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Veröffentlicht am 17.12.2018

spritzige, unterhaltsame Geschichte fürs Herz

Idol - Gib mir dein Herz
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„Irgendwo, über dem Atlantik, in zehntausend Metern Höhe, hat sie sich an mich geschmiegt und mein Herz hat beschlossen, ihren Duft, den Klang ihrer Stimme und das Gefühl ihrer Haut mit Geborgenheit gleichzusetzen.“ ...

„Irgendwo, über dem Atlantik, in zehntausend Metern Höhe, hat sie sich an mich geschmiegt und mein Herz hat beschlossen, ihren Duft, den Klang ihrer Stimme und das Gefühl ihrer Haut mit Geborgenheit gleichzusetzen.“

(Gabriel über Sophie in Idol – Gib mir dein Herz)


Worum geht’s?


Auf dem Überseeflug zu ihrem neuen Job zieht Sophie das große Glückslos: Ein First-Class Upgrade. So landet sie neben dem unheimlich attraktiven, aber extrem griesgrämigen Gabriel Scott, Manager der weltbekannten Band Kill John. Dieser hat so gar keine Lust auf Sophie und will seine Ruhe. Doch Sophie macht sich einen Spaß daraus, „Sonnenschein“ aufzuziehen, denn sie sieht ihn ja eh nie wieder. Und so erleben beide einen in jeder Hinsicht turbulenten Flug. Doch noch vor der Landung stellt Gabriel fest, dass „Plappermäulchen“ fortan einen festen Platz in seinem Leben hat: Sophie soll nämlich neue Social Media Helferin für Kill John sein und mit der Band auf Tournee gehen. Und plötzlich wird aus einem 7-Stunden-Flug nebeneinander eine lange Tournee miteinander. Und schon bald bröckelt Gabriels harte Fassade…


Idol – Gib mir dein Herz ist Band 2 der Idol-Reihe von Kristen Callihan. In dem Buch werde einige Elemente und Vorkommnisse aus Band 1 aufgegriffen, ebenfalls spielen die Charaktere aus Band 1 mit. Idol 2 kann zwar ohne Vorkenntnisse gelesen werden, da notwendige Informationen kurz angerissen werden, allerdings empfehle ich das vorherige Lesen von Idol 1, da Idol 2 sonst einige Spoiler enthält.


Schreibstil / Gestaltung


Das Cover ist farblich und gestalterisch an Band 1 der Idol-Reihe angepasst. Auf dem Cover sieht man mutmaßlich den nachdenklichen, stets top gekleideten Gabriel. Die Covergestaltung ist jedenfalls passend zum Buch.


Kristen Callihan hat einen sehr rasanten, unterhaltsamen Erzählstil. Die Erzählperspektive wechselt zwischen Sophie und Gabriel, teilweise auch innerhalb eines Kapitels. Die Erzählform passt aber sehr gut zum Buch, da man zum vollständigen Verständnis der Geschichte Einsicht in die Gedanken beider Hauptcharaktere benötigt. Idol 2 überzeugt mit einem sehr guten Lesefluss, durch die Spritzigkeit wird man von dem Buch nie gelangweilt. In der zweiten Hälfte des Buches gibt es teilweise erotische Teile, die aber auf einem eher unschuldigen Niveau bleiben.


Mein Fazit


Zu Idol – Gib mir dein Herz habe ich hauptsächlich aufgrund des Klappentextes gegriffen. Ich muss vorweg sagen, dass ich Idol 1 – Gib mir deine Welt nicht gelesen habe und die Reihe nur von Instagram kannte. Dennoch klang der Klappentext für mich sehr ansprechend und wollte Idol 2 direkt lesen.


Anfangs tat ich mich ein wenig schwer. Wir steigen direkt in den Flug sein, der Erzählstil ist von Anfang an rasant, aber auch erfrischend. Sophie ist eine wirklich lebhafte Person mit sehr viel Energie. Das störte mich anfangs sehr und ich hatte nach den ersten 40 Seiten Schwierigkeiten, sie zu mögen. Ehrlich gesagt: Sie nervte mich., sie wirkte kindlich und naiv. Genauso, wie sie Gabriel nervte. Gabriel war ein Charakter, der es einen anfangs auch schwer macht. Er steigt direkt extrem unsympathisch und arrogant in die Geschichte ein, wirkt unhöflich und absolut nicht wie ein Gentleman. Dennoch konnte mich der Schlagabtausch zwischen den beiden von Anfang an fesseln und vor allem auch sehr unterhalten. Und so kam es, dass ich das Buch fast in einem Zug durchgelesen habe. Denn je weiter man kommt, desto mehr Facetten enthüllt vor allem Gabriel und desto lieber mag man beide Charaktere. Auch als später die Band hinzukommt, die ich bislang ja nicht kannte, war ich absolut begeistert. Der Unterhaltungswert des Buches ist wirklich extrem hoch, ich habe mehrere dutzend Male schmunzeln müssen.


Als mit zunehmendem Verlauf mehr über Gabriel und seine Art bekannt wird, kann man einfach nicht anders, als sich in ihn zu verlieben. Er macht es einem nicht leicht, vor allem macht er es auch Sophie nicht leicht. Und als dann immer wieder kleine Hindernisse auftauchen, die beim Leser das Hoffnung auf ein einigermaßen glückliches Ende zerschmettern, war ich wirklich komplett gefesselt. An einigen Stellen hätte ich mir hier mehr Tiefe und mehr Zeit für die Situation gewünscht, da das ein oder andere Vorkommnis doch eher schnell abgehandelt wurde. Dies konnte meine Stimmung aber nicht trüben. Angenehm fand ich auch den Erotikanteil an der Geschichte. Dieser war für mich angemessen dosiert und brachte die Geschichte vorwärts, ohne wie ein schlechter Porno zu wirken.


Idol 2 ist ein von der ersten bis zur letzten Seite unterhaltsames Buch, bei dem sich Sophie und Gabriel einen köstlichen Schlagabtausch nach dem anderen liefern. Das Buch konnte mich mit seiner Spritzigkeit überzeugen, die auch die ein oder andere fehlende Tiefe wiedergutmachen konnte. Wer allerdings ein Buch sucht, bei dem es primär um Musik und das Rockstarleben geht, der wird hier nicht glücklich werden. Der Teil, der auf die Band und die Tourerlebnisse entfällt, ist nicht sehr hoch.


*** im weiteren Folgen mögliche Spoiler ***


Man musste Sophie und Gabriel einfach lieben. Diese unglaubliche Dynamik zwischen den beiden, die ich anfangs super befremdlich und dann ziemlich schnell super lustig fand, zieht einen voll in den Bann. Es gab mehr als einen Schmachtmoment (etwa, als Gabriel mit Sophie tanzen geht) und genug Situationen, wo man wahlweise Gabriel oder Sophie gerne einen kleinen Klaps zum Denkanstoß hätte verpassen wollen.


Sehr gut und passend fand ich auch die immer wieder aufkommenden Hindernisse, die eine große Belastung für das Vertrauen zwischen Sophie und Gabriel sind. Beide sind sich sowieso schon unsicher, was sie eigentlich wollen und sicher, was sie eigentlich nicht wollen, und dann kommen immer wieder Stolpersteine. Als die erste Bombe platzt, dass Sophie in einer schicksalsbehafteten Nacht die Person war, die die Fotos von Jax gemacht hat, war ich kurz schockiert. Die Enthüllung passte nicht zu der Sophie, die wir kannte. Als wir später erfahren, dass Gabriel regelmäßig illegale Kämpfe austrägt, war auch dies ein Schock. Doch beide Momente zeigten einfach wunderbar, wie schwer sie es in der Vergangenheit hatten und wieso beide so geworden sind, wie sie aktuell sind.


Permanent wartet man darauf, dass Sophie endlich durch die eiserne Rüstung um Gabriels Herz dringen kann. Fast schon frustriert erlebt man jede kleine Annährung, die dann wieder abbricht. Und dann, als es endlich so scheint, als hätten beide zueinander gefunden, passiert die schicksalsbehaftete Nacht 2.0 und bringt alles durcheinander. Diese Szene um Jax war die einzige Szene, von der ich mir gewünscht hätte, dass sie etwas länger gegangen wäre und vor allem Gabriel und Sophie ihren Gemütszustand mehr mit uns geteilt hätten. Doch ich wurde versöhnt, als man mit einer absolut zuckersüßen Endszene aus dem Buch entlassen wird. Gabriel, der freiwillig einen Langstreckenflug trotz seiner Flugangst antreten will, um Sophie zurückzuerobern – spätestens da war es um mein Herz geschehen.


[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, was mir freundlicherweise von Netgalley und dem Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]


Veröffentlicht am 16.12.2018

Sehr toll für Einsteiger

Mein Bullet-Planer für Ideen, Ziele und Träume
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Was ist das?
Der Bullet Journal Trend ist – insbesondere auch dank Youtube und Instagram – mittlerweile sehr weit verbreitet. Hierbei geht es um die kreative und individuelle Gestaltung von einem Buch, ...

Was ist das?
Der Bullet Journal Trend ist – insbesondere auch dank Youtube und Instagram – mittlerweile sehr weit verbreitet. Hierbei geht es um die kreative und individuelle Gestaltung von einem Buch, was nach den eigenen Ansprüchen als Tagebuch, Gedankenbuch, To-Do-Buch und Kalender erstellt wird. Der Kreativität sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Der Bullet Planer von Jasmin Arensmeier greift diesen Trend auf, indem er ein Buch präsentiert, was innen bereits sehr liebevoll vorgestaltet ist und Raum für Notizen bietet. Anders als beim klassischen Bujo muss man das Buch also nicht von der Pieke auf selbst gestalten, was Vor- und Nachteile haben kann.

Wie sieht es aus?
Der Bullet Planer ist etwas größer als das klassische A5-Format, aber kleiner als A4. Insgesamt empfinde ich die Größe als angenehm und vor allem handtaschentauglich, aber dennoch groß genug für viele Notizen. Bei dem Planer handelt es sich um ein broschiertes Buch mit einem Softcover. Die Haptik des Buches ist wirklich schön und fühlt sich hochwertig an. Allerdings befürchte ich, dass die Oberfläche sehr anfällig für Macken und Abfärbungen ist. Auf dem Cover und der Rückseite befinden sich zwei Aufkleber (einmal mit dem Hinweis, wer die Urheberin ist und auf der Rückseite mit der Beschreibung) – diese lassen sich rückstandslos abziehen. In meinen Augen ein großer Pluspunkt, weil der Planer dadurch eben nicht so gekauft wirkt.

Das Innere umfasst 187 Seiten. Jeder Seite ist sehr liebevoll und individuell gestaltet, es gibt neben farblichen Unterschieden auch kleine gemalte Symbole. Auf den ersten Seiten findet man eine Übersicht über den Inhalt sowie eine kurze Erklärung. Hier wurde sich wirklich umfassend ausgelebt: Jahresplan, Monatspläne, Wochenpläne, Dashboards, Platz für Notizen, Zielsetzungsseiten, Finanzplaner, Gewohnheitstracker, Packlisten, Leihlisten – hier findet man wirklich alles, was das Herz begehrt. Dadurch, dass das Buch allerdings gebunden ist, kann man nicht mehr benötigte Seiten nicht entfernen.

Primäres Augenmerk liegt auf einer Kalenderfunktion. Ein Jahresplaner ist ganz am Anfang, danach kommen immer ein Monatsplaner mit 4 Wochenplänen. Die Wochenplänen wechseln sich dabei horizontal (oben vorgefertigt Mo-So, unten Freiraum) und vertikal (links vorgefertigt Mo-So, rechts Freiraum) ab. Sämtliche Freiräume sind gepunktet und gewähren so ein sicheres und gleichmäßiges Schreiben. Es gibt wirklich viele Freiräume, die man eigenständig gestalten kann. Jeder Monat ist mit seinen Wochen farblich einhaltlich gestaltet, was mir wirklich sehr gefällt. Der Bullet Planer umfasst 12 Monate. Großer Pluspunkt ist zudem, dass Monate und Wochen unnummeriert sind, man also jederzeit starten kann und nicht mit Januar anfangen müsste.

Die Seiten sind aus festerem Papier, Kugelschreiber und normale Fineliner drücken bei mir nicht durch. Leider ist auf den Seiten offenbar eine leichte Beschichtung, da Textmarker bei mir lange zum Trocknen brauchen. Hier sollte man lieber vorsichtig sein und nicht zu euphorisch direkt das Buch zuschlagen.

Was mir leider etwas fehlt: Es gibt weder eine Stifthalterung noch eine Art Verschluss. Leider geht das Buch immer ganz leicht auf und läuft gerade in der Tasche dadurch Gefahr, zu verknicken. Hier hätte man eventuell noch ein Gummiband einziehen sollen. Zudem fehlt mir ein Lesezeichen oder eine andere Markierung im Sinne von „hier bist du aktuell“.

Mein Fazit
Der Bullet Planer von Jasmin Arensmeier ist wirklich ein optisch und inhaltlich ansprechendes Büchlein. Man merkt von der ersten bis zur letzten Seite, dass hier viel Liebe und Zeit reingesteckt wurde. Für Leute, die gerade erst mit dem Thema Bullet Journal anfangen oder sich vielleicht noch nicht an ein Blanko-Buch herantrauen, ist dieses Buch wirklich eine wunderschöne und praktikable Alternative. Ich selbst habe im Bereich Bujo auch noch keine Erfahrung und freue mich sehr, langfristig mit diesem Planer zu arbeiten. Bei mir wird er allerdings eher als Tagebuch und Gedankenbuch eingesetzt werden, anstelle eines Kalenders. Dafür fehlt mir dann doch zu sehr die Übersichtlichkeit. Ich kann den Bullet Planer aber auf jeden Fall – vor allem auch als Geschenk – sehr ans Herz legen.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, was mir freundlicherweise von dem Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 28.11.2018

gefühlvolle Geschichte, die mitreißt

Starlight Nights - Immer wieder du
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„Ich werde den einzigen Menschen verlieren, der mir jemals das Gefühl gegeben hat, gut genug zu sein, so wie ich bin. Dass ich nicht mehr brauche, nicht dünner sein muss oder hübscher oder schlicht besser ...

„Ich werde den einzigen Menschen verlieren, der mir jemals das Gefühl gegeben hat, gut genug zu sein, so wie ich bin. Dass ich nicht mehr brauche, nicht dünner sein muss oder hübscher oder schlicht besser in irgendeiner Form.“ (Calista in Starlight Nights – Immer wieder du)

Worum geht’s?
Jahrelang standen Calista und Eric gemeinsam für die Serie Starlight vor der Kamera. Eric bedeutete für Calista Freund und Familie zugleich, denn mit ihrer kontrollsüchtigen Momagerin Lori fehlte Calista dies und Erics superbekannter Vater macht seinen eigenen Sohn immer nur nieder. Doch eine schicksalshafte Nacht mit einem dramatischen Ausgang treibt Eric und Calista nicht nur auseinander, sondern Calista auch tief in den Abgrund. Jahre später, als sie sich wieder gefangen hat und sich die Freiheit erkämpft hat, zur Uni zu gehen, steht Eric plötzlich vor der Tür. Er will mit ihr eine Serie drehen und dadurch, dass er Lori mit ins Boot geholt hat, bleibt Calista nichts anders übrig, als mit ihm zu gehen. Doch viele Aspekte ihrer gemeinsamen Vergangenheit scheinen sie immer wieder einzuholen…

„Starlight Nights – Immer wieder du“ gehört zu „From Scratch – Alles neu mit dir“, kann jedoch auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden, da es hierbei um einen anderen Aspekt der Geschichte geht.

Gestaltung / Schreibstil
Das Buch umfasst 33 Kapitel, einen Prolog und einen Epilog. Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht von Eric und aus der Sicht von Calista geschrieben, jeweils in der Ich-Perspektive. Der Schreibstil ist jugendlich mit übersichtlichen Sätzen. Man ist sehr schnell im Buch drin und die Geschichte liest sich sehr flüssig.

Fazit
Starlight Nights ist wahrlich eine Achterbahnfahrt. Nachdem wir im Prolog das erste Zusammentreffen von Calista und Eric vorgestellt bekommen, startet die eigentliche Geschichte unmittelbar mit dem Aufeinandertreffen von Calista und Eric an der Uni. Nach vielen Jahren der Funkstille ist er plötzlich da und möchte mit ihr eine Serie drehen. Aus dieser Ausgangssituation entwickelt sich unglaublich viel Drama. Das Buch fesselt einen direkt. Es gibt etwas, was die beiden miteinander verbindet, aber man erfährt erst schleichend im Verlauf des Buches, was passiert ist, warum diese schicksalshafte Nacht sie auseinandergebracht hat und wie sehr Calista von all dem in den Abgrund gerissen wurde. Hierbei werden weitere Nebenstränge aufgebaut, die allesamt hervorragend ausgearbeitet sind und in einem angemessenen Gleichgewicht zur Haupthandlung stehen, diese aber auch entsprechend unterstützen.

Stacey Kade hat zwei wunderbare Charaktere kreiert. Eric und Calista glänzen, weil sie nicht perfekt sind. Immer wieder verzweifeln sie an sich selbst, am jeweils anderen, an den Erwartungen Dritter und jedes Mal hat man Angst, dass sie wieder von irgendwem in den Abgrund gerissen werden. Das Buch ist durchweg eine emotionale Berg-und-Tal-Fahrt, der Leser fliegt getrieben von Hoffnung nur so durch die Seiten. Jedes Mal, wenn man endlich mit einem Lächeln dort sitzt, wird man eines Besseren belehrt und es tritt wieder eine Figur auf, die alles vernichten muss, gelegentlich sogar Calista oder Eric selbst. So bleibt es bis zur letzten Seite spannend.

Starlight Nights ist einfach durchweg eine starke Leistung. Man merkt bereits von Anfang an die Spannungen – positiv und negativ – zwischen Calista und Eric. Die Einflüsse von Erics Vater und Loris Mutter treiben Eric und Calista immer wieder an ihre Grenzen und oftmals scheint es so, als würden sie daran zerbrechen. Das tun sie zwischenzeitlich auch. Und das ist herrlich realistisch. Man fühlt mich beiden mit, aber hat zugleich Angst, dass sie sich gegenseitig in den Abgrund reißen. Calista, die ewig behütet und bevormundet wurde, weiß nicht einmal, wie man ein Konto eröffnet. Zugleich hat sie die Last, ihre komplette Familie ernähren zu müssen. Mehr als einmal macht ihre Mutter ihr deutlich, dass Calista Loris Leben versaut hat und dafür jetzt gefälligst aufkommen soll. Und Calista macht und tut. Man sitzt als Leser dort und es wird einem schwer ums Herz. Dann kommt Eric und man hat Hoffnungen, dass er Calista hilft. Doch Eric selbst ist selbst noch nicht von der jahrelangen Behandlung seines Vaters geheilt. Und dann ist da auch noch eine weitere Person, die in seinem Leben mittlerweile eine Rolle spielt. Oder spielt Eric vielleicht eher seine bisher schwerste Rolle mit seinem neuen Leben?

Positiv erwähnt werden muss aber auf jeden Fall, dass das komplette Buch realistisch bleibt. Viele Bücher haben komplett zerstörte Charaktere, die sehr schnell plötzlich wieder in Ordnung sind, und Storylines, die viel zu schnell und einfach ihr gutes Ende finden. Starlight Nights hat dies nicht. Einzig als ich den Epilog zu lesen begann, war mein erster Gedanke: Echt jetzt? Bitte nicht schon wieder dieses typische Klischee-Ende. Aber auch hier wurde ich eines Besseren belehrt.

Dieses Buch war eine Wohltat, absolut fesselnd zu lesen und wunderbar emotional mit der richtigen Mischung aus „ich muss gleich weinen“ und „ich strahle vor Glück“-Momenten.

[Diese Rezension wurde auf Grundlage eines Rezensionsexemplars erstellt, welches mir freundlicherweise von NetGalley.de und dem LYX Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung zu dem Buch ist hiervon unberührt]

Veröffentlicht am 28.11.2018

wunderschöne, einfühlsame Geschichte, bei der kein Auge trocken bleibt

All In - Tausend Augenblicke
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„Nur eine freundliche Erinnerung. Daran, dass man überall Schönheit findet. Auch in den Dingen, die einem am meisten Angst machen.“ (Jonah zu Kacey in All In – Tausend Augenblicke)

Worum geht’s?
Kacey ...

„Nur eine freundliche Erinnerung. Daran, dass man überall Schönheit findet. Auch in den Dingen, die einem am meisten Angst machen.“ (Jonah zu Kacey in All In – Tausend Augenblicke)

Worum geht’s?
Kacey steht als Gitarristin einer Rockband kurz vorm Durchbruch. Konzerte um Konzerte, Partys über Partys und jede Menge Alkohol. Sie lebt das Rock n Roll Leben, wie es im Buche steht. Oft wacht sie morgens an einem fremden Ort auf, manchmal neben einem fremden Mann und weiß nichts. So auch an einem schicksalshaften Abend, wo ein Tumult ausbricht und die komplett weggetretene Kacey vor Ort weggeschafft werden muss. Ihr Limousinenfahrer Jonah soll sie nach Hause fahren, doch dort steht er vor verschlossener Tür. Jonah, der den Fahrerjob nur als Nebenjob macht und von Routinen in seinem ruhigen Leben beherrscht wird, muss im Bruchteil einer Sekunde entscheiden, was er mit dem hübschen, komplett betrunkenen Mädchen macht. So landet Kacey bei ihm auf dem Sofa. Und beide ahnen nicht, dass dies der Beginn einer emotionalen und lebensverändernden Reise für beide sein wird, denn während Kaceys Leben ein Scherbenhaufen ist, hängt über Jonahs perfekt strukturiertem Leben ein grausames Geheimnis…

All In – Tausend Augenblicke ist Band 1 einer Dilogie. Band 2 All In – Zwei Versprechen erscheint Ende Januar 2019. All In 1 kann jedoch auch als One Shot gelesen werden, da das Buch kein offenes Ende hat.

Schreibstil / Gestaltung
Angezogen wie eine Motte vom Licht wurde ich vom Cover dieses Buchs. Das wunderschöne Cover, was jedoch in keiner Weise Hinweise auf die Story gibt. Emma Scott hat eine sehr flüssigen, angenehmen Schreibstil. Ich habe das Buch an einem Abend in einem Rutsch durchgelesen.

Das Buch besteht aus drei Teilen, grob das Kennenlernen, die Zeit zusammen und das emotionale Ende. Die Kapitel sind teilweise aus Sicht von Kacey und teilweise aus Sicht von Jonah erzählt. Dies ist sehr gut, da man an einigen Stellen die Gedanken der beiden wissen muss. Die Erzählweise bietet sich hier auf jeden Fall sehr an und passt perfekt. Man merkt sprachlich bei beiden Charakteren keine großen Unterschiede, zweimal war ich auch kurz unsicher, ob das Kapitel jetzt aus Sicht von Jonah oder Kacey ist.

Mein Fazit
Als ich zu All In 1 aufgrund des Covers gegriffen habe, wurde ich vom Klappentext schwer enttäuscht. Die Geschichte klang so gewöhnlich und herkömmlich, wie bereits tausend Male gelesen. Ich habe das Buch daher auch erst liegen gelassen. Als in den sozialen Medien die ersten Reviews auftauchten und alle davon sprachen, wie gut das Buch sei und viele sogar geweint hätten, wollte ich es dann doch wissen. Und ich wurde nicht enttäuscht!

Der Prolog der Geschichte verwirrte mich anfangs, da ich nicht einschätzen konnte, welche Rolle er für die Story spielen könnte. Als dann die Hauptstory anfing, war ich ziemlich schnell gefesselt. Kacey mag grundsätzlich anfangs nicht der sympathischste Charakter sein, aber ich mochte sie direkt und fühlte vor allem eins: Mitleid. Ständig am Trinken, ständig am Feiern und dann jeden Morgen mit einem Blackout aufwachen deutete für mich bereits am Anfang darauf hin, dass Kacey unglücklich ist und sich betäuben will. Dass offenbar in ihrem Umfeld die meisten Leute sich dafür nicht zu interessieren scheinen, sofern sie funktioniert, fand ich brutal. Und dann kommt Jonah: Bisher habe ich kaum einen tolleren und perfekteren Charakter gefunden. Nett, zurückhaltend, klug und vor allem beschützerisch kommt er daher. Man verliebt sich sofort in ihn. Jonah wirkt anfangs mit seinen Routinen und strengen Zeitplänen sehr kauzig und man versteht nicht, wieso. Aber er geht so unglaublich behutsam mit Kacey um, dem fremden Mädel, was pass-out-drunk auf seinem Sofa liegt. Er merkt sofort, dass in ihrem Leben nichts so ist, wie es sein sollte. Und so treffen diesen beiden Gegensätze aufeinander und sofort ist da eine Chemie, von der man weiß, daraus kann etwas Großes werden. Während beide anfangen, ihr Leben neu zu sortieren und vor allem Kacey mehr als eine Erkenntnis erlangt und einen wirklich gewaltigen Entschluss fasst,

Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto mehr wird es eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Emma Scott hat sich wirklich Mühe gegeben, zwei Charaktere entstehen zu lassen, die interessant aber auch authentisch sind. Zwei Charaktere, die gut ohne einander leben könnten, aber besser miteinander funktionieren. Zwei Charaktere, die voneinander lernen können, ohne sich selbst zu verlieren. Diese Faktoren machten die Geschichte wirklich unglaublich schön, aber auch unglaublich tragisch. Denn als Leser weiß man bereits am Anfang schon, was Jonahs Geheimnis ist und der Moment, wo er Kacey davon erzählt und vor allem davon, was es für sie beide bedeutet (das weiß man nämlich vorher nicht), schlug einen wirklich unerwartet ins Gesicht. Und plötzlich befindet man sich in einem Wettlauf gegen die Zeit, in einem emotionalen Kampf zwischen Hoffnung und Angst. Mehr als einmal habe ich mich erwischt, dass ich mich gefragt habe, ob ich wie Kacey so stark wäre.

Eine unglaubliche Stärke der Geschichte ist, dass obwohl es nur ein Buch ist und mit über 400 Seiten jetzt auch nicht überdurchschnittlich dick, Emma Scott Kacey und Jonah genug Platz für ihre jeweiligen Entscheidungen und Erlebnisse gibt. Nichts wirkt gehetzt, nichts überstürzt. Dafür treffen einem die letzten etwa 50 Seiten des Buches dann auch mit einer erbarmungslosen Härte. Wenn hier die Augen trocken bleiben und das Herz nicht bricht, hat der Leser meiner Meinung nach keine Gefühle! All in 1 ist für mich eines der besten Bücher des Jahres 2018.

Und die wichtigste Erkenntnis, die ich aus diesem Buch mitnehme: Es zählt nicht, wie viel Zeit man miteinander verbringt, es zählt nur, wie man sie nutzt.

***es folgen im Weiteren mögliche Spoiler***
All In 1 ist kein typisches Buch. Es ist kein Friede Freude Eierkuchen Buch und auch wenn man bis zum Ende auf ein Happy End hofft, passt das Ende überraschend gut. Es ist ein anderes Ende, als man sich wünscht, ein anderes Ende, als die meisten Bücher aus diesem Genre haben. Ein Buch, in dem der eine Hauptcharakter stirbt, ist ungewöhnlich. Ich war anfangs auch skeptisch, ob ich mit einer derartigen Entwicklung leben könnte und ja, ich konnte. Es tat unglaublich weh und es tat mir unglaublich Leid für Kacey, die Jonahs Bruder Theo, für seine Freunde. Emma Scott hat es so einfühlsam geschafft, Jonahs Lebenstraum von der Ausstellung zu verwirklichen und danach langsam und verdeckt sein Ableben einzuleiten. Das ganze Buch war eine emotionale Achterbahnfahrt, anfangs im Bezug auf Kacey, später im Bezug auf Jonahs krankes Herz. Während man anfangs zusehen konnte, wie Kacey sich mehr und mehr zerstörte und man wirklich dachte, sie wird an ihrem Exzessen sterben, legt sie eine 180° Drehung hin. Aber: Eine absolut realistische. Sie denkt zwischendurch an Alkohol, sie fällt gelegentlich in alte Muster und ja, sie denkt auch teilweise daran, Jonah zu verlassen, weil sie Angst hat. Jonah hingegen, der steif war und langsam offener wird, bringt zwischendurch Sätze, die perfekt die Situation erklären und sein Handeln erklärbar machen. Besonders berührt hat mich hierbei, wie er erklärt, wieso er nicht mit Kacey zusammensein möchte: Während er in seiner ewig gleichen Routine lebt, bekommt er nicht mit, wie viele Tage wirklich vergehen. Aber mit Kacey ist jeder Tag besonders und die Zeit scheint plötzlich zu rennen. Es hat mich sehr berührt, wie immer wieder die Tragik der Situation aufkommt, aber durch die Schönheit der Beziehung von Kacey und Jonah verdrängt wird.

Für mich ist All in 1 in sich geschlossen. Jonah ist tot, Kacey hat sich ein neues Leben erobert. Band 2 heißt „All in – Zwei Versprechen“. Jonah nahm allen seinen Freunden am Ende ein Versprechen ab. Das Versprechen von Kacey war, dass sie versuchen wird, jemand anderen zu lieben, jemandem die Kraft zu geben, die sie Jonah gegeben hat. Es liegt daher nahe, dass es in All in 2 darum gehen wird, ob und wie Kacey dieses Versprechen halten wird…

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise von Netgalley und dem Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 09.09.2018

Aufwühlend und so aktuell

Du wolltest es doch
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„Nein. Nein. Nein. Das ist das Einzige, was ich in letzter Zeit sage. Vielleicht zum Ausgleich für das eine Mal, als ich es nicht sagen konnte. Als ich nicht die Chance bekam, es zu sagen.“ (Emma in Du ...

„Nein. Nein. Nein. Das ist das Einzige, was ich in letzter Zeit sage. Vielleicht zum Ausgleich für das eine Mal, als ich es nicht sagen konnte. Als ich nicht die Chance bekam, es zu sagen.“ (Emma in Du wolltest es doch)

Worum geht’s?
„Emma ist hübsch und beliebt, die Jungs reißen sich um sie. Und sie genießt es, versucht, immer im Mittelpunkt zu stehen: Das Mädchen, das jeden herumkriegt. Bis sie nach einer Party zerschlagen und mit zerrissenem Kleid vor ihrem Haus aufwacht. Klar, sie ist mit Paul ins Schlafzimmer gegangen. Hat Pillen eingeworfen. Die anderen Jungs kamen hinterher. Aber dann? Sie erinnert sich nicht, aber die gesamte Schule weiß es. Sie haben die Fotos gesehen. Ist Emma wirklich selber schuld? Was hat sie erwartet – Emma, die Schlampe in dem ultrakurzen Kleid?“ [Klappentext des Buches]

Gestaltung / Schreibstil
Die Gestaltung des Covers ist schlicht, aber zugleich sehr ansprechend und aufmerksamkeitsfördernd. Ich bin erstmalig in der Buchhandlung auf das Buch aufmerksam geworden, indem mir das Cover auffiel. Anhand des Covers kann man bereits erahnen, um was für eine Art Geschichte es sich handeln könnte. Der deutsche Titel „Du wolltest es doch“ ist hierbei sehr gut und passend gewählt und steht dem englischen Originaltitel „Asking for it“ in nichts nach. Die nackten Beine und die Rosenbettwäsche werden hierbei auch als Bestandteil aus dem Roman aufgegriffen.

Das Buch hat einen Umfang von 368 Seiten und besteht aus zwei Teilen: Letztes Jahr und dieses Jahr. Beide Teilen nehmen relativ genau die Hälfte des Buches ein. Jeder Teil umfasst einige, aufeinanderfolgende Tage im Leben der Protagonistin Emma. Letztes Jahr steht hierbei für die Zeit vor der verhängnisvollen Nacht und die drei Tage kurz danach, während dieses Jahr für Emmas Zustand ein gutes Jahr später und die Folgen der Nacht steht. Die jeweiligen Tage sind als Kapitel gestaltet, wodurch sie teilweise sehr umfangreich sind und über viele Seiten gehen können.

Die Geschichte ist komplett aus der Sicht von Emma erzählt. Der Schreibstil ist sehr flüssig mit vielen kurzen Sätzen, man spürt regelrecht Emmas Gedankengänge. Allerdings springt man auch direkt in die Geschichte, lernt beiläufig die Charaktere kennen, aber alles bleibt sehr vage und oberflächlich. Anfangs fiel es mir sehr schwer, in die Geschichte reinzukommen, es war beinahe alles wirr und zusammenhangslos für mich. Doch nach den ersten 100 Seiten war es gar kein Problem mehr. Besonders gut fand ich hierbei die Kennzeichnung von Emmas Gedankengängen in Klammern, die teilweise noch einmal ein anderes Bild auf die Situationen werfen.

Sehr gelungen finde ich auch den Umbruch zwischen letztes Jahr und dieses Jahr. Die sprachlichen Feinheiten passen sehr gut zum Gemütszustand und lassen alles noch mehr mitfühlen. Die Autorin verzichtet bewusst auf das Wort Vergewaltigung an den meisten Stellen, weil Emma das Wort nicht hören möchte und somit zugleich dem Leser Spielraum gegeben wird, selbst ein Wort zu finden.

Fazit
Du wolltest es doch ist ein sehr emotionales und aufwühlendes Buch. Es ist ein Buch, was einen sicher nicht kaltlässt und hoffentlich auch zum Nachdenken anregt. Die Autorin spielt bewusst mit dem Aufbau einer unsympathischen Hauptdarstellerin, einer Katastrophe und einer detaillierten Beschreibung der Umstände. Hierdurch erreicht sie vor allem eins: Der Leser ist gezwungen, über eine eventuelle Antipathie gegen Emma hinwegzuschauen und für sich zu entscheiden, zu welchem „Team“ man eigentlich gehört. War Emma selbst Schuld? Was wäre wenn, hätte vielleicht, sollte man – das alles sind Fragen, die sich einem beim Lesen aufdrängen. Und vielleicht erwischt man sich das ein oder andere Mal auch dabei, wie man sich fragt „hat sie (Mit-)Schuld?“ Das Buch besticht durch eine starke Geschichte, die gegenwärtig präsent und diskussionswürdig ist wie schon lange nicht mehr. Die leichte Sprache macht das Buch sehr geeignet für junge Leser, allerdings vermisse ich an der ein oder anderen Stelle vielleicht eine etwas differenziertere Ausarbeitung der Gedankengänge und Meinungen, da das Buch größtenteils doch eher von schwarz und weiß lebt. Eine Einbindung des Buchs etwa als Schullektüre in höheren Klassen kann ich mir auch sehr gut vorstellen.

*** Es folgen im weiteren mögliche Spoiler ***
Während die erste Hälfte des Buches in mir hauptsächlich ein Kopfschüttel-Verhalten gegenüber Emma hervorrief, war der Sprung in „Dieses Jahr“ wirklich harter Tobak. Das Mädchen, was alles hatte und vor allem eine hohe Meinung von sich selbst, ist nur noch ein Wrack und hat zwei Selbstmordversuche hinter sich. Die Autorin bleibt bei ihren Schilderungen aber absolut realistisch und es wirkt einfach alles erschreckend echt. Vielleicht hat deshalb der zweite Teil auch eine so starke Wirkung auf mich. Der Fokus des Buches liegt fast ausschließlich auf dem Opfer und seinem Umfeld, was emotional sehr mitreißend ist. Hin und wieder fragt man sich, wie es nur soweit kommen konnte, gelegentlich möchte man Emma nahezu zurufen „wach auf, schau in was für ein Verderben du läufst“.

Sehr gelungen fand ich auch den familiären Kontrast. Nach der Nacht besteht die Familie nur noch aus einem Haufen Scherben. Jedes Familienmitglied geht anders mit der Situation um: Die Mutter neigt zum Alkohol und möchte eigentlich nur eine funktionierende Emma, der Vater verbringt kaum noch Zeit zuhause und kann seine Tochter nicht mehr angucken, der Bruder ist der Einzige, der sich um Emma kümmert und versucht, dass alles irgendwie gut wird. Stark finde ich hierbei auch den Nachbarsjungen Connor, der Emma jeden Tag eine Mail schreibt, auch wenn sie nicht antwortet. Er ist einer der wenigen, der offenkundig an ihre Seite der Geschichte glaubt. So fand ich es unglaublich berührend, als er schrieb, er würde alles dafür tun, diese Nacht rückgängig zu machen und sie früher am Abend zu küssen, damit sie gar nicht erst auf die verhängnisvolle Party gehen.

Immer mehr zeichnet sich das Trümmerfeld ab, was diese Nacht und die Entscheidung, zur Polizei zu gehen, hinterlassen hat. Interessant ist hierbei, dass Emma einer Freundin vor der Nacht von einer Anzeige abgeraten hat, als diese in einer nicht eingewilligten Sexualbeziehung zu einem der späteren mutmaßlichen Täter landete und Emma um Rat bat. Der Kontrast zwischen dem „relativ normalen“ Weiterleben der Jamie, die die Tat nicht angezeigt hat, und dem absoluten Scherbenhaufen der Emma nach der Anzeige, sind ein starker Aspekt der Geschichte.

Toll finde ich auch die kritische Einbindung von Medien, sozialen Medien und dem Dorftratsch. Jeder hat eine Meinung, viele teilen sie auch gerne. Die populären Sportjungs gegen das Mädel, was eh andauend die Beine breit gemacht hat? Die allgemeine Meinung ist doch relativ klar. Erschreckenderweise spricht die Autorin hierbei ein sehr gegenwärtiges und immer wieder medial diskutiertes Thema an: Wie kurz darf der Rock sein? Wie viel Alkohol darf ein Mädchen trinken? Können die anständigen Sportler sowas tun?

Insgesamt muss man sagen, dass das Buch sehr gelungen ist. Lange musste ich überlegen, wie mir das Ende gefällt. Sie zieht die Anzeige zurück, weil sie möchte, dass es vorbei ist, dass ihre Eltern wieder „normal“ sind, sie ihr Leben zurückbekommt, ihr Vater sie wieder anguckt. Doch insgeheim wünscht sie sich eigentlich nur, dass jemand mal sagt „du wolltest es doch nicht“.

[Diese Rezension wurde auf Grundlage eines Rezensionsexemplars erstellt, welches mir freundlicherweise von NetGalley.de und dem Carlsen Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung zu dem Buch ist hiervon unberührt]