Klare Leseempfehlung
Der PflegefallAnna Zerbst tritt ihre neue Arbeitsstelle in der Villa des alten Herrn Brunst an. Als Pflegerin soll sie ihn betreuen und ihm etwas zur Seite stehen.
Von Anfang an herrscht dort eine eher angespannte Stimmung ...
Anna Zerbst tritt ihre neue Arbeitsstelle in der Villa des alten Herrn Brunst an. Als Pflegerin soll sie ihn betreuen und ihm etwas zur Seite stehen.
Von Anfang an herrscht dort eine eher angespannte Stimmung und der alte Mann erweckt nicht den Eindruck, als wäre er sonderlich scharf darauf, dass Anna von nun an auf ihn "aufpasst".
Er ist mürrisch, lässt sich kaum etwas sagen und will schon lange nicht mitarbeiten. durch das Hausmeistert Ehepaar erfährt Anna einiges aus seiner Vergangenheit und beginnt ein Stück weit zu verstehen, warum der alte Mann so ist.
Als sie von dem Hausmeisterehepaar ebenso erfährt, dass sich Herr Brunst an ihrer minderjährigen, behinderten Tochter vergangen haben soll und sie ihn unter anderem deswegen heimlich vergiften wollen, steht sie vor einem echten Gewissenskonflikt.
Soll sie es der Polizei melden oder einfach Stillschweigen bewahren? Und was, wenn Herr Brunst in Wahrheit doch gar kein Monstrum ist?
Auch in diesem Buch von Olivia Monti hat mir der Schreibstil wirklich von Anfang an gefallen. Wenn ich ehrlich sein soll, sogar noch ein wenig besser, als beim Luna Park.
Die Geschichte wird hauptsächlich in der Ich - Version und aus der Sicht von Anna erzählt, was mir hier wirklich gut gefallen hat.
Von Anfang an war mir klar, dass "Der Pflegefall" kein Buch ist, was man mal eben einfach so in einem Rutsch durchliest.
Oft hatte ich selbst ein beklemmendes Gefühl. Oder das Gefühl, direkt dabei zu sein. Vielleicht bin ich ein kleines bisschen gebranntmarkt, aber hat mich hier nicht beeinflusst.
Anna war ein Charakter, den ich wirklich mochte. Oft konnte ich ihre innere Zerrissenheit zwischen Pflichtbewusstsen und Mitgefühl wirklich spüren.
Herr Brunst war ein Charakter, den ich nur schwer einschätzen konnte. Es gab Momente, in denen hatte ich einfach nur Mitleid mit dem alten Mann, der einfach nur sterben wollte. Und es gab Momente, in denen habe ich ihn für sein Verhalten - gerade Anna gegenüber - einfach nur .. ich will nicht sagen gehasst, aber ich fand es irgendwie unmöglich und manchmal auch undankbar.
Olivia Monti hat versucht darzustellen, wie das Leben mit einem solchen Menschen stattfinden kann. Wie es sein kann, wenn man zwischen den Stühlen steht und der Wahrheit ins Auge blicken muss oder sich vor ihr verstecken muss.
Ich finde dieser Grad zwischen diesen beiden Aspekten hat Olivia Monti wirklich gut umsetzen können.
Gerade auch das Hauptthema häusliche Pflege und vielleicht auch der häuslichen Gewalt hat die Autorin gut umgesetzt.
Und ich muss sagen, dass sie mich mit dem Ende sogar überraschen konnte. Und damit, dass sie es trotz des ernstes Themas geschafft hat, ein kleines zartes Pflänzchen einzubauen, das zu einer Liebesgeschichte werden könnte.
Alles in allem kann ich euch dieses Buch nur sehr ans Herz legen. Zumindest jedem, der sich mit dieser Thematik auseinandersetzen möchte und auch kann.