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Veröffentlicht am 31.08.2018

Russian Magic

The Crown's Game
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Russland, frühes 19. Jahrhundert. Immer dann, wenn der russischen Krone Gefahr droht, wird ein Magier an die Seite des Zaren geholt. Im ganzen riesigen Reich darf es immer nur einen Magier geben, weil ...

Russland, frühes 19. Jahrhundert. Immer dann, wenn der russischen Krone Gefahr droht, wird ein Magier an die Seite des Zaren geholt. Im ganzen riesigen Reich darf es immer nur einen Magier geben, weil der sich die Magie Russlands einverleibt, um am mächtigsten zu sein. Sollte es wider Erwarten doch zwei magisch begabte Menschen geben, müssen die im Spiel der Krone gegeneinander antreten. Es gibt dabei nur eine Regel: Der Verlierer stirbt.
Vika und Nikolai sind die zwei, die Magie beherrschen. Je öfter sie gegeneinander antreten, desto näher kommen sie sich. Und dann ist da auch noch Pascha, der Zarewitsch, der sich ebenfalls zu Vika hingezogen fühlt. Doch wie soll man sich verlieben, wenn einer sterben muss, damit der andere überlebt?

Ich glaube, mich hätte das Buch mehr packen können, wenn ich nicht erst vor Kurzem Grischa von Leigh Bardugo gelesen hätte, in welcher es ebenfalls um Russland, um Magier, um etwa dieselbe Zeit ging. Und Leigh Bardugo spielt in einer ganz anderen Liga, gerade was Schreibstil und Innovation betrifft. Dieses Buch hier war nicht schlecht, aber ich habe viel mehr russisches Feeling erwartet, vielleicht auch schon mal ein bisschen ernsthaftes Antagonistenauftreten, damit man weiß, was Russland droht. So plätscherte die Geschichte für mich mehr oder weniger dahin, ganz nett, aber das war's dann auch. Ob ich den zweiten Band lesen werde? Will ich das überhaupt? Ich weiß es noch nicht, und das spricht nicht hundertprozentig für dieses Buch.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Habgier und Lügen

Wie aus dem Nichts
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Dana Rosin verdient ihren Lebensunterhalt damit, andere Leute anzulügen. Sie ist Inhaberin einer Alibi-Agentur: Wenn also jemand fremdgeht oder anderweitig ein Alibi braucht, sorgt sie dafür, dass es seine ...

Dana Rosin verdient ihren Lebensunterhalt damit, andere Leute anzulügen. Sie ist Inhaberin einer Alibi-Agentur: Wenn also jemand fremdgeht oder anderweitig ein Alibi braucht, sorgt sie dafür, dass es seine Angehörigen nicht erfahren. Sie selbst ist frisch verliebt - ausgerechnet in Alex, einem Enthüllungsjournalist, dem Wahrheit über alles geht. An einem Tag wie jedem anderen befindet sich Dana gerade bei Alex in der Wohnung, als sie Zeugin wird, wie er und seine Nachbarin, die zufällig gerade geklingelt hat, ermordet werden. Der Schock sitzt tief, nicht nur wegen des Verbrechens an sich, sondern auch all der Wahrheiten, die plötzlich über Alex ans Licht kommen. Doch der Mörder ist noch nicht fertig, und Dana muss anfangen, um ihr Leben zu bangen.

Gelesen war die Geschichte gut, die Sprecherin konnte die Atmosphäre einfangen. Wirklich überzeugt hat mich jedoch die Handlung selbst nicht. Zuerst einmal ging es mir auf die Nerven, dass es ewig dauerte, aber ständig Anspielungen gab auf Danas Vergangenheit und trotz der Erklärung komme ich mit so einer Alibiagentur auch nicht wirklich klar. Es ist und bleibt Betrug. Wobei natürlich die Agenturen selbst das Problem beim Fremdgehen nicht darstellen, sie profitieren nur davon. Dann waren mir die Handlungen der Protagonistin oft genug nicht gerade naheliegend und was mir auch nicht gefallen hat, war die Unprofessionalität der Polizei. Gerade der Schluss war ernsthaft absurd; warum hat der Mörder nicht einfach geschossen? Ach, ich vergaß: Damit die Geschichte nicht realistisch endete. Unterhaltsam war das Ganze schon, nur manchmal nicht recht durchdacht.

Veröffentlicht am 20.08.2018

Blickt man zu lange in den Abgrund ...

Der Abgrund in dir
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... blickt der Abgrund irgendwann zurück.
Rachel Childs hat es endlich geschafft, sich ein Leben aufzubauen, wie sie es sich immer erträumt hat. Das war nicht immer einfach, denn sie wuchs bei einer kontrollsüchtigen ...

... blickt der Abgrund irgendwann zurück.
Rachel Childs hat es endlich geschafft, sich ein Leben aufzubauen, wie sie es sich immer erträumt hat. Das war nicht immer einfach, denn sie wuchs bei einer kontrollsüchtigen Mutter auf, die einst ein berühmtes Buch geschrieben hat und sich standhaft weigerte, ihr den Namen ihres Vaters zu verraten. Darunter hat Rachel immer gelitten und jahrelang nach ihm gesucht. Doch jetzt steht sie mitten im Leben und hat einen charmanten Mann an ihrer Seite, der sie in jeder Hinsicht unterstützt. Doch eines Tages wird alles, was sie dachte zu wissen, auf den Kopf gestellt - so sehr, dass sie sogar auf diesen Mann an ihrer Seite eine Pistole richten wird ...

Man hätte aus diesem Buch was richtig Gutes machen können. Dass Lehane schreiben kann, ist unbestritten, genauso unbestritten ist jedoch auch seine schreckliche Neigung der letzten paar Jahre, alles so dermaßen durchzukauen, dass jegliche Spannung flöten geht. Allein bei diesem Buch hätte man locker zweihundert Seiten streichen können, ohne dass die Aussagekraft gemindert worden wäre. Die unerträglich lahme Suche nach ihrem Vater hat schon dermaßen das Tempo rausgenommen, dass zumindest ich wirklich kämpfen musste, um überhaupt noch dabei zu bleiben, und obwohl es ab dem Moment, wo es dann mal mit der Geschichte wirklich losgeht, so einige Twists gibt, schaffen es lediglich die letzten 100 Seiten, so etwas wie einen Thriller zu gestalten. Das ist mir zu wenig, zu spät und bei diesem Ende auch zu wenig befriedigend.

Veröffentlicht am 11.08.2018

Die Magie der Düfte

Die Duftapotheke (1).
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Luzie ist not amused über den Umzug ihrer Eltern in irgendein Kaff, ausgerechnet von einer modernen Wohnung in Berlin in eine alte Villa, in der es ständig seltsam riecht. Außerdem wohnt in der Villa noch ...

Luzie ist not amused über den Umzug ihrer Eltern in irgendein Kaff, ausgerechnet von einer modernen Wohnung in Berlin in eine alte Villa, in der es ständig seltsam riecht. Außerdem wohnt in der Villa noch die alte Besitzerin und hinter dem Haus ist ein riesiges Gewächshaus, von dem aus sie der mürrische Gärtner dauernd verjagt. Dazu kommt, dass Briefe an den ursprünglichen Besitzer der Villa kommen, der vor zweihundert Jahren gelebt hat, und seltsame Besucher tauchen manchmal auf. Als wäre das alles nicht genug, entdeckt Luzie mit ihrem kleinen Bruder Benno und dem Nachbarsjungen Mats unterhalb des Hauses eine riesige Apotheke mit Düften und plötzlich bricht Chaos in der Stadt aus - wie sie auf die harte Tour feststellen müssen, sind die Düfte magisch und lassen auf einmal viele Leute alles vergessen ...

Eigentlich ist es eine nette Geschichte mit einer interessanten Idee. Trotzdem konnte sie mich nicht so begeistern wie es Mount Caravan und der Reise zum Sprudelschlund gelungen war, weil vieles einfach nicht mehr so originell war wie diese von mir erwähnten Vorgänger der Autorin. Irgendwie konnte ich mich nicht des Eindrucks erwehren, dass ich eher eine Geschichte von Kerstin Gier höre als von Anna Ruhe, und das ist ausnahmsweise nicht als Kompliment gemeint. Mir fehlte einfach das typische Feeling, der ganz eigene Zauber, den die anderen Bücher ausstrahlten. Dazu kam, dass die Leute dazu neigten, mitten im Hochsommer dauernd heißen Kakao zu kochen oder mit der Kinnlade den Boden zu berühren. Die Sprecherin war gut, wobei sie witzigerweise am besten den Fünfjährigen hinbekommen hat, der für sein Alter schon verdammt weit und vernünftig war. Mal sehen, ob im zweiten Teil die Genialität der anderen Bücher wieder aufgenommen werden kann.

Veröffentlicht am 31.07.2018

Auf der Suche nach Herkunft

Familie und andere Trostpreise
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Sonny ist gerade einundzwanzig geworden und ein seltsamer Kerl mit mehr Neurosen als ein Tausendfüßler Füße hat. (Bevor ein Klugscheißer ankommt: Ich weiß, dass Tausendfüßler keine tausend Füße haben.) ...

Sonny ist gerade einundzwanzig geworden und ein seltsamer Kerl mit mehr Neurosen als ein Tausendfüßler Füße hat. (Bevor ein Klugscheißer ankommt: Ich weiß, dass Tausendfüßler keine tausend Füße haben.) Eines seiner Geschenke zum Geburtstag ist das Testament seines verstorbenen Vaters, und plötzlich ist Sonny ein bisschen reicher. So um ein paar Millionen. Doch was soll er damit anfangen? Er hat die letzten zehn plus Jahre bei Thomas Hardiker verbracht, der ihm Mutter und Vater zugleich ist. Und jetzt? Jetzt macht er sich auf den Weg nach England, um herauszufinden, wer seine Eltern sind und vielleicht auch, wer er selbst ist ...

Es ist schon ein seltsames Buch mit einem seltsamen Protagonisten, über den ich so manches Mal die Augen gerollt habe. Einerseits glaube ich schon, dass es mit Neurosen kaum anders geht, andererseits wurde mir Sonny zu wenig über was anderes definiert als seine Neurosen, und das ist auf Dauer ein wenig schwach. Die Story plätscherte meistenteils so dahin, weil sich Sonny von verschiedenen Wegbegleitern seiner Eltern über eben jene berichten lässt. Das ist nicht uninteressant, vermag aber auch nicht durchgehend zu fesseln. Im Endeffekt weiß ich immer noch nicht, was mir das Buch sagen möchte. Dass Familie nicht unbedingt aus den Menschen besteht, die dieselben Gene tragen? Das weiß man sowieso. Immerhin ist Sonny ein Fan von Shaun of the Dead und Hot Fuzz, was ihm von meiner Seite aus ein paar Pluspunkte einbringt.