„Wir sind eher so was wie eine kleine alternative Familie[…]“ (Kapitel 23)
Wahre HeldenNachdem ihre Mutter beschlossen hat mit Ärzte ohne Grenzen nach Afrika zu gehen, muss die 17-jährige Svea zu ihrer Schwester in die Wohngemeinschaft ziehen. Wirklich begeistert ist sie davon nicht, denn ...
Nachdem ihre Mutter beschlossen hat mit Ärzte ohne Grenzen nach Afrika zu gehen, muss die 17-jährige Svea zu ihrer Schwester in die Wohngemeinschaft ziehen. Wirklich begeistert ist sie davon nicht, denn sie wechselt mitten im Abitur nicht nur den Wohnort, sondern auch noch die Schule. Dort lernt sie schließlich Jona kennen, der nicht nur mit in ihrer WG wohnt, sondern auch noch zusammen mit ihr Abitur machen wird. Außerdem begegnen sie noch Nik, der sich auf der Straße durchschlägt, aber große Träume hat. Zwischen den dreien entwickelt sich schließlich eine Freundschaft, doch die beiden Jungs haben Geheimnisse, die die junge Freundschaft auf eine harte Probe stellt…
Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive durch Svea geschildert, dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund und die führt uns ungeschönt durch die Erlebnisse. Dabei kommt der (Galgen-)Humor keinesfalls zu kurz und wenn Svea eins kann, dann Sarkasmus. Durch ihre ganz eigene und vor allem sehr direkte Art ist sie allerdings sympathisch.
Die Geschichte dreht sich vor allem um die drei Freunde, Svea, Jona und Nik, die alle mit verschiedenen Problemen kämpfen. Bei Svea ist es vor allem das Ankommen in der neuen Lebenssituation und der neuen Umgebung, allerdings machen es ihr die Tatsachen, dass sie zu ihrer Schwester zieht und einen der Bewohner bereits vorher per Facebook kennenlernt, deutlich leichter. Im Grunde fand ich Sveas Situation im Gegensatz zu Jonas oder Niks nicht so heftig. Jona wurde von seinen Eltern nach seinem Outing von zu Hause rausgeworfen und Nik ist von zu Hause abgehauen und hat seinen trinkenden Vater allein zurückgelassen und zieht es vor auf der Straße zu leben und seinen Lebensunterhalt mit nicht so ganz legalen Mitteln zu verdienen. Svea macht sich natürlich immer mehr Sorgen um Nik, der, Sturkopf der er ist, kaum Hilfe annimmt. Das Verarbeiten der Themen ist gut gelungen, ohne dabei maßlos übertrieben zu wirken. Dennoch regt es sehr zum Nachdenken an.
Mir gefiel es sehr, wie wir als Leser anfangen, Sveas Sorgen um die Jungs zu teilen. Denn im Grunde dreht sich die Geschichte viel mehr um Jona und Nik als um Svea. Herangetrieben von der Neugierde und der Hoffnung, was sich für die Jungs ergibt, ob sich was ändert, will man immer weiterlesen. Emotionen stehen hier vor allem im Vordergrund, und werden auch passend an Sveas Charakter ausgearbeitet, und zum Glück nicht maßlos übertrieben.
Insgesamt ein sehr schöner Roman, der mir gut gefallen hat und das Erwachsenwerden aus einem etwas anderen Blickwinkel zeigt. Die Protagonisten sind sehr gelungen, sehr auffällig und gerade das macht das Buch doch sehr interessant. Sehr ansprechend sind auch die angesprochenen Themen und deren Umgang damit. Insgesamt ist „Wahre Helden“ ein Roman, der noch eine Weile nachklingen wird.