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Veröffentlicht am 01.09.2018

Das Glück versteckt sich in vielen Dingen

Das Glück der kleinen Augenblicke
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Marietta Piccini ist Italienerin und liebt ihren Job als freie Lektorin bei dem kleinen Londoner Literaturverlag „Millefleur“. Durch einen unglaublichen Zufall bekommt sie das Manuskript eines unvollendeten ...

Marietta Piccini ist Italienerin und liebt ihren Job als freie Lektorin bei dem kleinen Londoner Literaturverlag „Millefleur“. Durch einen unglaublichen Zufall bekommt sie das Manuskript eines unvollendeten Buches in die Hände, dass sie vom ersten Moment an begeistert, denn die Geschichte über den jungen Schriftsteller Paul Trevor Swift, der vom Pech verfolgt wird und doch immer das Positive in der jeweiligen Situation sieht, fasziniert sie völlig. Auch Mariettas Chef, der Verleger John Thornton, möchte das Buch unbedingt veröffentlichen. Nur kennt niemand den Autor des Schriftstückes. Marietta möchte unbedingt den Verfasser des Buches finden, damit dieser es vollendet, und begibt sich auf eine Suche mit unbekanntem Ausgang…
Thomas Montasser hat mit seinem Buch „Das Glück der kleinen Augenblicke“ einen wunderschönen, warmherzigen und fesselnden Roman voller Poesie vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser schon mit den ersten Worten in der Geschichte versinken und neugierig werden, auf das, was ihn erwarten wird. An Mariettas Seite schaut der Leser ihr bei ihrem Tun über die Schulter, während ihre Gedanken und Gefühle gleichzeitig offen liegen wie ein Buch. Die Handlung ist in zwei Stränge aufgeteilt, der eine handelt von der Gegenwart um Marietta, der andere gibt das Manuskript und Pauls Erlebnisse wieder. Sehr geschickt verbindet der Autor beide Geschichten miteinander und lässt den Leser mit Marietta auf die Suche nach dem unbekannten Autor gehen, wobei die Vermutung nahe liegt, dass Paul selbst der Autor seiner Geschichte ist. Montasser lässt den Leser mit Marietta während der Suche nach Paul durch London streifen und jede Menge unbekannter Menschen und Dinge entdecken und erleben, was einen großen Einfluß auf Marietta und ihr eigenes Leben hat. Hier beweist der Autor einfach eine wunderbare Erzählkunst, denn er stößt auch den Leser immer wieder darauf, das Leben zu nehmen, wie es ist und sich mehr in Gelassenheit und Geduld zu üben sowie Fehlschläge nicht als Weltuntergang zu interpretieren, sondern von ihnen zu lernen.
Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet, sie besitzen durch ihre individuellen Eigenschaften Authentizität. Der Leser kann sich wunderbar in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen und mitfiebern. Marietta ist eine sympathische Frau, die allerdings so gar nichts Italienisches an sich hat. Ganz im Gegenteil, sie ist zurückhaltend, schüchtern und liest lieber, als sich mit Menschen zu umgeben. Obwohl in London, lebt sie zurückgezogen und hat keine wirklichen Freunde. Als sie das Manuskript findet, kann der Leser sehr schön beobachten, wie sie sich verändert. Marietta wird zu einem kleinen Pitbull, der unbedingt das Geheimnis lüften will und nicht locker lässt, bis sie es ergründet hat. Dabei lernt sie, auf Menschen zuzugehen und auch Dinge zu tun, die sie sich vorher nicht getraut hätte. Durch die Suche gewinnt sie an Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Paul ist ein Pechvogel, wie er im Buche steht. Doch er lässt sich davon nicht runterziehen, wie es die meisten Menschen tun, sondern bewahrt sich seinen Optimismus. Er versucht, den Dingen immer wieder nur das Positive abzugewinnen und jeder Rückschlag lässt ihn nur noch mehr an das Gute glauben. Er ist geduldig und gelassen, was ihm durch die andauernde Pechsträhne hindurch hilft.
„Das Glück der kleinen Augenblicke“ ist ein zauberhaftes Buch über das Wunder der kleinen Dinge und Momente, die einen lebendig fühlen lassen. Anstatt sich im Pessimismus zu vergraben, sollte man alles zu schätzen wissen, was einem geschieht, denn oftmals verbirgt sich hinter dem Pech das eigentliche Glück oder eine neue Chance. Absolute Leseempfehlung für ein Roman mit Nachhaltigkeit, denn man sollte es immer wieder mal zur Hand nehmen, wenn man einen dunklen Moment hat, um seinen Optimismus wiederzufinden!

Veröffentlicht am 26.08.2018

"Zufälle sind Gottes Art, anonym zu bleiben..."

Cranberrysommer
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Der Witwer Michael Hunter gönnt sich eine Ruhepause vom Job und fährt von Chicago nach Hope Harbour, einem kleinen Ort in Oregon, um dort zur Ruhe zu kommen. Ihn treibt die Schuld an dem Tod seiner Frau ...

Der Witwer Michael Hunter gönnt sich eine Ruhepause vom Job und fährt von Chicago nach Hope Harbour, einem kleinen Ort in Oregon, um dort zur Ruhe zu kommen. Ihn treibt die Schuld an dem Tod seiner Frau um. Gleich bei der Ankunft muss er feststellen, dass die gebuchte Unterkunft geschlossen ist und dann läuft er auch noch einer attraktiven Frau namens Tracy Campbell vors Fahrrad. Tracy ist Witwe und bearbeitet mit ihrem Onkel eine Cranberryfarm. Gleichzeitig ist sie unentgeltlich im Vorstand einer Wohltätigkeitsorganisation und verdient mit Buchhaltung für andere dazu, um die Farm über Wasser zu halten. Auch Tracy leidet unter Schuldgefühlen und will einem neuen Liebesglück keine Chance geben. Über Imbissbudenbesitzer Charley findet Michael eine Unterkunft in einem Apartment zur Miete bei Anna, einer alten Dame. Anna ist ebenfalls Witwe und hat sich von der Ortsgemeinschaft völlig zurückgezogen. Sie lebt allein hinter verschlossenen Türen, wo sie eine kleine Ansammlung von kranken Tieren wieder aufpäppelt, die sie bei Waldspaziergängen aufliest. Doch der eigentliche Grund für ihre selbstgewählte Isolation dauert schon 20 Jahre und frisst sie innerlich auf. Michael freundet sich langsam mit Anna an und bei Tracy bekommt er regelrecht Herzklopfen. Werden diese drei Menschen noch einmal hoffnungsvoll in die Zukunft blicken können?
Irene Hannon hat mit ihrem Buch „Cranberrysommer“ einen wunderschönen und einfühlsamen Roman vorgelegt, der aufzeigt, wie sich Menschen gegenseitig aus ihrer Starre heraushelfen können, wenn sie eine helfende Hand entgegengestreckt bekommen. Der Schreibstil ist flüssig und lässt vom ersten Moment der Lektüre das Gefühl von Nähe und Wohlfühlen zu. Der Leser steht mal an der Seite von Michael, Anna und Tracy und darf in ihre Herzen und Seelen schauen, erfährt dabei alles, was sie beschäftigt und welche Ängste und Sorgen sie hegen. Alle drei waren einmal gläubige Menschen, doch durch Schicksalsschläge sind sie davon abgekommen, ihre Welt dreht sich um die Vergangenheit und die Vermeidung der gemachten Fehler. Die Autorin lüftet erst nach und nach die Geheimnisse der dunklen Momente ihrer Protagonisten und schafft dadurch eine gewisse Spannung. Sie stellt aber auch auf wunderschöne Weise heraus, wie Menschen, die sich als Fremde begegnen, Einfluss auf andere haben können und daraus neue Chancen und vor allem Hoffnung entstehen können. Gegenseitiges Miteinander sowie Achtsamkeit für den Nächsten wird hier groß geschrieben, denn auf diese Art kann man viel mehr erreichen – alles ist möglich. Zudem sind die Landschaftsbeschreibungen so bildhaft, dass der Leser sich diesen wunderschönen kleinen Ort am Meer richtig gut vorstellen kann, an dem so manches Wunder geschehen kann, die Leben verändern.
Die Charaktere sind sehr schön ausgestaltet und mit Leben versehen. Sie wirken allesamt sehr realistisch und authentisch, der Leser fühlt sich ihnen verbunden und kann mit ihnen sowohl leiden als auch Freude empfinden. Michael ist ein sehr sympathischer und intelligenter Mann, der sich seit dem Tod seiner Frau schuldig fühlt. Er arbeitet für eine Wohltätigkeitsorganisation, was Empathie und Einfühlungsvermögen voraussetzt. Ihm gelingt es schnell, die Sympathie der Ortsbewohner zu gewinnen und einen Platz in ihrem Herzen einzunehmen. Anna ist eine alte etwas wortkarge Dame, die ihre Isolation selbst gewählt hat, weil sie sich schämt und auch weil sie keine Freude mehr am Leben empfindet. Das Liebste, das sie hatte, hat sie selbst aus ihrem Leben verbannt und die Schuldgefühle fressen sie auf. Dass sie ein Herz hat, zeigt ihre liebevolle Pflege für verletzte Tiere, denen sie all ihre Fürsorge angedeihen lässt. Tracy ist eine fleißige junge Frau, die sich aufopferungsvoll um die Farm kümmert, die sie mit ihrem Onkel und ihrer Tante bewirtschaftet. Sie hat der Männerwelt abgeschworen, denn sie glaubt nicht an ein erneutes Glück, weil sie es nicht verdient hat. Charley ist ein Künstler mit sensiblem Weitblick, er schaut den Menschen nahezu ins Herz und gibt ihnen ganz versteckt einen Schubs in die richtige Richtung. Auch die übrigen Protagonisten überzeugen mit ihren Episoden und geben der Geschichte so ihren Wohlfühlcharakter. Der heimliche Star ist allerdings die Seemöwe Floyd, der allen vormacht, wie es geht und sich immer wieder in Erinnerung bringt.
Der christliche Aspekt wurde sehr schön herausgearbeitet. Es geht um Hoffnung, Vertrauen und vor allem auch um das Miteinander. Oftmals geht es nur mit Hilfe von anderen, um eine Situation zu meistern, sich ein neues Leben aufzubauen oder auch nur Böses abzuwenden. Indem man sein Schicksal vertrauensvoll in Gottes Hände legt, steigt die Hoffnung, dem Leben gewachsen zu sein.
„Cranberrysommer“ ist ein wunderschönes Buch, das neben einer gut strukturierten Handlung auch dem Leser einiges zum Nachdenken gibt. Vor allem gibt es Hoffnung und lässt den Leser den Fortsetzungsbänden entgegenfiebern. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 26.08.2018

Ein Testament bringt das Glück zurück

Spätsommerfreundinnen
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Kurz vor ihrem 50. Geburtstag wird Jette von Ehemann Stefan geschieden, der sich bereits eine Neue geangelt hat. Sie lebt mit ihrer erwachsenen Tochter Julie zusammen in Oberhausen und arbeitet als Lehrerin. ...

Kurz vor ihrem 50. Geburtstag wird Jette von Ehemann Stefan geschieden, der sich bereits eine Neue geangelt hat. Sie lebt mit ihrer erwachsenen Tochter Julie zusammen in Oberhausen und arbeitet als Lehrerin. Während ihre Eltern ihre goldene Hochzeit auf einer Kreuzfahrt feiern wollen, hat Jette eigentlich einen Kurzurlaub mit Freundin Eva auf Sylt geplant. Doch alles kommt anders, als Jette einen Brief aus Lünzen bekommt, dem kleinen Ort in der Lüneburger Heide, wo sie ihre Kindheit verbracht hat, bevor sie mit der Familie ins Ruhrgebiet zog. In dem Brief wird Jette mitgeteilt, dass Thies, der die Ortsgaststätte in Lünzen betrieb, gestorben ist. In Jette erwachen Erinnerungen an alte Freunde und Nachmittage in Thies‘ Küche, um Butterkuchen und allerlei andere Köstlichkeiten zuzubereiten. In Absprache mit Freundin Eva fährt Jette nach Lünzen zur Thies‘ Beerdigung und läuft nicht nur ihrer alten Freundin Uta, sondern auch ihrer alten Jugendliebe Jan über den Weg, den sie nie so richtig vergessen konnte. Jan ist mittlerweile ein anerkannter Sternekoch, während Uta als Hausfrau nicht gerade zufrieden ist. Zu allem Überfluss erfährt Jette, dass Thies sie in seinem Testament bedacht hat, doch auch Uta und Jan erben. Freundin Eva und auch Tochter Julie reisen als Verstärkung an, um Jette zu unterstützen. Allerdings kann nur ein Wettstreit entscheiden, wer Thies Erbe antritt…
Andrea Russo hat mit ihrem Buch „Spätsommerfreundinnen“ einen wunderschönen unterhaltsamen Roman vorgelegt über alte Lieben und Freundschaften, über schöne Erinnerungen, Gerüchte und leckere Köstlichkeiten. Der Schreibstil ist locker-flüssig und nimmt den Leser direkt mit an Jettes Seite, um mit ihr so einige Überraschungen zu erleben und dabei ihre Gefühls- und Gedankenwelt kennenzulernen, die der eigenen in manchen Dingen überraschenderweise so ähnlich ist. Das schweißt schnell zusammen und lässt Jette schon bald als alte Freundin erscheinen. Der Autorin gelingt es geradezu mühelos, Themen wie Wechseljahre, Scheidung, neue Lebensausrichtung, aber auch echte Freundschaften und gemeinschaftlichen Zusammenhalt in ihrer Geschichte unterzubringen. Besonders schön sind auch die eingestreuten Leckereien, die einem beim Lesen den Mund so richtig wässrig machen. Die Landschaftsbeschreibungen sind so farbenfroh, dass der Leser sich alles wunderbar vorstellen kann und selbst wünscht, die Lüneburger Heide und das buddhistische Kloster zu besuchen, klingt es doch geradezu malerisch und heimelig nach einem Wohlfühlort. Mit einigen geschickten Wendungen und Überraschungsmomenten hält die Autorin den Geist des Lesers auf Trapp, gibt es doch Überlegungen mal in die eine, mal in die andere Richtung, die möglich wären und lassen die Spannung zur Auflösung steigen.
Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet und lassen beim Leser schnell das Gefühl aufkommen, die eine oder andere Person persönlich zu kennen. Durch ihre individuellen Eigenheiten wirken alle durchweg authentisch und sehr real. Jette ist eine patente Frau, die mitten im Leben steht. Sie ist freundlich, pragmatisch, träumt nach ihrer Scheidung aber doch noch insgeheim von einem neuen Glück. Sie liebt das Kochen und Backen und hätte früher sehr gern etwas in dieser Richtung gemacht. Aber dafür ist es doch nie zu spät, oder? Tochter Julie ist eine aufgeweckte junge Frau, die manche Dinge klarer sieht als ihre Mutter und ihr so eine große Hilfe ist, wenn es zu Entscheidungen kommt. Eva ist eine wunderbare Freundin, die genug Kaltschnäuzigkeit besitzt, Jettes Ehemann mit „Arschie“ dauerhaft einen neuen Namen zu geben. Sie ist flexibel und besitzt den nötigen Elan, um ihre Freundin gut zu beraten und sie bei allem zu unterstützen. Uta ist mit ihrem momentanen Leben nicht zufrieden. Sie hat sich alles etwas anders vorgestellt und hätte nun die große Chance, doch noch einmal etwas auf die Beine zu stellen. Ella ist die Schwester von Thies und wirkt manchmal wie die böse Hexe, dabei führt sie nur die Wünsche ihres Bruders aus und ist eigentlich ganz in Ordnung. Thies war ein Spaßvogel und ein Spieler, der einer guten Wette nicht wiederstehen konnte. Er ist der Strippenzieher im Hintergrund, der sich im Himmel das Fäustchen lacht, während sich die Dinge entwickeln. Jan ist ein netter Kerl, der schon viel erreicht hat, aber nun vielleicht den Jackpot knackt – in anderer Hinsicht, als sich vielleicht mancher denkt.
„Spätsommerfreundinnen“ ist ein wunderschönes Wohlfühlbuch, das man von der ersten Seite an nicht mehr aus der Hand legen möchte, so sehr wird man Teil des Geschehens und der Gemeinschaft. Nach der letzten Seite mag man gar nicht Abschied nehmen und hofft darauf, alle liebgewonnenen Protagonisten bald wiederzulesen. Absolute Leseempfehlung für eine Lektüre, dass neben einer tollen Geschichte so viel Normalität aussendet – wie im richtigen Leben eben. Toll gemacht!

Veröffentlicht am 26.08.2018

Willkommen auf Mitford Manor

Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht
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1920 London. Die 19-jährige unverheiratete Louisa wuchs in Armut auf und hat nun die Möglichkeit, ihrer Familie zu entfliehen und als Kindermädchen bei der angesehenen glamourösen Adelsfamilie Mitford ...

1920 London. Die 19-jährige unverheiratete Louisa wuchs in Armut auf und hat nun die Möglichkeit, ihrer Familie zu entfliehen und als Kindermädchen bei der angesehenen glamourösen Adelsfamilie Mitford zu arbeiten. Da Louisa ein fleißiges und freundliches Wesen hat, gelingt es ihr schnell, die Vertraute von Nancy, der ältesten Tochter des Hauses, zu werden. Als eine Freundin der Familie Mitford, die bekannte Krankenschwester Florence Nightingale Shore, während einer Zugfahrt ermordet wird, machen sich die beiden jungen Frauen daran, den Fall durch eigene Ermittlungen aufzuklären. Louisa saß mit ihrem Onkel ja im gleichen Zug, als der Mord passierte. Hilfe bekommen Nancy und Louisa durch Guy Sullivan, der erst vor kurzem bei der Bahnpolizei angefangen und bereits ein Auge auf Louisa geworfen hat. Ob sie den Mörder wohl finden werden?
Jessica Fellowes hat mit ihrem Buch „Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht“ den ersten Teil einer Serie vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Er lässt den Leser schnell in das vergangene Jahrhundert eintauchen, um Louisa und Nancy bei ihren Unternehmungen als unsichtbarer Dritter zu begleiten. Die Autorin hat den geschichtlichen Hintergrund gut recherchiert und lässt das England der Zwanziger Jahre vor dem inneren Auge des Lesers wieder lebendig werden. Es ist, als wandele man in einer anderen Zeit. Während sich England von den Kriegsjahren langsam erholt und die Menschen immer noch unter Entbehrungen leiden, werden auch die gesellschaftlichen Strukturen gut dargestellt und zeigen den Unterschied zwischen den einzelnen Schichten auf sowie die Rolle der Frau zur damaligen Zeit. Das Leben der Mitford-Schwestern, allen voran das der bekannten Autorin Nancy Mitford werden dem Leser nahe gebracht. Auch der bis heute unaufgeklärte Mord an Florence Nightingale Shore hat einen Hauptpart in diesem Buch, allerdings erfährt er in dieser Geschichte eine einfallsreiche und spannende Aufklärung. Gerade dieser Bezug zu historisch belegten Persönlichkeiten macht dieses Buch besonders reizvoll.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und mit Leben versehen worden. Sie besitzen Ecken und Kanten, sind individuell in ihrem Handeln und gerade deshalb so authentisch, dass der Leser sich von Beginn an mit ihnen wohl fühlt. Louisa ist eine junge Frau, die die harte Schule des Lebens schon früh lernen musste. Sie ist fleißig, klug und hat ein freundliches Wesen, was ihr die Tür in die Welt der Wohlhabenden öffnet und sie vor allem den Fängen ihres miesen Onkels entfliehen lässt. Louisa sehnt sich nach Sicherheit und einem geregelten Leben. Sie zeigt allerdings auch Mut und ihre Entwicklung während der Geschichte ist wunderbar zu beobachten. Nancy ist zwei Jahre jünger als Louisa, besitzt aber jede Menge Selbstvertrauen und vor allem ist sie clever. Sie liebt es, Geschichten zu erfinden und ist mit einer guten Kombinationsgabe ausgestattet. Guy ist ein sympathischer junger Mann, der unbedingt mal ein richtiger Kriminaler werden will. Er kann sich durchsetzen und ist wie ein Pitbull, wenn er etwas verfolgt und lässt sich von niemand davon abhalten. Auch die übrigen Protagonisten tragen dazu bei, dass die Handlung rundum lebendig und unterhaltsam ist.
„Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht“ ist ein spannender und fesselnder historischer (Kriminal-)Roman, der den Leser ab der ersten Seite in seinen Bann zieht und nicht mehr loslässt. Mit Liebe, Freundschaft, Mord und den Bezug zu realen Ereignissen und Personen hat das Buch alles, was es für gute Unterhaltung braucht. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 25.08.2018

Chris Carter bleibt sich treu

Blutrausch - Er muss töten (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 9)
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Los Angeles. Das Model Linda Parker wird grausam entstellt ermordet aufgefunden. Sie wurde nicht nur gehäutet, sondern ihr fehlen auch Hände und Füße. Zudem hat der Täter ihr kunstvoll eine lateinische ...

Los Angeles. Das Model Linda Parker wird grausam entstellt ermordet aufgefunden. Sie wurde nicht nur gehäutet, sondern ihr fehlen auch Hände und Füße. Zudem hat der Täter ihr kunstvoll eine lateinische Botschaft in den Rücken geritzt. Als Detective Robert Hunter mit seinem Partner Carlos Garcia am blutbesudelten Tatort eintreffen, brennt sich dieser unvergesslich in ihre Netzhaut. Als das FBI auch noch dort erscheint und den Fall übernehmen will, da es bereits weitere Opfer gibt, gibt es zunächst Kompetenzgerangel, doch schnell wird man sich einig, dass eine gemeinsame Zusammenarbeit wesentlich produktiver ist, um den Mörder dingfest zu machen. Die Suche nach dem Mörder stellt sich als äußerst schwierig heraus und bringt die Ermittler schnell selbst in Gefahr…
Chris Carter hat mit seinem Buch „Blutrausch – Er muss töten“ den 9. Band um seine Ermittler Hunter und Garcia in Los Angeles vorgelegt, der den Vorgängern an Spannung, Grausamkeit und Nervenkitzel in nichts nachsteht. Der Schreibstil ist flüssig, schonungslos grausam und einfach nur super. Der Leser steht schon nach den ersten Seiten selbst mit am Tatort, erlebt einen Gänsehautschauer nach dem anderen und erleidet immer wieder Schnappatmung anhand der Szenen, die sich vor dem inneren Auge auftun. Das Buch klebt regelrecht an den Händen, da der Leser unbedingt bei der Mörderjagd dabei sein will und suggeriert bekommt, dass die Polizei nie schläft, bis sie den Täter dingfest gemacht hat. So leidet man lieber unter Schlafmangel als einen Moment zu verpassen, während der Adrenalinspiegel sich dauerhaft auf dem höchsten Niveau eingependelt hat. Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, so erfährt der Leser mal vom Opfer, mal vom Täter und dazu kommen die Ermittlungen. So steigert sich die Spannung noch zusätzlich. Carter versteht es wunderbar, seinen Täter bis wirklich ganz zum Schluss im Dunkeln zu halten, da kann der Leser Rätsel wie er will. Der Autor ist jederzeit für Überraschungen gut, so fügt er in diese Handlung einen Paukenschlag ein, der den Leser ungläubig und fassungslos zurücklässt und jede Menge Fragen aufwirft. Eine Auflösung muss man nun leider bis zum nächsten Carter-Buch abwarten.
Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet und geben einen Einblick in die reale Welt der Ermittlungen und die Arbeit der Polizei, wobei dem Leser deutlich vor Augen gehalten wird, welcher Anblick sie oftmals erwartet. Sowohl Hunter als auch Garcia in diesem Buch gezwungen, mal mit einem anderen Team zusammenzuarbeiten. Das ist für die beiden ungewohnt und birgt auch einige Schwierigkeiten. Die private und berufliche Entwicklung von Hunter und Garcia wird auch in diesem Roman vorangetrieben. Hunter bleibt sich allerdings treu, indem man seine extremen Gedankensprünge weiter verfolgen kann und sich immer wieder wundert, wie der Mann auf gewisse Dinge kommt.
„Blutrausch – Er muss töten“ ist ein Psychothriller mit absoluten Pageturner-Qualitäten. Mehr Spannung und Nervenkitzel ist kaum noch möglich. Alle Thrillerfans kommen hier voll auf ihre Kosten. Das Warten auf den nächsten Carter wird lang! Absolute Leseempfehlung für schlaflose Nächte und Gänsehautfeeling!