Cover-Bild Die Wahrheit über das Lügen
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Kurzgeschichten
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 29.08.2018
  • ISBN: 9783257070309
Benedict Wells

Die Wahrheit über das Lügen

Zehn Geschichten aus zehn Jahren
Es geht um alles oder nichts in diesen Geschichten. Sie handeln vom Unglück, frei zu sein. Von einem Ort, an dem keiner freiwillig ist und der dennoch zur Heimat wird. Von einem erfolglosen Drehbuchautor der Gegenwart, der in das Hollywood des Jahres 1973 katapultiert wird, um die berühmteste Filmidee des 20. Jahrhunderts zu stehlen. Und nicht zuletzt eine Erzählung aus dem Universum des Romans ›Vom Ende der Einsamkeit‹, die Licht auf ein dunkles Familiengeheimnis wirft.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.09.2018

Dies ist eines jener Bücher, welches man zurückgezogen bei einer Tasse Tee genießt und nach jeder Story kurz inne hält, um sie nochmals in Gedanken zu genießen.

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Es geht um alles oder nichts in diesen Geschichten. Sie handeln vom Unglück, frei zu sein, und von einer Frau, die vor eine existenzielle Entscheidung gestellt wird. Von einem Ort, an dem keiner freiwillig ...

Es geht um alles oder nichts in diesen Geschichten. Sie handeln vom Unglück, frei zu sein, und von einer Frau, die vor eine existenzielle Entscheidung gestellt wird. Von einem Ort, an dem keiner freiwillig ist und der dennoch zur Heimat wird. Von einem erfolglosen Drehbuchautor der Gegenwart, der in das New Hollywood des Jahres 1973 katapultiert wird und nun vier Jahre Zeit hat, die berühmteste Filmidee des 20. Jahrhunderts zu stehlen. Und nicht zuletzt eine Erzählung aus dem Universum von ›Vom Ende der Einsamkeit‹, die Licht auf ein dunkles Familiengeheimnis wirft. Zehn höchst unterschiedliche Geschichten aus einer Welt, in der Lügen, Träume und Wahrheit ineinanderfließen. Mal berührend, mal komisch, überraschend und oft unvergesslich....(Klappentext)


✽✽✽✽✽

"Dies waren die goldenen Jahre,
als Vater, als Mann und im Beruf,
und er genoss seine Freiheit als Wanderer zwischen diesen Welten,
die er für seine größte Leistung hielt."
(S. 21)


"Die Wahrheit über das Lügen" ist eine Ansammlung von Kurzgeschichten. Kurzgeschichten können einerseits schnell nach hinten losgehen, aber auch Einblicke in die schriftstellerischen Fähigkeiten eines Autors gewähren - in seine Experimentierfreude und sein Facettenreichtum.
Aufgrund meiner grundlegenden Skepsis gegenüber des Autors, sowie gegenüber Kurzgeschichten allgemein (diese verflüchtigt sich derzeit aber zunehmend), hatte der Autor bei mir einen großen Berg zu erklimmen. Ich wurde jedoch in beiderlei Hinsicht positiv überrascht und kann nun diese Lobhudelei zu seinen Werken und vor allem zu der vorliegenden Kurzgeschichten-Sammlung verstehen und auch unterschreiben.

In diesen 10 Kurzgeschichten eröffnet sich eine Tiefsinnigkeit, wunderschöne Anekdoten und ergreifende Schicksale.
In diesen Geschichten steigt man auf einen Berg, verbringt seine Kindheit in einem Internat, in einer alten Bibliothek unter sprechenden Büchern, lauscht einer alten traurigen Dame und reist in die Vergangenheit, um Star Wars zu erschaffen.
Jede einzelne Geschichte ist wundervoll zu lesen, traurig und schön zugleich und jede einzelne schafft es das kleine Rädchen im Kopf anzuschmeißen, welches einem zum Nachdenken anregt - über das Leben, die Freude, das Glück und sich selbst. Jede Geschichte ist aber auch anders und doch haben sie vor allem ein Thema gemein - die Zeit. Die Zeit, welche nie genutzt wurde, die man nicht zu schätzen wusste, die einem davon läuft und die Zeit an die man sich gerne erinnert.

"Wir hatten uns vier Jahre lang beinahe jeden Tag gesehen, jede Nacht,
wir kannten einander besser als jeden sonst und hatten uns geschworen, für immer Freunde zu bleiben.
Doch wir sahen uns nie wieder."
(S. 42)


Nur eine Geschichte habe ich nicht gelesen und zwar "Die Entstehung der Angst". Diese richtet sich an diejenigen Leser, welche den Roman "Vom Ende der Zeit" schon gelesen haben. Diese Kurzgeschichte war ursprünglich ein Teil davon, welcher jedoch nicht mit in den Roman aufgenommen wurde. Sie ist also ein ganz besonderer Leckerbissen für Fans von Benedict Wells. Ich hingegen heben mir diese Geschichte auf, bis ich auch den Roman gelesen habe.

Der Schreibstil ist flüssig und klar und der Erzählstil sowohl ruhig, als auch packend.
Bezüglich der Charaktere schafft es der Autor hervorragend sich in diese hinein zu versetzen, ihre Gefühle und Gedanken zu transportieren und somit bleibt einem gar nichts anderes übrig als jede einzelne Figur ins Herz zu schließen. Trotzdem ich in diesen Anthologien nicht viel an Experimentierfreude und Facettenreichtum des Autors erkennen konnte, so konnten mich diese Geschichten wunderbar unterhalten und zum Nachdenken anregen.

"Sie dachte an ihren verstorbenen Mann.
Wenn ihre Erinnerung ein Kino war, dann waren die Jahre mit ihm ein Klassiker, der noch immer jeden Abend lief.
Vielleicht war er nicht mehr ganz so spannend, weil sie jeden Satz aus der Handlung mitsprechen konnte,
und vielleicht war auch das Bild inzwischen etwas unscharf geworden und die Tonspur verwaschen,
aber das machte nichts."
(S. 92)


Fazit:
Dies ist eines jener Bücher, welches man zurückgezogen in seiner Leseecke bei einer Tasse Tee genießt und nach jeder Geschichte kurz inne hält, um sie nochmal in Gedanken zu genießen und wirken zu lassen. Davon gibt es nicht viele und daher habe ich dieses Buch umso mehr genossen und es ist eines der wenigen Bücher, welches eine Geschichte enthält, die selbst mich zu Tränen gerührt hat.
Der Autor konnte mich auf jeden Fall überraschen und von sich überzeugen.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 08.09.2018

Zehn ganz verschiedene Kurzgeschichten, die zum Nachdenken anregen und durch einzelne Aspekte im Gedächtnis bleiben

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Auf der Leipziger Buchmesse wurde verkündet, dass im Herbst ein neues Buch von Benedict Wells auf den Markt kommen wird – und alle flippten aus. Ok, nicht alle, aber fast alle. Allen voran meine Buchgang ...

Auf der Leipziger Buchmesse wurde verkündet, dass im Herbst ein neues Buch von Benedict Wells auf den Markt kommen wird – und alle flippten aus. Ok, nicht alle, aber fast alle. Allen voran meine Buchgang und ich. Schon mit Spinner konnte mich Wells überzeugen, ein ruhiger Roman über eine Interessante Identitätsfindung (meine Rezension). Vor kurzem las ich dann Vom Ende der Einsamkeit, gemeinsam mit meiner Buchnachbarin Sarah, die dazu bereits eine Rezension verfasst hat, denn wir wollten gut für sein neues Werk gerüstet sein, das auch eine Kurzgeschichte zum eben genannten Roman enthalten sollte.

Die Wahrheit über das Lügen beinhaltet zehn total verschiedene Kurzgeschichten – manche empfand ich als sehr ergreifend, manche als skurril, manche sogar als recht humorvoll. Und alle hatten einen zentralen Aspekt: die Zeit. Sei es die Zeit, die man sich nicht für wichtige Dinge nimmt, oder nehmen möchte, weil man die Prioritäten anders setzt, als man vielleicht sollte. Sei es die Zeit, die man mit Menschen verbringt, was einen immensen Einfluss auf den Verlauf des Lebens hat, selbst wenn die Menschen irgendwann kein Teil mehr davon sind. Oder die Zeit, die man in ein Lebensprojekt steckt, obwohl man sich auf etwas anderes konzentrieren wollte. Die Zeit, die man aufbringt, um jemandem zuzuhören. Oder eben gar nicht zuhören zu wollen. Die Zeit, die plötzlich auf mysteriöse Art und Weise zurück gedreht wird, sodass man das Wissen aus der Zukunft besitzt und einen Teil davon verändern kann. Die Zeit, die man mit einem Menschen verbringt, obwohl man sich dabei selbst verliert. Die Zeit, in der man schweigt, obwohl man etwas sagen hätte müssen. Und die Zeit, die man braucht, um genau das zu tun. Die Zeit, um sich auszusprechen oder das Fehlen dessen. Die Zeit für Vergebung, obwohl sie längst abgelaufen ist.

Erst heute wurde ich gefragt, welche Kurzgeschichte mein Favorit sei. Doch je länger ich darüber nachdenke, desto mehr Aspekte der einzelnen Geschichten kommen mir in den Sinn und desto weniger kann ich mich festlegen. Aber ich denke, das muss ich auch gar nicht. Jede einzelne besitzt ihre Faszination. Benedict Wells ist wahnsinnig talentiert darin, Geschichten aus dem Leben zu erzählen, eine Ruhe zu erzeugen und trotzdem nicht an Spannung einzubüßen. Die Geschichten regen zum Nachdenken an, egal ob sie humorvolle Passagen beinhalten, traurig, düster, skurril oder schockierend sind. Jede von ihnen umfasst eine wichtige Botschaft, wodurch sie im Gedächtnis bleiben. Jede noch so verrückte Erzählung besitzt ihre Faszination. Jeder geschilderte noch so abwegige Aspekt sorgt dafür, dass ich lange darüber nachgedacht habe.

Interessant fand ich, dass Wells ein paar Anmerkungen zu einer bestimmten Kurzgeschichte verfasst hat, was das Leseerlebnis noch authentischer gestaltete. Dort weist er zum einen darauf hin, wieso es das Kapitel überhaupt in das Kurzgeschichtenwerk geschafft hat, da es eigentlich zu Vom Ende der Einsamkeit gehörte. Zum anderen macht er darauf aufmerksam, dass das (folgende) Kapitel vieles aufklärt und man als Leser*n selber entscheiden solle, ob man überhaupt näheres über diesen Charakter erfahren möchte.

Ich ziehe meinen Hut vor Benedict Wells und bin mir nun mehr als sicher, dass ich 1. jedes Buch von ihm und 2. zur Not auch seinen Einkaufszettel lesen möchte. Zum Zeitpunkt der vorletzten Leipziger Buchmesse konnte ich eine Lesung von ihm besuchen – alleine seine freundliche, offene, interessierte Art sorgte dafür, dass er zu einem Lieblingsautor für mich wurde. Er hat sich für jeden einzelnen Leser Zeit genommen, von seinen Werken geplaudert, Fotos machen lassen und fleißig signiert. Dabei ist anzumerken, dass er fragte, ob ich die zu signierenden Bücher bereits gelesen habe und wie sie mir gefallen haben. Daraufhin füllte er in beiden eine ganze Seite mit freundlichen, humorvollen Worten.

Fazit
Die Wahrheit über das Lügen enthält zehn ganz verschiedene Kurzgeschichten, die zum Nachdenken anregen und durch einzelne Aspekte im Gedächtnis bleiben. Eine wahrlich gelungene Mischung aus realen Themen, fantasievollen, teils skurrilen Aspekten und humorvollen Abschnitten.

Danke an den Diogenes Verlag für das Rezensionsexemplar.

Veröffentlicht am 03.09.2018

Genial!

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Eine wundervolle Sammlung von Kurzgeschichten! Jede von Ihnen hat mich das ein oder anderes Gefühl durchleben lassen. Ich habe gelacht, mir kamen Tränen, ich war schockiert, es gab eine tolle Metapher...
Benedict ...

Eine wundervolle Sammlung von Kurzgeschichten! Jede von Ihnen hat mich das ein oder anderes Gefühl durchleben lassen. Ich habe gelacht, mir kamen Tränen, ich war schockiert, es gab eine tolle Metapher...
Benedict Wells hat wieder mal ein Meisterwerk geschaffen.
Auch Fans seines vorherigen Werkes "Vom Ende der Einsamkeit" kommen hier nochmal auf ihre Kosten.

Veröffentlicht am 20.01.2022

Abwechslungsreich

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Der erste Kurzgeschichten-Band von Benedict Wells sammelt zehn recht unterschiedliche Geschichten aus zehn Jahren. Manche sind eher unterhaltsam, manche zum drüber nachdenken. Überrascht hat mich die fantastisch-übersinnliche ...

Der erste Kurzgeschichten-Band von Benedict Wells sammelt zehn recht unterschiedliche Geschichten aus zehn Jahren. Manche sind eher unterhaltsam, manche zum drüber nachdenken. Überrascht hat mich die fantastisch-übersinnliche Note einiger Geschichten – das kannte ich aus seinen Romanen so noch nicht. Für mich deshalb ein neuer, interessanter Teil seines literarischen Schaffens.

Veröffentlicht am 26.02.2019

Hatte mehr erwartet

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Dieses Buch war ein spannendes Experiment für mich, da ich ansonsten nie Kurzgeschichten lese. Ich wollte es aber gerne einmal versuchen, da ich schon sehr viel Gutes über den Autor Benedict Wells gehört ...

Dieses Buch war ein spannendes Experiment für mich, da ich ansonsten nie Kurzgeschichten lese. Ich wollte es aber gerne einmal versuchen, da ich schon sehr viel Gutes über den Autor Benedict Wells gehört habe. Auch von ihm hatte ich bisher noch nichts gelesen. 

In "Die Wahrheit über das Lügen" hat er nun 20 Kurzgeschichten gesammelt, die sich alle irgendwie mit dem Thema Lügen beschäftigen. Schwerpunktmäßig geht es dabei um Beziehungen: Freundschaft, Feindschaft, Liebe, Familie, sich selbst zu belügen oder andere zu belügen. 

Dabei sind manche Geschichten wirklich kurios und phantasievoll. Einige davon haben mich sofort gepackt, wie "Die Wanderung" oder "Die Fliege", andere wie "Die Muse" fand ich etwas zu langweilig bzw. altbekannt. Einige Geschichten haben mich berührt und nachdenklich gemacht, wie z.B. "Hunderttausend" oder "Richard". Andere wie "Ping Pong" konnten mich dagegen gar nicht erreichen.
Die Hauptgeschichte, die den selben Titel trägt, wie das Buch, ist eine verrückte Zeitreisegeschichte über einen Filmemacher, der Star Wars klaut. Das fand ich originell, hätte sich aber in Romanform vielleicht sogar noch besser gemacht. 

Ich finde alle Geschichten sehr gut geschrieben, und es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Mich konnten zwar nicht alle überzeugen, aber es hat mir trotzdem Spaß gemacht, immer mal wieder zwischendurch eine Geschichte zu lesen. Teilweise hat mir etwas die Tiefe und Bindung zu den Charakteren gefehlt, aber das ist sicherlich bei Kurzgeschichten auch besonders schwierig. 

Was ich etwas schade fand, war, dass zwei Geschichten sich auf ein anderes Buch des Autors ("Vom Ende der Einsamkeit") beziehen, so dass man es vorher besser gelesen haben sollte. Man kann sie zwar auch so verstehen, aber es fehlt irgendwie was. Diese Geschichten hätten sich vielleicht besser als Zusatzkapitel in dem anderen Buch gemacht. Ich hätte dafür lieber zwei weitere eigenständige Geschichten gehabt. 

Insgesamt war ich mit dem Buch zufrieden, habe aber doch einen Tick mehr vom Autor erwartet. Trotz aller Phantasie, die er hier hineingesteckt hat, waren mir seine Ideen nicht immer neu bzw. überraschend genug. 
Das Buch lässt sich gut lesen und ist eine prima Unterhaltung für zwischendurch, aber es ist nichts, was mir nun länger im Gedächtnis bleiben wird. 

Trotz meiner Kritikpunkte eignet sich das Buch gut dazu, den Autor Benedict Wells und seinen Schreibstil näher kennen zu lernen. Es ist seine kreative Spielwiese und konnte mich auf seine Romane neugierig machen.