Schon das Setting rief bei mir den Wunsch hervor diese Geschichte lesen zu wollen. Der Klappentext verspricht eine berührende Liebesgeschichte mit viel exotischem Flair. Das Cover des Romans lädt sowieso zum Träumen ein.
Die Autorin hat in der Leserunde betont, dass es sich hier um ein Herzensbuch ihrerseits handelt. Wie ihre Protagonistin fühlt sie sich schon lange mit Peru verbunden und hat das wunderschöne Land als Setting für ihren neuen Roman gewählt.
Emilia ist Medizinstudentin und sehr ehrgeizig. Jedes Jahr darf der oder die Jahrgangsbeste den Professor ihres Kurses nach Peru begleiten, wo er für einige Wochen in einem Krankenhaus arbeitet. Emilia interessiert sich schon von jeher für Peru und möchte unbedingt das Semester als beste Studentin abschließen. Als sich ihr Wunsch erfüllt, bekommt sie von ihrer Großmutter ein geheimnisvolles Medaillon geschenkt. Dieses zeigt den Sonnengott Inti. Einst wurde es am Machu Picchu unerlaubt von einer Urahnin aus Peru mit nach Deutschland genommen. Emilia soll dieses besondere Medaillon an seinem Bestimmungsort zurückbringen. In Cusco angekommen lernt sie David kennen, der sie vom ersten Augenblick an faszinert. Doch der rothaarige junge Mann mit den wunderschönen grünen Augen ist Theologiestudent und Priesteranwärter. Sein älterer Bruder Marc arbeitet im Krankenhaus in Curahuasi, wo er dem Professor zur Hand geht. Er ist dort der beste Chirurg und er soll Emilia unter seine Fittiche nehmen. Doch die erste Begegnung läuft alles andere als gut... Außerdem geht Emilia David nicht aus dem Kopf und sie unternimmt so einiges, um den jungen Mann von seinem Ziel abzubringen, was Marc so gar nicht gefällt.
Die verbotene Liebe zu einem Priester erinnert alle älteren Leser wohl sofort an Pater Ralf und Maggy aus "Dornenvögel". Was habe ich diese TV-Reihe damals geliebt! Doch vergleichen kann man die beiden Geschichten nicht - das wäre auch nicht sinnvoll!
Durch den religiösen Touch (Priesteranwärter) hatte ich oft das Gefühl, dass ich einen Roman aus einem christlichen Verlag lese. Manchmal ist dies ja bei mir der Fall, weil mich vorallem die historischen Begebenheiten darin interessieren. Mit den Inkas, ihrer Kultur und den dazugehörigen mystischen Geschichten, kommt aber auch ein Touch Magie in den Roman. Das Geheimnis um das Amulett wurde spannend dargestellt und konnte Gänsehaut bei mir erzeugen.
Auch der Unterschied der ärtzlichen Versorgung, bei uns in Europa und den Menschen außerhalb der Großstädte in Peru, wurde sehr realistisch dargestellt. Hier wird einem wieder vor Augen gehalten, wie gut es uns geht und wie selbstverständlich ein Arzt, ein Rettungsdienst oder eine Sozialversicherung sind.
Die Liebesgeschichte selbst und die Protagonisten konnten mich hingegen nicht ganz überzeugen. Die Charaktere sind zwar wunderbar ausgearbeitet, aber ich hatte immer eine gewisse Distanz zu ihnen. Emilia war mir nicht wirklich sympathisch. Sie war mir einfach zu sprunghaft. Emilia ist zwar eine sehr ehrgeizige Studentin, ist hilfsbereit und lässt sich mit Haut und Haaren auf dieses fremde Land ein, aber ihre Flatterhaftigkeit fand ich schrecklich. Die Dreiecksgeschichte ist ebenfalls nicht wirklich mein Ding.
Marc hatte bereits am Anfang seine Pluspunkte bei mir verspielt, auch wenn er sich im Laufe der Geschichte sehr zum Positiven verändert und wirklich einen langen Atem bewiesen hat. Hinter seiner rauhen Schale steckte doch ein weicher Kern.
David fand ich sehr sympathisch, einfühlsam, aber unentschlossen. Ihm fehlt der starke Wille seines Bruders.
Die Landschaft und die Menschen des Landes hätten, meiner Meinung nach zugunsten der Lovestory, mehr Platz einnehmen können. Einige Stellen waren mir zu kitschig und das Ende fühlte sich für mich einfach nicht richtig an. Aber vielleicht bin auch zu unromantisch....
Ich werde der Autorin auf jeden Fall noch eine Chance geben, denn immer wieder wurde in der Leserunde die Toskana-Reihe von Jani Friese erwähnt, die wohl alle Mitleser bereits begeistern konnte. Und auch meine Lieblingsautorin hat Romane veröffentlicht, die ich auch "nur" durchschnittlich fand...
Schreibstil:
Jani Friese schreibt flüssig und mit viel Gefühl. Die Geschichte liest sich leicht. Man merkt, wie sie mit ihren Protagonisten mitfiebert und ihnen Leben einhaucht. Die Gedanken und Gefühle ihrer Figuren sind immer spürbar.
Emilia erzählt aus der ich-Perspektive. Ihre innere Zerissenheit und ihre Verliebtheit wirkt dadurch wunderbar authentisch.
Fazit:
"...und über uns der Himmel" konnte meine Erwartungen nicht ganz erfüllen. Das wunderbare Setting und der interessante Plot steht einer, für mich, zu kitschige Dreieckgsgeschichte gegenüber. Auch das Ende ließ mich etwas zwiegespalten zurück. Die Figuren blieben mir teilweise fremd, obwohl sie charakterlich gut gezeichnet waren. Trotzdem werde ich der Autorin eine weitere Chance gebe