Packende Familiensaga
Die Schwestern von Applecote ManorWeil sich ihre exzentrische Mutter auf den Weg nach Afrika macht, müssen die Schwestern Flora, Pam, Margot und Dot 1959 kurzerhand zu ihrer Tante und ihrem Onkel in die Cotswolds ziehen. Doch auf Applecote ...
Weil sich ihre exzentrische Mutter auf den Weg nach Afrika macht, müssen die Schwestern Flora, Pam, Margot und Dot 1959 kurzerhand zu ihrer Tante und ihrem Onkel in die Cotswolds ziehen. Doch auf Applecote Manor herrscht eine mysteriöse Stimmung, seit vor fünf Jahren ihre Cousine Audrey verschwunden ist.
50 Jahre später stößt Jessie auf das ländliche Anwesen und verliebt sich sofort in die alten Gemäuer. Von diesem Augenblick an setzt sie sich in den Kopf, das Haus zu kaufen und mit ihrem Mann Will und den beiden Töchtern, Bella und Romy, von London aufs Land zu ziehen.
Schon das erste Buch der Autorin war für mich ein riesiges Highlight, umso erfreuter war ich, dass mir der blanvalet Verlag ihr neues Buch zur Rezension zur Verfügung gestellt hat. Ein ganz großes Dankeschön dafür. Ich habe auch diesen Roman wieder regelrecht verschlungen und bin einfach begeistert.
Wieder einmal bekommt man die Geschichte hier in zwei verschiedenen Zeitebenen und aus verschiedenen Erzählperspektiven erzählt. Dabei ist der Schreibstil etwas gewöhnungsbedürftig und man muss sich beim Lesen schon etwas konzentrieren, denn die Autorin schreibt mit recht langen und teils verschachtelten Sätzen recht ausführlich und plastisch.
Dennoch konnte mich die Geschichte von der ersten Seite an packen und in ihren Bann ziehen. Und obwohl die Handlung sich eher langsam entwickelt, wollte ich immer wissen, wie es weiter geht. Erst recht spät wird man mit den Geheimnissen der Familie Wilde konfrontiert und auch die Probleme in Jessies Familie kommen eher langsam ans Licht. Trotzdem steigert sich die Spannung von Seite zu Seite und ich konnte das Buch schon bald kaum noch zur Seite legen. Dazu kamen die Cliffhanger an den Enden der Kapitel und dass es dann jeweils mit der anderen Perspektive weiter ging. Eve Chase hat es geschafft, mich in die Welt der vier Geschwistern genauso hinein zu ziehen, wie in die von Jessie und ihrer Familie. Sie beschreibt auf eine wunderbar lesenswerte Art, wie Mädchen langsam erwachsen und mit der ersten Liebe konfrontiert werden, und wie Geschwister zusammen halten. Auf der anderen Seite ist da aber auch die Familie von Jessie, die nicht so gefestigt scheint, wie es aussieht und Jessie selbst, die immer mehr an sich und ihrer Ehe zweifelt. Ich habe es wirklich sehr genossen, diese beiden Erzählstränge zu verfolgen. Außerdem mochte ich das Setting super gern und solch alte Anwesen sind eigentlich immer mysteriös und interessant, so auch hier. Die Auflösung der Geschehnisse von 1959 ist dann zwar nicht wahnsinnig originell, dennoch mochte ich sie und ich fand vor allem, dass sie authentisch ist. Und gerade das Ende des Romans war noch einmal richtig herzerwärmend und emotional.
Auch die einzelnen Charaktere und deren Entwicklung mochte ich sehr. Einerseits haben wir hier die vier Schwestern, die komplett unterschiedlich sind und doch eine Einheit bilden, die langsam auseinander zu brechen droht. Dabei wird die Vergangenheit aus der Sicht der 15-jährigen Margot erzählt, die immer wieder an ihrer Durchschnittlichkeit zu knabbern hat, sich aber dennoch nicht unterkriegen lässt. Noch viel interessanter fand ich allerdings die Familienkonstellation von Jessie, Will und den beiden Töchtern. Denn Bella ist nicht Jessies leibliche Mutter und so kommt es zu Konflikten, bei denen man nie so richtig weiß, auf wessen Seite man ist. Letztendlich leiden nämlich beide darunter.
Ich kann nur sagen, dass Eve Chase es geschafft hat, mich mit ihrer Geschichte in eine andere Zeit und in eine andere Umgebung zu entführen. So bin ich förmlich in die Handlung eingetaucht und konnte kaum noch daraus auftauchen. Wer also spannende und herzerweichende Familiengeschichten liebt, der sollte unbedingt zu diesem Buch greifen.