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Veröffentlicht am 06.09.2018

Der schwarze Tod geht um

Der Pestreiter
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Trier 1652: Auch vier Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg kommen die Menschen in Kurtrier nicht zur Ruhe. Der Pestreiter verbreitet Angst und Schrecken, angeblich bringt er die Pest zurück.
Um die Krankheit ...

Trier 1652: Auch vier Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg kommen die Menschen in Kurtrier nicht zur Ruhe. Der Pestreiter verbreitet Angst und Schrecken, angeblich bringt er die Pest zurück.
Um die Krankheit zu bekämpfen, versuchen mutige Männer wie der Heiler Bendicht und sein Neffe Urs ein Heilmittel zu finden und dazu begeben sich inmitten der Infizierten.
Auch Karl Kaspar von der Leyen, Kurfürst und Erzbischof möchte, dass seine durch den Krieg und Hungersnöte stark dezimierte Einwohnerschaft nicht auch noch durch die Pest dahingerafft wird.

Dieser Roman zeigt das Leben und Arbeiten der einfachen Leute, dafür stehen die Protagonistin Susanna und ihr Freund Urs mit seiner Familie. Aber auch die Interessen der Adligen und des Klerus werden anschaulich gezeigt. So ist es dem Kurfürsten ein besonderes Anliegen, die Pestkranken von den Gesunden zu trennen, um eine Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Aber auch die Beschaffung einer bedeutenden Reliquie soll Gläubige von fern anziehen und damit den Wert Kurtriers attraktiver machen.

Deana Zinßmeister gelingt es sehr eindrucksvoll, die Schrecken und Probleme der damaligen Zeit einzufangen. Zu den einfachen Lebensverhältnissen machten den Menschen unheilbare Krankheiten wie die Pest zu schaffen und auch unter der Hexenverfolgung litten unbescholtene Bürger, die von neidischen Nachbarn denunziert wurden. Hier gab es keine objektiven Prozesse, oft wurde unter Folter ein Geständnis erpresst.

Im Mittelpunkt steht die Liebesgeschichte von Susanna und Urs, die unter einigen Widerständen zu leiden hat. Wie sie schliesslich zusammenfinden, macht den eigentlichen Reiz aus.

Mir hat nicht so gut gefallen, wie die Figur der Susanna als einfache Frau über finanzielle Mittel verfügte, die es ihr ermöglichten, eine eigene Wohnung zu nehmen. Das war damals sicherlich alles andere als normal. Auch wirkt Susanna auf mich schon recht emanzipiert und das passt nicht so gut zu einer Frau im Mittelalter.

Die Geschichte baut sich auf der Grundlage mehrerer Handlungsstränge auf, die man erst allmählich genau zuordnen kann. Von wem gerade die Rede ist, wird häufig erst im Konsens der Handlung klar.
Dennoch hat mir die Geschichte gefallen und besonders die Mischung aus Aberglauben, herrschenden Denkweisen und der Angst vor dem schwarzen Tod verleihen dem Roman eine authentische Tragweite, die die Schwierigkeiten der damaligen Zeit gut aufzeigen.

Die Schauplätze muss ich extra erwähnen, so sind die Gebäudebeschreibungen, Marktplätze und besonders die Flüsterkirchen, in denen Pestkranke beichten durften, informativ und anschaulich in den Roman eingebaut.

Sprachlich kann man dem Roman gut folgen, es gibt viele, manchmal zu umfangreiche Dialoge, die die Verbindungen der Figuren genauer erklären und auch zu der Geschichte passen. Man bekommt aber dadurch ein besseres Verständnis für die Belange der Personen. Dazu dient auch das umfangreiche Nachwort der Autorin, in dem sie reale Personen erklärt und Bezug nimmt auf die Schwierigkeiten der Zeit in Trier.


Wer sich auf diesen Roman einlässt, erlebt unterhaltsame, aber auch informative Lesestunden, die die Schrecken der Pest deutlich vor Augen führt, mit einer Liebesgeschichte einen Schuss Romantik in das Geschehen bringt und den Leser mitten ins 17. Jahrhundert katapultiert.

Veröffentlicht am 06.09.2018

Eine schöne Geschichte!

Malin und das weiße Rentier
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Hoch im Norden Skandinaviens begegnet das Mädchen Malin in einer sternklaren Winternacht dem weißen sprechenden Rentier Dálvi. Malin trauert um ihre verstorbene Großmutter und die Freundschaft mit Dálvi ...

Hoch im Norden Skandinaviens begegnet das Mädchen Malin in einer sternklaren Winternacht dem weißen sprechenden Rentier Dálvi. Malin trauert um ihre verstorbene Großmutter und die Freundschaft mit Dálvi spendet ihr Trost und Zuversicht. Das Rentier erzählt über das Leben, die Natur mit den verschiedenen Jahreszeiten, das nordische Polarlicht und auch über Elfen und Trolle.
Es ist eine zauberhafte Fantasiereise, die voller Wahrheit steckt und interessante Themen erklärt.


Diese Erzählung schafft eine wunderbare Atmosphäre, sie wirkt fast schon märchenhaft. Diese Traumreise ist für Eltern und Kinder gleichermaßen schön zu erleben und zu geniessen.

Wenn sich Mensch und Tier unterhalten können, dann nur im Traum oder im Märchen. So geht es in dieser Geschichte Malin, die das weiße sprechende Rentier Dálvi trifft und sich mit ihm anfreundet. Diese Freundschaft gibt Malin Mut und Zuversicht in der Trauer um ihre Großmutter. Mit ihr verbindet sie schöne Erlebnisse und Dálvi gelingt es, sie daran zu erinnern und die Gedanken weiterhin zu bewahren. Im Innern leben die Gedanken an Verstorbene weiter. Diese Hoffnung wird sehr schön deutlich gemacht.

Doch die Freundschaft führt noch weiter: Dálvi erklärt Malin in einer lebensbejahenden Weise die Welt, die Natur und die Besonderheiten der nordischen Tundra aus Sicht der Sámi, die mit ihren Rentierherden umherzogen.

Die beiden Freunde erleben die wunderbare Vorstellung eines Polarlichtes und diese seltsame Erscheinung wird kindgerecht vom Rentier erklärt. Auch die gemeinsame Verbindung aller Lebewesen und Geschöpfe auf der Erde und ihre Seelenverwandtschaft wird deutlich gemacht. Selbst dem Regen, dunklen Wolken und Mückenschwärmen werden positive Aspekte abgewonnen und das gibt der Geschichte einen beruhigenden Effekt. Der Leser erlebt eine innere Zufriedenheit, man merkt, man ist nicht allein auf der Erde und diese Zuversicht strahlt in farbenfroh erzählten Bildern wieder.

Ingrid Zellner ist es gelungen, den Leser auf eine zauberhafte Reise mitzunehmen, die Optimismus aufzeigt und neugierig macht auf die Legenden der Sámi, aber auch auf das Leben an sich. Dazu gehören auch Tod und Trauer, aber diese werden überwunden, indem man die Verstorbenen sich im Innern bewahrt und sie so bei sich trägt.

Der Schreibstil ist bildhaft und ruhig und zeigt häufig Dialogform, dadurch fühlt sich der Leser eingebunden, fast schon angesprochen. Man sollte diese Geschichte mit seinen Kindern gemeinsam lesen, denn dann kann man selbst Erklärungen abgeben und sie den Kindern verdeutlichen. Mir fällt es schwer, hier eine Altersangabe zu geben. Es hängt sicherlich sehr vom Kind ab, inwieweit es sich auf diese Themen einstellen kann.

Mir hat diese Geschichte richtig gut getan! Ich fühlte mich mitgenommen in den eisigkalten dunklen Winter, erlebte das fröhliche Mittsommerfest und die herbstliche Farbenpracht mit und sah vor meinem inneren Auge ein einzigartiges Polarlicht aufleuchten.


Ein Buch für Kinder und für Erwachsene, zum Vorlesen und zum in ferne Länder reisen. Es ist wie ein Märchen und beschäftigt sich dennoch mit Trauer, Leben und Tod. Eine schöne Geschichte!

Veröffentlicht am 06.09.2018

So war das Leben im Mittelalter

Isenhart
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1171: Ein Serienmörder treibt sein Unwesen im Mittelalter und entnimmt den Opfern ihr Herz. Der junge Schmied Isenhart verliert seine große Liebe Anna von Laurin und setzt alles dran, mit den damaligen ...

1171: Ein Serienmörder treibt sein Unwesen im Mittelalter und entnimmt den Opfern ihr Herz. Der junge Schmied Isenhart verliert seine große Liebe Anna von Laurin und setzt alles dran, mit den damaligen forensischen Mitteln dem Mörder auf die Schliche zu kommen. Dabei erfährt er seine eigene Herkunft, denn er starb nach seiner Geburt und wurde wiederbelebt. Als wissbegieriger Junge wird er auf der Burg Laurin mit Konrad, dem Sohn des Burgherren unterrichtet und gelangt so zu einem ungeheuren Privileg, zur Bildung. Die Suche nach dem Mörder führt Isenhart und Konrad bis ins ferne Iberien, nach Toledo. Dort treffen sich Gelehrte aus Morgen- und Abendland, um sich auszutauschen.
In einem Gewölbe findet Isenhart anatomische Zeichnungen des menschlichen Herzens …


Man taucht in diesem Roman sofort in die mittelalterliche Zeit von 1171 ein und erlebt die Lebensumstände, die Probleme und das alltägliche Leben hautnah mit.
Der bildhafte Schreibstil des Autors zeigt dem Leser diese Zeit sehr lebendig und realistisch vor Augen. Die Erlebnisse der Figuren sind so genau beschrieben, dass man mit ihnen fühlt und die Emotionen mit ihnen teilt, sei es nun Freude, Schmerz oder Trauer.
Man ist dabei wie Isenhart unter dramatischen Umständen geboren wird, sieht ihn heranwachsen, sich verlieben und durch einen Mord, seine Geliebte verlieren. Man begleitet ihn auch gedanklich, wie er mit den ihm damals zur Verfügung stehenden Mitteln Spuren in ähnlich gelagerten Mordfällen sammelt, seine Schlüsse zieht und ermittelt.

Sein Mitstreiter Konrad ist ebenfalls ein starker Charakter, der kämpferisch für seine Ziele einsteht.

Der Autor führt den Leser auf eine Reise über die Alpen, lässt seine Protagonisten eine Schifffahrt bestehen und landet in Toledo, wo sich im Basar des Wissens Gelehrte jeglichen Glaubens und verschiedener Herkunft über ihre Forschungen im wissenschaftlichen Disput austauschen. Dabei geht es um Anatomie und Medizin, Philosophie und Astrologie.

Die Personen und Schauplätze sind gut gewählt, sie wirken historisch gut recherchiert und sorgen für eine unterhaltsame, aber auch informative Lektüre. Die mittelalterliche Geschichte lebt in den Beschreibungen über die Kreuzzüge, über die damalige Medizin und auch über das alltägliche Leben der Menschen.

Gelungen finde ich die Einbindung von Redewendungen, die der Autor auf seine Ursprünge hin erklärt.


Ein gelungener Roman, der das Leben im Mittelalter aufzeigt und durch seine Krimiermittlung und Abenteuer auffällt. Ein dicker Schinken, den man aber flott lesen kann.

Veröffentlicht am 06.09.2018

Es geht tierisch lustig weiter

Dumm gelaufen
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Frühlingsbeginn im Berliner Zoo. Na ja, noch nicht ganz, aber Rocky, der Clanchef bei den Erdmännchen hat durch den Trubel mit Frau und Kindern langsam einen Hüttenkoller. Er muss ins Freigelände. Auch ...

Frühlingsbeginn im Berliner Zoo. Na ja, noch nicht ganz, aber Rocky, der Clanchef bei den Erdmännchen hat durch den Trubel mit Frau und Kindern langsam einen Hüttenkoller. Er muss ins Freigelände. Auch auf der Pferderennbahn Berlin-Hoppegarten geht es jetzt wieder rund. Leider verunglückt ein Rennpferd tödlich. War das wirklich ein Unfall? Nun sind Phil und Ray mit ihrem detektivischen Spürsinn wieder gefragt.

Wenn auch der Titel vermuten lässt, das hier etwas nicht gut läuft, so machen die Erdmännchen und ihre tierischen Freunde doch alles richtig. Denn der vorliegende Reitunfall ist nicht einfach nur passiert, weil das Rennpferd dumm lief. Hier steckt ein echter Fall dahinter und die Eemittlungen sind wieder sehr unterhaltsam gestrickt.

Viele lustige Kommentare und Aktionen sorgen auch in diesem Band wieder für mächtig Furore und Spaß beim Leser. Immer wieder bin ich begeistert von den doch sehr menschlichen Verhaltensweisen der Erdmännchen. Man muss einfach schmunzeln, wenn man die komischen Eigenarten der Tiere genau dargestellt bekommt und auch Menschen kennt, auf die das zutreffen könnte. Gerade bei der Namenswahl hat der Autor ein treffsicheres Händchen bewiesen. Ich möchte dafür beispielhaft den Namen des Polizisten "Kliff Henger" erwähnen.

Einfallsreich ist auch die Wahl der mitermittelnden Tiere, die wie die Bonobos ihre ureigensten Triebe selbst in diesem Buch deutlich ausführen. Hier lernt man etwas über die verschiedenen Tiergruppen oder erkennt einiges wirklich wieder.
Jedoch erscheint mir in diesem Band die Handlung etwas träger zu verlaufen, erst am Ende kommt richtige Spannung in die Sache. Auch sind die Interaktionen der Tiere miteinander nicht so ausgefallen und schräg wie sonst und es fehlt mir eine humorvolle Nebenhandlung. Der Liebeskummer von Ray und der von Frau und Kindern genervte Rocky reicht mir da nicht. Dass diese Geschichte dennoch lustig ist und gut unterhält, bleibt ausser Frage. Es ist halt nur leider keine Story für 5 Sterne.


Wer gern lacht, sollte sich diese tierischen Einblicke unbedingt antun. Erdmännchen-Fans müssen es sowieso lesen, hier geht es locker weiter mit dem Clan aus dem Berliner Zoo und man will ja wissen, was die Tiere so treiben. Dumm waren sie auch dieses Mal nicht, sie werden immer schlauer.

Veröffentlicht am 06.09.2018

Gelungener Reiseführer mit vielen Infos

ADAC Reiseführer Prag
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Die ADAC Reiseführer mag ich besonders gern, weil sie ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis bieten und dank der Spiralbindung und der wasserunempfindlichen Aussenseiten auch wirklich praktisch sind.

Inhaltlich ...

Die ADAC Reiseführer mag ich besonders gern, weil sie ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis bieten und dank der Spiralbindung und der wasserunempfindlichen Aussenseiten auch wirklich praktisch sind.

Inhaltlich gibt es zunächst historische Informationen, es werden die berühmten Kunstschätze der Goldenen Stadt an der Moldau vorgestellt und die vier verschiedenen Stadtkerne beschrieben.

Wie bei ADAC üblich, gibt es nach einer Einleitung einen historischen Überblick in chronologischer Art. Die Kunst und Kultur und die Sehenswürdigkeiten der Stadt werden in sechs Kapiteln vorgestellt. Diese Kapitel lauten: Hradschin, Kleinseite, Altstadt, Josefstadt, Neustadt und Rund um die Prager Innenstadt.

Hradschin, Veitsdom mit der Wenzelskapelle, Burgberg und Niklaskirche, das Altstädter Rathaus sowie die berühmte Karlsbrücke zählen zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Vorschläge für Tagestouren und bestimmte Routen verbinden viele Punkte und Baudenkmäler. So spart man sich die eigene schwierige Planung und erhält auch zeitliche Angaben für die Dauer.

Desweiteren werden vorgestellt: Museen, Galerien, Sammlungen, und Tipps für Shopping, Nachtleben, Stadtbesichtigung und Verkehrsmittel, Unterkünfte, Restaurants und insbesondere Bierlokale.

Ein vierseitiger Sprachführer mit den wichtigsten Begriffen und Redewendungen in tschechischer Sprache und ein alphabetisches Register runden das Gesamtbild ab.

Mit diesem handlichen und informativen Buch ist man gut bedient. Die Reihe ist preisgünstig und umfangreich und man erhält einen guten Überblick über die Stadt an der Moldau.