Cover-Bild Verdammt perfekt und furchtbar glücklich
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Blumenbar
  • Themenbereich: Belletristik
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 17.08.2018
  • ISBN: 9783351050566
Anneliese Mackintosh

Verdammt perfekt und furchtbar glücklich

Roman
Gesine Schröder (Übersetzer)

“Jane Austens Emma, in Alkohol getränkt.” The Guardian

Ottila McGregor möchte glücklich werden und zwar verdammt perfekt und furchtbar glücklich. So erklärt sie es ihrem Therapeuten. Noch aber hat sie eine zerstörerische Affäre mit ihrem Chef, verschickt nachts verzweifelte Nachrichten, nur um es hinterher zu bereuen, und trinkt zu viel. Viel zu viel. Um den Tod ihres Vaters zu vergessen, und dass sie ihre Schwester im Stich gelassen hat.
Bis sie Thales begegnet und sich verliebt. Aber er ist nicht die Lösung der Probleme. Im Gegenteil, mit ihm fängt die Auseinandersetzung erst an.
„Verdammt perfekt und furchtbar glücklich“ ist eine mitreißende Tragikomödie der Generation Smartphone.

„Man muss dieses Buch lieben, vor allem das Bild dieser funkelnden Großstadt-Singlefrau, die versucht, diesmal alles richtig zu machen - witzig, direkt, warmherzig, oft alles auf einmal." The Daily Mail

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.09.2018

Verdammt perfekt und furchtbar glücklich

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In Ottila McGregors Leben läuft es nicht so wirklich rund. Sie hat eine Affäre mit ihrem Chef, die ihr nicht gut tut. Sie trinkt viel zu viel, um den Tod ihres Vaters zu vergessen und um zu vergessen, ...

In Ottila McGregors Leben läuft es nicht so wirklich rund. Sie hat eine Affäre mit ihrem Chef, die ihr nicht gut tut. Sie trinkt viel zu viel, um den Tod ihres Vaters zu vergessen und um zu vergessen, dass sie ihre Schwester im Stich gelassen hat. Dabei möchte sie doch nur verdammt perfekt und furchtbar glücklich sein. Und dann begegnet sie Thales und verliebt sich in ihn.

Dieses Buch hat mich aufgrund des toll gestalteten Covers und des neugierig machenden Klappentextes sofort angesprochen, so dass ich es unbedingt lesen wollte. Allerdings hat mir die sehr ungewöhnliche Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird, das Lesen zu Beginn etwas erschwert. Man erfährt die Geschichte anhand von Therapieberichten, E-Mails, SMS, Tagebucheinträgen etc. Daran musste ich mich erstmal gewöhnen, was etwas gedauert hat. Dann fand ich diese Art des Erzählens aber total interessant und faszinierend.
Ottila ist eine problembehaftete Persönlichkeit, die sehr hart zu sich selbst ist. Sie möchte endlich ihr Leben in den Griff bekommen, ihre Alkoholsucht bekämpfen und einfach glücklich werden. Das fand ich sehr positiv von ihr, denn sich seine Probleme einzugestehen und diese auch anzugehen, ist mutig. Da sie das alleine nicht schaffte, begann sie eine Therapie. Ein großes Stück Arbeit lag vor ihr.
Ottilas Probleme und Schwächen machten sie für mich menschlich und ich mochte sie. Sie machte auch mal Fehler, was völlig normal ist. Genau das brachte mich dazu, sie als sehr real und authentisch zu sehen, ein Mensch wie du und ich mit all seinen Macken. Das ist der Autorin prima gelungen.
Neben den überwiegend ernsten Themen wie Alkoholsucht, Depressionen, Selbstvorwürfen, Trauer etc. gab es auch viele humorvolle Szenen, bei denen ich lachen musste. Das heiterte die Geschichte immer wieder gekonnt auf.

Ein Buch, das nachdenklich macht, auch über das eigene Glück, dabei aber auch humorvoll ist. Dieses Buch ist einfach anders und besonders! Ich vergebe 4 von 5 Sternen. 

Veröffentlicht am 09.09.2018

Glücklich auf Knopfdruck?

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Ottila zieht Bilanz über ihr bisheriges Leben. Es verlief nicht besonders gradlinig, was sie sich zum Teil natürlich auch selbst eingebrockt hat, aber eben nur zum Teil. Doch nun fasst sie einen Entschluss: ...

Ottila zieht Bilanz über ihr bisheriges Leben. Es verlief nicht besonders gradlinig, was sie sich zum Teil natürlich auch selbst eingebrockt hat, aber eben nur zum Teil. Doch nun fasst sie einen Entschluss: Sie will „Verdammt perfekt & furchtbar glücklich“ werden.
Die Autorin Anneliese Mackintosh hat eine sehr ungewöhnliche Art, diese Geschichte zu erzählen, denn wir erfahren alles durch Emails, SMS, Briefe und Unterhaltungen. Dazu kommen noch Tagebuch-Einträge und Berichte über die Therapiesitzungen von Ottila. Anfangs hat mir diese Art etwas Probleme bereitet, doch mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt.
Ottila geht ziemlich schonungslos mir sich zu Gericht. Ihre Affäre mit dem Chef tut ihr nicht gut. Den Tod ihres Vaters hat sie noch nicht überwunden und sie fragt sich, ob ihre Schwester wegen ihr in die Psychiatrie musste. Alle Probleme ertränkt sie im Alkohol.
Obwohl die Geschichte häufig humorvoll dargestellt wird, geht es doch um sehr ernste Themen, die Ottila alleine nicht bewältigt bekommt und deshalb versucht mit einer Therapie alles aufzuarbeiten. Ich mochte Ottila mit all ihren Schwächen. Als es dann scheint, ob wirklich alles besser wird, da sie Thales kennengelernt hat, muss sie sich weiteren Herausforderungen stellen.
Das Buch ist unterhaltend und regt dennoch zum Nachdenken an.

Veröffentlicht am 05.09.2018

Eine außergewöhnliche Form der Prosa für ein außergewöhnliches Buch

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Ich wusste aufgrund einiger Rezensionen, dass hier die Geschichte mittels verschiedenster Erzähltechniken präsentiert wird, und war daher darüber nicht sehr überrascht.
Überrascht war ich eher, als sich ...

Ich wusste aufgrund einiger Rezensionen, dass hier die Geschichte mittels verschiedenster Erzähltechniken präsentiert wird, und war daher darüber nicht sehr überrascht.
Überrascht war ich eher, als sich das Thema des Romans herauskristallisierte. Es ist nämlich kein schnödes Chick-Lit, sondern vielmehr die Geschichte einer Frau die ihre Alkoholsucht besiegen und ihr Leben in den Griff kriegen will.

Ottila darf aufgrund eines Medikaments 10 Tage lang keinen Alkohol trinken. Hört sich für die meisten wahrscheinlich nicht weiter schlimm an, für Ottila ist es aber quasi kalter Entzug. Und zugleich ein Augen-öffnen, den meiner Einschätzung nach war ihr vorher gar nicht bewusst wie groß ihr Alkoholproblem mittlerweile eigentlich geworden ist. Kein Fortgehen, kein Treffen mit Freunden, kein Sex ohne Alkohol! Das Trinken ist ihr nicht nur sprichwörtlich in Fleisch und Blut übergegangen.
Ottila beschließt daraufhin, nicht nur die 10 Tage auf Alkohol zu verzichten, sondern für immer. Was natürlich nicht so leicht ist, wie es sich anhört...

Die Erzählweise mittels Emails, SMS, Aphorismen, Therapiesitzungsprotokollen, alten Briefen und sogar Kassenbons ist sicher nicht für jeden was, da die Geschichte hier nicht flüssig vor sich hinplätschert, sondern der Leser aktiv aus den einzelnen Puzzleteilen sein Bild von Ottila (und auch diversen Nebenfiguren) zusammensetzen muss. Ich hätte für die Geschichte an sich wahrscheinlich 3,5 Sterne gegeben, aber für den Schreibstil, der für die Autorin sicher sehr viel aufwendiger gewesen ist als ein herkömmlicher, wird auf 4 Sterne aufgerundet!

Veröffentlicht am 23.08.2018

Gut, aber noch ausbaufähig

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Verdammt perfekt und furchtbar glücklich
Ich durfte das Buch im Rahmen einer Leserunde lesen und danke dem Verlag Blumenbar für das Leseexemplar.
Herausgeber ist Blumenbar; Auflage: 1. (17. August 2018) ...

Verdammt perfekt und furchtbar glücklich
Ich durfte das Buch im Rahmen einer Leserunde lesen und danke dem Verlag Blumenbar für das Leseexemplar.
Herausgeber ist Blumenbar; Auflage: 1. (17. August 2018) und es hat 400 Seiten.
Kurzinhalt: Ottila McGregor möchte glücklich werden und zwar verdammt perfekt und furchtbar glücklich. So erklärt sie es ihrem Therapeuten. Noch aber hat sie eine zerstörerische Affäre mit ihrem Chef, verschickt nachts verzweifelte Nachrichten, nur um es hinterher zu bereuen, und trinkt zu viel. Viel zu viel. Um den Tod ihres Vaters zu vergessen, und dass sie ihre Schwester im Stich gelassen hat.
Bis sie Thales begegnet und sich verliebt. Aber er ist nicht die Lösung der Probleme. Im Gegenteil, mit ihm fängt die Auseinandersetzung erst an.
„Verdammt perfekt und furchtbar glücklich“ ist eine mitreißende Tragikomödie der Generation Smartphone.

Meine Meinung: Erstmal ein Satz für das Cover, es sieht sehr toll aus, es ist ein HC und es fällt auf, denn der rosa Untergrund und dann die Frau sitzend oben in der Ecke und die Schrift, wo ein Wort wieder durch gestrichen wurde. Einfach nur top.
Der Schreibstil ist sicher etwas gewöhnungsbedürftig, aber nicht schlecht. Auch die Ansätze im Buch sind etwas anders, denn es ist sehr offen und schonungslos intensiv. Aber leider konnte mich das Buch dann am Ende doch nicht so überzeugen, denn für mich wirkte alles sehr oberflächlich und nichtssagend. Ich kann nur für mich sprechen, denn eigentlich hat sie ein sehr interessantes Thema angesprochen, was ist Glück und wie kann ich es bekommen oder behalten. Aber auch die heutige Jugend, wie sie so tickt und warum sie so anders sind als früher.
Aber ansonsten hat das Buch sehr viel Potenzial, das Thema sehr interessant, die Umsetzung auch nicht schlecht, obwohl ich mir manchmal etwas mehr Ernsthaftigkeit gewünscht hätte.
Mein Fazit: Ich vergebe 4 gute Sterne, weil mir doch noch etwas gefehlt hat in dem Buch, aber ich kann es trotzdem weiter empfehlen, denn es ist nicht schlecht geschrieben. Aber es hat noch Potential nach oben.

Veröffentlicht am 16.11.2018

3,5 Sterne: Gelungener, innovativ erzählter Roman - warum ich trotzdem ein bisschen enttäuscht bin

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Die Rezension enthält leichte Spoiler!


Inhalt

Ottila McGregor hat immer noch an der Trauer um ihren Vater zu knabbern, und ihr schlechtes Gewissen, weil sie sich ihrer psychisch kranken Schwester ...

Die Rezension enthält leichte Spoiler!


Inhalt

Ottila McGregor hat immer noch an der Trauer um ihren Vater zu knabbern, und ihr schlechtes Gewissen, weil sie sich ihrer psychisch kranken Schwester gegenüber in der Jugend nicht immer sehr freundlich verhalten hat, hält sie nachts wach. Zudem hat Ottila ein Alkoholproblem, ist in eine ungesunde Affäre mit ihrem Chef verwickelt und hat das Gefühl, dass ihr Leben außer Kontrolle gerät. Doch damit soll von nun an Schluss sein. Ottila sucht sich eine Therapeutin, die sie bei ihrem nicht ganz einfachen Vorhaben unterstützt, endlich eines zu werden: verdammt perfekt und furchtbar glücklich…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Verlag: Blumenbar
Seitenzahl: 400
Erzählweise: Ich-Erzähler, Präsens
Perspektive: aus weiblicher Perspektive (Ottila McGregor)
Kapitellänge: sehr kurz bis mittel
Tiere im Buch: + / - Tiere werden ohne Reflexion verspeist, manchmal schien es mir sogar so, als würde bei all dem lockeren Geplänkel über Tieropfer vergessen, dass es sich hierbei um fühlende Lebewesen handelt. Das hat mir nicht gerade gefallen. Zudem wird ein Opferritual zusammengefasst, bei dem zwei Ziegenböcke und ein Hund getötet werden. Einmal wird sogar gesagt, dass der einzige Grund, dass Ottila und Thales keine Opferung durchführen, nur sei, dass es illegal ist. Zudem werden die Lammschlachtungen zu Ostern als lustig dargestellt und Murmeln angepriesen, die Stinkkäfer enthalten. Weil auch in der Kindheit der Protagonistin wieder eine Katze alleine gehalten wurde, hier wieder meine Anmerkung: Katzen sind alleine niemals glücklich (sind sind EinzelJÄGER, keine EinzelGÄNGER), sondern sehr einsam und unglücklich. Sie können verschiedene Verhaltensstörungen entwickeln und depressiv und/oder aggressiv werden. Wer seine Katze liebt, schenkt ihr deshalb mindestens einen Gefährten.

Warum dieses Buch?

Wer mich kennt, weiß, dass mich Anneliese Mackintoshs intensiver Erzählband „So bin ich nicht“ vor wenigen Jahren regelrecht umgehauen hat. Ich war wahnsinnig begeistert und schwor mir damals, das nächste Werk der Autorin zu lesen, egal, worum es gehen würde. Diesen Plan habe ich natürlich (wie man an dieser Rezension sehen kann) in die Tat umgesetzt.
Meine Meinung

Einstieg (+)

Den Einstieg fand ich auch dieses Mal sehr stark, da ich mich sofort an „So bin ich nicht“ erinnert fühlte, als ich die betrunkenen, gnadenlos ehrlichen SMS las, die von der Protagonistin an Silvester verschickt wurden. Meine Erwartungen stiegen weiter, als ich den interessanten Aufbau des Buches bemerkte: Die Autorin kreiert eine zusammenhängende Erzählung (und zeichnet ein Gesamtbild von Ottilas chaotischem Leben), die aus vielen kleinen Schnipseln besteht. Das ungewöhnliche, innovative und abwechslungsreiche Leseerlebnis setzt sich zum Beispiel aus SMS, Therapeutengesprächen, Zitaten, Flyern, Listen, Briefen, Tagebucheinträgen, Gästebucheinträgen, Totenscheinen, einem selbstgemachten Scrapbook, Blog-Einträgen und einem Übungsbuch für AlkholikerInnen auf Entzug zusammen – ein sehr interessanter Aufbau, der niemals langweilig oder vorhersehbar wird.

„Morgens probiere ich immer irgendwas zu machen, das mir guttut. Eine Banane essen, meditieren, Fotos von Leberzirrhose googeln. Manchmal schreie ich auch in mein Kissen.“ E-Book, Position 215

Schreibstil (+/-)

Der Schreibstil ist durch die vielen verschiedenen Beiträge verschiedener Menschen nicht einheitlich, die Sprache wird stets auf die verschiedenen Charaktere und ihre spezifischen Sprechweisen angepasst (zum Beispiel werden Orthographie und Stil verändert), was den Eindruck von Authentizität erzeugt. An den Kapiteln, die aus Ottilas Sicht geschrieben sind, gibt es eigentlich nicht viel auszusetzen. Die Sprache ist einfach, dabei jedoch niemals lieblos, flüssig, angenehm lesbar. Auch gibt es wieder manche Formulierungen, die mich entweder schlucken, nachdenklich werden oder schmunzeln haben lassen. Jedoch fehlte mir dieses Mal diese unverwechselbare Intensität, die mich am Vorgängerwerk so begeistern und emotional mitnehmen konnte. Meiner Meinung nach liegen der Autorin kürzere, verdichtete Werke mehr, weil sie da jedes Wort viel bewusster zu setzen scheint. Wow-Momente waren jedenfalls dieses Mal sehr selten.

Inhalt, Themen, Botschaften & Ende (+)

Auch dieses Mal zeigt Anneliese Mackinstosh keine Scheu vor schwierigen, ernsten und traurigen Themen und geht wieder in die Tiefe, wenn es um Alkoholismus, Krebs, Sterben, Trauer, psychische Krankheiten, selbstverletzendes Verhalten, Suizid, toxische Beziehungen und Gewalt gegen Frauen geht. Erneut konnte mich die Autorin mit ihrem ehrlichen und gleichzeitig sensiblen Umgang mit diesen Aspekten überzeugen, auch wenn sie mich nicht so emotional mitnehmen und treffen konnte wie mit ihrem Erstling. Das liegt möglicherweise am insgesamt lockereren Ton und einem Humor, der sich leichter zeigt als im Vergleichswerk. Jedoch könnte das Buch für labile Menschen, die gerade selbst mit einer schwierigen Phase oder Depressionen kämpfen, trotzdem schwer zu verdauen sein – daher nähert euch diesem Werk am besten mit Vorsicht. Das Ende fand ich gelungen, es wird mir aber nicht lange im Gedächtnis bleiben. Für mich war das Debüt der Autorin damals sehr nah an der Perfektion und meine Erwartungen an dieses Buch waren dementsprechend sehr hoch. Ich weiß, dass die Autorin es noch besser kann und dass man hier durchaus noch emotional viel mehr herausholen können hätte. Deshalb bin ich hier wohl strenger als ich es bei einem anderen Buch wäre und – ja, leider – auch ein kleines bisschen enttäuscht.

„Es gab zwar eine vernünftige Form der Trauer, die ich ausleben konnte. […] Aber es gibt noch eine andere Sorte Trauer, eine unbezähmbare, die immer wieder in mir hochkocht. Eine Trauer, die faucht und beißt. Eine Trauer, die sich an der gesamten Menschheit rächen will.“ E-Book, Position 4689

Protagonistin (♥)

Erneut gelingt es der Autorin, eine Protagonistin zu erschaffen, die man schnell ins Herz schließt. Ottila ist liebevoll ausgearbeitet, eine komplexe, komplizierte Person mit vielen authentischen Schwächen und Stärken und einer schwierigen Vergangenheit. Sie macht im Laufe der Geschichte eine glaubwürdige Entwicklung durch. Ihre Ehrlichkeit ist entwaffnend und schonungslos, ihr Humor oft düster, ihre Versuche, sich zu verändern, und ihr wiederholtes Scheitern dabei ließen mich mitfühlen und mitleiden. Ottila kennt keine Tabus, breitet ihre Fehler und kleinen, charmanten Verrücktheiten vor den LeserInnen aus, ohne sie jemals zu beschönigen oder sich zu rechtfertigen. Vielmehr präsentiert sie sich einfach, wie sie ist, und überlässt es dann uns, zu urteilen. Eine Situation, die sich sehr ungewöhnlich anfühlt! Ottila hat mich mit ihrer impulsiven, leicht verrückten, unbedarften Art ein wenig an Lucy in „Fische“ von Melissa Broder erinnert. Solche ungewöhnlichen Protagonistinnen finde ich einfach wunderbar!

„Meine Zunge wurde ein bisschen taub, und ich wusste, dass ich schon ziemlich betrunken war, weil ich die Augen weiter aufriss als üblich. Das war immer ein sicheres Zeichen. Keine Ahnung, warum ich das machte. Vielleicht ein Flirtversuch mit dem Leben.“ E-Book, Position 1296

(Neben)Figuren & Liebesgeschichte (♥)

Was die Nebenfiguren betrifft, gibt es hier nur Lob auszusprechen. Besonders beeindruckt hat mich die glaubwürdige Zeichnung der psychisch kranken Schwester Mina, die so viele Facetten von ihr einfängt, ihre schwierigen Verhaltensweisen beschreibt und sie dabei niemals unsympathisch oder gar monströs oder klischeehaft erscheinen lässt. Mir gefällt auch, wie hier oft mit Vorurteilen gebrochen wird (auch wenn die psychiatrische Anstalt teilweise auf mich doch sehr altmodisch, stereotypisch und nicht mehr zeitgemäß wirkte). Auch die Mutter, die immer wieder unerwartete Familiengeheimnisse enthüllt, langsam dem Alkohol verfällt und mit ihrem Leben und ihrer Trauer kämpft, empfand ich als sehr dreidimensional.

Die Liebesgeschichte strotzt vielleicht nicht unbedingt vor Chemie und kribbelnden Momenten, aber ich finde sie authentisch und gelungen: Endlich mal keine Insta-Love, sondern die Zuneigung entwickelt sich langsam, ist nicht perfekt, sondern einfach echt und gesund und dabei sehr schön zu lesen.

„Aber die Pfleger lassen sich nicht täuschen, genauso wenig wie ich: Minas Blick ist zwar ruhig, aber ihr Kopf ist hellwach, tüftelt immer neue Möglichkeiten aus, sich umzubringen, und fragt sich, ob sie je den Mut haben wird, es durchzuziehen.“ E-Book, Position 1698

Spannung & Atmosphäre (+/-)

Auch wenn dieses Buch eine lockerere, positivere, weniger deprimierende Grundstimmung aufweist, so gibt es dennoch auch melancholische Momente, die es zu einer nicht immer leicht verdaulichen Lektüre machen. Obwohl ich neugierig war, wie es mit Ottila weitergeht, und trotz des interessanten Aufbaus hatte das Buch meiner Meinung nach ein paar Längen, genügend Spannung war für mich trotz mancher unerwarteten Wendung nicht immer vorhanden, manche Beschreibungen und Vorkommnisse fand ich im Vergleich zum Vorgängerband auch einfach ein bisschen banal und nicht so mitreißend.

Geschlechterrollen & Vielfältigkeit (♥)

Das Buch enthält sehr viele starke, interessante Frauenfiguren, was mir sehr gut gefallen hat. Die bisexuelle Protagonistin selbst kümmert sich nicht um gesellschaftliche Erwartungen, ist gebildet und eine Feministin, die in der Ehe eine frauenfeindliche, veraltete Institution sieht, die für Frauen nur Nachteile hat. Ihr Partner Thales ist ein moderner, sensibler Mann, der eine gleichberechtigte Beziehung mit Ottila lebt, ebenfalls feministisch eingestellt ist und zum Beispiel auch sehr gerne kocht. Das Buch verstärkt keine schädlichen Gender-Stereotypen, sondern bricht mit ihnen, wenn zum Beispiel die Mutter mit der Tochter einen Angelausflug macht oder mit Mitte 50 ihre Liebe für Paintball entdeckt. Die zwei Stellen, an denen frauenfeindliche Ausdrücke verwendet werden (1x Miststück, 1x Schla+++), kann ich verzeihen, obwohl sie natürlich trotzdem angesprochen werden sollen. So ist dieses Buch, was diesen Aspekt betrifft, sicher nicht perfekt, aber durchaus nah dran.

„Erstens wäre ich als Rapunzel völlig fehlbesetzt, allein schon, weil mein Haar so kurz und splissig ist. Und selbst wenn ich üppige, kräftige blonde Locken hätte, würde ich sie abschneiden und mich selbst aus dem Fenster abseilen, vielen Dank. Ich brauche keinen Man, der mich rettet.“ E-Book, Position 1057

Mein Fazit

Mit ihrem ersten Roman hat Anneliese Mackintosh eine gelungene Geschichte vorgelegt, die sich nicht nur durch die außergewöhnliche, innovative Erzählweise (ganz viele Schnipsel setzen sich zu einer zusammenhängenden Geschichte zusammen) auszeichnet, sondern sich auch durch die humorvolle und gleichzeitig tiefgehende und sensible Behandlung ernster und trauriger Themen wie Trauer, Alkoholismus und psychische Krankheiten von der Masse abhebt. Der Schreibstil zeigt sich einfach und angenehm (dabei niemals lieblos) und hat mich einige Male schmunzeln, nachdenklich werden oder schlucken lassen. Die Protagonistin ist so schonungslos ehrlich, kompliziert und liebevoll ausgearbeitet, dass ich sie sofort ins Herz schließen musste und auch die Nebenfiguren und die Liebesgeschichte wirken sehr „echt“. Trotz dieser positiven Punkte bin ich ein bisschen enttäuscht vom Buch, weil ich weiß, die Autorin kann es noch viel besser. Manche Schilderungen empfand ich als etwas banal, es gab ein paar Längen und obwohl „Verdammt perfekt und furchtbar glücklich“ durchaus einige sehr gelungene Momente aufweist, so fehlt ihm die unverwechselbare Intensität des Vorgängerwerkes („So bin ich nicht“). Ich habe mir so viel von diesem Buch erhofft, wollte erneut emotional mitgerissen werden, Worte lesen, die sich anfühlen wie ein Schlag in die Magengrube, so in das Buch verwickelt werden, dass ich mich fast darin verliere. Doch auch wenn die Geschichte gut ist, so steht sie wie die kleine, weniger talentierte Schwester im Schatten des tatsächlich „verdammt perfekten“ Debüts, "So bin ich nicht".

Leseempfehlung: Fans des Debüts sollten sich diesen Roman natürlich trotzdem nicht entgehen lassen, alle anderen sollten dem Buch einfach eine Chance geben. Wer „So bin ich nicht“ übrigens noch nicht kennt – es sei euch hiermit wärmstens und überschwänglich ans Herz gelegt.

Bewertung

Idee, Themen, Botschaft: 5 Sterne
Worldbuilding: 3 Sterne
Ausführung: 3,5 Sterne
Einstieg: 5 Sterne
Schreibstil: 3,5 Sterne
Protagonistin: 5 Sterne ♥
(Neben)Figuren: 5 Sterne ♥
Atmosphäre: 3 Sterne
Spannung: 2-3 Sterne
Ende: 4 Sterne
Emotionale Involviertheit: 3,5 Sterne
Liebesgeschichte: 4 Sterne
Geschlechterrollen: ♥
Regt zum Nachdenken an!

Insgesamt:

❀❀❀,5 Lilien

Dieses Buch bekommt von mir 3,5 nicht ganz zufriedene Lilien!