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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.10.2018

Anleitung zum Glücklichsein

Ca. 750 g Glück – Das kleine Buch über die große Lust sein eigenes Sauerteigbrot zu backen
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Ein unspektakuläres Cover - unter dem sich eine liebevolle Anleitung zum Glücklichsein verbirgt. Minimalismus! Das ist es, was die Menschen wieder suchen, etwas, das man selbst (er)schaffen kann! Und hier ...

Ein unspektakuläres Cover - unter dem sich eine liebevolle Anleitung zum Glücklichsein verbirgt. Minimalismus! Das ist es, was die Menschen wieder suchen, etwas, das man selbst (er)schaffen kann! Und hier ist es das Grundnahrungsmittel schlechthin: Sauerteigbrot. Wer erinnert sich nicht an die Kindheit und ein köstliches Schnittlauch- oder Tomatenbrot?
“ca. 750 g Glück” ist kein Backbuch im üblichen Sinn. Das Rezept nimmt nur einen geringen Anteil der 100 Seiten ein. Und das Inhaltsverzeichnis ist der Wegweiser zum Glück, zur Liebe und Achtsamkeit, den Tugenden, die das Leben ausmachen, und die im Alltag meistens untergehen. Die Kapitel sind sehr humor- und liebevoll geschrieben; die Beispiele sind selbstverständlich an der Freude am Backen ausgerichtet, gehen aber tiefer und erinnern den Leser daran, was im Leben wirklich wichtig ist und wie man selbst wieder einen Bezug herstellen kann. Psychologisch tiefsinnig, ein bisschen philosophisch, sehr unterhaltsam, humorvoll und auf unaufdringliche Art lehrreich. Man kommt auf jeden Fall zu dem Schluss, es selbst zu probieren - und da ist es dann auch: das Rezept! Und all die vielfältigen Möglichkeiten, wunderschön ins Bild gebracht von Hubertus Schüler. Lutz Geißlers “Gedanken beim Mischen des Sauerteigs” sind zwar - ohne Punkt und Komma - etwas gewöhnungsbedürftig zu lesen, aber ja, man gerät dann doch in einen gewissen Flow…
Ein in jeder Hinsicht empfehlenswertes Buch, das schon beim Lesen ein Lächeln auf die Lippen zaubert!

Veröffentlicht am 01.10.2018

Spannend, skurril, liebenswert!

Walter muss weg
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Thomas Raab ist allseits für seine (bereits verfilmten) “Metzger-Krimis” bekannt - umso neugieriger war ich auf seinen neuen Fall!
Frau Huber, um die siebzig Jahre alt und davon 53 Jahre mit ihrem Walter ...

Thomas Raab ist allseits für seine (bereits verfilmten) “Metzger-Krimis” bekannt - umso neugieriger war ich auf seinen neuen Fall!
Frau Huber, um die siebzig Jahre alt und davon 53 Jahre mit ihrem Walter verheiratet, muss nun von ihm Abschied nehmen. Zwar ist er auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen, aber Hanni ist eher erleichtert, als in Trauer versunken. Dennoch gibt es ihr ordentlich zu Denken, als da an Walters Grab eine weitere, ehrlich trauernde Witwe weint…
Hanni ist eine gute Beobachterin und eine kluge dazu. Gekonnt gelingt es ihr, einem makaberen Betrug auf die Schliche zu kommen - und erlebt am Ende auch noch eine Überraschung!
Thomas Raab überrascht mit einer resoluten, alten Dame, die erst langsam ihre Gefühle wieder ausgräbt und Nähe zulässt. Knorrig, knarzig, ein bisserl bärbeissig, aber irgendwie auch total liebenswert ist sie, und der Leser begleitet sie durch Höhen und Tiefen, voller Humor und Situationskomik, aber auch Sentiment, Tiefgang und Lebensweisheit. Man taucht sofort ein in die romantische Umgebung Glaubenthals, die so im krassen Gegensatz zu den Geschehnissen steht.
Thomas Raab ist echt ein Meister des Humors und Wortwitzes, er versteht es, skurrile Geschichten mit viel Spannung, aber auch Gefühl und leisen Tönen zu erzählen. Ich habe diesen Krimi voller viel Spaß und Spannung gelesen und kann ihn nur empfehlen!

Veröffentlicht am 18.09.2018

Gefühlvoll

Ein Winter in Paris
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“Ein Winter in Paris” - ein verträumter Titel und ein ansprechendes Cover, und dann ist die Geschichte, die Jean-Philippe Blondel erzählt, so gar nicht romantisch.
Victor, Student im zweiten Jahr an einer ...

“Ein Winter in Paris” - ein verträumter Titel und ein ansprechendes Cover, und dann ist die Geschichte, die Jean-Philippe Blondel erzählt, so gar nicht romantisch.
Victor, Student im zweiten Jahr an einer renommierten Uni, kommt aus einfachen Verhältnissen. Er ist knapp neunzehn, jung, unscheinbar und einsam. Mathieu, ein Jahrgang unter ihm, geht es ebenso und bei einer gelegentlichen gemeinsamen Zigarette bahnt sich ein erster Kontakt an. Dieser zerbricht, als Mathieu völlig unvorhergesehen im Treppenhaus in den Tod springt. Victor ist einer der ersten am Unfallort. Aus Beklemmung, Trauer und Neugier scharen sich die Kommilitonen bald um Victor, der die neu gewonnene Beachtung genießt und in Folge sogar sein Studium vernachlässigt.
Jean-Philippe Blondel ist ein Meister der feinen Töne. Er beschreibt sehr eindringlich und berührend die Gefühlswelt seines zart besaiteten Protagonisten. Victor ist ein kluger Kopf, befindet sich aber genau in dem wankelmütigen Zustand eines Teenagers, der auf dem Weg ins Erwachsenenleben ist. Er hat jede Menge Pläne, die er mit niemandem teilen kann, Erwartungen an die Zukunft, aber auch Befürchtungen und Ängste. Mathieus Tod lässt ihn sein Leben neu überdenken, er trifft Menschen, die ihn beeindrucken, ihm Einblick in ihr Leben geben, und in mit neuen Zweifeln hinterlassen. Auch wenn ihn Mathieus Selbstmord nie loslässt, findet er doch den Weg in ein erfülltes, zufriedenes Leben.
“Ein Winter in Paris” ist ein sehr gefühlvolles, fast poetisches Buch, das sehr beeindruckt und berührt, das man fast nicht aus der Hand legen kann. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 15.09.2018

Überzeugend!

Der Schmetterling
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“Der Schmetterling” von Gabriella Ullberg Westin überzeugt mich nicht unbedingt mit dem Cover (ist ehrlich gesagt etwas typisch für die Schweden-Krimis: rotes Häuschen, karge Landschaft und/oder Schnee ...

“Der Schmetterling” von Gabriella Ullberg Westin überzeugt mich nicht unbedingt mit dem Cover (ist ehrlich gesagt etwas typisch für die Schweden-Krimis: rotes Häuschen, karge Landschaft und/oder Schnee plus dunkle Wolken) oder Titel, aber das Buch selbst ist wirklich umwerfend!
Am Weihnachtsabend wird im Norden Schwedens die Ehefrau des beliebten und berühmten Fußballspielers Mats Sandin vor den Augen ihrer beiden Kinder erschossen. Natürlich gerät ihr Mann in Verdacht, kann aber mit einem Alibi überzeugen. Diverse Umstände deuten auf weitere mögliche Täter hin und das Ermittlerteam, personell knapp besetzt, kämpft am Rande der Erschöpfung und unter starkem Druck der Chefin und des Staatsanwalts um kleinste Schritte in der Aufklärung…
Der Krimi erinnert mich sehr stark an die ersten Mankell-Krimis (nicht vom Thema her, sondern von dem unheimlich starken Aufbau). Hier laufen erst zwei, drei Erzählstränge parallel, es kommen weitere hinzu, während man mehr von den ersteren erfährt. Hinzu kommen Rückblenden in die Vergangenheit, die aber so mysteriös sind, dass man als Leser - genau wie die Ermittler - im Dunklen tappt. Die Protagonisten könnten unterschiedlicher nicht sein. Ganz verschiedene Charaktere arbeiten gemeinsam an der Lösung, und jeder trägt nach seinen Möglichkeiten dazu bei. Man spekuliert als Leser mit Kriminalinspektor Rokka mit und fiebert mit Janna, die trotz starker Erkältung nicht lockerlässt. Bis zum Ende ist die Geschichte absolut spannend und undurchsichtig, man zweifelt, ob der oder die Täter überhaupt gefunden werden können und staunt dann über die überraschenden Wendungen, die die Fälle letztendlich zusammenführen. Super gut geschrieben, dicht, undurchsichtig, spannend, einfach klasse und absolut empfehlenswert!

Veröffentlicht am 06.09.2018

Unglaublich - aber superspannend und voller Humor!

Der Metzger bricht das Eis
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Es ist schon unglaublich, wie Restaurator Willibald Adrian Metzger da Zeuge eines seltsamen Geschehens wird. Vor seinen Augen rettet ein heruntergekommener, etwas verwirrter Obdachloser das Leben eines ...

Es ist schon unglaublich, wie Restaurator Willibald Adrian Metzger da Zeuge eines seltsamen Geschehens wird. Vor seinen Augen rettet ein heruntergekommener, etwas verwirrter Obdachloser das Leben eines kleinen Mädchens. Voll Mitleids und Teilnahme nimmt er Kontakt auf und gerät in eine Lawine aus Neid, Hass und lange nicht aufgearbeiteter Fehden. Mit Herzensdame Danjela und Halbschwester Sophie unternimmt er eine Reise in die Berge, und was dort alles passiert, ist wirklich fantastisch!
Thomas Raab hat seinen ganz besonderen Schreibstil. Sehr spitzfindig aus ausgefeilt formuliert er, zeichnet Details, beschreibt Situationen und trifft auf jeden Fall immer auf den Punkt. Das muss man mögen, und kann dann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es wimmelt nur so von kleinen Anspielungen, witzigen und hinterlistigen Hinweisen, und ist vor allem sehr, sehr menschelnd! Trotzdem spart er nicht an Spannung und Action (diesmal ist ein Held dabei, der einem Action-Comic entsprungen sein könnte), absolut super, sehr gut gemacht und - mit Happy End! Absolut empfehlenswert!