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Veröffentlicht am 23.09.2018

Jesus, der Mann, der in kein Schema passt

Faszination Jesus
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Jesus, der Mann, der in kein Schema passt

Im vorliegenden Buch, bei dem es sich um eine leicht überarbeitete und aktualisierte Version aus dem Jahr 2005 handelt, versuchen die beiden Autoren, den Vorurteilen ...

Jesus, der Mann, der in kein Schema passt

Im vorliegenden Buch, bei dem es sich um eine leicht überarbeitete und aktualisierte Version aus dem Jahr 2005 handelt, versuchen die beiden Autoren, den Vorurteilen und dem Halbwissen über Jesus entgegenzutreten. Der Hauptteil wurde von Dr. Roland Werner verfasst und beschäftigt sich mit der Frage danach, wer Jesus ist und was er mit uns zu tun hat. Der knapp über siebzig Seiten zählende Anhang wiederum stammt von Dr. Guido Baltes und behandelt Themen von theoretischem Interesse. Aufgrund der kleinen, eng beschriebenen Seiten und der großen Menge an theoretischem Inhalt stellte das Buch keine einfache Lektüre dar. Es ist den Autoren hervorragend gelungen, das Wissen über Jesus zusammenzutragen und sie bieten ihren Lesern eine unglaubliche Vielfalt an Informationen und Sichtweisen – dieses Buch zeugt von akribischer Recherche und höchst umfangreichem Hintergrundwissen. So geht Dr. Roland Werner beispielsweise auf die verschiedenen Jesusbilder ein, nimmt die Berichte römischer Geschichtsschreiber unter die Lupe, beleuchtet die Darstellung Jesu in den Evangelien, beschäftigt sich mit Aspekten seiner Lehre, seines Wirkens, seines Lebens und Sterbens. Er geht auf die Gleichnisse, die Wunder und Heilungen ein, schreibt über die Bedeutung des Fischsymbols ICHTHYS (Jesous Christos THeou Yios Soter) und über die grausamste Hinrichtungsart der Antike: das Kreuz und die Kreuzigung als Methode, wie man einen Menschen so brutal und langsam wie möglich zu Tode foltern kann.

„Wenn wir die Faszination, die vom Leben Jesu ausgeht, richtig verstehen wollen, kommen wir nicht an seinem Tod am Kreuz vorbei.“

„Die Menschwerdung Gottes, die Inkarnation, ist die Grundlage für Kreuz und Auferstehung.“


Im von Dr. Guido Baltes verfassten Anhang schreibt der Autor über die Quellen, die uns von Jesus berichten, die Überlieferungen, beginnend mit jenen durch Jesu Jünger nach seinem Tod. Dr. Baltes schließt auch die Geschichte des Saulus aus Tarsus mit ein, der als Sonderbevollmächtigter des Hohen Rates für die Verfolgung der christlichen Gemeinden unterwegs war und während dieser religionspolizeilichen Mission eine Begegnung mit dem auferstandenen Jesus hatte. Eine Begegnung, die sein Leben komplett verändert hat. Besonders die Informationen zu den Verfassern der Evangelien aus alten, historischen Quellen sowie den Evangelien selbst, die Handschriftenfunde, apokryphe Evangelien und dem lange währenden Kampf um die Schriftrollen aus Qumran als sensationellsten Fund antiker Handschriften alter Zeiten fand ich in hohem Maße interessant. Den Abschluss dieses informativen Anhangs bilden Aussagen außerbiblischer/nichtchristlicher Quellen und Hinweise auf Jesus, dem Tag seiner Kreuzigung, die Ereignisse am Pfingstfest 30n. Chr. Und das frühe Christentum.

Fazit: Obgleich die Lektüre „Faszination Jesus“ eine gewissen Aufwand an Zeit und hohe Konzentration erforderte, lieferte sie mir eine höchst anregende und äußerst informative Zusammenfassung der bekannten Fakten zu Jesus. Ich kann dieses Buch uneingeschränkt weiterempfehlen.







Veröffentlicht am 13.09.2018

Unser Respekt gegenüber Gottes Schöpfung

Schweineglück & Lebenslust
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Unser Respekt gegenüber Gottes Schöpfung

„Gibt es eine biblisch „richtige“ Art der Haltung und Zucht von Nutztieren? Ich gehe ganz schlicht davon aus, dass alles, was Tiere ehrt und respektiert, richtig ...

Unser Respekt gegenüber Gottes Schöpfung

„Gibt es eine biblisch „richtige“ Art der Haltung und Zucht von Nutztieren? Ich gehe ganz schlicht davon aus, dass alles, was Tiere ehrt und respektiert, richtig ist und alles, was Tiere mit Maschinen und Gebrauchsgegenständen gleichsetzt, falsch ist.“ (Joel Salatin)

Der Amerikaner Joel Salatin ist nicht nur Öko-Farmer, Dozent und Buchautor, sondern auch bekennender Christ. Er wendet sich in seiner aktuellen Neuerscheinung in erster Linie an Christen und offenbart seiner Leserschaft damit sein Plädoyer gegen den gedankenlosen Umgang mit der Schöpfung. Auf knapp dreihundert Buchseiten äußert er seine Gedanken zu einem Landwirtschaftssystem, das Gottes Vorgaben in der Bibel entspricht. Seine Art, eine Farm zu betreiben, widerspricht den gängigen Vorstellungen der Nahrungsmittelindustrie und der Chemiekonzerne, deren Methoden er strikt ablehnt. In seinen Ausführungen erzählt er von seiner Art, Nutztiere zu halten, und seine Vorstellungen eines Bauernhofes und die Umsetzung dieser Visionen in seinem eigenen Betrieb haben mich fasziniert und zutiefst beeindruckt.

Joel Salatin veranschaulicht die schrecklichen Bedingungen, in denen Schweine und Hühner in industriellen Mastanlagen ihr kurzes Leben ertragen müssen. Im Gegensatz dazu zeigt er seinen völlig konträren Weg auf.

Als Christ ist es ihm ein großes Anliegen, auf die Aussagen über Tierrechte und Anweisungen zum Umgang mit Tieren in der Bibel hinzuweisen. Er schreibt über Gottes Ordnung, gentechnisch veränderte Organismen, gewährt hoch interessante Einblicke in die Welt der Tiere und Pflanzen und sogar kleinster, nicht mit freiem Auge sichtbarer Organismen. Salatin erläutert das Prinzip der Permakultur, kommt auf die Ernährung zu sprechen und plädiert für eine verantwortungsvolle Nutzung des Wassers. Auch die Vermarktung und die Zustände in Massentierhaltungseinrichtungen sind Themen dieses Buches. Der Autor warnt nachdrücklich vor Unkrautvernichtungsmittel, die für Mensch und Umwelt tödliche Gifte darstellen. In laufenden Berichten über seine Art und Weise, eine Farm zu betreiben, gewährt er viele Einblicke in den Alltag eines Öko-Farmers und begeisterte mich mit im Prinzip sehr einfachen, aber wirkungsvollen Methoden. Joel Salatin ist der Meinung, dass „unsere Einstellung gegenüber Tieren ein direkter Ausdruck unserer Haltung gegenüber anderen Menschen und Gott“ darstellt und erläutert seine Ansichten sehr ausführlich.

„Würde ich als Tier so leben wollen?“ Salatin stellt diese einfache Frage direkt und offen – und ehrlich gesagt hegte ich nach der Beschreibung der furchtbaren Zustände in Legebatterien und Massentierhaltungsstätten den Wunsch, die Öko-Farm dieses brillanten Mannes selber besichtigen zu dürfen, der einen vollkommen gegensätzlichen Weg eingeschlagen hat.

Fazit: „Schweinglück & Lebenslust“ war für mich persönlich eine sehr emotionale Lektüre. Aufgrund meiner lebhaften Vorstellungskraft konnte ich die im Buch beschriebenen drastischen Zustände und fürchterlichen Misshandlungen der Tiere beinahe hautnah miterleben, was mich das ganze Buch über stark belastete. Dennoch empfand ich den Wunsch, aus der Erstarrung aufzuwachen und meine Haltung zu verändern. Meiner Ohnmacht angesichts der riesigen Konzerne, die den Nutztieren unendliches Leid zufügen, steht nun eine kleine Hoffnung gegenüber: nämlich die Hoffnung, dass es auf dieser Welt weitere Menschen wie diesen amerikanischen Farmer gibt, die nicht mehr zusehen können, wie Gottes Schöpfung misshandelt und ausgenutzt wird. „Wann ist Essen kein Essen mehr? Und würde ich als Tier so leben wollen?“ Drastische Fakten und unbequeme, direkte Fragen, auf die der Autor wohl überlegte Antworten hat. Joel Salatin lebt seine Überzeugungen und Visionen – und hat großen Erfolg damit. Es bleibt zu hoffen, dass er Nachahmer findet und er viele Menschen mit seinem Buch erreicht, damit es endlich zu einem Umdenken kommt und ein bewusster und respektvoller Umgang mit unseren pflanzlichen und tierischen Ressourcen irgendwann zur Selbstverständlichkeit wird.



Veröffentlicht am 08.09.2018

Die Frauen von Ivy Cottage

Die Frauen von Ivy Cottage
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Die Frauen von Ivy Cottage

„Was ist besser: eine echte, wunderschöne Rose, lange verblasst, aber niemals vergessen – oder ein verlockender Ersatz, der für immer zu halten verspricht?“

Julie Klassen ...

Die Frauen von Ivy Cottage

„Was ist besser: eine echte, wunderschöne Rose, lange verblasst, aber niemals vergessen – oder ein verlockender Ersatz, der für immer zu halten verspricht?“

Julie Klassen präsentiert mit „Die Frauen von Ivy Cottage“ den zweiten Band aus einer Reihe, dessen Handlung in Ivy Hill im England des Jahres 1820 spielt und den Leser mit einigen bekannten Figuren aus dem Vorgängerbuch konfrontiert.

In diesem Nachfolgeband konzentriert sie sich zum einen auf die Gastwirtin Jane Bell, eine junge Witwe adeliger Herkunft, die langsam aus ihrer tiefen Trauer um ihren verunglückten Ehemann John erwacht. Der Betrieb der Poststation, ihre Gäste, das Personal und auch ihre frisch verheiratete Schwiegermutter Thora, die bereits im ersten Band eine wichtige Rolle spielte, bewahren sie davor, Einsamkeit zu verspüren. Doch dennoch hat Jane bestimmte tragische Ereignisse in der Vergangenheit noch immer nicht überwunden.

Janes Freundin Mercy Grove ist die zweite Protagonistin dieses Buches. Die herzliche, jedoch eher unansehnliche Frau aus adeligem Hause empfindet das Unterrichten als ihre Berufung. Mercy machte ihre Leidenschaft zu ihrem Beruf, indem sie im Ivy Cottage eine Mädchenschule gründete. Es ist zudem ihr großes Bestreben, auch finanziell benachteiligten Kindern Schulbildung zu ermöglichen und ihre Vision einer Wohlfahrtsschule Wirklichkeit werden zu lassen.

Mit der verarmten Adeligen Rachel Ashford präsentiert Julie Klassen ihre dritte Hauptfigur – eine zurückhaltende und reservierte junge Engländerin, die sich mit ihrer veränderten Lebenssituation nach dem finanziellen Ruin ihres Vaters mittlerweile arrangiert hat. Sie lebt bei Mercy Grove und ihrer Tante Mathilda auf Ivy Cottage und der Plan, mit der umfangreichen Büchersammlung ihres verstorbenen Vaters eine Leihbibliothek zu gründen, nimmt immer mehr Gestalt an. Der bezaubernden jungen Frau mit dem blonden Haar und den wunderschönen großen blauen Augen wurde vor Jahren das Herz gebrochen, doch nun wirbt ein attraktiver, vermögender Mann um sie. Wird Rachel sich für ein neues Glück öffnen können, oder an ihrer unglücklichen Liebe festhalten?

Julie Klassen verwöhnt ihre Leser mit einem Nachfolgeband, der dem ersten Buch in nichts nachsteht. In behutsamen Schritten und mit einer wundervollen Erzählkunst ausgestattet stellt sie ihren Lesern die drei Hauptfiguren vor und gewährt nach und nach nähere Einblicke in deren Geschicke. Ihre große Liebe zu den Werken Jane Austens durchdringt jede Zeile dieses zauberhaften Romans aus der Feder einer Autorin, die es versteht, diese Epoche wieder auferstehen zu lassen. Das Eintauchen in die Zeit Jane Austens und in die Geschicke der drei adeligen Protagonistinnen hat mir allergrößtes Lesevergnügen bereitet. Ich empfinde es zudem als eine ganz besonders herausragende Fähigkeit Julie Klassens. Dass diese sich in ihren Büchern auch sehr intensiv ihren zahlreichen Nebenfiguren widmet, die allesamt liebevoll gezeichnet und wundervoll authentisch charakterisiert sind. Der christliche Glaube spielt auch in diesem Buch eine Rolle, wurde jedoch nur sehr dezent in die Handlung eingebracht.

„Die Frauen von Ivy Cottage“ war ein Lesevergnügen der ganz besonderen Art. Der Inhalt dieses Romans verheißt bereits eine höchst interessante Fortsetzung um die Geschicke der liebenswerten Bewohner von Ivy Hill. Wer ist beispielsweise die elfenhafte blonde Schönheit, mit der Joseph Kingsley gesichtet wurde? Und wie wird es mit Mercey Grove nach ihrer folgenschweren Entscheidung weitergehen? Darf Jane endlich ihr Glück an der Seite des geliebten Mannes finden? Man kann unschwer erkennen, dass ich förmlich darauf brenne, diese Fragen beantwortet zu sehen und ich blicke dem Erscheinungsdatum des nächsten Buches aus der Ivy-Hill-Reihe bereits voller Vorfreude und mit großer Erwartungshaltung entgegen.

„Die Frauen von Ivy Cottage“ ist ein Roman ganz nach meinem Geschmack, der mir durch den großartigen Schreibstil, die einfühlsame und detailverliebte Beschreibung der Handlung und die hervorragend ausgearbeiteten handelnden Figuren allergrößtes Lesevergnügen bereitet hat. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen und ich kann es als eines meiner heurigen Lesehighlights uneingeschränkt weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 02.09.2018

Ein bunter Blumenstrauß von Inspiration für ein reiches und schönes Leben

Das gute Leben
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Ein bunter Blumenstrauß von Inspiration für ein reiches und schönes Leben

„Mein Traum von einem guten Leben: klar, voller Begegnung, Freude und Leichtigkeit und so, dass es Mitmenschen bereichert und ...

Ein bunter Blumenstrauß von Inspiration für ein reiches und schönes Leben

„Mein Traum von einem guten Leben: klar, voller Begegnung, Freude und Leichtigkeit und so, dass es Mitmenschen bereichert und stärkt. Am Ende ergeben alle Impulse zusammen einen bunten Blumenstrauß von Inspiration, den ich nach den acht großen Bedürfnissen im Leben angeordnet habe.“

Entsprechend ihrem Vorwort beschäftigt Kerstin Hack sich in diesem Buch mit acht Themenbereichen, die zugleich auch die jeweiligen Kapitelüberschriften darstellen: Vision & Kreativität, Ordnung & Struktur, Sinn & Produktivität, Feiern & Höhepunkte, Energie & Lebensfreude, Beziehung & Nähe, Reflexion & Ausrichtung, Ruhe & Regeneration. Sie ist der Ansicht, dass sie alle diese acht zentralen Lebenselemente, die in der biblischen Schöpfungsgeschichte mit kraftvollen Bildern beschrieben werden, für ein gutes Leben braucht.

Kerstin Hack schreibt offen, einfach und direkt, ihre Ausführungen sind anregend und motivierend. Die Autorin ist Christin und bezieht auch immer wieder ihren Glauben an Gott in diesem Buch mit ein.

Das Kapitel „Gute Strukturen finden“ empfand ich persönlich ganz besonders beeindruckend, hier konnte ich der Autorin hinsichtlich ihres Strebens nach einem steten und ruhigen Rhythmus, der ihr im Leben Halt gibt, uneingeschränkt zustimmen. Auch das Entsorgen und Reduzieren von Gegenständen fand bei mir großen Anklang und inspirierte mich dazu, lange aufgeschobenes Entrümpeln endlich anzupacken. Beim Abschnitt über Effizienz und das Bündeln von Aufgaben konnte ich bereits auf eigene Erfahrungen zurückgreifen, und hinsichtlich „Multitasking“ stimme ich der Autorin uneingeschränkt zu, dass es einfach nicht funktioniert. Wunderschön empfand ich die Art und Weise, wie Kerstin Hack kleine Glücksmomente im Alltag zu finden und genießen vermag. Ein sehr herausforderndes und hoch interessantes Thema waren für mich die Anregungen der Autorin, natürlich in Bewegung zu kommen, den Körper möglichst fit zu halten. Auch betreffend die Gelassenheit durfte ich erstaunliche und äußerst hilfreiche Erkenntnisse aus den kurzen Ausführungen gewinnen. Weitere Punkte, die mich unglaublich angesprochen haben, waren das Erkennen und Definieren der eigenen Werte und die Akzeptanz jener seiner Mitmenschen.

Sehr gut gefallen haben mir die Zusammenfassungen nach jedem Kapitel unter der Überschrift „Inspiration für dich“, wo die Autorin eine oder mehrere Fragen stellt, eine Idee oder besser gesagt eine Anregung dazu präsentiert, einen konkreten Buchtipp zu diesem Thema empfiehlt und letztendlich noch einen Film- oder Internettipp für ihre Leser bereithält.

Die letzten Seiten dieses Buches sind so grandios, wie auch der gesamte vorangegangene Inhalt: Kerstin Hack bedankt sich in berührenden Worten bei ihren Lesern, und neben einigen Empfehlungen für passende Bücher und Internetseiten gibt sie ganz tolle und inspirierende Ratschläge, wie man Menschen auf die verschiedenste Art und Weise beschenken und sich selbst ein gutes Leben gönnen kann.

„Das gute Leben“ war ein Buch, das ich – einmal zur Hand genommen – nicht mehr weglegen mochte. Ich vertiefte mich mit großem Vergnügen in die Seiten, fand es inhaltlich ungemein bereichernd und zudem sehr praxistauglich. Die Fragen zur Selbstreflektion und die vielen wertvollen Tipps machen dieses Buch zu einem wahren Lebensbegleiter.

Abschließend möchte ich noch kurz auf die Aufmachung des Buches eingehen, wobei mir beim ersten Blick darauf sofort das ungewöhnliche Format aufgefallen ist. Es handelt sich um ein quadratisches Buch mit einer Seitenlänge von etwas mehr als einundzwanzig Zentimetern. Das Coverfoto zeigt eine sehr hübsche junge Frau mit strahlendem Lächeln und verschränkten Armen, der bunte Hintergrund und die Titelangabe in farblich hinterlegten Kreisen wirken fröhlich und modern. Der Inhalt dieses Buches wurde in schwarzen Lettern gedruckt, die Überschriften jedoch farblich dargestellt. Der Text ist mit äußerst großzügigen Seitenrändern und ebensolchem Zeilenabstand dargestellt und wird durch viele Zeichnungen unterbrochen. Durch die aufgelockerte Aufteilung wirkt „Das gute Leben“ auf das Auge des Betrachters sehr übersichtlich und macht die Lektüre – nicht zuletzt natürlich auch aufgrund des wertvollen Inhalts - zu einem reinen Vergnügen.


Veröffentlicht am 31.08.2018

Das Leben mit einem ehemaligen Straßenhund

Vertrauen auf vier Pfoten
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Das Leben mit einem ehemaligen Straßenhund

„Ein etwas zu klein geratener Schäferhund mit seinen etwas zu groß geratenen Ohren und seinem riesengroßen Herzen bereichert mein Leben.“

Ulrike Becker berichtet ...

Das Leben mit einem ehemaligen Straßenhund

„Ein etwas zu klein geratener Schäferhund mit seinen etwas zu groß geratenen Ohren und seinem riesengroßen Herzen bereichert mein Leben.“

Ulrike Becker berichtet in diesem Buch von ihrem Leben mit dem Schäferhund-Mischling Diego, einem ehemaligen ungarischen Straßenhund, den sie aus einem deutschen Tierheim zu sich ins Haus holte. Der einjährige Rüde war abgemagert, hatte kein Vertrauen zu den Menschen und verhielt sich auch wie ein streunender Herumtreiber.

In vielen, jeweils nur aus zwei bis vier Buchseiten bestehenden kurzen Kapiteln, vermittelt sie ihrer Leserschaft, wie viel dieses Tier ihr über die Sichtweise eines Hundes auf die Welt beibrachte und regt zugleich auch dazu an, über sich selbst, das Menschsein und die eigene Art, die Welt zu sehen, nachzudenken.

Ulrike Becker ist ein einnehmender, locker-leichter Schreibstil zu eigen. Ihre Kapitel beginnt sie stets mit einer auf den Inhalt bezogenen Überschrift im Fettdruck, und erzählt danach die jeweilige Geschichte mit ihrem tierischen Protagonisten Diego. Die Autorin zeigt bei den einzelnen Erzählungen zugleich auch eine Parallele zum menschlichen Leben auf, zu Alltagssituationen oder zu ganz bestimmten Verhaltensweisen der Menschen. In jedem Kapitel liefert sie zu ihrer Tiergeschichte nach einem geschickt und manchmal auch humorvoll inszenierten Übergang abschließend auch einen biblischen Bezug, regt zum Nachdenken an.

Die Themenvielfalt ist so reichhaltig wie die Erfahrungen eines Hundehalters mit seinem Haustier. Ulrike Becker zeigt beispielsweise auf, wie Diego mit seiner „ausgefeilten Deeskalations-Strategie“ als Streitschlichter agiert, wie er als Spurenleser unterwegs ist oder falsche Eulen jagt, sie zeigt ihn als Tröster und Krankenpfleger oder als völlig tiefenentspanntes Wesen, das einzig im Hier und Jetzt lebt. Diegos Verhältnis zu Katzen ist ein Kapitel für sich, doch seine Halterin gibt aus ihrer eigenen Erfahrung Ratschläge zum Umgang mit dem Jagdtrieb eines Hundes. Durch Diego wurden der Autorin tiefsinnige Einsichten geschenkt. Der Hund lehrte sie, die Welt um sich herum wieder ganz neu wahrzunehmen, zeigte ihr die Bedeutung von Liebe, Achtung und Wertschätzung auf und wies unter anderem auf die Gefahr von vorgefassten Meinungen und Vorurteilen hin. Ganz besonders unterhalten haben mich Ulrike Beckers Gedanken über den unwiderstehlichen Hundeblick, der jedem Hundehalter nur allzu gut bekannt sein dürfte und der bereits unzählige Herzen erweicht hat. Höchst amüsant fand ich auch Diegos Gedanken zum Weihnachtsfest aus seiner ganz persönlichen Sicht, dargestellt in kursiver Schrift. Den Abschluss bilden gute und praxistaugliche Ratschläge der Hundetrainerin Gitte Kuther für ein „gelingendes Hund-Mensch-Miteinander“.

Ich möchte zudem noch auf das äußerst anziehende Coverfoto hinweisen, welches augenblicklich meine Aufmerksamkeit erregte. Der junge Diego in seinen Flegeljahren sitzt dem Betrachter zugewandt, den Kopf ein wenig geneigt, ein Ohr geknickt, und ist mit seinem treuherzigen Hundeblick und der rosafarbenen Zunge ein echter Blickfang. Auch die farbliche Gestaltung fand ich höchst passend und harmonisch.

Fazit: „Vertrauen auf vier Pfoten“ war ein kurzweiliges, amüsantes und höchst unterhaltsames Buch, das ich gerne gelesen habe. Ich möchte es jedem Tierfreund – und natürlich ganz besonders jedem Hundehalter – ans Herz legen: es könnte durchaus sein, dass das eigene Haustier einige frappierende Ähnlichkeiten mit Diego aufweist.