Unrealistische Handlung!
Solange wir uns habenNachdem ihr Exmann Thomas nach Brasilien ausgewandert ist, erzieht Jessica Hanser ihre 16 jährige Tochter Miriam alleine. Arbeit, Kind, Haus … es wird Jessica alles zu viel und sie wird krank geschrieben. ...
Nachdem ihr Exmann Thomas nach Brasilien ausgewandert ist, erzieht Jessica Hanser ihre 16 jährige Tochter Miriam alleine. Arbeit, Kind, Haus … es wird Jessica alles zu viel und sie wird krank geschrieben. Nachdem ihr Chef Leonard Badner immer wieder anruft, damit Jessica schnell was für die Firma erledigt, hat Miriam genug und reist Hals über Kopf zu ihrem Vater nach Brasilien. Jessica reist zusammen mit Nachbarin Hildegard nach, um ihre Tochter zurück nach Hause zu holen.
Eigentlich wird auf dem Klappentext erwähnt, dass Jessica unter Panikattacken leidet. Ich habe beruflich mit Menschen mit Angsterkrankungen zu tun, und was die Autorin hier als Angsterkrankung hinstellt, ist lächerlich. Zu Beginn hat Jessica eine Panikattacke beim Autofahren, kann jedoch danach problemlos in dem Auto bei der Nachbarin mitfahren, aus dem Haus gehen, mit dem Rad einkaufen fahren, Garten und Haushalt erledigen usw. Es gibt keine Angsterkrankungen, die nach Bedarf ein und ausgeknipst werden können, wie bei Jessica. Und genau so stellt die Autorin das hin. Denn über sehr weite Teile der Geschichte merkt man Jessica nichts mehr an. Sie denkt zwar ab und zu über ihre gesundheitliche Probleme nach, ist krank geschrieben und geht zu einem Therapeuten. Ob sie Medikamente nimmt, bleibt das ganze Buch über offen, das wird erst ganz zum Schluss mal erwähnt. Statt an sich zu arbeiten, ist immer jemand anderer schuld an ihrer (scheinbaren) Krankheit. Der Chef….der Exmann…. die Tochter…der Job und die Kollegen … das Leben! Die Figur Jessica ist so charakterisiert, dass man ihr ihre Krankheit einfach nicht abnimmt. Was hier als Angsterkrankung hingestellt wird, ist ein Hohn für alle, die tatsächlich darunter leiden!
Das ist die erste Baustelle in diesem Buch. Die zweite ist die Handlung, die einfach unrealistisch ist. Krankgeschrieben wegen Angststörung? Jessica fliegt, nach einigen Aussetzern, die nicht sehr überzeugend beschrieben wurden, nach Brasilien. In Brasilien durchsucht Jessica eine halbe Stunde die Schränke und das Bad ihres Hotelzimmerchens ( O Ton Autorin) nach einer Decke, weil sie friert. Eine halbe Stunde in einem Minizimmer? Ernsthaft? Da hat wohl der Lektor gepatzt. Dann haut ihre 16 jährige Tochter in Brasilien aus dem Haus des Vaters ab. Jessica sieht durch das Fenster, das sie wegrennt. Eilt ihr nach und tritt in was Nasses. Und was macht Jessica? Geht zurück, zieht sich Schuhe an und sorgt erst dafür, dass jemand zu den jungen Katzen schaut, die sie zu beaufsichtigen hat. Gibt sogar noch Anweisungen "den Kätzchen" den Bauch zu massieren, damit sie ihr Geschäft erledigen können". Und rennt erst danach wieder nach draussen um ihre Tochter zu suchen. Und ist erstaunt, dass diese verschwunden ist. Das ist doch abstrus!
Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten, ebenso die Charakterisierung der Figuren. Jede bleibt in den für sie vorgesehenen Bahnen, leider entweder nicht überzeugend und unsympathisch wie Jessica oder klischeehaft wie der " böse" Exmann, der eigentlich ganz nett ist, jedoch immer wieder von Jessica runter gemacht wird. Die einzige vernünftige und überzeugende Figur ist die 16 jährige Miriam, die vor ihrer egoistischen Mutter nach Brasilien flieht.
Ich kann kaum glauben, dass ich dieses Buch tatsächlich zu Ende gelesen habe. Eigentlich wollte ich wissen, ob Jessica ihre Erkrankung überwindet. Hier sollten wohl einige Therapeuten mal über die Bücher, denn die Heilung ist einfacher als man denkt. Man muss einfach dazu nach Brasilien fliegen...