Profilbild von Schugga

Schugga

Lesejury Star
offline

Schugga ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Schugga über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.09.2018

Zauberhafte Abenteuer im 20. Jahrhundert

Das Glück des Zauberers
0

Pahroc hat in seinem langen Leben viel erlebt – mehr, als so manch einer glauben möchte. Denn Pahroc gehört zu den besonderen Menschen, die mit der Fähigkeit des Zauberns geboren wurden. Eine Fähigkeit, ...

Pahroc hat in seinem langen Leben viel erlebt – mehr, als so manch einer glauben möchte. Denn Pahroc gehört zu den besonderen Menschen, die mit der Fähigkeit des Zauberns geboren wurden. Eine Fähigkeit, die natürlich geheim gehalten werden muss, um nicht unnötig in Schwierigkeiten zu geraten. Als er im Alter von 106 Jahren die ersten Anzeichen dieser Gabe bei seiner neugeborenen Enkelin Mathilda entdeckt, beginnt er, Briefe an sie zu schreiben, welche sie als Erwachsene erhalten soll und in denen er von seinem bisherigen, aufregenden Leben und den verschiedenen Fähigkeiten der Zauberkunst berichtet.
„Das Glück des Zauberers“ ist eine wunderschöne Reise durch das 20. Jahrhundert. Pahroc erzählt von seinen Erlebnissen, welche teilweise von großen Ereignissen der Geschichte überschattet oder gar mit diesen kombiniert wurden. Wie er nach und nach neue Zaubertricks erlernte (durch Wände gehen, sich verwandeln, die „Lange Hand“ machen), welche manchmal erst ab einem bestimmten Alter möglich wurden. Wie seine geheime Gabe ihm manchmal durchs Leben half, insbesondere zu Kriegszeiten. Aber auch die Liebe kommt nicht zu kurz. Und natürlich hat Sten Nadolny, inspiriert von Kurt Kusenbergs Roman „Zwist unter Zauberern“, Pahroc einen Zauberer als Gegner kreiert, welcher ihm immer wieder das Leben unnötig schwer machte.
Die Erzählungen sind eine bunte Mischung aus spannenden, schönen, aufregenden, amüsanten, aber auch gefährlichen Momenten. Jeder seiner Briefe hat zudem einen Zaubertrick als Thema, welchen er im beschrieben Zeitraum erlernte, und warnt hier und da vor Fehlern, welche Mathilda beim Zaubern vermeiden sollte. Dass er ein sympathischer Mensch mit Humor ist, wird einem beim Lesen der Briefe schnell klar.Und so war es für mich ein regelrechter Genuss, mit Pahroc durch das 20. Jahrhundert zu reisen, die vergangene Zeit mit einem philosophischen ebenso wie mit einem humorvollen Auge zu betrachten und Abenteuer eines Zauberers zu erleben, die natürlich stets im Geheimen abliefen.
Nachdem ich das Buch bei einer Lesung des Autos kennenlernte, in welcher Sten Nadolny Auszüge von Pahrocs Briefen vorlas, war mir schnell klar, dass ich mir die Briefe von Zauberer Pahroc vorlesen lassen möchte, um sie besser auf mich wirken zu lassen. So griff ich zum Hörbuch, welches in der ungekürzten Fassung wirklich hervorragend gesprochen wird und somit zum regelrechten Hörgenuss wurde, welchen ich jedem uneingeschränkt ans Herz legen möchte.

Veröffentlicht am 08.09.2018

Wolfshund Oberon darf Sherlock Holmes spielen

Oberons blutige Fälle
0

Wolfshund und Sherlock Holmes-Fan Oberon sieht seine Chance, als erfolgreicher Schnüffler im wahrsten Sinne des Wortes zu glänzen, als er erfährt, dass in letzter Zeit teure Zuchthunde spurlos verschwanden. ...

Wolfshund und Sherlock Holmes-Fan Oberon sieht seine Chance, als erfolgreicher Schnüffler im wahrsten Sinne des Wortes zu glänzen, als er erfährt, dass in letzter Zeit teure Zuchthunde spurlos verschwanden. Gemeinsam mit seinem "Hausdruiden" Atticus begibt er sich auf Spurensuche. Als er anschließend einen Toten entdeckt, der Atticus zum Verwechseln ähnlich sieht, schlittern sie sogar umgehend in einen zweiten Kriminalfall.
Das Buch ist ein Spin off zu Kevin Hearns erfolgreicher Serie "Die Chronik des Eisernen Druiden". Ich muss gestehen, die Serie bisher nicht zu kennen. Ein Krimi aus der Sicht eines Hundes, der zugleich Filmnerd und Sherlock-Fan ist, machte ich jedoch neugierig. Deswegen entschloss ich mich, das Pferd von hinten aufzuzäumen und mich über das Spin off an die Serie heran zu tasten.
Oberon ist der Wolfshund des irischen Druiden Atticus. Atticus ist 21 - Jahrhunderte alt! Sieht aber aus wie ein junger Mann und fällt somit nicht weiter auf. Die beiden können sich mental unterhalten, über magisch miteinander vernetzte Bäume schnell von Ort zu Ort reisen und noch einiges mehr. Da ich die Serie nicht kenne war ich umso erfreuter, dass sich der Roman trotzdem problemlos lesen lässt. Zwar gibt es einige Anspielungen zu Geschehnissen in der Serie, doch sind diese so verpackt, dass ich auch ohne Vorwissen problemlos durch das Buch kam.
Sehr gut gefiel mir der Wortwitz, mit welchem das Buch geschrieben ist. Vor allem die Dialoge zwischen Oberon und Atticus ließen mich häufig schmunzeln und machten mich neugierig auf die Serie. Überhaupt sind die beiden sehr sympathisch. Atticus ist schlagfertig und hat so einiges auf dem Kasten. Oberon hat definitv ein Problem mit Zahlen und Mengeneinheiten, was immer etwas drollig wirkt. Auch ist seine Sicht auf die Unstimmigkeiten der Menschen, was Begriffe angeht, immer wieder amüsant zu lesen. Als Filmnerd bleiben zudem Anspielungen auf Filme und Serien nicht aus. Oberons Vorteil ist, dass er bei "seinen" Ermittlungen typisch Hund sein darf, während die beiden ihre Ermittlungen durchführen. Nebenbei erfährt man, warum Eichhörnchen das Böse auf vier Pfoten sind und wie wichtig gutes Essen ist. Ebenso kommt dem auf dem Cover abgebildeten Boston Terrier Starbuck eine nicht unwichtige Rolle bei den Ermittlungen zu.
Oberons blutige Fälle ist auf jeden Fall ein sehr amüsant-unterhaltsames Fantasy-Buch mit einem hundenasigen Ermittler und seinem Druiden, welches zugleich einen Einblick in die Hauptserie des Eisernen Druiden gibt.

Veröffentlicht am 08.09.2018

Die böse Seite der Märchenwelt

Mundus Perditus
0

Vernita traut ihren Augen nicht: Mitten in New Rise City steht auf einmal ein riesengroßer, undurchdringlicher Wald. Wie magisch wird die junge Polizistin von diesem angezogen - und steht plötzlich Rotkäppchen ...

Vernita traut ihren Augen nicht: Mitten in New Rise City steht auf einmal ein riesengroßer, undurchdringlicher Wald. Wie magisch wird die junge Polizistin von diesem angezogen - und steht plötzlich Rotkäppchen gegenüber. Das letzte, woran sie sich erinnert, als sie Tage später im Krankenhaus erwacht, sind diese dämonischen Augen. New Rise City hat sich in der Zwischenzeit in einen blutigen Albtraum verwandelt. Und Vernita wird bereits von jemandem erwartet...
Die Beschreibung des Romans hatte mich sofort neugierig gemacht: Eine Märchenadaption, bei der es blutig wird? Wunderbar, her damit! Beim Lesen stellte ich begeistert fest, dass es nach einer kurzen Einleitung auch schon gleich in die Vollen geht. Die Autorin hat sich nicht mit langwierigen Einleitungen aufgehalten sondern schmeißt die Protagonistin sofort ins Abenteuer. Vernita ist tough, aber sympathisch. An ihrer Seite steht Ruiz, ein Dämonenwächter der vergessen Welt, welcher den geheimnisvollen Kampf-Dämon Marno dabei hat. Gemeinsam nehmen sie den Kampf gegen die Dämonen auf, welche in Gestalt von Märchenfiguren die Bewohner von New Rise City regelrecht abschlachten.
Der Roman ist wirklich sehr spannend und unterhaltsam geschrieben. Es gibt Wortwitz, schwarzen Humor - und es ist verdammt blutig. Keine Sorge, es gibt keine ekligen Horrordetails, bei denen einem schlecht wird beim Lesen. Aber die Grundstimmung ist schon recht düster und gefährlich. Mir gefiel die Idee, was es mit den Märchendämonen auf sich hat, welch ungeahnte magische Rolle Vernita im Kampf gegen die Dämonen einnimmt und wie sich eine kleine Gruppe zusammenfindet, um die Stadt aus den Klauen des Grauens wieder zu befreien. Dabei war mir jeder aus dem Team auf seine eigene Art sympathisch und verlieh dem Ganzen den gelungenen Pep. Optisch aufgewertet wird das Buch durch ein paar Zeichnungen passend zur Story. Märchenkitsch wird man in diesem Roman allerdings vergeblich suchen.
Mundus Perditus ist definitiv eine völlig andere Märchenadaption: Spannend, blutig, schleimig - und mit ausreichend Humor an den richtigen Stellen. Eine fesselnde Story, spannend bis zur letzten Seite. Eine absolute Leseempfehlung von mir.

Veröffentlicht am 30.08.2018

Eine Geschichte voller Geschichte

Königskinder
0

Wie vertreibt man sich die Zeit, wenn man durch Eigenverschulden über Nacht im Schneetreiben liegen bleibt? Man erzählt sich eine Geschichte. Und so erzählt Max seiner Frau Tina, wie sich vor rund 240 ...

Wie vertreibt man sich die Zeit, wenn man durch Eigenverschulden über Nacht im Schneetreiben liegen bleibt? Man erzählt sich eine Geschichte. Und so erzählt Max seiner Frau Tina, wie sich vor rund 240 Jahren der Greyerzer Hirte Jacob in Marie verliebte, Tochter eines reichen Bauern. Und wie das Schicksal den beiden immer wieder Steine in den Weg legte, zueinander zu finden. Ähnlich den beiden Königskindern im Märchen.
Das Buch ist geschrieben wie eine Geschichte in einer Geschichte. Da ist zum Einen das Ehepaar Tina und Max, welches sich gern auf harmlose Art über Nichtigkeiten streitet und mich dabei ein wenig an Loriot erinnerte. Ein gelungenes Beispiel von "was sich liebt, das neckt sich". Und dann sind da Marie und Jacob, welche sich kurz vor der französischen Revolution ineinander verlieben, sich jedoch dank Maries Vater, der in Jacob lediglich einen Hirtentrampel sieht, immer wieder für längere Zeit aus den Augen, nicht jedoch aus dem Herzen verlieren.

"Schloss Versailles sieht aus wie abgebrannt. Und es riecht auch so. Wie ein abgebranntes Scheißhaus." (Zitat S. 108)

Die Geschichte um Marie und Jacob, welche Max als wahre Begebenheit verkauft, ist nicht nur sehr unterhaltsam erzählt, sondern vor allem auch mit wahren, historischen Ereignissen gespickt, welche teilweise mit ungewöhnlichen Details aufwarten. Zudem sind mir Marie und Jacob recht schnell sympathisch geworden, so dass ich ihr Schicksal zu den beginnenden Wirren der Französischen Revolution wirklich gerne las.
Eine sehr schöne, lebendige Geschichte um zwei Menschen, denen zu Beginn der französischen Revolution wie den Königkindern das Zusammensein lange Zeit nicht vergönnt war, versehen mit wundervollen, teils aussergewöhnlichen historischen Details.

Veröffentlicht am 28.08.2018

Vier Aussenseiter im Kampf gegen Bestie (und) Mensch

Bestias
0

Mörderische Bestien kamen einst über die Welt und brachten den Tod für den Großteil der Menschheit. Davon berichten die Bestien-Chroniken, von mutigen Überlebenden aufgezeichnet. Einzig in der Stadt Kol ...

Mörderische Bestien kamen einst über die Welt und brachten den Tod für den Großteil der Menschheit. Davon berichten die Bestien-Chroniken, von mutigen Überlebenden aufgezeichnet. Einzig in der Stadt Kol lebt man durch eine magische Kuppel geschützt vor diesen Kreaturen, während ausserhalb der Stadt weiterhin Menschen ums Überleben kämpfen. Doch auch in der scheinbar sicheren Metropole ist das Leben nicht ungefährlich, denn der größte Feind ist immernoch der Mensch. Dies ist die Geschichte von vier Aussenseitern, welche im Kampf gegen das Böse antreten...
Bestias ist der erste Teil einer Trilogie um die Bestien-Chroniken. Nach und nach lernt man die Hauptfiguren kennen, deren Schicksale sich schon bald in der Metropole Kol kreuzen werden. Da wäre zum einen das Straßenkind Tarl, den man nicht nur als Leser einfach gern haben muss. Die Magistudentin Ceres, der ihr Stottern einen gewaltigen Strich durch die Karriere zieht. Barbar Balger, welcher ausserhalb von Kol lebt und schlauer ist als so manch ein Stadtbewohner. Und Magnus, bei dem die Schicksale der vier Helden schon bald zusammenlaufen. Sehr interessant fand ich, wie vor jedem Kapitel ein Auszug aus den Bestien-Chroniken nach und nach schilderte, wie alles begann, wie die Bestien das Grauen über die Menschen brachten und die Chronisten in die Stadt Kol flüchteten, in welcher sie sich anfangs sicher glaubten. Das war deutlich interessanter zu lesen als ein Prolog vorweg. Zudem fiel mir positiv auf, dass der Autor sich nicht allzu lang mit Beschreibungen der Umgebung aufhielt sondern vielmehr Andeutungen und Schlüsselworte benutzte, insbesondere, um geschickt eine Vorstellung der Stadt Kol im Kopf des Lesers entstehen zu lassen. Dies ist ihm für meinen Geschmack hervorragend gelungen, so dass Greg Walters sich mehr auf die Handlung statt auf die Beschreibung von Stadt und Land konzentrieren konnte. Und Handlung gibt es bereits im ersten Band jede Menge. Die vier Helden wachsen nach und nach zu einem Team zusammen und müssen mehrmals um ihr Leben bangen. Ebenso lernt man die verschiedenen Monsterarten kennen, wobei das fünfte Monster - neben dem Monster Mensch - das gefährlichste ist. Mir hat die Mischung aus Macht und Intrigen, Vertrauen und Verrat, Magie und Gefahr sehr gut gefallen und ich bin gespannt, was die Freunde im nächsten Teil der Trilogie erwarten wird.