Identitätsdiebstahl und seine Folgen spannend verarbeitet
Franz Wercker wollte schon immer Schriftsteller werden, doch seine Herkunft und sein liebloses Zuhause haben dies unmöglich gemacht. Auf seiner Flucht in Richtung Rom ist er irgendwann am Ende seiner Kräfte ...
Franz Wercker wollte schon immer Schriftsteller werden, doch seine Herkunft und sein liebloses Zuhause haben dies unmöglich gemacht. Auf seiner Flucht in Richtung Rom ist er irgendwann am Ende seiner Kräfte und möchte sich selbst im Gardasee umbringen – doch es kommt anders. Dichter und Stipendiat Cornelius Lohwaldt und Franz begegnen sich, es geschieht ein Unglück und Franz nutzt die Gunst der Stunde, auch wenn er nicht ganz sicher ist, ob es eine gute Idee ist, die Rolle des Cornelius einzunehmen – aber es war schließlich schon immer sein Traum als Schriftsteller in Rom Erfahrungen zu sammeln und so macht er sich auf in eine ungewisse Zukunft.
Zunächst musste ich mich ein wenig in die Geschichte und den Schreibstil einlesen, aber nach rund 60 Seiten war ich mitten im Geschehen und wollte gar nicht mehr aufhören vom Leben des Franz/Cornelius mehr zu erfahren. Wie lange wird sein Spiel funktionieren? Was hat Isolde, die Schwester des echten Cornelius vor und welche Blüten wird ihr Spielchen treiben? Wird Isolde oder ein verprellter Künstler Franz zu Fall bringen oder landet er wie immer irgendwie doch noch auf den Füßen?
Oft überzeugten mich die zarten Zwischentöne, das, was zwischen den Zeilen zu lesen war. Es gab einiges zum Lachen, manches zum Fürchten und man fieberte nicht nur im Franz mit. Franz, obwohl er in seinen jungen Jahren in einer lieblosen Familie, einiges mitgemacht hat, hat ein gutes Herz und ist mir recht schnell sympathisch gewesen, obwohl er so einiges auch selbst auf dem Kerbholz hat. Nicht umsonst war er inhaftiert, aber er hatte einfach das Pech in Dinge reinzugeraten – ganz ähnlich geriet er ja auch mehr oder weniger zufällig in die Rolle des Cornelius Lohwaldt.
Man erlebt, wie die Freundschaft zu den anderen Künstlern erwächst, allen voran Georg, den man, wie Clara, ebenfalls schnell ins Herz schließt, wie Rom zu jener Zeit war und welche Zweifel und Gewissensbisse Franz/Cornelius plagen. Mord, Liebe, Kunst und vieles mehr sind in dem Roman verarbeitet, aber die Geschichte ist nie überfrachtet, wenn sie auch gegen Schluss sehr rasant ist und der Leser ohne Ende mitfiebert. Apropos Ende: Auch das war sehr gelungen, überraschend und dem Roman insgesamt würdig.
Geschichtliche Fakten und große Persönlichkeiten werden schön und leicht verständlich in die Geschichte eingebunden, das Leben zu jener Zeit gekonnt dargestellt. Einzig kritisiere ich die Vielzahl an Nebenfiguren, die in großer Vielzahl auftraten und so manchmal ein wenig den Lesefluss zum Stocken brachten.
Wer sich für historische Romane, Kunst und ein Verwirrspiel begeistern kann, wird mit diesem Buch seine wahre Freude haben.
Es war mein erstes Buch des Autors, aber bestimmt nicht das letzte!