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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Frankenstein lässt grüßen – Ein skurriles Lesevergnügen

Der Tod greift nicht daneben
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Der schwedische Mediziner Bertil Carlson, der als ehemaliges Mitglied der Nobelpreisjury weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden ist, verbringt seinen Ruhestand in Bayern. Mit dem „Schuhplattler“ ...

Der schwedische Mediziner Bertil Carlson, der als ehemaliges Mitglied der Nobelpreisjury weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden ist, verbringt seinen Ruhestand in Bayern. Mit dem „Schuhplattler“ bestens vertraut und als Gemeindemitglied eines idyllisch gelegenen Kurtort anerkannt, verbringt er seine Tage am Liebsten im Garten. Dass ihm dieses Hobby einmal zum Verhängnis wird, hat er allerdings nicht geahnt. Denn ausgerechnet der aus Schweden importierte Häcksler sorgt dafür, dass sein friedliches Leben ein jähes Ende findet. Ein Unfall, an den Kommissar Jennerwein nicht so recht glauben mag. Deshalb sorgt er dafür, dass die Überreste des Schweden genauestens unter die Lupe genommen werden und tatsächlich, eine Hand des vor dem Unfall noch vollständig gewesenen Mediziners fehlt.

„Der Tod greift nicht daneben“ ist der siebente Fall des inzwischen zum Kultkommissar avancierten Jennerwein, der diesmal mit einem deutlich reduzierten, weil im Urlaub befindlichen, Team auskommen muss. Eine Tatsache, die der Leser letztendlich kaum zu spüren bekommt. Im Gegenteil. Die gesendeten Grüße aus dem Ausland tragen neben weiteren amüsanten Szenen regelmäßig zu seiner Belustigung bei. Doch nicht nur der Humor erhält seinen Platz in dem wendungsreichen Geschehen. Auch dem eigentlichen Fall wird ausreichend Raum geboten und neben umfangreich geschilderten Ermittlungen und der Einbeziehung weiterer Vergehen, spart der Autor auch nicht an grausigen Details. So kommen schon einmal die Gedanken an Frankensteins Experimente auf und das in einer Gegend, die eher beschaulich ist. Aber auch dem Jennerwein selbst geht es diesmal an den Kragen und es ist niemand da, der ihm helfen kann.

Fazit:
Der siebente Teil der Alpenkrimi-Reihe um den bayerischen Kommissar Jennerwein überzeugt mit einem gut durchdachten Fall, mit handfesten Protagonisten, einer ordentlichen Portion Humor und mit einer Ermittlung, die wunderbar spannend in Erscheinung tritt. Ein Lesevergnügen, das sich kein Fan regionaler Krimis entgehen lassen sollte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein ungetrübter Blick in menschliche Abgründe

Schwarze Federn
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Was gibt es Schlimmeres, als aus einem Albtraum zu erwachen und festzustellen, dass die Realität noch viel grausamer ist. Eine Erfahrung, die Marlis Seelers machen muss, als sie an einem dunklen Herbstmorgen ...

Was gibt es Schlimmeres, als aus einem Albtraum zu erwachen und festzustellen, dass die Realität noch viel grausamer ist. Eine Erfahrung, die Marlis Seelers machen muss, als sie an einem dunklen Herbstmorgen in ihrem Wintergarten zwei ineinander verschlungene Leichen entdeckt. Auf Daunenfedern gebettet, liegen diese inmitten einer zähen schwarzen Substanz, die sich später als Teergemisch entpuppt. Aber nicht nur der Fußboden wurde mit der ätzenden Masse bedeckt. Auch die Fenster und Wände wurden mit ihr beschmiert und bilden so eine Dunkelkammer, die das bizarre Arrangement vor der restlichen Welt versteckt. Allerdings nicht lange. Denn kurze Zeit später tauchen mit Franka Janhsen und Simon Ackermann zwei Kommissare des zuständigen Morddezernats in Rerrick auf, die den merkwürdigen Doppelmord untersuchen. Dabei werden sie nicht nur mit dem mysteriös erscheinenden Fall konfrontiert, sondern auch mit einigen dunklen Geheimnissen.

„Schwarze Federn“ ist der erste Kriminalroman einer erfolgreichen Romanautorin, die sich hinter dem Pseudonym Nina Malik versteckt. Aber nicht nur sie wahrt ihr Geheimnis, auch Franka Janhsen ist auf ihrer neuen Dienststelle hoch im Norden darum bemüht, ihre Vergangenheit ruhen zu lassen. Mit dunkel gehaltener Businesskleidung und einer kühlen Distanz getarnt, lenkt sie von früheren Wunden ab. Eine Taktik, die zu Beginn ihrer Tätigkeit gut funktioniert, später aber ins Wanken gerät. Bis dahin aber sind sie und das Rerriker Team mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Denn ihre Hauptzeugin Martina Seeler erleidet einen schweren Schock, während deren Ehemann, ein erfolgreicher Strafverteidiger, gleich ganz verschwunden ist. Hinzu kommen ein obdachloser Punker und eine freischaffende Künstlerin, die in dem verzwickten Fall ebenfalls eine Rolle spielen und allerhand viel versprechende Fährten, denen nachgegangen werden muss. Schade nur, dass sich die Mordermittlung letztendlich mit einigen Längen präsentiert, die das spannende Leseerlebnis ab und an trüben.

Fazit:
Das Debüt der Krimireihe um die Kommissarin Franka Janhsen wagt einen ungetrübten Blick in menschliche Abgründe und weiß trotz kleiner Schwächen im Spannungsverlauf gut zu unterhalten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein gelungener Schlag gegen das organisierte Verbrechen

Dünenfeuer
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Wildunfälle geschehen oft auf Deutschlands Straßen. Doch dass ein Wildschwein ein Verbrechen vereitelt, das kommt dann doch selten vor. Ein merkwürdiger Fall, den das ostfriesische Kripo-Team um Ceylan ...

Wildunfälle geschehen oft auf Deutschlands Straßen. Doch dass ein Wildschwein ein Verbrechen vereitelt, das kommt dann doch selten vor. Ein merkwürdiger Fall, den das ostfriesische Kripo-Team um Ceylan Özer übernimmt und schon bald vor einigen Toten und einem Transporter steht, der bei laufender Fahrt ausgeräumt werden sollte. Truck Robery wird die zur Anwendung kommende Art des Raubes genannt, die immer mehr um sich greift und Femke Folkmer und Tjark Wolf vor einige Rätsel stellt. Denn einer der Räuber, der zunächst als verschwunden galt, taucht plötzlich als Leiche an der Unfallstelle wieder auf, während ein bis dahin unbescholtener Fuhrunternehmer mit einer Waffe auf sie zielt. Dabei ist er nicht der Einzige, der den Gesetzeshütern an den Kragen will und so ermitteln die SOKO des LKA Niedersachsen gleich in mehreren Fällen, die es in sich haben.

„Dünenfeuer“ ist der vierte Band der Krimi-Reihe um die Fantastischen Vier, einer SOKO, die aus den Ermittlern Femke Folkmer, Tjark Wolf und Fred sowie ihrer Leiterin, der Deutschtürkin Ceylan Özer besteht. Drei Mal haben sie bisher erfolgreich ermittelt, haben aber trotzdem noch zwei ungeklärte Fälle im Gepäck, deren Aufklärung diesmal Fortschritte macht. Dabei handelt es sich zum einen um den mysteriösen Tod von Tjars Mutter, die 20 Jahre zuvor auf einer Fähre umgekommen ist und zum anderen um die infame Messerattacke auf ihre Chefin Ceylan Özer, die von einem jährlich auftauchenden Polizistenmörders verübt worden ist. Ein umfangreiches Programm, das sich in mehreren Handlungssträngen, die an sehr zahlreichen Schauplätzen angesiedelt sind, niederschlägt und nicht nur von den Ermittlern, sondern auch vom Leser im Auge behalten werden muss. Und während die Spannung durch das zwangsläufig entstehende Durcheinander ein wenig auf der Strecke bleibt, überzeugen neben dem flüssig zu lesenden Schreibstil, vor allem die Figuren der Ermittler, die mit ihren Ecken und Kanten sehr lebensnah gezeichnet sind. Allen voran Tjark Wolf und Femke Folkmer, die als unschlagbares Duo den größten Teil der Ermittlungen bestreiten, wohl auch, weil sie in ihrer Herangehensweise völlig unterschiedlich sind. Tjark, der eher eigensinnig und intuitiv reagiert, scheut selten die Gefahr, während seine mit Vorausschau und Vernunft agierende Kollegin diese gerne vorher abschätzen will.

Fazit:
Ein interessanter und komplex arrangierter vierter Fall, bei dem das organisierte Verbrechen eine große Rolle spielt und der mit interessanten Ermittlungsansätzen und wendungsreichen Ereignissen unterhaltsam in Erscheinung tritt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein humorvolles Lesevergnügen für zwischendurch

In der ersten Reihe sieht man Meer
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Urlaubsstimmung bei Familie Klein. An die Adria soll es gehen. Zwei Wochen mit Oma, Tante und der ganzen Bagage. Doch die Vorbereitungen zu dem generationsübergreifenden Projekt stellen sich als besondere ...

Urlaubsstimmung bei Familie Klein. An die Adria soll es gehen. Zwei Wochen mit Oma, Tante und der ganzen Bagage. Doch die Vorbereitungen zu dem generationsübergreifenden Projekt stellen sich als besondere Herausforderung dar. Deshalb sei es dem Familienoberhaupt Alexander Klein auch verziehen, dass er am Abend zuvor ein wenig zu tief in das Weinglas blickt. In seinem Arbeitszimmer entschlummert, träumt er von einer ganz besonderen Strategie, bei der italienische Spezialitäten, eine heißblütige Schönheit und die Sorgen einer einheimischen Familie eine ganz besondere Rolle spielen.

„In der ersten Reihe sieht man Meer“ ist ein humorvoller und kurzweiliger Roman des Autorenduos Volker Klüpfel und Michael Kobr, die durch ihre im Allgäu spielenden Krimis um den kultigen Kommissar Kluftinger bekannt geworden sind. Diesmal aber geht es nicht um dunkle Machenschaften oder handfeste Skandale, sondern um einen perfekten Urlaub, bei dessen Nachlese die Nachbarn vor Neid erblassen. Doch als ganz so einfach stellt sich das jährlich stattfindende Unternehmen dann doch nicht heraus. Schon bald finden sich die Kleins mit vollbeladenem Auto in einem Megastau wieder und der Leser kommt aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus. Denn egal, ob die Damen mit der Klopapierrolle aus der Böschung flitzen oder die Familie am öffentlichen Telefonapparat Schlange steht. Neben einer ordentlichen Portion Nostalgie spielt auch der Humor eine große Rolle und sogt in den kurz gehaltenen Episoden dafür, dass ein vergnüglicher Lesegenuss mit einem hohen Wiedererkennungswert garantiert werden kann. Und auch wenn das Buch an manchen Stellen etwas holperig und zusammengeschustert erscheint, unterhaltsam ist es allemal.

Fazit:
Ein humorvolles Lesevergnügen für zwischendurch, das jede Menge lustige Bilder in die Köpfe seiner Leser projiziert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine ordentliche Portion Herzschmerz und einige turbulente Verwicklungen

Das Sonnenblumenhaus
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Nora Fendt hat schon vor langer Zeit ihren Beruf als Bankkauffrau an den Nagel gehängt, um Menschen mit Wörtern zu begeistern. Ein Vorhaben, mit dem die Achtundzwanzigjährige überaus erfolgreich ist. Nur ...

Nora Fendt hat schon vor langer Zeit ihren Beruf als Bankkauffrau an den Nagel gehängt, um Menschen mit Wörtern zu begeistern. Ein Vorhaben, mit dem die Achtundzwanzigjährige überaus erfolgreich ist. Nur im privaten Bereich hat die Bestsellerautorin bereits einige Schatten erlebt. Die Ehe ihrer Eltern ist, als sie im Teenageralter war, in die Brüche gegangen, während ihre Mutter seit kurzem von Depressionen geplagt in einer Klinik sitzt. Zu alledem hat sie mit ihrem Vater Oscar seit der Trennung keinen Kontakt. Das soll sich jetzt aber ändern. Doch ganz so einfach, wie es sich ihre Eltern gedacht haben, gelingt die Annäherung zwischen Vater und Tochter nicht. Denn kaum ist Nora auf Oscars Tierhof angekommen, sorgen jede Menge Missverständnisse und Turbulenzen dafür, dass eine Versöhnung nicht möglich erscheint.

„Das Sonnenblumenhaus“ ist ein Roman, dessen Handlung mitten aus dem Leben gegriffen ist und der von einem Wechselbad an Gefühlen lebt. Mal ist es einfach Enttäuschung und Wut, die zu übersteigerten Reaktionen führt, ein anderes Mal sind es spontane Regungen, deren Bedeutung völlig falsch verstanden wird und dann wiederum existiert auch noch ein wohl gehütetes Geheimnis, das die Ursache eines lang gehegten Zerwürfnisses ist. Ein Durcheinander, das durch die Eigenheiten der handelnden Figuren eine unvermeidliche Steigerung erfährt. Allerdings wurde diese in Teilen des Romans nicht voll ausgereizt und so darf sich der Leser auf ein empfindsames und letztendlich entspanntes Lesevergnügen freuen, das auch mal zu Tränen rührt.

Fazit:
Eine locker leichte Sommerlektüre mit einer ordentlichen Portion Herzschmerz und einigen turbulenten Verwicklungen, aber auch mit einer Thematik, die in vielen Familien zu Problemen führt.