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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2018

Lesehighlight

Die Geschichte der Baltimores
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Marcus Goldman ist Schriftsteller. Gerade plant er einen neuen Roman und hat sich nach Florida zurückgezogen. Doch ständig kommen Erinnerungen in ihm hoch, an seine Familie, an eine Katastrophe die die ...

Marcus Goldman ist Schriftsteller. Gerade plant er einen neuen Roman und hat sich nach Florida zurückgezogen. Doch ständig kommen Erinnerungen in ihm hoch, an seine Familie, an eine Katastrophe die die Familie seines Onkels Saul heimsuchte, an eine vergangene Beziehung, an sein eigenes Leben – am Ende wird der Roman, an dem er schreibt, von all dem handeln.

Bereits mit „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ konnte der Autor mich überzeugen. Marcus Goldman spielt übrigens auch dort eine wesentliche Rolle. Die Erzählweise ist gleich geblieben, mit vielen Zeit- und Perspektivewechseln erzählt der Autor eine Geschichte, die sich dem Leser erst nach und nach gänzlich erschließt. Ich finde das sehr spannend, es bedarf aber einiger Aufmerksamkeit beim Lesen, die verschiedenen Stränge nicht außer Acht zu lassen, die erst am Ende alle verknüpft sind und dann erst das Gesamtbild ergeben. Dabei geht es dem Leser wie dem Protagonisten, der auch erst nach und nach die Wahrheit erfährt, vieles stellt sich für ihn – und den Leser – am Ende anders dar, als zunächst gedacht.

Die titelgebenden Baltimores sind Verwandte Goldmans, die in Baltimore leben. Er selbst und seine Eltern leben in Montclair und sind daher die Montclairs. Dieser Unterschied ist wesentlich. Die Balitmores sind Onkel Saul, Tante Anita, deren Sohn Hillel und Woody, ein Junge, den Saul und Anita aufgenommen haben, und der bald zur Familie gehört. Ihre Geschichte ist es, die hier erzählt wird, der Autor als Verwandter ist ihnen sehr verbunden, und hat viel Zeit mit den Baltimores verbracht.

Man lernt die Charaktere gut kennen, aber auch sie erschließen sich erst nach und nach, Marcus und mit ihm der Leser wird viele Überraschungen erleben, und manch einen Charakter am Ende mit anderen Augen sehen. Manches kommt einem vielleicht etwas überspitzt vor, aber nichts unwahrscheinlich.

Es ist hohe Erzählkunst, die der Autor hier abliefert, immer das Gesamtwerk im Auge zu behalten, sich nicht zu verzetteln, alles logisch herzuleiten und dem Leser einen spannenden Roman zur Verfügung zu stellen, diesen dabei nicht zu überfordern, aber auch nicht zu langweilen – das kann der Autor in der Tat perfekt. Nebenbei bringt er den Leser noch dazu, sich den Kopf zu zerbrechen, was gewesen sein könnte, und manches vielleicht sogar zu erraten. Ich bin sehr gespannt auf sein nächstes Werk, mit dem er sich vielleicht endgültig in die Riege meiner Lieblingsautoren schreiben wird.

Mich hat der Roman begeistert, ich konnte ihn kaum aus der Hand zu legen. Wer bereit ist, aufmerksam zu lesen, sich nicht nur auf mehrere Perspektiven, sondern auch mehrere Zeitebenen einzulassen, auf einen Roman, der nicht chronologisch erzählt wird, und der im Laufe der Erzählung manches auf den Kopf stellt, der erhält hier ein sehr lohnenswertes Werk, das ich absolut empfehlen kann, und dem ich gerne volle Punktzahl gebe.

Veröffentlicht am 07.09.2018

Gelungener zweiter Band

Die Bibliothek der flüsternden Schatten - Bücherkönig
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Der zweite Band der „Bibliothek der flüstenden Schatten“-Trilogie setzt nahezu nahtlos an Band 1 an. Die Protagonisten, und mit ihnen der Leser, sind dem Geheimnis um Paramythia und die Fabelwesen schon ...

Der zweite Band der „Bibliothek der flüstenden Schatten“-Trilogie setzt nahezu nahtlos an Band 1 an. Die Protagonisten, und mit ihnen der Leser, sind dem Geheimnis um Paramythia und die Fabelwesen schon näher gekommen, Kani hat einen schmerzhaften Verlust zu verkraften, es gibt neue Gefährten, neue Fabelwesen und einen neuen, sehr gefährlichen Antagonisten.

Akram El-Bahay gelingt es sehr gut, den Leser schnell wieder in seine Geschichte zu ziehen, und die Erinnerung an die Ereignisse des ersten Bandes so gut zu integrieren, dass man schnell wieder weiß, worum es bei der Geschichte geht. Auch wer, wie ich, den ersten Band bereits vor einem Jahr gelesen hat, muss keine Angst haben, sich nicht zurechtzufinden.

Nicht nur das ist dem Autor gut gelungen. Durch seine bildhafte, sehr fantasievolle Erzählweise, fühlt sich der Leser schnell, als wäre er mittendrin im Geschehen, als würde er mit den Charakteren des Romans durch Paramythias Gänge und Mythias Straßen laufen. Auch sind einem die einzelnen Figuren schon sehr ans Herz gewachsen, man fühlt, leidet und freut sich mit ihnen. Auch die Antagonisten, wie Layl, sind gut gelungen und lassen Böses ahnen. Besonders interessant sind die neuen Figuren, allen voran der Asfur Nusar, von dem man weiß, dass es um ihn ein dunkles Geheimnis gibt, der selbst aber sein Gedächtnis verloren hat. Im Laufe des Romans erfährt er mehr über sich, man darf gespannt sein, wie er damit umgehen wird. Eine Person aus Band 1 tritt unerwartet an die Seite der Gefährten, für mich eine sehr erfreuliche Überraschung.

Als ich anfing, den Roman zu lesen, hatte ich regelrechte Glücksgefühle, und wurde bis zum Ende nicht enttäuscht. Ich kann es nicht oft genug sagen: Der Autor ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. Auch hier hat er das wieder gezeigt und das Kopfkino bekommt viel zu tun. Am Ende des Romans ist manche Frage geklärt, andere tun sich auf und man kann es kaum erwarten, den Abschlussband endlich in Händen zu halten.

Akram El-Bahay hat sich bereits mit seiner ersten Trilogie in der Riege meiner Lieblingsautoren etabliert und mich bisher nicht enttäuscht. Der „Bücherkönig“ ist spannend, emotional packend, wunderbar erzählt, insgesamt ein sehr gelungener zweiter Band, den ich gerne weiterempfehle. Volle Punktzahl!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Originalität
  • Handlung
Veröffentlicht am 06.09.2018

Gut recherchiert und spannend erzählt

Das Herz des Löwen
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1189: Robin Hood lebt nach wie vor mit seinen Merry Men im Sherwood Forest, als er eines Tages einem Hünen im Wald begegnet, von dem er sich herausgefordert fühlt. Hätte er gewusst, wem er da gegenübersteht, ...

1189: Robin Hood lebt nach wie vor mit seinen Merry Men im Sherwood Forest, als er eines Tages einem Hünen im Wald begegnet, von dem er sich herausgefordert fühlt. Hätte er gewusst, wem er da gegenübersteht, hätte er sich vielleicht anders verhalten, vielleicht aber auch nicht. Diese Begegnung ist der Beginn einer Verbindung, die Robin bis ins Heilige Land führt, ihn allerhand Gefahren aussetzt, und 10 Jahre später mit dem Tod Richard Löwenherz' endet.

Mit dessen Tod beginnt der zweite Band der Robin-Hood-Reihe, anschließend werden die Ereignisse der vorangehenden zehn Jahre erzählt. Mac P. Lorne hat erneut umfassend recherchiert und bringt dem Leser die Geschichte um Richard Löwenherz und Robin Hood überzeugend nahe. Sein anschaulicher Erzählstil trägt dazu bei, dass man als Leser meint mit dabei zu sein in den Wäldern des Sherwood Forest, auf Sizilien und Zypern oder im Heiligen Land. Man amüsiert sich über Richards manchmal skurrile Ideen, erschreckt sich, wenn er einen seiner berüchtigten Wutausbrüche hat, leidet mit, wenn Menschen zu Tode kommen, oder ist mittendrin in Schlachten.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, auch Antagonisten wie Ralph de Lacy, der Sheriff von Nottingham, und „Feinde“ wie Saladin, kommen dadurch zu Wort und der Roman bekommt dadurch zusätzlich Tiefe. Die Erzählung ist spannend, auch wenn man schon einiges über die tatsächlichen Ereignisse weiß. Immerhin ist Robin eine fiktive Figur, und auch sonst ist nicht alles detailliert überliefert.

Richard Löwenherz, gerne glorifiziert, war sicher kein leichter Mensch, das kann man hier auch deutlich erkennen. Als großer Fan Eleonores von Aquitanien freute ich mich, dass sie hier eine größere Rolle inne hatte, die ihr auch durchaus gerecht wird. Hatte ich im Vorgängerband noch meine Probleme mit Robin, wächst er mir hier mehr und mehr ans Herz, und ich freue mich jetzt schon auf die weiteren Bände der Reihe, denn auch dieser Band gefällt mir besser als sein Vorgänger, der mich nicht durchgehend überzeugen konnte. Band 2 habe ich am Ende zufrieden zugeklappt und freue mich nun auf Band 3, der am Ende bereits vorbereitet wird – man darf gespannt sein.

Sehr überzeugend und schön üppig ist das Bonusmaterial: Zeittafel, Bibliografie, Glossar, Karten, Zeichnung des Plantagenet-Wappens, Personenregister (mit Kennzeichnung der historischen Persönlichkeiten) und interessante Anmerkungen des Autors ergeben ein rundum zufriedenstellendes Paket, wie ich es mir für historische Romane wünsche.

Mit dem zweiten Band seiner Robin-Hood-Reihe konnte mich der Autor wieder überzeugen, spannende Erzählung und gute Recherche ergeben einen sehr lesenswerten Roman. Volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für Freunde historischer Romane.

Veröffentlicht am 01.09.2018

Interessante Einführung in die Buchreihe

Die Welt des Commissaire Le Floch
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Dieses (kostenlose) Ebook ist eine Einführung in die Reihe um Commissaire Le Floch, die seit 2017 auch auf Deutsch erscheint. Es befasst sich sehr umfangreich mit der Zeit, in der die Reihe spielt, enthält ...

Dieses (kostenlose) Ebook ist eine Einführung in die Reihe um Commissaire Le Floch, die seit 2017 auch auf Deutsch erscheint. Es befasst sich sehr umfangreich mit der Zeit, in der die Reihe spielt, enthält außerdem Informationen über den Autor, zwei Interviews mit ihm, und eine Leseprobe des ersten Bandes der Reihe.

Bereits die Ausführungen über den Autor und seine Arbeitsweise sind sehr interessant, man sieht, mit wie viel Wissen und ausführlicher Recherche er schreibt. Auch zum historischen Paris des 18. Jahrhunderts enthält das Ebook fesselnde Schilderungen, es wird auf verschiedene Themen eingegangen, z. B. Polizeiapparat, Alltagsleben, sanitäre Verhältnisse, Tafelfreuden, dabei wird immer wieder der Bezug zu einzelnen Bänden der Reihe hergestellt und die Lust geweckt, sie zu lesen. Anschaulich werden die Ausführung mit insgesamt 12 historischen Abbildungen illustriert, außerdem enthält das Ebook eine Zeittafel und eine Karte.

Wer mit dem Gedanken spielt, die Reihe zu lesen, oder einfach nur neugierig ist, findet hier eine interessante Sammlung, die man auch lesen kann, wenn einen einfach nur die Zeit interessiert. Für mich ist das Ebook eine gute Einführung in die Reihe, der erste Band ist bereits in meinem Besitz, und wird sicher bald gelesen. 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 24.08.2018

Anschaulich und mit viel Liebe zu den Charakteren erzählt

Ein unvergänglicher Sommer
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Richard Bowmaster muss trotz des Schneesturms mit seinem Kater zum Tierarzt und ein kleiner Moment der Unachtsamkeit führt zu einem Auffahrunfall, der mehr Konsequenzen hat, als zu erwarten war – nicht ...

Richard Bowmaster muss trotz des Schneesturms mit seinem Kater zum Tierarzt und ein kleiner Moment der Unachtsamkeit führt zu einem Auffahrunfall, der mehr Konsequenzen hat, als zu erwarten war – nicht nur Richard, sondern auch zwei aus Lateinamerika stammende Frauen erwartet eine Leiche und ein Trip in die Vergangenheit.

Bereits mit der ersten Seite entwickelt der Roman eine Sogwirkung, die Autorin erzählt sehr anschaulich, der New Yorker Winter sorgt auch beim Leser für Gänsehaut, und mit viel Liebe zu ihren Charakteren. Diese, vor allem aber die drei Protagonisten werden bis in ihr Innerstes durchleuchtet, und kommen dem Leser entsprechend sehr nahe. Man erfährt nicht nur etwas über ihr momentanes Leben sondern bereist auch ihre Vergangenheit, die bei allen dreien nach Lateinamerika führt.

Während Richard nur einige Jahre in Brasilien verbrachte, sind die beiden Frauen dort geboren, und sind damit auch mit den Geschichten ihrer Länder verbunden. Evelyn Ortega stammt aus Guatemala und hat dort Entsetzliches erlebt, so dass sie sich zur Flucht in die USA entschloss und dort als „Illegale“ lebt. Lucía Maraz stammt aus Chile, auch ihre Familie musste Opfer bringen, nun lehrt sie als Gastdozentin an der Universität in New York. Isabel Allende wäre nicht Isabel Allende, würde sie nicht auch Sozial- und Politikkritisches in ihren Roman einfließen lassen, schließlich kommt ihr Familienname nicht von ungefähr.

Die drei Protagonisten bekommen jeder ausreichend Raum, durch regelmäßige Perspektivewechsel erfahren wir ihre Geschichten, immer wieder kehrt die Autorin auch zum aktuellen Geschehen zurück. Auch hier gibt es interessante Entwicklungen und am Ende eine gelungene Lösung des „Problems“. Der Epilog hält dann noch eine Überraschung bereit, allerdings wahrscheinlich nicht für jeden Leser, auch ich hatte bereits Vermutungen in diese Richtung.

Isabel Allende hat mich schon vor Jahren mit ihrem „Geisterhaus“ begeistert, doch in den letzen Jahren habe ich nichts mehr von ihr gelesen – bis jetzt. Und wieder konnte sie mich packen und begeistern. Ihr neuestes Buch „Ein unvergänglicher Sommer“ ist Charakterstudie, Geschichtslektion, Gesellschaftskritik und Krimi in einem, dazu spannend erzählt. Man muss sich auf den Roman einlassen, dann kann man ihn am Ende auch zufrieden wieder zuklappen. Volle Punktzahl und eine absolute Leseempfehlung!