Es besteht Hoffnung für ALLE
Auf "Der Bibelraucher" von Wilhelm Buntz bin ich letztes Jahr durch den Mordlust-Podcast aufmerksam geworden. Dort haben Laura und Paulina in der Folge "#33 Gottes unergründliche Wege" die Geschichte Willis ...
Auf "Der Bibelraucher" von Wilhelm Buntz bin ich letztes Jahr durch den Mordlust-Podcast aufmerksam geworden. Dort haben Laura und Paulina in der Folge "#33 Gottes unergründliche Wege" die Geschichte Willis erzählt und ich wusste sofort, dass ich das Buch, welches ihnen als Basis diente, unbedingt lesen will.
Von der Mutter als Baby an einem Feldrand ausgesetzt und vom Vater später ins Heim abgeschoben, landet Wilhelm - in seiner Kindheit bereits als "Blutbad-Willi" bekannt - im Knast: Er hat eine Unmenge an Straftaten begangen, darunter drei Menschen getötet. Auch hinter Gittern zeigt er keine Besserung, weshalb er viele Stunden in Einzelhaft verbringt. Das Einzige, was er dorthin mitnehmen kann: eine Bibel, dessen Seiten er als Zigarettenpapier benutzt. Er liest eine Seite, reißt sie heraus und dreht sich mit geschmuggeltem Tabak eine Kippe. So raucht er das komplette Erste Testament. Dabei befriedigt diese Vorgehensweise nicht nur seine Nikotinsucht, sondern er beginnt auch, sich Gedanken über Gott zu machen und schlägt daraufhin einen komplett neuen Weg ein. Bis er schließlich entlassen wird und bei seinen Opfern und den Angehörigen um Vergebung bittet…
„Der Bibelraucher“ ist ein starker Text, der mich immer wieder schockiert, aber auch positiv überrascht hat. Wilhelm Buntz versucht nicht, seine Taten zu rechtfertigen oder einen Schuldigen für seinen Lebensweg zu finden, vielmehr steht er zu seiner Schuld und Vergangenheit und stellt dabei ein strahlendes Beispiel für andere „vom rechten Weg abgekommene“ dar. Dabei gewinnt man zahlreiche erschreckende Einblicke in seine Kindheit und Jugend, die den „Ursprung allen Übels“ beschreiben, und ist letztendlich umso beeindruckter, dass sich ein vermeintlich aussichtsloser Weg um 180 Grad wenden kann.
Das Buch ist in sehr sinnvolle Kapitel gegliedert, die zwischendurch immer wieder in der Zeit springen und so das Interesse konstant hochhalten. Der Schreibstil erschien mir sehr angenehm und flüssig, weshalb ich das Buch in ein paar Tagen durchgelesen habe. Ich kann es nur jedem ans Herz legen, denn es erweckt Hoffnung und lässt auch eher weniger religiöse Menschen - wie mich - bestimmt nicht kalt.
Für mich gehört es jetzt schon zu meinen Highlights, weshalb ich fünf von fünf Sternen vergebe.