Cover-Bild Ida
25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Rowohlt
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 512
  • Ersterscheinung: 24.07.2018
  • ISBN: 9783498000936
Katharina Adler

Ida

Sie ist eine der bekanntesten Patientinnen des 20. Jahrhunderts: Dora, das jüdische Mädchen mit der 'petite hystérie' und einer äußerst verschlungenen Familiengeschichte. Dora, die kaum achtzehn war, als sie es wagte, ihre Kur bei Sigmund Freud vorzeitig zu beenden, und ihn, wie er es fasste, "um die Befriedigung [brachte], sie weit gründlicher von ihrem Leiden zu befreien." Für Katharina Adler war die widerständige Patientin lange nicht mehr als eine Familien-Anekdote: ihre Urgroßmutter, die - nicht unter ihrem wirklichen Namen und auch nicht für eine besondere Leistung - zu Nachruhm kam, und dabei mal zum Opfer, mal zur Heldin stilisiert wurde. „Nach und nach wuchs in mir der Wunsch, dieses Bild von ihr zu ergänzen, ihm aber auch etwas entgegenzusetzen. Ich wollte eine Frau zeigen, die man nicht als lebenslängliche Hysterikerin abtun oder pauschal als Heldin instrumentalisieren kann. Eine Frau mit vielen Stärken und auch einigen Schwächen, die trotz aller Widrigkeiten bis zuletzt um ein selbstbestimmtes Leben ringt.“ Von ihr, von 'Ida', handelt dieser mitreißende Roman. Mit großem gestalterischem Weitblick und scharfem Auge für jedes Detail erzählt Katharina Adler die Geschichte einer Frau zwischen Welt- und Nervenkriegen, Exil und Erinnerung. Eine Geschichte, in die sich ein halbes Jahrhundert mit seinen Verwerfungen eingeschrieben hat. 'Ida' ist ein Plädoyer für die Wahrheit der Empfindung und die Vielfalt ihrer Versionen. Der Roman eines weitreichenden Lebens, das – mit Freuds Praxistür im Rücken – erst seinen Anfang nahm.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.07.2018

Ida - ein Buch, eine Geschichte, ein Lebensroman

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Dora, wie Sigmund Freud sie in seiner Hysterie-Analyse betitelte, gilt als eine der bekanntesten Patientinnen des 20. Jahrhunderts. Vielleicht weil gerade dieser Fall für die damalige Zeit so überraschend ...

Dora, wie Sigmund Freud sie in seiner Hysterie-Analyse betitelte, gilt als eine der bekanntesten Patientinnen des 20. Jahrhunderts. Vielleicht weil gerade dieser Fall für die damalige Zeit so überraschend anders war und für sehr viel Faszination und Aufmerksamkeit sorgte. Vielleicht aber auch, weil Doras Leben nicht gerade einfach war.

Katharina Adler widmet nun der Geschichte ihrer jüdischen Urgroßmutter Ida Adler einen Roman, der das Leben einer ganz besonderen Frau porträtiert. Aufgrund ihrer als Kind unerklärlichen, ständigen Erkrankungen, schickten sie ihre Eltern zu dem damals hoch gelobten Sigmund Freud auf Kur. Alle anderen Ärzte konnten ihr einfach nicht helfen, ihre immer wieder aussetzende Stimme und andere Probleme zu heilen. Freud stellte mit seiner Psychoanalyse für die damalige Zeit einen neuartigen, vielversprechenden Ansatz dar...

"Sie musste sich anhören, wie er ihr unterstellte, sie halte wegen des Papas alle Männer für geschlechtskrank, also auch den Herrn Zellenka, und bringe damit wiederum ihren Ausfluss in Verbindung." "Ob Schachtel oder Schlüssel, alles wurde ihm zum Genital. Und der Bahnhof diene dem >Verkehre<."

Aufgrund dieser dann doch recht fraglichen Therapiemethode war Ida, alias Dora, dann auch die erste, die eine Kur bei Freud abgebrochen hat. Aus dem jungen, eher pflichtbewussten, und artigen Mädchen, wird eine sehr unbequeme, mutige Frau. Sie wird Anhängrin der sozialistischen Partei, wird Ehefrau und Mutter und eröffnet ihre eigene Bridge-Stube und muss aufgrund ihrer jüdischen Wurzeln und Parteizugehörigkeit nicht nur einmal die Flucht antreten.

"'Glaub mir', Ida hob die Hand vors Gesicht, 'wenn ich etwas die letzten Jahre gelernt habe, dann, wie man sich unsichtbar macht.'"

Am Ende muss ich nun leider sagen, dass ich gar nicht so genau weiß, was ich zu diesem Buch eigentlich noch sagen soll. Aufgrund des Klappentextes hatte ich eine sehr intensive Auseinandersetzung mit der Freudschen Theorie, fernab, des fachlichen "Blablablas" seiner selbst, erwartet. (Wer selbst schon einmal in den Genuss einer Psychotherapie gekommen ist oder sich sogar mit Freud und seinen Theorien beschäftigt hat, weiß vielleicht was ich meine.) Ida, die bekannte Frau, die als eine der wenigen, die vorzeitig eine Kur bei Freud beendete und danach ihr Leben entdeckt... Naja, ganz so war es dann irgendwie doch nicht. Das Hauptaugenmerk lag dann auf viel mehr und zeigte einen viel größeren Ausschnitt aus ihrem Leben - von Kindheit über Freud, dem Sozialismus bis hin zu ihrer Flucht in die USA. Dieses dabei Tagebuchartige ohne direkt Tagebucheinträge zu enthalten gefiel mir sehr. Es sind Lebensphasen von 1892 bis 1945, die hier in einem faszinierenden Wechsel das Leben der Ida Adler mit ihren Höhen und Tiefen darstellen. "Ida ist ein Plädoyer für die Wahrheit der Empfindung und die Vielfalt ihrer Versionen, ein [...] Lebensroman, in den sich ein halbes Jahrhundert mit seinen Verwerfungen eingeschrieben hat.", heißt es und umso länger ich darüber nachdenke, umso mehr fasst es diesen Roman ganz gut zusammen. Für Menschen mit Historien/Freud/Biografie-Faible sicherlich ein nettes Buch, aber allen, die hier einen emotional mitreißenden Roman erwarten, würde ich eher davon abraten.

"Wo geht es zum Ausgang, zum Ausgang müssen wir, oder gibt es nur einen Eingang, einen Eingang, aus dem wir hinausmüssen?"

Veröffentlicht am 22.01.2019

Unterschätzte starke Persönlichkeit

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Katharina Adler rekapituliert mit ihrem Roman ein Stück österreichische und europäische Zeitgeschichte. Mit Hilfe des verwendeten Vokabulars gelingt das Eintauchen in die Orte des Geschehens jeweils sehr ...

Katharina Adler rekapituliert mit ihrem Roman ein Stück österreichische und europäische Zeitgeschichte. Mit Hilfe des verwendeten Vokabulars gelingt das Eintauchen in die Orte des Geschehens jeweils sehr schnell. Katharina Adler beschreibt mit Liebe zum Detail die Familienverhältnisse und diverse gesellschaftliche Anlässe, aber auch wirtschaftliche und politische Wendepunkte zwischen Jahrhundertwende und dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Dabei erzählt sie die Geschichte nicht kontinuierlich von Anfang bis Ende, sondern bedient sich der Technik von Zeitsprüngen und Perspektivwechseln. Dadurch bleibt der Leser zunächst recht lange im Dunklen und versteht nicht wirklich, warum Ida teilweise so komisch tickt. Vielleicht waren es auch ein paar Sprünge zu viel. Insgesamt verkörpert dieses viele Hin und Her in Ida‘s Geschichte aus meiner persönlichen Wahrnehmung ihre innere Zerrissenheit.

Als zweites Kind von Philipp und Katharina Bauer entwickelt sich Ida zu einer streitbaren Persönlichkeit, die mir nur zeitweise nahe gekommen ist. Ganz oft kam mir ihr Verhalten auch irrational und befremdlich vor. Dies begründet sich wohl auf den Gepflogenheiten der Zeit, in der sie zu einer jungen Dame reift. Von Beginn an ist Ida’s Verhältnis zu ihrem Vater, Textilfabrikant und Lebemann, ausgeprägter und liebevoller als zur Mutter, die oftmals recht kühl ihrer Tochter gegenüber auftritt. Deshalb lastet jede Kritik des Vaters, z. B. als sie den Komponisten Ernst Adler heiratet, doppelt so schwer auf Ida. Als Mädchen wird sie in ihrer Entwicklung ganz bewusst ausgebremst, umfänglichen Zugang zu Bildung erhält nur der Bruder Otto. Die fast schon offen ausgelebte Liebelei des Vaters und dessen häufige Krankheiten bereiten Ida ständig Kummer. Die Aufdringlichkeit von Hans Zellenka bringt Ida‘s Weltbild dann vollends durcheinander.

Schon als Kind bildet Ida in diesem Umfeld einen chronisch wirkenden Husten sowie eine schlimme Migräne aus. Als diese Symptome auch nach teilweise schrecklichen Behandlungsstrategien diverser Mediziner nicht schwinden, soll sich Ida in die Behandlung von Sigmund Freud begeben. Wie besessen unterstellt Freud ihr sexuelle Phantasien und sie müsse nur davon ablassen, um ihre Beschwerden zu lindern. Meinem Empfinden nach hatte sie wohl eher mit ihrem geliebten Vater mitgekränkelt, da es immer zeitliche Zusammenhänge gab.

Sympathischer wird mir Ida erst als ihr Überlebenskampf beginnt. Zunächst ist dieser mit dem Tod ihres Ehemannes, Ernst Adler, nur von wirtschaftlicher Natur. Später als sie, Jüdin und Schwester von Otto Bauer, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, in Wien und bald darauf in ganz Europa nicht mehr sicher ist und flüchten muss, geht es dann richtig ums Überleben. Monatelang dauert die von Entbehrung, Ausgrenzung und Hunger gekennzeichnete Flucht. Ida‘s Beharrlichkeit und Geduld, ihr Weiterstreben trotz des ungnädigen Schmerzes und der Verluste haben mich durchaus beeindruckt. Erst in dieser Phase lässt sich feststellen, dass hinter der oft verwirrt und labil dargestellten Persönlichkeit, Ida, in Wirklichkeit eine starke Frau steckt, die fast durch ihr Umfeld gebrochen worden wäre.

Katharina Adler‘s Roman ist kein einfaches Buch, das man mal eben zwischendurch liest. Es ist anspruchsvoll, zum einen durch den geschichtlichen Hintergrund und zum anderen durch die Notwendigkeit, die bisher bekannte Wahrheit über Ida ins richtige Licht zu rücken. Gelegentliches Innehalten lässt Gelesenes wirken.

Mir hat Ida bis auf ein paar kosmetische Schwächen sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 02.09.2018

Aus dem Leben einer besonderen Patientin Freuds

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Die Autorin verarbeitet in diesem Roman ihre eigene Familiengeschichte, nämlich die ihrer Urgroßmutter und ihres Urgroßonkels. Sie ist die berühmte Patientin Ida Adler-Bauer des Psychoanalytikers Sigmund ...

Die Autorin verarbeitet in diesem Roman ihre eigene Familiengeschichte, nämlich die ihrer Urgroßmutter und ihres Urgroßonkels. Sie ist die berühmte Patientin Ida Adler-Bauer des Psychoanalytikers Sigmund Freud und er der bekannte österreichische Sozialdemokrat Otto Bauer.
Der für mich interessanteste Teil der Geschichte sind Idas Sitzungen bei Freud. Zu ihm wird sie von ihrem Vater im Jahr 1900 wegen diverser körperlicher Zipperlein zur Behandlung geschickt. Freud behandelt sie mit einer neuen Methode – sechsmal pro Woche lässt er sie auf der Couch von sich erzählen, bis Ida die Behandlung schließlich nach drei Monaten eigenmächtig abbricht. Hier gibt es schöne verbale Schlagabtausche zwischen Freud und Ida. Er interpretiert in ihre Beschwerden einen sexuellen Hintergrund, dem sie sich partout widersetzt und dem sie mit dem ihr eigenen Selbstbewusstsein entgegenhält. Überhaupt ist Ida eine starke Frau ihrer Zeit.
Sehr viel breiteren Raum nehmen dann aber doch die Schilderungen aus Idas weiterem Leben ein – ihre Jugend als Tochter eines wohlhabenden, fremd gehenden jüdischen Textilfabrikanten, ihre Ehe mit einem erfolglosen Komponisten, ihre Flucht aus Wien in die USA vor den Nationalsozialisten. Leider geht die Autorin dabei nicht chronologisch vor, sondern springt in der Zeit, was das Lesen etwas erschwert. Die schließlich auch immer wieder thematisierte aufkeimende österreichische Sozialdemokratie ist mir als aus Deutschland stammender Leserin schwer verständlich, weil mir die namentlich benannten vielen Funktionsträger nicht geläufig sind. Insofern hat mich gerade der Mittelteil des Buchs nicht fesseln können.
Amüsiert hat mich der antiquiert wirkende Sprachstil, der der Epoche des ausgehenden 19. Und des beginnenden 20. Jahrhunderts angepasst ist.

Ein lesenswerter, gut recherchierter historischer Roman.

Veröffentlicht am 24.07.2018

Aufbruch zur Selbstbestimmung

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Ida wächst in wohlbehüteten Verhältnissen auf und leidet keine offensichtliche Not, aber ihre Seele leidet auf Grund der schwierigen Familienstruktur, ihrer von der Mutter zugewiesenen Rolle als Mädchen, ...

Ida wächst in wohlbehüteten Verhältnissen auf und leidet keine offensichtliche Not, aber ihre Seele leidet auf Grund der schwierigen Familienstruktur, ihrer von der Mutter zugewiesenen Rolle als Mädchen, das sich unterzuordnen hat, und wegen der immer schwieriger werdenden Situation als Jüdin.
Durch die psychische Belastung entstehen Krankheitssymptome, die sich nicht erklären lassen und die Ida schließlich zu Dr Freud führen. In vielen Sitzungen wird eine Psychoanalyse vorgenommen, um Ida von ihren psychsomatischen Leiden zu befreien. Sie ist gespalten zwischen Zustimmung und Ablehnung. Schließlich beendet sie auf eigenen Wunsch die 'Kur' bei Freud, um selbstbestimmt zu leben, was ihr teilweise gelingt....
Trotz einiger langatmiger Passagen über den historischen Hintergrund hat mich diese Biographie gefesselt, und ich habe sie gern gelesen. Besonders die detaillierte Beschreibung der Vorgehensweise der Psychoanalyse fand ich sehr interessant. Ich denke, dass die Autorin sehr viel Mühe investieren musste, um diese Phase in Idas Leben zu rekonstruieren. Und auch sonst fand ich es spannend zu lesen, wie Ida mit den Herausforderungen des Lebens, z.B. die Geburt ihres Sohnes, mit ihren Freunden und auch mit 'falschen Freunden' umgegangen ist. Durch häufige Zeitsprünge versteht es die Autorin Erklärungen einzubringen und Ursachen zu enthüllen.
Eine Sympathieträgerin ist Ida auf keinen Fall, denn sie stößt viele Leute vor den Kopf durch Sturheit und Arroganz, z.B. ihren eigenen Sohn, auch als er schon erwachsen ist. Und sie möchte immer die dominante Rolle spielen, worunter auch engste Familienangehörige leiden. Empathie fehlt ihr weitgehend! Auf der anderen Seite gibt sie nicht auf, sondern kämpft mit allen Kräften, um aus einer ausweglos scheinenden Situation zu entkommen. Letzteres zeigt sich besonders, als der Nationalsozialismus den Juden das Leben immer schwerer macht und sie sich zur Emigration entschließt.
Die Beschreibung der Hintergründe, besonders während des 1.Weltkriegs, fand ich zu detailliert beschrieben, was mich etwas gelangweilt hat, aber ansonsten ein prachtvolles Buch. Ich kann es jedem empfehlen, der Biographien über starke Persönlichkeiten liebt und auch Freudianern, denn hier werden die Anfänge der Psychoanalyse an einem authentischen Fall geschildert.

Veröffentlicht am 23.07.2018

Ich hatte meine Freud(e)

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Ida Adler wird als junges Mädchen wegen Hysterie von Sigmund Freud behandelt - und bricht die Therapie vorzeitig ab. In diesem Roman erzählt die Urenkelin Katharina Adler den Lebensweg einer der bekanntesten ...

Ida Adler wird als junges Mädchen wegen Hysterie von Sigmund Freud behandelt - und bricht die Therapie vorzeitig ab. In diesem Roman erzählt die Urenkelin Katharina Adler den Lebensweg einer der bekanntesten Patientinnenen Freuds nach. Dabei begleiten wir Ida nicht nur während ihrer Therapiezeit, sondern erhalten Einblicke in ihr gesamtes Leben und lernen eine starke und eigenwillige Frau kennen.

Anders als ich es von einem biographischen Roman erwarten würde, ist die Geschichte nicht chronologisch erzählt, sondern springt immer wieder hin und her. Das war im ersten Moment etwas ungewohnt, hat mir dann aber sehr gut gefallen, weil dadurch andere Zusammenhänge deutlich wurden. Gleichzeitig muss man sich konzentrieren, um den Überblick zu behalten, was das Buch neben seinem ohnehin schon nicht ganz leichten Inhalt, noch ein bisschen anspruchsvoller, aber auch interessanter, macht.

Ich habe viel über Ida und vor allem auch über die gesellschaftliche Situation zwischen Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts gelernt. Auf der einen Seite war es wirklich spannend Idas Entwicklung zu beobachten und in Gänze über ihr gesamtes Leben zu erfassen, gleichzeitig ging damit für mich auch der Wermutstropfen einher, dass die Zeit bei Freud leider etwas zu kurz kam. Ich hatte da doch etwas mehr und einen etwas tieferen Einblick in die Behandlung erhofft.

"Ida" war für mich eine faszinierende Lektüreerfahrung, die ich sehr gerne gelesen und aus der ich einiges mitgenommen habe.