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Veröffentlicht am 11.09.2018

Von der einen großen Liebe..

Was bleibt, sind wir
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Ich liebe Liebesromane, in denen sich die Protagonisten trennen oder nur wenige Tage treffen und verlieben und sich danach lange Zeit nicht mehr sehen. Dabei fragen sie sich vielleicht immer noch, was ...

Ich liebe Liebesromane, in denen sich die Protagonisten trennen oder nur wenige Tage treffen und verlieben und sich danach lange Zeit nicht mehr sehen. Dabei fragen sie sich vielleicht immer noch, was wohl geworden wäre, wenn sie zusammen geblieben wären oder wie es wohl ist, sich nach fünf, zehn oder zwanzig Jahren wiederzutreffen.
Diese "Liebe" zu Romane dieser Art habe ich seit dem Film "Before Sunrise" mit Ethwan Hawke und Julie Delply. Die beiden lernen sich im Zug kennen, verlieben sich und verbringen einen Tag und eine Nacht in Wien. Danach versprechen sie sich nach einem Jahr am selben Ort zu treffen.....

"Was bleibt sind wir" hat ein ähnliches Thema und erinnert mich wiederum an zwei andere Romane, die ich gelesen habe (ja, man sieht, ich habe eine Vorliebe für Bücher dieser Art). In einem der beiden hat der Protagonist einen vergleichbaren Weg eingeschlagen wie Gabe in "Was bleibt sind wir". Deswegen hatte ich schon die Eingebung, wie der Roman wahrscheinlich ausgehen wird und so ist es auch eingetroffen.

Jill Santopolo erzählt in einer Art Tagebuchform aus der Sicht von Lucy, die mit Gabe eine Art Gespräch führt. Eine interessante Variante einer Erzählform, die mir gefallen hat, aber nicht jedem zusagt, wie ich aus anderen Rezensionen lesen konnte. Durch diese Art des Erzählens hat man das Gefühl Lucy liest Gabe vor und erzählt so ihre Geschichte, in der sie nichts beschönigt. Ihre Erinnerungen gehen zurück an dem Moment als sie Gabe kennen lernt. Es ist der 11. September 2001 - ein schicksalhafter Tag! Beide sind diesen Vormittag an ihrer Uni und erleben unweit von Ground Zero den Zusammenbruch der Zwillingstürme. Dieses gemeinsame Erlebnis und die magische Verbundenheit in diesen Stunden lässt sie ihr ganzen Leben nicht mehr los, auch wenn sich ihre Wege erst einige Jahre später wieder kreuzen. Diesmal werden Lucy und Gabe ein Paar. Es ist die ganz große Liebe und dennoch ist es nicht für immer. Sowohl Gabe, als auch Lucy wollen Karriere machen und bauen sich getrennt voneinander ein neues Leben auf. Trotzdem bleiben sie immer in Kontakt - manchmal mehr, manchmal weniger. Beide können nicht wirklich einen Schlusstrich ziehen, auch nicht als Lucy heiratet und Kinder bekommt. Die Emotionen zwischen den beiden sind immer spürbar. Eigentlich sind die beiden füreinander geschaffen und dennoch trennen sich ihre Wege, ohne einander je zu vergessen.

Der besondere Erzählstil verbindet den Leser direkt mit Lucys Gedanken und ihrer Gefühlswelt. Es ist eine Art Reflexion, die mich von Seite zu Seite immer mehr berührt hat. Trotzdem hätte ich Lucy oder Gabe manchmal einfach auch nur schütteln wollen.... Einige Entscheidungen konnte ich nicht ganz nachvollziehen und machten Lucy oder Gabe, sowie auch Darren, nicht immer sympathisch. Während Gabe charakterlich eher auf der Stelle tritt, entwickelt sich Lucy doch weiter, wird reifer und verantwortungsbewusster, aber ist trotzdem noch oft unüberlegt.

Das Ende war, wie ich es erwartet hatte, barg aber auch noch eine kleine Überraschung. Jedoch fand ich es auch etwas übereilt, denn ich hätte mir noch auf eine oder zwei Fragen eine Antwort gewünscht.
Im Vergleich zu den anderen beiden Romanen, die ich gelesen habe und ähnlich gestrickt sind, schneidet "Was bleibt sind wir" leider schlechter ab.

Schreibstil:
Für mich hat sich der Roman flüssig lesen lassen, auch wenn die Erzählform eine etwas andere als gewohnt war. Die Autorin hat besondere Momente, wie 9/11, sehr behutsam und eindringlich beschrieben. Die Handlung wird nur von wenigen Charakteren bestritten. Diese sind sehr lebendig dargestellt, auch wenn ich nicht immer alle Handlungen der beiden Hauptprotagonisten nachvollziehen konnte.


Fazit:
Ein berührender Roman, der von der großen Liebe erzählt, bei der jedoch nicht immer alles eitel Sonnenschein ist. Manchmal kamen mir Gabe und Lucy vor wie die zwei Königskinder, die nicht zusammenkommen können... Liebe und Verlust liegen in diesem Roman eng beieinander...wie so oft im wirklichen Leben.

Veröffentlicht am 31.08.2018

Wir sind der Chor

Mein wunderbarer Küstenchor
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Der neue Roman von Janne Mommsen, der mich wie alle seine Bücher, in den Norden Deutschlands führen, zaubern mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Auch bei "Mein wunderbarer Küstenchor" haben wir einen ...

Der neue Roman von Janne Mommsen, der mich wie alle seine Bücher, in den Norden Deutschlands führen, zaubern mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Auch bei "Mein wunderbarer Küstenchor" haben wir einen locker leichten Roman mit viel Lokalkolorit, der mich wie gewohnt an die Küste oder auf eine Nord- oder Ostseeinsel führt.

Diesmal sind wir in dem kleinen Städtchen Klütz an der Ostsee und es wird musikalisch, denn im Mittelpunkt der Handlung steht der Klützer Chor. Dieser ist auch für Britta, neben ihrem Job als Hotelfachfrau, das Wichtigste im Leben. Jeden Mittwoch freut sie sich auf das Zusammentreffen mit den anderen Chormitgliedern und den gemeinsamen musischen Stunden. Die Gemeinschaft wird dabei groß geschrieben. Bereits seit 20 Jahren ist Britta Chormitglied und hat diesen zusammen mit ihrer betagten Tante Sibylle gegründet. Als Dustin, der Chorleiter plötzlich eine neue Stelle annimmt und wegzieht, steht der Chor vor dem Aus. Und das nur wenige Monate vor dem großen Wettbewerb im finnischen Tampere, wo der Klützer Chor bereits angemeldet ist. Die Sänger sind entsetzt! Auch Britta kann es nicht fassen! Wo soll sie nur so schnell einen neuen Chorleiter und Dirigenten finden? Auf der Suche nach Ersatz lernt sie Jasper kennen, einen Klavierprofessor, der an der Uni in Lübeck unterrichtet und der kleinen Chorgemeinschaft zumindest auf seinem Klavier begleitet und den Sängern beisteht. Wird es Britta gelingen den Chor zu retten und die Reise nach Finnland antreten?

Wie vom Autor gewohnt, war ich nach den ersten Seiten sofort mitten im Geschehen. Das Leben in Klütz und die Chorproben werden sehr bildhaft beschrieben. Bei den Musikstücken musste ich einfach mitsummen und hatte die Melodie danach den ganzen Tag im Ohr. Köstliche Unterhaltung verspricht vorallem das "Casting" für den neuen Chorleiter. Hier bleibt kein Auge trocken! Mein Kopfkino war wieder zu 100% ausgelastet. Doch nicht nur witzige Dialoge, diverse Katastrophen und die wunderbare Beschreibungen der Umgebung haben mich in der Lektüre versinken lassen. Neben dem humorigen Part wurden auch ein paar ernstere Themen angesprochen. Trotzdem ist der Roman eher von der leichteren Sorte, der sich locker an 1-2 Tagen weglesen lässt. Ab und zu hätte ich mir trotzdem ein bisschen mehr Tiefgang gewünscht und manche Szenen etwas realistischer. Auch bei der Liebesgeschichte fehlte mir das Knistern.....trotzallem wieder ein schönes Leseerlebnis!

Schreibstil:
Janne Mommsen schreibt locker und leichtfüßig...man fliegt durch die Seiten und wird gut unterhalten. Aber ganz besonders versteht es der Autor die Landschaft, die Region und das Leben der Einheimischen darzustellen. Die Charaktere strahlen Lebensfreude aus und sind wunderbar gezeichnet. Die witzigen und lebhaften Dialoge lockern die Geschichte auf und geben dem Roman seine Prise Leichtigkeit.
Die Kapitel sind sehr kurz gehalten.

Fazit:
Die eher leichte Lektüre eignet sich wunderbar für zwischendurch oder für amüsante Lesestunden mit einem Schuss Romantik und ganz viel Musik. Zum zurücklehnen und genießen...vielleicht mit ein paar Kopfhörer auf den Ohren und der Melodie zu ABBA's "Thank you for the music" im Kopf.

Veröffentlicht am 18.08.2018

A, B, C...die Katze lief im Schnee....D, E, F

Der Alphabetmörder (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 1)
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Im Westerwald wird in einem Wildgehege eine grauenhaft zugerichtete Leiche gefunden. Ein eher stümperhaftes eintätowiertes "A" lässt die Polizei zuerst noch an einen Einzelfall glauben, doch bald darauf ...

Im Westerwald wird in einem Wildgehege eine grauenhaft zugerichtete Leiche gefunden. Ein eher stümperhaftes eintätowiertes "A" lässt die Polizei zuerst noch an einen Einzelfall glauben, doch bald darauf wird eine weitere verstümmelte Leiche gefunden, die ein "B" tätowiert hat. Daraufhin wird Fallanalytiker Jan Grall in seine alte Heimat beordert. Seit seiner Jugenzeit war er, nach einem für ihn schlimmen Ereignis, nicht mehr im Westerwald. Ihm zur Seite steht die Schweizerin Rabea Wyler. Als ein weiteres Opfer mit einem tätowierten "C" gefunden wird, ist die Jagd nach dem "Alphabetmörder" eröffnet und die Zeit drängt. Denn Jan erfährt im Laufe seiner Ermittlungen, dass er als "Z" vorgesehen ist....

Das Debüt von Lars Schütz kann sich lesen lassen. Man findet sehr leicht in die Geschichte. Die Spannung ist von Beginn an greifbar, wobei jedes Kapitel zusätzlich mit einem Cliffhanger endet. Ein wahrer Pageturner!

Während Jan und Rabea versuchen dem Täter auf die Schliche zu kommen, blickt man als Leser diesen in wenigen Kapiteln über die Schulter bzw. befindet sich mit einem der Opfer im Raum. So erlebt man hautnah die Ängste und Schmerzen der gefolterten Figur mit. Und der Mörder arbeitet schnell. Der Druck, der auf Jan und Rabea liegt ist hoch. Nicht nur die Mordfälle lassen vorallem Jan nicht los, sondern auch seine Vergangenheit. Der Kommissar vor Ort, der von Fallanalytikerin nicht wirklich viel hält, ist nur ein weiteres Problem...

Und nicht nur Jan hatte mit ihm ein Problem, sondern auch ich. Ich fand die Polizei vor Ort blass bzw. war für mich besonders eine Figur nicht wirklich glaubwürdig. Aber auch mit Jan und Rabea wurde ich nicht wirklich warm. Rabea blieb für mich ein unbeschriebens Blatt. Zu ihrer Figur kann ich kaum etwas sagen. Hinzu kommt, dass mich manche Eigenschaften von Jan Grall stark an Andreas Gruber's Maarten S. Sneijder erinnerten. Dieser raucht Marihuana gegen seine Cluster-Kopfschmerzen. Grall raucht Cannabis wegen seiner Hypersensibilität und seiner dadurch speziellen Wahrnehmung, die ihm ebenfalls Kopfschmerzen verursachen. Ebenso ist das Team bei Gruber ein Fallanalytiker und seine Assistentin. Im Gegensatz zu Sneijder und Nemez kamen mir die Figuren von Grall und Wyler jedoch nicht wirklich nahe. Sie blieben mir teilweise irgendwie fremd und ich hoffe, dass sich das in den Nachfolgebänden noch ändern wird. Die restlichen Nebenfiguren wurden allerdings sehr gut ausgearbeitet.

Die Spannung ist auf allen 384 Seiten gegeben und so kann man den Thriller kaum aus der Hand legen. Lars Schütz legt einige falsche Fährten und der Spannugsbogen bleibt immer hoch. Man rätselt gerne mit und fiebert dem Finale entgegen. Die Geschichte ist komplex aufgebaut und das Ende zwar schlüssig, jedoch empfand ich die Motivation zu den Taten in diesem Ausmaß nicht wirklich logisch.

Schreibstil:
Lars Schütz schreibt fesselnd und temporeich. Man ist sofort in der Geschichte und rätselt mit den Ermittlern mit. Die Beschreibung der Handlungsorte ist gelungen und bildhaft. Einzig die Charaktere sind für mich noch ausbaufähig. Die Kapitel sind kurz gehalten und enden meist mit einem Cliffhanger. So kann man das Buch kaum aus der Hand legen.

Fazit:
Ein gelungens Debüt von Lars Schütz, das vorallem mit Spannung, überraschenden Wendungen und einer komplexen Story punktet. Die Fallanalytiker blieben mir jedoch noch etwas fremd. Da dieser Thriller der Auftakt einer Reihe werden soll, ist hier noch Potential vorhanden. Ich freue mich auf jeden Fall auf weitere Bände und kann den Thriller auf jeden Fall für spannende Stunden empfehlen.

Veröffentlicht am 19.07.2018

Die Vergangenheit holt dich ein

Wähle den Tod
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Gewohnt spannend beginnt die Autorin mit einem Prolog, der dem Leser bereits auf den ersten Seiten rätseln lässt. Danach ein Cut und es beginnt etwas ruhiger mit dem Blick auf die Familie Langenfeld in ...

Gewohnt spannend beginnt die Autorin mit einem Prolog, der dem Leser bereits auf den ersten Seiten rätseln lässt. Danach ein Cut und es beginnt etwas ruhiger mit dem Blick auf die Familie Langenfeld in Berlin. Jana Langenfeld lebt mit ihrem Lebensgefährten Hannes und den beiden gemeinsamen Kindern Kim und Max im idyllischen Eigenheim vor den Toren Berlins. Das Grauen beginnt nachdem der geliebte Familienhund im Garten der Familie verblutet - hingerichtet mit zahlreichen Messerstichen. Hier packte auch mich gleich die Wut, denn ich vertrage Gewalt an Tieren überhaupt nicht! Jana, die das Tier findet, ruft weder die Polizei, sondern vergräbt den Hund und erzählt den Kindern, dass Benny ausgerissen ist. Sie will vorallem den kleinen Max schonen, jedoch hat sie bereits eine böse Vorahnung, dass der Angriff eine Warnung an sie selbst sein könnte. Jana verbirgt nämlich ein Geheimnis, das sie schon Jahre mit sich herumträgt. Ihr Leben baut auf Lügen auf....und in diese verstrickt sie sich auch in ihrem neuem Zuhause in Berlin immer mehr. Als sie ein kompromittierendes Foto auf ihr Handy erhält, ist sie sicher, dass ihre Vergangenheit sie eingeholt hat. Weitere Bedrohungen folgen und lassen ahnen, dass der Täter nicht aufgeben wird...

Die Geschichte kommt mit wenigen Figuren aus. Die Charaktere sind facettenreich und nicht alle sympathisch. Die Kinder Max und Kim sind dem Alter perfekt angepasst und haben auch die alterstypischen Flausen im Kopf. Hannes blieb etwas blass und konnte mich nicht ganz überzeugen. Er war auch die meiste Zeit nicht anwesend oder erreichbar und seine Lebensgefährtin musste alleine zurechtkommen. Jana blieb bis zum Ende ein undurchschaubarerer Charakter, was von der Autorin gewollt war und hervorragend zur Spannung beitrug.

Wie schon in ihren vorherigen Psychothrillern spielt die Autorin auch in "Wähle den Tod" mit den Lesern. Immer wieder gibt es Rückblicke in Janas Jugendzeit, doch konkrete Hinweise für die Angriffe gibt es erst ganz zum Schluss. Durch überraschende Wendungen und die Perspektivenwechsel bleibt der Spannungsbogen über die ganzen 300 Seiten über oben und endet in einem richtigen Showdown, bei dem das Geheimnis gelüftet wird. Mit dem Ende habe ich nicht gerechnet - ein Punkt für die Autorin! Ob der Schluss jedoch jedem gefällt, ist eine andere Sache. Trotzdem konnte mich "Wähle den Tod" nicht so überzeugen, wie "Schuld bist du" - mein Lieblingsthriller von Jutta Maria Hermann. Bei einigen Passagen hatte ich die richtige Vorahnung, manche Szenen waren mir etwas zu überzogen. Trotzdem hat mich auch der neueste Psychothriller von der ersten Seite an sofort gepackt und das Buch war in einem Rutsch durchgelesen.

Schreibstil:
Jutta Maria Herrmanns Schreibstil ist temporeich, fesselnd und schnörkellos. Sie versteht es perfekt den Leser mit ihrer Geschichte zu packen.
Die Kapitel sind kurz gehalten. Der Prolog wird in der Ich-Form erzählt, der Rest des Thrillers wird aus der Sicht eines Erzählers in der 3. Person wiedergegeben.

Fazit:
Ein weiterer packender Thriller der Autorin, der nicht ganz an meinem Lieblingsthriller "Schuld bist du" heranreicht, aber trotzdem fesselt und einige Überraschungen bietet. Das Ende ist Geschmackssache. Ich freue mich schon auf den nächsten Psychothriller der Autorin!

Veröffentlicht am 12.07.2018

Der Schein trügt

Die Rivalin
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Schon seit einige Zeit lese ich die Bücher von Michael Robotham und konnte somit auch nicht an seinem letzten Buch vorübergehen. Diesmal haben wir es mit einem Thriller abseits der Reihe um den Psychologen ...

Schon seit einige Zeit lese ich die Bücher von Michael Robotham und konnte somit auch nicht an seinem letzten Buch vorübergehen. Diesmal haben wir es mit einem Thriller abseits der Reihe um den Psychologen Joe O'Loughlin und seinem Freund und Ermittler Vincent Ruiz zu tun.

In "Die Rivalin" (den Titel finde ich nicht ganz passend) geht es um Agatha und Meghan. Beide Frauen sind schwanger und erwarten etwa zur gleichen Zeit Nachwuchs. Für Meghan ist es ihr drittes und für Agatha das erste Kind. Beide Frauen kommen aus völlig unterschiedlichen Schichten und laufen sich im Supermarkt über den Weg, wo Agatha arbeitet und Meghan von der Ferne bewundert. Ihr Leben erscheint nach außen hin perfekt. Meghan lebt in einem tollen Haus mit Garten, hat bereits zwei süße Kinder und einen erfolgreichen Ehemann, der beim Fernsehen arbeitet. Außerdem betreibt sie einen erfolgreichen Mami-Blog, wo sie aus ihrem Leben erzählt. Doch so rosig, wie es aussieht, ist es in ihrer Ehe nicht. Der Schein trügt...

Agatha hingegen kommt aus ärmlichen Verhältnissen, hatte eine schlimme Kindheit und bereits eine Ehe hinter sich. Sie hat in ihrem Leben bereits viel erleiden müssen. Nach einigen Fehlgeburten und vergeblichen Fruchtbarkeitsbehandlungen ist sie nach einer kurzen Liason mit Hayden, einem jüngeren Kommunikationstechniker der Royal Navi schwanger und tut alles dafür, um endlich eine glückliche Mutter zu sein.

Das Buch ist in zwei Teile geteilt, wobei der erste Abschnitt sehr ruhig beginnt und sich langsam aufbaut. Dies ist jedoch sehr wichtig, da man als Leser mehr über die Lebensumstände und die Vergangenheit der beiden Frauen erfährt. Hier geht es vorallem um Schwangerschaft, Verluste, Missbrauch, Unfruchtbarkeit und Eheprobleme. Der Leser hat keinen typischer Ermittler-Thriller in den Händen, sondern mehr ein Drama.
Beide Frauen erzählen abwechselnd in der Ich-Perspektive. Dabei kommt es etwa im Mittelteil zu einigen kleinen Längen. Unterschwellig spürt man aber bereits die aufkommende Spannung - bis es zum großen "Knall" kommt. Danach beginnt der zweite Abschnitt des Buches und die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen. Ab diesem Zeitpunkt blickt man als Leser in die Abgründe der menschlichen Seele.

Der Spannungsroman/das Drama (als Thriller würde ich das Buch nicht bezeichnen - oder nur den 2. Teil davon) ist eindringlich und emotional. Die Charaktere hat Robotham einfach großartig ausgearbeitet. Ich konnte mich in beide Frauen hineinversetzen. Als Leser hat man immer wieder Zweifel, auf welcher Seite man stehen soll. Manchmal lassen die Lebensumstände Menschen Dinge tun, die nicht richtig sind, aber bei denen man auch Verständnis aufbringen kann. Einige Vorkommnisse aus Agathas oder Meghans Leben könnten jeder Frau passieren. Der Autor spielt hier gekonnt mit der Psyche und hat auch einige unvorhersehbare Szenen eingebaut. Es gibt kein schwarz-weiß, nur grau.
Man hat nicht das Empfinden, dass die Täterin gewollt grausam ist und kann ihre Gedanken und Taten teilweise wirklich nachvollziehen. Sie ist eine gebrochene Frau und ich hatte Mitleid mit ihr. Jedoch gab es auch einige Szenen, die mir kurz die Luft nahmen und unglaublich den Kopf schütteln ließen. Agatha versinkt in ihrem eigenen Lügengebilde und als Leser weiß man oft nicht, was Lüge und Wahrheit ist.

Die Nebencharaktere komnnten mich hingegen nicht zu 100% überzeugen. Vorallem die Wandlung von Hayden fand ich nicht wirklich nachvollziehbar.
Respekt muss ich dem Autor zollen, wie er sich in die beiden Frauencharaktere hineinversetzt hat. Außerdem konnte er mich mit seinen Kenntnissen betreffend Schwangerschaften überraschen.
Das Ende überrascht und lässt mich nach einigen spannenden Stunden das Buch zufrieden zuklappen.

Schreibstil:
Robotham schreibt flüssig und lebendig. Die Spannungskurve beginnt diesmal erst ab der zweiten Hälfte zu steigen. Der Autor baut mehr auf die unterschwellige Spannung auf.
Die Kapitel sind eher kurz gehalten. Es wird abwechselnd aus der Perspektive von Meghan und Agatha in der Ich-Form erzählt.


Fazit:
Ein emotional packendes Drama, das ruhig und langsam beginnt und sich ab der zweiten Hälfte zu einem spannenden Psychothriller mausert. Ein interessantes Thema und großartig ausgearbeitete Charaktere verdecken kleine Schwächen.