Ein tolles Werk
KriegslichtEin tolles Werk
Kriegslicht von Michael Ondaatje
England Ende des zweiten Weltkrieges:
Der vierzehnjährige Nathaniel und seine ältere Schwester Rachel werden von den Eltern zurückgelassen. Zwei vermeintliche ...
Ein tolles Werk
Kriegslicht von Michael Ondaatje
England Ende des zweiten Weltkrieges:
Der vierzehnjährige Nathaniel und seine ältere Schwester Rachel werden von den Eltern zurückgelassen. Zwei vermeintliche Kriminelle sollen nun für die beiden Sorgen. Der Falter, so nennen die Kinder ihn, wohnt mit Ihnen im Elternhaus und kümmert sich um alle Belange der beiden. Der Boxer, ein weiterer Freund der Familie, unterstützt ihn dabei, geht häufig ein und aus.
Die Geschichte wird als Rückblick des mittlerweile 28 Jahre alten Nathaniel erzählt. Er versucht im Nachhinein herauszufinden, warum die Eltern diesen Schritt unternommen haben. Er entdeckt dabei viel über die Tätigkeit seiner Mutter, die über Umwege zum Geheimdienst kam, und dort viele Jahre fungierte. Natürlich bringt so ein Job viele Risiken mit sich, schnell macht man sich Feinde. Schnell wird dem Leser klar, dass der Falter nicht nur als Vaterersatz dient.
Ondaatje verzauberte mich bereits mit seinem preisgekrönten Roman " Der englische Patient". Hier in Kriegslicht konnte er mich erneut überzeugen. Er erzählt die Geschichte sehr glaubhaft, setzt gekonnt die Eindrücke um, die man in so einer Situation bei einem Jugendlichen vermuten würde.
Er gibt immer nur ein wenig Details preis, und auch am Ende bleibt einiges ungesagt. Die Mutter stellt in diesem Roman ein großes Geheimnis dar, auch wenn der Leser im Laufe des Romans alle wichtigen Aspekte ihres Jobs erfährt, bleibt sie als Mensch doch eher ein Rätsel. Eine Tatsache, die diesen Roman und vor allem die Beziehung zu ihrem Sohn in einem verzerrten Bild darstellt. Man fragt sich die ganze Zeit, ob die Eindrücke des damals 14 ihn geprägt haben, oder ob seine Mutter wirklich so verschlossen war. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus beidem, doch hier überlässt Ondaatje dem Leser die Regie. Er fordert ihn sogar heraus sich selbst eine Meinung zu bilden, denn wie im wahren Leben ist in diesem Roman nicht alles schwarz oder weiß. Ein gelungenes Werk, absolut lesenswert.
Habe Kriegslicht als Hörbuchfassung genossen, und möchte erwähnen, dass der Sprecher Frank Stieren mich wunderbar durch das Hörbuch begleitet hat.