Am Ende sollte immer das Leben gewinnen, nicht der Tod (S. 247)
Julien Azoulay, Autor von Liebeskomödien, ist durch den Tod seiner großen Liebe Helene in seiner Trauer wie versteinert. Lediglich für den gemeinsamen 4-jährigen Sohn Arthur funktioniert er mehr schlecht ...
Julien Azoulay, Autor von Liebeskomödien, ist durch den Tod seiner großen Liebe Helene in seiner Trauer wie versteinert. Lediglich für den gemeinsamen 4-jährigen Sohn Arthur funktioniert er mehr schlecht als recht und versucht, die alltägliche Fassade aufrecht zu erhalten. Kurz vor ihrem Tod hat Helene ihm das Versprechen abgenommen, ihr für jedes ihrer Lebensjahre in einem Brief zu berichten, wie sein Leben ohne sie weiter läuft. Auch 6 Monate nach ihrem Tod hadert er täglich mit seinem Leben ohne Helene und die Schreibblockade ist dabei sein geringstes Problem. Dabei wünscht sich Arthur nur endlich wieder einen Papa, der lacht.
Eine Zufallsbegegnung auf dem Friedhof gibt den Anstoß zum ersten Brief an Helene, dem nach und nach noch weitere folgen werden…
Nach dem Prolog, in dem Julien sich selbst vorstellt, erfolgt die weitere Erzählung in der Ich-Perspektive. Dadurch ist es mir viel leichter gefallen, Julien durch sein Leben zu begleiten und mitzuerleben, wie er nach dem Schicksalsschlag nach und nach seine innerliche Erstarrung wieder ablegen konnte und ganz allmählich wieder am Leben teilgenommen hat. Julien ist sehr authentisch und realistisch beschrieben, so dass ich mit ihm mitgelitten und später mitgefiebert habe. Arthur hat mir oft ein Lächeln entlockt, besonders die Szene, als er seinem Vater erklärt, wie man eine Freundin finden kann. Die Beschreibung der Trauer eines Kindes finde ich auch sehr gut getroffen. Sehr gut gefallen haben mir auch die unterschiedlichen Charaktere aus Juliens Umfeld – seine Mutter, sein bester Freund Alexandre, Catherine, die beste Freundin seiner Frau und sein Verleger. Hier war deutlich zu erkennen, auf welch unterschiedliche Art und Weise einem Trauernden Unterstützung und Hilfe angeboten werden kann.
Diese warmherzige, sehr emotionale und teilweise auch bittersüße Geschichte hat mich von der ersten Seite an bezaubert und berührt. Dass sie dazu noch zum Großteil am Montmartre spielt, gibt ihr noch eine besondere Atmosphäre. Auch mit dem schweren Thema Trauer und Verlust verliert sie nicht ihre Leichtigkeit – insbesondere durch Sophie – sondern zeigt, dass es immer ein Licht am Ende des Tunnels gibt, wenn man sich nur darauf einlässt. Der Roman lässt sich flüssig lesen und man fliegt nur so durch die Seiten. Die Briefe an Helene sind bezaubernd formuliert. Sehr gut hat mir auch das handliche Format des Buches gefallen.
„Die Liebesbriefe von Montmartre“ war mein erstes Buch von Nicolas Barreau und ich kann mir nicht erklären, wieso ich diesen Autor nicht schon eher für mich entdeckt habe. Für Liebhaber*innen von warmherzigen, gefühlvollen und romantischen Geschichten ist dieses Buch die perfekte Wahl und bekommt von mir eine klare Leseempfehlung.