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Veröffentlicht am 06.09.2018

Bollywood lässt grüßen

Die englische Fotografin
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Die junge Fotografin Eliza reist 1930 im Auftrag der britischen Krone nach Indien, um den Maharadscha von Rajputana und seine Familie ein Jahr lang zu porträtieren. Das ist eine große Chance für sie. Sie ...

Die junge Fotografin Eliza reist 1930 im Auftrag der britischen Krone nach Indien, um den Maharadscha von Rajputana und seine Familie ein Jahr lang zu porträtieren. Das ist eine große Chance für sie. Sie wird auch sehr zuvorkommend aufgenommen, aber schon bald muss sie feststellen, dass im Palast nicht alles Gold ist was glänzt. Dann kommt sie auch noch Jay, dem Bruder d des Maharadscha, näher. Doch diese Liebe darf nicht sein, denn Jay soll eine indische Prinzessin heiraten.
Die Autorin führt und mit diesem Buch in eine faszinierende Welt. Sehr detailliert beschreibt sie dieses fremde Land mit seinen Traditionen. Auch erfährt man einiges über die politischen Verhältnisse in dieser Zeit. Die Liebesgeschichte ist dann allerdings ziemlich vorhersehbar. Es gibt zwar eine Reihe von Schwierigkeiten, doch diese werden alle irgendwie recht schnell beiseitegeschafft.
Wir lernen diese Geschichte aus der Sicht von Eliza kennen. Eliza lebte mit ihrer Familie in Indien, hat aber mit ihrer Mutter das Land wieder verlassen, als ihr Vater bei einem Attentat ums Leben gekommen ist. Als sie diesen Auftrag erhält, kommt alles Schmerzliche wieder hervor. Ihre Liebe zu Jay wird von keiner Seite akzeptiert, weder von der indischen noch von der englischen. Aber es gibt auch noch eine Reihe von anderen Problemen, die sich recht schnell lösen. Ich konnte mich gut in Eliza hineinversetzten, sie war mir sympathisch. Man kann gut spüren, wie sie sich weiterentwickelt.
Allerdings hätte ich gerne mehr über Jay erfahren. Es wäre interessant gewesen, zwischendurch seine Sichtweise zu erfahren. So blieb er mir einfach fremd. Es gibt eine Vielzahl von Personen, die in dieser Geschichte eine Rolle spielen. Sie sind gut und authentisch dargestellt, aber naturgemäß sind nicht alle sympathisch.
Mir hat das Buch gefallen, es liest sich sehr angenehm und ist unterhaltsam.

Veröffentlicht am 04.09.2018

Identitätsdiebstahl

Römisches Fieber
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Franz Wercker hat es bisher nicht leicht gehabt im Leben. Er wollte immer Schriftsteller werden, aber seine Herkunft hat das verhindert. Nun ist er auf der Flucht vor der Vergangenheit und auf dem Weg ...

Franz Wercker hat es bisher nicht leicht gehabt im Leben. Er wollte immer Schriftsteller werden, aber seine Herkunft hat das verhindert. Nun ist er auf der Flucht vor der Vergangenheit und auf dem Weg nach Rom. Er ist bis zum Gardasee gekommen, aber seine Kräfte reichen nicht, seine Kleidung ist in Fetzen und der Hunger plagt ihn. Er will seinem Leben ein Ende setzen. Doch dann bietet ihm das Schicksal eine Chance und er nimmt sie wahr. Wercker schlüpft in die Rolle des Schriftstellers Cornelius Lohwaldt, welcher mit einem Stipendium des bayrischen Königs bedacht wurde. In Rom findet Franz das, was er sich erhofft hatte. Aber als die Schwester von Lohwaldt in Rom ihren Bruder suchen will, droht alles aufzufliegen. Als dann auch noch ein Mord passiert, wird es eng für Franz Wercker.
Der Schreibstil von Christian Schnalke ist bildhaft, oft ein wenig ironisch und der damaligen Zeit angepasst.
Schon Johann Wolfgang von Goethe zog es nach Rom und viele andere Künstler taten es ihm nach. So hatte sich 1818, als Wercker in Rom ankam, dort eine Künstlerkolonie niedergelassen, in die er schnell aufgenommen wurde.
Franz ist wirklich am Ende, als Cornelius in den Gardasee fällt und Franz versucht ihn zu retten. Vergeblich! Er überlegt nicht lange und nutzt die Chance, aber er hat auch Gewissensbisse, denn der Gedanke, ob er Lohwaldt hätte retten können, geht ihm immer wieder durch den Kopf. Als er in Rom ankommt, gewinnt er schnell Freunde. Das Leben im Kreis der Künstler berauscht ihn, er genießt es. Obwohl Franz sich immer besser in seine Rolle hineinfindet, spürt man seine Zerrissenheit – ist er nun Franz oder Cornelius?
Isolde, die Schwester von Cornelius, hat sich Sorgen um den Bruder gemacht, da sie nichts mehr von ihm hörte. Aber in Wirklichkeit ist auch sie auf der Flucht vor ihrem Zuhause. Sie will sich nicht mehr bevormunden lassen, sondern selbst über ihr Leben bestimmen. Sie erkennt in Rom natürlich gleich was los ist und nutzt ihr Wissen aus.
Es hat ein wenig gedauert, bis ich mich in die Geschichte eingelesen hatte, aber dann hat sie mich wirklich gepackt. Ich fand Franz schon ein wenig dreist, als er so mir nichts, dir nichts die fremde Identität annahm. Doch als ich mehr über ihn erfahren habe, konnte ich ihn auch besser verstehen und mit ihm fühlen, besonders als sein weiteres Schicksal in Frage stand. Aber auch die anderen Charaktere waren interessant und lebendig. Besonders Clara habe ich ins Herz geschlossen.
Die Handlung ist abwechslungsreich und spannend. Mir hat dieser historische Roman im Künstler-Milieu gut gefallen.

Veröffentlicht am 03.09.2018

Die Schrecken des Krieges

Was wir zu hoffen wagten
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Die Geschwister zur Nieden leben im Jahr 1912 zusammen mit ihrer Mutter Sibylle und ihrem Onkel Benno, der ihr Vormund ist in Berlin. Jeder von ihnen hat Vorstellungen von seinem weiteren Leben. Felice ...

Die Geschwister zur Nieden leben im Jahr 1912 zusammen mit ihrer Mutter Sibylle und ihrem Onkel Benno, der ihr Vormund ist in Berlin. Jeder von ihnen hat Vorstellungen von seinem weiteren Leben. Felice möchte studieren und Juristin werden. Ihr Bruder Willi ist fasziniert vom Film, aber er soll das väterliche Bankhaus übernehmen. Die jüngste der Geschwister, Ilsebill, wünscht sich eigentlich nur, dass sie geliebt wird. Doch ihr aller Leben wird anders verlaufen, als sie da zu diesem Zeitpunkt noch erwarten. Der Krieg, der später ausbricht, hat Auswirkungen auf ihr Leben.
Die Autorin Michaela Saalfeld erspart uns in diesem Roman nichts. Der Krieg mit allen seinen Auswirkungen wird bildgewaltig beschrieben und man ist mittendrin in dem grausamen Geschehen. Eigentlich hatte ich eine Familiengeschichte erwartet, die zwar in schlimmer Zeit passiert, doch die Geschichte der Geschwister läuft mehr oder weniger nebenher.
Eigentlich beginnt das Buch mit dem Ende der Geschichte im Jahr 1918, bevor die Geschichte ab 1912 erzählt wird. Der Kaiser hat abgedankt. Felice will wissen, was mit ihrem Bruder geschehen ist und begegnet Recha, von dem sie sich Hilfe erhofft. Dann taucht auch noch Ille auf, die ihren Mann Reinhold vermisst.
Die Charaktere sind gut und individuell beschrieben, wirklich sympathisch war mir niemand der Protagonisten. Willi ist ein Schwärmer und fühlt sich in Babelsberg wohler als im Bankhaus. Da sein Schwarm Recha gebunden ist, trifft er eine fatale Entscheidung. Felice ist geradeheraus und ein unterkühlter Typ wie ihre Mutter, obwohl sie das bei Sibylle bemängelt. Sie möchte Juristin werden, aber aufgrund der Gesetzeslage wird sie als Frau keine Chance haben. Sie regt sich über vieles auf, ergreift aber nicht die Initiative, um etwas zu ändern. Besonders Ille mit ihrer naiven Art ging mir auf die Nerven. Ihre Sehnsucht nach Liebe lässt sie eine Ehe mit dem Mann eingehen, den ihre Schwester ablehnte. Ihr Mann ist ein brutaler Mensch und ein Egoist.
Zum Glück gab es aber auch Personen, die sich tatkräftig einsetzten und die mir gut gefallen haben, wie Quintus und Wolfgang.
Ich habe eine Weile benötigt, bis ich mich eingelesen hatte. Mit der Zeit konnte ich manche Handlungsweisen der Personen nachvollziehen. Den Frauen blieb damals vieles verwehrt, was heute für uns selbstverständlich ist.
Auch wenn ich schon Familiengeschichten aus jener Zeit gelesen habe, die mich mehr gepackt haben, ist dies dennoch ein Buch, das man nicht so schnell vergisst.

Veröffentlicht am 28.08.2018

Getrennte Leben

Mitternachtsmädchen
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Ein Ehepaar mietet sich in der Pension „Old Inn“ an der Küste Englands ein. Doch dann trennt sich der Mann von seiner schwangeren Frau und verschwindet. Mary Freeman bleibt zunächst im „Old Inn“. Einige ...

Ein Ehepaar mietet sich in der Pension „Old Inn“ an der Küste Englands ein. Doch dann trennt sich der Mann von seiner schwangeren Frau und verschwindet. Mary Freeman bleibt zunächst im „Old Inn“. Einige Zeit später kommen die Mädchen, die April und May genannt werden, als Mitternachtsmädchen auf die Welt. Doch die Mutter hat keine mütterlichen Gefühle und will ihre Kinder nicht. Mary möchte eine Karriere als Schauspielerin machen. April wird von einem deutschen Ehepaar adoptiert und das Stubenmädchen Molly behält die kleine May bei sich und wird ihr eine Mutter. Die Mädchen wachsen heran, ohne von der anderen zu wissen und haben doch stets das Gefühl, dass ein Teil von ihnen fehlt.
Der Schreibstil von Tanja Wekwerth ist leicht und flüssig zu lesen. Die Charaktere sind gut und authentisch geschildert, aber trotzdem blieben mir die meisten fremd. Aber auch über das Leben zur Zeit des Krieges wird gut dargestellt. Es hat Einfluss auf die Protagonisten.
Man erfährt eine ganze Menge über Molly, die ihren Vater nie kennengelernt und die Mutter früh verloren hat. Ihrer Mutter gelang es gerade noch, der fünfzehnjährigen Tochter einen Job im „Old Inn“ zu verschaffen, dann starb sie. Die Besitzer der Pension, das Ehepaar Mill, gingen nach London und ließen sich kaum mehr blicken und so fühlte sich Molly bald als Pensionsbesitzerin. Als sie dann May zu sich genommen hat lebt sie lange in ständiger Angst, dass ihr jemand das Kind wieder wegnimmt. Sie erzählt May nicht die Wahrheit über ihre Geschichte.
April hat es nicht so gut getroffen. Dorothee hatte Vorstellungen von ihrem Kind Margarethe und wurde enttäuscht. Es kommt keine Beziehung zustande, doch die Kleine fühlt sich zu Hermann hingezogen. Als er mit seiner Schwester, seiner Geliebten Tilly und dem Kind von Berlin zurück nach Tansania geht, kommt Dorothee nicht mit.
Obwohl sie in sehr unterschiedlichen Verhältnissen aufwachsen und nicht voneinander wissen, besteht ein Band zwischen den Zwillingen und sie haben Sehnsucht nach der anderen. Das ändert sich auch im Laufe der Jahre nicht. Es beginnt eine Suche nach der anderen Hälfte des Ichs, die lange dauert. Werden sie sich jemals finden und werden sie erfahren, was damals geschehen ist?
Es ist ein berührender und trauriger Roman.

Veröffentlicht am 26.08.2018

Raus aus dem Schneckenhaus

Solange es Schmetterlinge gibt
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Nach einem tragischen Schicksalsschlag zieht sich die Grundschullehrerin Penelope Arendt aus dem Leben zurück. Sie lebt nur noch für ihre Arbeit und erwartet nichts mehr weiter vom Leben, denn die Erinnerungen ...

Nach einem tragischen Schicksalsschlag zieht sich die Grundschullehrerin Penelope Arendt aus dem Leben zurück. Sie lebt nur noch für ihre Arbeit und erwartet nichts mehr weiter vom Leben, denn die Erinnerungen sind schmerzlich. Aber die achtzigjährige Trudi Siebenbürgen, ihr Nachbar Jason und die eigene Mutter holen Penelope langsam wieder aus ihrer selbst gewählten Einsamkeit und machen ihr deutlich, dass es trotz der schlimmen Vergangenheit auch wieder Schönes im Leben geben kann.
Wie man es von der Autorin Hanni Münzer kennt, ist der Schreibstil sehr angenehm zu lesen. Schön ist es auch, dass uns Personen begegnen, die wir schon aus „Honigtot“ und „Marlene“ kennen. Überhaupt sind alle Charaktere sehr liebevoll und individuell gestaltet, dabei muss man nicht unbedingt alle mögen.
Penelope ist ein Mensch, der es sich und anderen nicht leicht macht. Sie will einfach nicht, dass andere an ihrem Leid Anteil nehmen. Das Schicksal hat es wirklich nicht gut mit ihr gemeint, aber sich von allem zurückzuziehen ist bestimmt nicht der richtige Weg. Ihre Mutter ist zwar ein wenig nervig, aber sie meint es nur gut. Zum Glück aber lernt Penelope Trudi und Jason kennen. Trudi hat in der Vergangenheit auch Schlimmes miterleben müssen, aber trotzdem hat sie sich ein sonniges Gemüt bewahrt und ist immer gerade heraus. Sie ist eine ganz besondere Frau, die mir sehr sympathisch war. Ich hätte gerne noch mehr über sie erfahren. Jason ist Polizist und so gibt es nebenbei auch noch eine kleine Kriminalgeschichte, die aber nicht unbedingt nötig gewesen wäre.
Diese Geschichte ist durchaus tiefgründig, denn es werden Dinge, wie Schmerzlinderung und selbstbestimmter Tod, thematisiert. Darüber hinaus geht es um Trauer, Freundschaft, Beziehungen und Glücklichsein trotz Verlusten.
Mir hat diese unterhaltsame Lektüre gut gefallen.