißen.
Die Charaktere, die hier auf der Insel zusammengepfercht leben müssen, sind sehr skurril und lebendig erzählt.
Die beiden Hauptfiguren sind der junge, etwas arrogante Simon de Clare und Losian, der nur aufgrund seines fehlenden Gedächtnisses in dem Gefängnis gelandet ist.
Simon hält sich wegen seiner Herkunft für etwas besseres, kann sich aber recht schnell in diese ungewöhnliche Gesellschaft einfügen und will sich lange nicht eingestehen, dass er die anderen doch ins Herz geschlossen hat. Sein hilfloser Zorn macht ihn stark und zeigt eine große Entwicklung, die nicht nur für die anderen, sondern für ganz England eine große Bedeutung haben wird.
Losians Vergangenheit ist ein Rätsel und so gern er ihr auch auf den Grund gehen würde, macht sie ihm Angst. Manchmal überraschen ihn Kleinigkeiten, die er an sich bemerkt und die er mit einer Selbstverständlichkeit ausführt, die ihn erschreckt. Es sind keine vertrauten Gefühle, eher Instinkte, die seine Handlung oftmals beeinflussen und ihm den Menschen, der er einmal war, bekannter und abschreckender machen. Da er keine Erinnerung hat ist er sehr unbedarft und erfrischend ehrlich und stößt damit so manchem vor den Kopf, was ihn mir sehr sympathisch macht!
Die Offenbarung der Wahrheit wird für Losian schließlich ein harter Schlag und es wird nicht leicht für ihn, sich seinem früheren Selbst anzunähern.
Aber auch die anderen Figuren sind sehr interessant und hinter jeder Fassade steckt ein Kampf, ein Hadern mit dem Schicksal, eine Last aus der Vergangenheit.
Da wären zum Beispiel die Zwillinge Wulfric und Godric, die an der Hüfte zusammen gewachsen sind. Sie haben sich gut mit ihrem harten Los arrangiert und zeigen viel Humor und Bereitschaft, für die anderen einzustehen.
Der selbsternannte "King Edmund" ist der geistliche Beistand der Gruppe, ein Prediger, der sich für den verstorbenen, angelsächsischen Märtyrerkönig hält, den die Heiden vor langer Zeit abgeschlachtet haben - doch er hält so manche Weisheit für die Gefährten bereit.
Luke, ein alter Mann, der die feste Überzeugung hat, dass sich eine Schlange in seinem Bauch eingenistet hat, die ihn jederzeit von innen auffressen könnte und Oswald, dessen geistige Behinderung dem Down-Syndrom ähnelt.
Aber auch ein sehr schlauer, gefährlicher Mann befindet sich unter ihnen, Reginald de Warenne, ein Vergewaltiger und Serienmörder, vor dem sich jeder ständig in Acht nehmen muss.
Die Zukunft dieser unterschiedlichen Charaktere hält nicht das bereit, was sie erwartet hatten. Auf ihrem Weg begegnen ihnen viele Hindernisse, aber auch Menschen, die ihnen wohlgesonnen sind und weiterhelfen.
Ich fand es sehr schön, wie die Autorin hier zeigt, dass auch außergewöhnliche Menschen mit einem Handicap etwas Besonderes sind, das Herz am rechten Fleck haben und viel zum Leben beitragen können.
Auch das Verhältnis der Juden und Christen zur damaligen Zeit spielt eine Rolle und zeigt, wie wenig wir doch in diesen vielen Jahrhunderten dazu gelernt haben und macht gleichzeitig Mut, weil es immer wieder Menschen gibt, die aufeinander zugehen, ganz gleich, welches Aussehen man hat oder welcher Religion man angehört.
Einiges war vorhersehbar, aber es gibt auch viele überraschende Wendungen. Ich konnte wieder mal richtig in diese mittelalterliche Welt eintauchen, die die Autorin mit viel Hintergrundwissen und Liebe zum Detail erzählt. Die Spannung steigt durchweg an und hab bis zum Schluss mitgefiebert, auch wenn mir das Ende schon klar war.