Actiongeladen und düster.
Hades' Hangmen - StyxEs fällt mir ausgesprochen schwer, den ersten Teil der "Hades' Hangmen"-Reihe "Styx" zu bewerten. Das liegt vor allem daran, dass ich mir im Vorfeld wohl keine Gedanken darüber gemacht habe, was mich bei ...
Es fällt mir ausgesprochen schwer, den ersten Teil der "Hades' Hangmen"-Reihe "Styx" zu bewerten. Das liegt vor allem daran, dass ich mir im Vorfeld wohl keine Gedanken darüber gemacht habe, was mich bei diesem Buch erwartet und was ich gerne lesen würde. Für mich war einfach sofort klar, dass ich die neuste Erscheinung von Tillie Cole lesen muss. Schließlich hat mich ihr eBook "A Thousand Boy Kisses" so berührt, dass ich bereits wusste, dass die Autorin einiges auf dem Kasten hat. "Styx" hat mich allerdings leider nicht so mühelos überzeugen können, wie ich es gerne gehabt hätte, obwohl es mir am Ende dann doch gut gefallen hat.
Denn im Gegensatz zu "A Thousand Boy Kisses", das ab der ersten Seite von Kummer, Trauer und der ganz großen Liebe erzählt, legt "Styx" da einen völlig anderen Fokus. Styx, die Hauptfigur des gleichnamigen Buches, ist nämlich der Anführer einer Biker-Gang und im Vergleich zu Rune (männlicher Protagonist aus "A Thousand Boy Kisses") von der rabiaten, skrupellosen und kaltblütigen Sorte. Und auch die gesamte Handlung lässt sich mit diesen Adjektiven gut beschreiben, denn der Outlaw-Motorrad-Club ist da in einige illegale Machenschaften, Bandenkriege und lebensgefährliche Aktionen verstrickt. Mir hat die Abwechslung in der Geschichte gut gefallen, auch wenn ich in keinster Weise eine enge Verbindung zu dem Clubheim oder der Hierarchie des MC (Motorrad-Club) aufbauen konnte. Trotzdem wirkte das alles gleichermaßen neu und interessant auf mich. Durch die dynamische Erzählung hat die Geschichte genau das richtige Tempo und kann mit einigen sehr überraschenden Spannungsbögen und Wendungen glänzen. Für den ein oder anderen wirkte das vielleicht zu überspitzt oder überzogen, mir hat das allerdings gefallen.
Was mich leider nicht ganz so überzeugen konnte, waren die Protagonisten Styx und Mae. Während ich Kyler – der Vizepräsident, Styx rechte Hand und sein Vertrauter – aufgrund seiner Art sehr mochte, habe ich doch immer eine gewisse Distanz zu Styx und Mae empfunden. Bei Mae lag es definitiv daran, dass ihr in ihrer Vergangenheit schlimme Dinge angetan wurden, die aber nur wenig Auswirkungen auf ihr derzeitiges Verhalten haben. Genaueres kann ich hier nun nicht ausführen, da diese Aspekte nicht im Klappentext aufgegriffen werden und somit Spannungselemente vorwegnehmen würden. Mit Styx hatte ich durchgängig meine Probleme. Zwar mochte ich seine mysteriöse und dunkle Aura, sein hartes und strenges Auftreten, das trotz seiner fehlenden Stimme für Respekt sorgt. Und auch seinen weichen Kern konnte ich mehrmals durchscheinen sehen. Trotzdem habe ich es nicht wirklich geschafft, eine Verbindung zu ihm aufzubauen, auch wenn er seine netten Momente hat und alles für die Mitglieder des MC tut. Zusätzlich hätte ich mir gewünscht, mehr über die anderen Biker zu erfahren. Einige davon stehen szenenweise im Vordergrund, viel über ihre Vergangenheit oder ihren Eintritt in den Club erfährt man aber leider nicht. Die Nebencharaktere hätten meiner Meinung nach tiefgründiger und intensiver ausgearbeitet werden können – vor allem, da einige interessante Figuren dabei sein.
Dennoch hat die Autorin es geschafft, dass ich die Liebesgeschichte zwischen Mae und Styx mochte. Die Verbindung zwischen den beiden ist deutlich spürbar und ich fand es sehr süß zu lesen, wie sie beide einander vertrauen und den Anker im Leben des jeweils anderen darstellen. Meiner Meinung nach wirkte die Liebe zwischen den beiden sehr authentisch und konnte mich berühren. Stellenweise hätte ich mir allerdings mehr Biker-Action statt erotischer Szenen gewünscht. Gerade weil Mae ja so mit ihrer Vergangenheit kämpft, konnte ich diese Bettpassagen nicht immer ernstnehmen. Ich denke, wenn man diese weggelassen hätte, wäre es mir leichter gefallen, das Buch eindeutiger und begeisterter zu bewerten.
Gefallen hat mir zudem der Schreibstil der Autorin. Natürlich ist er aufgrund des Themas ein ganz anderer als in "A Thousand Boy Kisses", aber ich fand es toll, wie mühelos es der Autorin gelang, mich dieser Gang und deren Umwelt, mit der ich mich wohl niemals identifizieren könnte, näher zu bringen. Ich finde, Tillie Cole hat die richtige Dosis vulgäre und strenge Sprache gewählt, ohne mich damit zu nerven oder mich damit von der Geschichte zu distanzieren.
Fazit
Hades' Hangmen – "Styx" ist ein gutes, abwechslungsreiches Buch, das mich an manchen Stellen wirklich überrascht hat. Statt erotischer Szenen hätte ich mir hier und da zwar mehr Biker-Action gewünscht, aber im Großen und Ganzen hat mir die Handlung gefallen. Mir fiel es nicht immer leicht, eine Verbindung zu den Charakteren aufzubauen, aber der Schreibstil hat mir gefallen und auch die Liebesgeschichte wirkte authentisch. Den zweiten Band werde ich mir nicht entgehen lassen.