Nach langem Warten hat meine Online - Bibliothek endlich das E-Book bekommen. Ich war ja schon so begeistert von „Mondprinzessin” und „Wir fliegen, wenn wir fallen”, aber in „Die Stille meiner Worte” hat sich Ava Reed noch einmal komplett übertroffen.
Hannah hat Izzy verloren. Ihre Zwillingsschwester. Jeden Tag, wenn sie in den Spiegel sieht, sehen sie und ihre Eltern Izzy. Und weil noch viel mehr passiert ist, als Izzys Tod, schweigt Hannah seitdem - und schreibt Izzy Briefe, um sie danach zu verbrennen. Um nicht mehr wie ihr Zwilling auszusehen, färbt sie sich die Haare und lässt sie abschneiden. Ihre Eltern sind vollkommen überfordert und melden sie beim St. Anna Internat an, wo andere Jugendliche ähnliche Päckchen zu tragen haben. Deshalb denkt Hannah, dass ihre Eltern sie von sich wegstoßen wollen - und fällt in ein tiefes Loch. Bis sie im dem Kennenlern - Camp Sarah kennenlernt, die Angst vor der Dunkelheit hat. Bis sie Levi kennen lernt, der ihr hilft, ihre eigene Sprache wieder zu finden, obwohl er selbst genug Probleme mit seinem Bruder und seiner Mutter hat...
Dieses Buch ist eines der tiefgründigsten, das ich je gelesen habe. Hannah muss lernen, mit ihrer Trauer umzugehen, zu akzeptieren, dass man Izzy nicht zurückholen kann. Sie weiß, dass man irgendwann mal sterben muss, aber sie hätte sich mehr Zeit mit Izzy und andere Umstände für ihren Tod gewünscht. Levi hilft ihr dabei, es zu verarbeiten. Erst möchte Hannah seine Hilfe nicht, weil Levi glaubt, die ganze Wahrheit zu kennen - was er allerdings nicht tut, denn dann würde er nach Hannahs Meinung sie nicht einmal mehr ansehen. Trotzdem überwindet sie sich und realisiert, dass das St. Anna keine einfache Irrenanstalt ist, sondern eine große Familie, in der jeder sein Päckchen zu tragen hat. Zwar werden diese Päcken nie weg sein, aber sie können kleiner werden, wenn man sich damit befasst oder darüber redet. Es gibt sehr viele Denkanstöße für einen selbst, was man selbst in der Situation tun würde. Ich persönlich habe ein paar Tränen mehr vergossen, weil ich sehr gut weiß, wie es ist, mit Trauer umgehen zu müssen, besonders, wenn man niemanden zum Reden hat, weshalb das Buch mich einerseits sehr traurig, gemacht hat, andererseits mir aber auch Mut gemacht hat, mit anderen zu reden und nicht immer alles in sich hinein zu fressen.
Avas Schreibstil ist sehr emotional und nachdenklich - aus Hannahs sowie aus Levis Perspektive. Dafür, dass das Buch vergleichsweise so dünn ist, hat sie es geschafft, mit wenigen Worten sehr viel auszudrücken. Jeder kann selbst seine Lehren aus dem Buch für sich ziehen, wie ich oben beschrieben habe. Das einzige, was mir nach dem schönen Ende noch gefehlt hat, ist ein Kuss zwischen Hannah und Levi, aber trotzdem bin ich mehr als zufrieden mit Ava's neuestem Werk. Der „Hype” um dieses Buch ist meiner Meinung nach vollkommen begründet.
Dieses Buch ist mehr als nur auf Papier gedruckte Worte. Auch wenn es relativ dünn ist, hat Ava es geschafft, mich total in Hannah und Levi hineinzuversetzen und zu fühlen. Ich persönlich habe viele Lehren und Denkanstöße aus den Worten hinausgezogen und würde jedem empfehlen, dieses Buch einmal zu lesen. Es ist definitiv ein Literarisches Meisterwerk für mich, und ich denke, ich werde es noch des öfteren noch einmal lesen.