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Veröffentlicht am 21.09.2018

Ein besonderes Buch mit Suchtpotential

Wicker King
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Allgemeines:

Heute, am 21.09.2018, erscheint Wicker King als gebundenes Buch bei der dtv Verlagsgesellschaft. Es handelt sich um den Debütroman der Autorin Kayla Ancrum.

Das gebundene Buch hat 320 Seiten ...

Allgemeines:

Heute, am 21.09.2018, erscheint Wicker King als gebundenes Buch bei der dtv Verlagsgesellschaft. Es handelt sich um den Debütroman der Autorin Kayla Ancrum.

Das gebundene Buch hat 320 Seiten und wird ab einem Lesealter von 14 Jahren empfohlen. Dieser Leseempfehlung würde ich ehrlich gesagt so nicht zustimmen. Meiner Meinung nach solltet ihr mindestens 16 Jahre alt sein, wenn ihr Wicker King lesen wollt. Auch dann ist Wicker King mit seiner sensiblen Thematik in meinen Augen noch kein Jugendbuch und kein Buch für jeden Leser.

Inhalt:

„Ein Brand in einer alten Lagerhalle. Am Tatort zwei Siebzehnjährige, einer davon (der vermutliche Brandstifter) mit Verbrennungen, die beide in die Psychiatrie eingeliefert werden. Einige Monate zuvor: In der Schule hängen August und Jack mit völlig verschiedenen Typen rum, privat verbindet die beiden aber seit Langem eine intensive Freundschaft. Doch Jack, Vorzeigeschüler, Spitzensportler, Mädchenschwarm, entwickelt immer stärkere Halluzinationen und driftet mehr und mehr in eine Fantasiewelt ab. In dieser ist er der König, der »Wicker King«, und August ist sein Ritter. Um Jack nah zu bleiben und zu verhindern, dass dieser sich endgültig in seiner Scheinwelt verliert, lässt sich August auf das Spiel ein: Er begibt sich gemeinsam mit Jack in dessen Fantasiewelt hinein und steuert sie beide damit genau auf die Katastrophe zu, die er verhindern wollte.“ (Quelle: dtv Verlagsgesellschaft)

Meine Meinung:

„Dieses Buch ist denen gewidmet, auf deren Schultern zu viel lastet, die aber versuchen, dies alles zu tragen.

Ich sehe euch und bin stolz, dass ihr es versucht.“

Wenn ich ein einziges Wort aussuchen dürfte, um Wicker King zu beschreiben, dann würde ich das Wort „intensiv“ wählen. Denn genau das ist Wicker King. Ich habe selten ein so intensives Buch gelesen. Selten eine so intensive Leseerfahrung gehabt. Und das, obwohl ich nach den ersten Seiten überhaupt nicht überzeugt vom Inhalt war.

Ich habe stets Schwierigkeiten mit Büchern, die einen geringen Anteil an Fließtext haben. Oder mit Büchern, die aus verschiedenen Fragmenten zusammengesetzt sind. Mir persönlich fehlt dann der Lesefluss und ich komme mehr schlecht als recht in die jeweilige Geschichte hinein. Obwohl Wicker King genau so gestaltet ist, wie ich es nicht mag, hat die Geschichte mich förmlich aufgesogen. Sie wird von Seite zu Seite intensiver. Ähnlich wie die für die Seiten gewählte Farbe. Die letzten Seiten des Buches sind sogar ganz schwarz. Eine sehr passende Gestaltungsidee. Je mehr sich die Protagonisten in allem und in sich selbst verlieren, desto dunkler wird die Welt, also in diesem Fall die Seiten, um sie herum. Ich liebe solche Gestaltungen. Verschiedene Schriftarten oder -farben. Ein Buch, das sogar mit der Seitenfarbe spielt, habe ich bislang noch nicht gelesen. Ihr?

Wicker King ist kein Fantasybuch, nein sogar das komplette Gegenteil. Komisch eigentlich, dass ich davon ausgegangen bin, fantastische Elemente vorzufinden. Vielleicht, weil der Wicker King und sein treuer Ritter im Klappentext auftauchen. Wie sehr man sich in einer Fantasiewelt verlieren kann, hat mich schockiert und beeindruckt. Düster, real und authentisch wirkt diese Geschichte zweier Jugendlicher.

„Es war nicht lange danach, als August es merkte. Jack starrte oft in die Ferne und blinzelte dann ein paar Mal, wie um die Augen scharf zu stellen. Im Nachhinein kannte Jack vielleicht sehr genau den Moment, an dem er die Grenze überschritten hatte, doch die Angst war womöglich zu groß gewesen, etwas dagegen zu tun. Wie auch immer, rückblickend war das der Zeitpunkt gewesen, als es anfing.“ (S. 71)

Jack und August. August und Jack. Eine langjährige Freundschaft, eine (ungesunde) Beziehung, Symbiose oder alles zugleich? Beide sind besondere Protagonisten, die verschiedener und ähnlicher nicht sein könnten. Beide haben Probleme, werden vernachlässigt und bekommen keine Hilfe. Weder von Schulseite noch von ihren Eltern. Ein Aufschrei sollte durch uns alle gehen. Was übersehen wir? Können oder müssen wir genauer hinschauen? Gibt es im Alltag Zeit und Gelegenheit dafür? Es wäre schön, wenn wir alle aufmerksamer durch die Welt gehen würden. Um August und Jack zu helfen, deren Probleme äußerst realistisch anmuten. Und allen anderen jungen Menschen, die ähnlichen Herausforderungen entgegentreten müssen. Wenn wir nicht helfen können, (was wir auch gar nicht müssen, oft geht es ja sogar um gravierende psychische Probleme,) dann sollten wir zumindest jemanden mitteilen, dass da jemand Hilfe braucht.

Am Ende des Buches findet sich sozusagen als I-Tüpfelchen eine Kurzgeschichte. Ich hoffe sehr, dass sie irgendwann auch in unsere Buchläden findet oder eventuell die Grundlage für einen neuen Roman aus Ancrums Feder bilden wird. Ich möchte noch viel mehr von dieser tiefgründig schreibenden Autorin lesen!

Fazit:

Ein besonderes Buch mit Suchtpotential.

Veröffentlicht am 09.09.2018

LESEN!!!

Das Gold der Krähen
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Allgemeines:

Am 03.09.2018, also vor wenigen Tagen, ist Das Gold der Krähen als Klappenbroschur in der Verlagsgruppe Droemer Knaur erschienen. Der zweite Band der Reihe um Kaz Brekker und die Krähen hat ...

Allgemeines:

Am 03.09.2018, also vor wenigen Tagen, ist Das Gold der Krähen als Klappenbroschur in der Verlagsgruppe Droemer Knaur erschienen. Der zweite Band der Reihe um Kaz Brekker und die Krähen hat dicht beschriebene 592 Seiten und einen zum Cover passenden orangefarbenen Buchschnitt.

Bei diesem Buch lohnt sich nicht nur ein zweiter, sondern auch ein dritter oder ein vierter Blick. Bei genauerem Hinsehen kann man viele Details entdecken, die sich im Cover verstecken und gut zur Geschichte passen. Autorin Leigh Bardugo hat angekündigt, irgendwann einen dritten Teil zu schreiben, aber offen gelassen, wann das sein wird. Offiziell ist es eine Dilogie, die mit diesem Buch in sich abgeschlossen sein soll(te). Meine Rezension zum ersten Band Das Lied der Krähen findet ihr hier.

Inhalt:

„Kaz Brekker und seinen Krähen ist ein derart spektakulärer Coup gelungen, dass sie selbst nicht auf ihr Überleben gewettet hätten. Statt der versprochenen fürstlichen Belohnung erwartet sie jedoch bitterer Verrat, als sie nach Ketterdam zurückkehren. Haarscharf kommen die Krähen mit dem Leben davon, Kaz‘ Geliebte Inej gerät in Gefangenschaft. Doch Kaz trägt seinen Spitznamen »Dirtyhands« nicht ohne Grund – von jetzt an ist ihm kein Deal zu schmutzig und kein Risiko zu groß, um Inej zu befreien und seinen betrügerischen Erzfeind Pekka Rollins zu vernichten.“ (Quelle: Verlagsgruppe Droemer Knaur)

Meine Meinung:

Was schreibt man, wenn ein Buch so gut ist, dass man sich wünscht, es würde nie enden? Wie drückt man aus, warum man es gut findet? Was sollte man sagen, um deutlich zu machen, dass alle Fans fantastischer Bücher ganz dringend Kaz Brekker und seine Krähen kennenlernen müssen? Kann man das einfach mit Begeisterung tun? Muss man Kriterien einhalten? Oder reicht es, wenn ich euch einfach ganz plump sage: Lest diese Reihe!?

Fragen über Fragen. Und es gibt keine befriedigende Antwort. Aber zum Glück ist eine Tatsache unumstößlich: Das Gold der Krähen ist ein verdammt gutes Buch.

Nach dem Lesen habe ich mehrfach gehört, dass man eigentlich zuerst die Grisha-Reihe lesen sollte. Bargudos Krähenreihe ist im Grishaverse angesiedelt, es gibt folgerichtig Schnittstellen und vermutlich tauchen auch Charaktere auf, die man aus der anderen Reihe kennt. Mit Sicherheit würde es das Lesevergnügen vergrößern und einen umfassenderen Blick auf die entwickelte Welt ermöglichen. Ich kann euch aber versichern, dass ihr den Inhalt der Krähenreihe auch ohne das Wissen um die bereits bekannten Charaktere des Grishaverse versteht. Man muss die Bücher nicht kennen, um ein ungeheures Lesevergnügen zu erleben. Das geht auch so. Und rückblickend betrachtet, empfinde ich es auch als spannend, aus meiner jetzigen Position heraus die Grisha-Reihe zu lesen. Vielleicht erkenne ich ja jemanden wieder?

„Zoja sagte, dass Angst ein Phönix ist. Man kann ihm zusehen, wie er tausendmal verbrennt, und doch wird er zurückkehren.“ (S. 211)

Genau wie der erste Band der Reihe wird auch Das Gold der Krähen aus den sechs verschiedenen Perspektiven der Protagonisten erzählt. Im Grunde genommen ist der zweite Teil sogar noch besser als der erste. Vor allem über die Charaktere erfährt man so viel mehr. Man kann noch besser nachvollziehen, warum sie handeln wie sie handeln. Was sie antreibt und wie sie ihre Marotten entwickelt haben, die sie so besonders machen. Dabei wirkt keines der Schicksale konstruiert oder gewollt. Ganz im Gegenteil – das Charakterbuilding ist schlicht und ergreifend großartig. Da tut es auch keinen Abbruch, dass die Welt, in der sich die Ereignisse abspielen, nicht größer wird. Mir reicht Ketterdam mit seinen Spelunken und zwielichtigen Gestalten mehr als aus. Der ein oder andere Handlungsort kommt natürlich hinzu. Und gute Ideen. Dirtyhands ist einfach verdammt clever. Wenn alles den Bach runtergeht und ihr das Buch am liebsten in die Ecke schleudern wollt, solltet ihr auf ihn vertrauen. Mir fiel das schwer, aber er hat mich überrascht. Plötzlich passierten Dinge, mit denen ich niemals gerechnet hätte. Grandios!!!

Fans von Leigh Bardugos Schreibstil können bald in den Genuss eines weiteren Buches aus ihrer Feder kommen, welches sogar im Zusammenhang mit den Krähen steht. In Deutschland wird es am 01.10.2018 erscheinen. Die Sprache der Dornen wird sechs Winternachtgeschichten aus der Welt der Krähen enthalten. Ich bin schon sehr gespannt, was das bedeutet und wer in diesen Geschichten eine Rolle spielen wird!

Fazit:

Falls ihr an dieser Stelle noch keine allumfassende Lust verspürt, das Buch zu lesen, habe ich irgendetwas falsch gemacht. Aber dann nochmal: LESEN!!!

Veröffentlicht am 30.08.2018

Mehr von de Bodt!

Schattenmänner
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Allgemeines:

Mit Schattenmänner legt Christian von Ditfurth seinen vierten Fall mit Kommissar de Bodt vor. Für diese Reihe erhielt er 2016 den Stuttgarter Krimipreis. Bei allen Bänden handelt es sich ...

Allgemeines:

Mit Schattenmänner legt Christian von Ditfurth seinen vierten Fall mit Kommissar de Bodt vor. Für diese Reihe erhielt er 2016 den Stuttgarter Krimipreis. Bei allen Bänden handelt es sich um Politthriller, die in Berlin spielen und in denen sich viele Anspielungen auf Politiker wiederfinden, manche meint man, sofort zu erkennen. Schattenmänner ist bei Bertelsmann am 13. August 2018 als Paperback erschienen und umfasst 478 Seiten.

Inhalt:

„Eine mysteriöse Mordserie gibt Kommissar Eugen de Bodt Rätsel auf: Denn die einzige Gemeinsamkeit, die die Opfer zunächst aufweisen, ist, dass sie einer Facebook-Gruppe angehörten, die sich mit Katzen beschäftigt. Doch bald findet de Bodt ein weiteres Merkmal: Sie alle haben für Rüstungskonzerne gearbeitet. Was könnten Katzenfotos mit der Rüstungsproduktion zu tun haben? Tarnung – also Spionage? Nur, wer spioniert? Und wer ist der Auftraggeber? De Bodt geht wieder ganz eigene Wege. Er merkt schnell, dass es um Leute geht, die strategische Ziele verfolgen und vor nichts zurückschrecken, um diese zu erreichen. Dieser vierte Fall ist die bislang größte Herausforderung für den scharfsinnigen Einzelgänger.“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

„Ein Mann wurde in einer Pariser Polizeiwache erschossen. Gerade wurde die höchste Terrorstufe ausgerufen. Deutschland ist ein großes Verbrechens-Chaos. Werdet schlauer!“

Donald Trump (S. 6)

Am Anfang ausgerechnet ein Zitat von Donald Trump… Dieser wäre geschmeichelt und würde die Ironie sicherlich niemals erkennen! Ein guter Start für dieses Buch!

Christian von Ditfurth ist mit seinem neuen Thriller wieder ein unglaublich spannendes Buch gelungen.

Er legt mit Schattenmänner seinen vierten Fall um das großartige Ermittlerteam de Bodt, Yussuf und Salinger vor. Er macht es dem Leser wie immer nicht leicht, denn seine Bücher sind vielschichtig angelegt und erfordern ein genaues Lesen und Mitdenken, sonst kann man die Handlung nicht nachverfolgen. Gerade diese Art zu schreiben finde ich aber besonders gelungen, zumal von Ditfurth einfach sehr gut erzählen kann. Es gelingt ihm auch hier wieder, aktuelle Tagespolitik, die aktuellen Themen in der Bundesrepublik Deutschland wie die Flüchtlingskrise, Misstrauen in die Politik, Selbstbehauptung und Wahrhaftigkeit einzubinden, und dieses auf sehr glaubwürdige Art und Weise. Dieses Mal hat de Bodt auch wieder einen Fall zu lösen, der sehr komplex ist, zunächst aber recht eindeutig aussieht. Wie immer muss er sich gegen seine Vorgesetzten durchsetzen, um selbständig ermitteln zu können und deren Ressentiments gegenüber der politischen Obrigkeit zu überwinden. Aber damit hat er wie gewohnt keine Schwierigkeiten, denn sich unbeliebt machen, davon versteht er etwas. Ganz nebenbei erfährt man auch eine Menge über das Verhältnis der drei Ermittler zueinander, auch hier gelingt es von Ditfurth überzeugend Themen wie Rassismus, Feminismus und Antifeminismus auf humorvolle Art und Weise miteinander zu verknüpfen. Daran sollte man sich ein Beispiel nehmen, denn der lockere Umgang mit diesen Themen würde massiv dazu beitragen, dass die zurzeit sehr verbissene Diskussion eine andere Richtung bekäme.

Der aktuelle Fall von Ditfurth spielt wieder in Berlin und wieder geht es um Politiker, die mehr oder weniger Dreck am Stecken haben. Ob sie aber in den Mordfall, in dem ermittelt wird, verwickelt sind, das weiß der Leser zunächst nicht.

Die Orientierung im Buch wird einem nicht gerade leicht gemacht. Von Ditfurth springt sowohl innerhalb der Orte als auch der Ermittlungsteams und stellt zwischendurch immer wieder kleine Kapitel ein, die sich auf Täter und Verfolger beziehen. Genau weiß man das aber nicht und wer hier gut oder böse ist schon einmal gar nicht. Das heißt also, wieder sehr aufmerksam lesen, aber wer die Fälle um de Bodt liebt, der macht dieses sehr, sehr gerne, weil er jede Seite, die Christian von Ditfurth schreibt, genießt. Ich habe bereits Zwei Sekunden und Heldenfabrik gelesen, beides auch großartige Bücher. Gleiches gilt für die Stachelmannreihe, mit der Christian von Ditfurth in Deutschland zunächst bekannt geworden ist. Die Reihe um de Bodt ist sprachlich sehr viel ausgereifter und völlig zurecht von der Presse und der Kritik hoch gelobt und ausgezeichnet.

Fazit:

Mehr von de Bodt! Man sollte allerdings in der richtigen Reihenfolge lesen, sonst verpasst man so manche wichtige, aber auch amüsante Information.

Veröffentlicht am 18.08.2018

Ein Buch voller (unbequemer) Helden.

Tankstellenchips
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Allgemeines:

Tankstellenchips – Ein Heldenepos ist im Juli 2018 in der Verlagsgruppe Oetinger erschienen. Die Autorin dieses Buches ist eine meiner liebsten deutschen Autorinnen: Antonia Michaelis.

Tankstellenchips ...

Allgemeines:

Tankstellenchips – Ein Heldenepos ist im Juli 2018 in der Verlagsgruppe Oetinger erschienen. Die Autorin dieses Buches ist eine meiner liebsten deutschen Autorinnen: Antonia Michaelis.

Tankstellenchips ist kein fantastisches Buch, sondern geht ähnlich wie Die Attentäter in eine realistische Richtung. In meinen Augen ist es für junge Erwachsene und erwachsene Leser geeignet. Das vom Verlag empfohlene Lesealter von 14 Jahren ermöglicht vermutlich kein umfassendes Verständnis der Lektüre.

Wer Tankstellenchips in der Hand hält, sollte einen Blick hinter den Schutzumschlag werfen. Mit viel Liebe zum Detail hat Kathrin Schüler das Buch gestaltet und dem gebundenen Buch so auch optisch etwas Besonderes verliehen.

Inhalt:

„Road Novel von Antonia Michaelis über zwei ungleiche Helden und sehr viele Kühe.
In einer Sommernacht lernen sie sich kennen: Sean, Student aus dem Iran, seit zwei Monaten in Deutschland, und Davy, aus dem Heim abgehauen, auf der Suche nach einem Freund. Beide werden Zeugen eines Überfalls. Von nun an verfolgt von Verbrechern und Polizei türmen sie zusammen quer durch Deutschland: über Erdbeerfelder, unter dunklen Gewitterwolken, durch Biergärten, im Heißluftballon, mit der Bahn und auf dem Moped. Immer wieder werden sie dabei von Kühen umzingelt, das scheint ihr Schicksal zu sein. Warum sonst sollte der Wagen mit Sean und dem Abschiebebescheid ausgerechnet auf dem Weg zum Flughafen in einer Kuhherde stecken bleiben?

Klug, skurril und komisch nimmt Antonia Michaelis ihre Leser mit auf eine Deutschlandreise aus Sicht eines Flüchtlings und erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft.“ (Quelle: Verlagsgruppe Oetinger)

Meine Meinung:

Antonia Michaelis steht für Bücher, in denen Realität und Fantasie verschwimmen. Bücher, die uns als Leser nicht eindeutig signalisieren, was tatsächlich passiert ist oder was wir uns nur vorstellen, gelesen zu haben. Ich liebe diesen ihr ganz eigenen Schreibstil und habe mich von ihren Worten schon so oft einfangen lassen. Michaelis behandelt stets wichtige Themen und eben auch solche Themen wie das der Flüchtlinge, das für manche Menschen so unangenehm zu sein scheint. Für mich stand außer Frage, ob ich Tankstellenchips lesen wollte. Ich musste es lesen.

„Fahren Sie nicht weiter bis zu das Dorf da?“, fragte Davy. „Doch, da wohn ich“, sagte der alte Mann. „Aber muss ja nicht gleich jeder wissen, dass ich so’ne wie euch mitgenommen hab. Ihr versteht schon. Ausländer. Denn haut rein.“

Ich wusste nicht, was wir hauen sollten, es war wohl nur wieder eine Redensart. (S. 36)

Tankstellenchips wird als Heldenepos beworben. Und genau das ist es auch. Zwei (tragische) Helden machen sich auf den Weg – auf eine gemeinsame, völlig ungeplante und unfreiwillige Reise. Auf dieser Reise erleben sie Dinge, die durchaus im Bereich des Möglichen liegen. Anders als sonst mischt Michaelis keine fantastischen Elemente in die Handlungsstränge ihrer Geschichte. Stattdessen tauchen viele skurrile Dinge auf. Den beiden Helden begegnen zum Beispiel überdurchschnittlich oft Kühe. Man könnte sagen, sie sind von Kühen umgeben. Vielleicht verfolgen die Kühe die beiden ja heimlich auf ihrer Reise durch Deutschland?

Michaelis kreiert eine tragikomische Geschichte. Eine Geschichte, von der man immer mehr lesen will, die man förmlich in sich aufsaugt. Woran das liegt? Vermutlich zum einen an der Authentizität der Protagonisten und zum anderen an dem von ihr gewählten Realitätsbezug. Sean, der eigentlich gar nicht Sean heißt, ist geflüchtet. Beiläufig werden ab und an Details seiner Flucht erwähnt. Als ob sie gar nicht so schlimm war. Gleiches gilt für den Grund seiner Flucht. Er hat selbst mich während der Lektüre beinahe davon überzeugt, dass er gar keinen Grund hatte, sein Land zu verlassen. Fallt nicht darauf rein, er hat einen.

Es tat ein bisschen weh an meine Großmutter zu denken. An sie und ihre Küche und den Duft darin: Kerbel, Pfefferminze, Basilikum, Schnittlauch, Zwiebel, all diese Gerüche, die es in Deutschland nicht gibt, oder wenn, dann nur in winzigen Dosen, als wären Kräuter gefährliche Medikamente. (S. 29)

Tankstellenchips lädt dazu ein, über Sprache nachzudenken. Vor allem über die deutsche Sprache. Sean hinterfragt viele Dinge, neigt zu Übergeneralisierungen und erklärt nicht nur einmal, warum er sich so ausdrückt wie er es eben tut. Der kleine Davy, der ihn auf dem Roadtrip begleitet, hat ebenso Probleme mit der Sprache. Das fällt sogar Sean auf. Seine Probleme haben eine andere Ursache, sind aber nicht minder spannend. Meiner Meinung nach sind viele Beispiele aus Tankstellenchips bestens dafür geeignet, aufzuzeigen, welche Herausforderungen sich für einen Lerner innerhalb der deutschen Sprache verbergen.

„Und? Willst du wieder zurück, irgendwann?“, fragte der Trucker.

Komisch, alle stellten ständig diese Frage. Da bist du fünf Minuten irgendwo zu Gast, und schon fragen sie, wann du wieder gehst. „Ich geh zurück zwei Wochen“, sagte ich. „Tourist. Sie verstehen? Ich bin Tourist. Besucherin.“ „Besucher“, sagte der Trucker. „Was?“ „Besucherin ist eine Frau“, sagte der Trucker und steckte sich eine Zigarette an, ohne mir eine anzubieten, was sehr schade war. „Deutsch, in ist für Frau.“ „Ja, aber die Gleichberechterung“, sagte ich, denn das hatte ich mir gemerkt, es war etwas typisch Deutsches. „Deutschland, jede Wort muss in am Ende haben, ist Gleichberechterung, nein? Also ich sage: Bin ich Besucherin. Ist gerecht.“ Der Trucker nickte langsam. (S. 27)

Während des Lesens begleitete mich durchweg ein gewisses Unbehagen. Ich hatte schon von Beginn an Angst vor dem Ende des Buches. Ob meine Angst berechtigt war? Lest selbst, es lohnt sich.

Fazit:

Ein Buch voller (unbequemer) Helden.

Veröffentlicht am 30.07.2018

Starke Frauen, spannende Geheimnisse und viele tolle Lesestunden

Die Königin der Schatten - Verflucht
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Allgemeines:

Die Königin der Schatten – Verflucht ist bereits am 16.05.2016 als Klappenbroschur mit 608 Seiten bei Heyne erschienen. Anfang Juli 2018 ist eine Taschenbuchausgabe veröffentlicht worden.

Der ...

Allgemeines:

Die Königin der Schatten – Verflucht ist bereits am 16.05.2016 als Klappenbroschur mit 608 Seiten bei Heyne erschienen. Anfang Juli 2018 ist eine Taschenbuchausgabe veröffentlicht worden.

Der Originaltitel des zweiten Bandes der von Autorin Erika Johansen geschriebenen Trilogie lautet: The Invasion of the Tearling. Nicht nur inhaltlich sondern auch vom Klang her erscheint mir dieser Titel passender gewählt. Macht doch gleich viel neugieriger oder?

Inhalt:

„Seit Kelsea Glynn ihr rechtmäßiges Erbe angetreten hat, ist in Tearling ein Zeitalter der Menschlichkeit und der Gerechtigkeit angebrochen. Doch mit der Roten Königin des Nachbarreiches Mortmesne hat sich Kelsea eine ebenso mächtige wie gefährliche Feindin gemacht: Unau altsam marschiert die gewaltige Mort-Armee auf die Grenzen Tearlings zu. Noch während Kelsea versucht, einen Krieg zu verhindern, den sie nicht gewinnen kann, kommt sie einem Geheimnis aus der Vergangenheit auf die Spur – einem Geheimnis, das das Schicksal Tearlings für immer verändern wird . . .“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

„Die zweite Mortinvasion trug alle Zeichen eines Gemetzels. Auf der einen Seite stand die weitaus größere Mortarmee, ausgerüstet mit den besten Waffen der Neuen Welt und angeführt von einem Mann, der vor nichts zurückschrecken würde. Auf der anderen Seite stand die Teararmee, ein Viertel so groß und mit Waffen aus billig geschmiedetem Eisen, die unter dem Aufprall von solidem Stahl sofort brechen würden. Die Chancen waren nicht einfach nur ungleich verteilt, sondern geradezu vernichtend. Für Tearling schien es keinen Ausweg aus der Katastrophe zu geben.

Tearling als Militärnation, Callow der Märtyrer“ (S. 11)

Ich liebe den Stil, in dem diese magische Reihe geschrieben ist. Jedes Kapitel wird mit einem Zitat begonnen. Diese Zitate stammen aus der (fernen) Vergangenheit der Welt, in der die Handlung der Trilogie spielt und beleuchten verschiedenste Aspekte. Die beschriebene Welt ist anders als unsere. Und ich lerne zusammen mit den Protagonisten mit jeder Seite mehr über sie. Schon im ersten Band gab es viele Geheimnisse und Rätsel zu lösen. Es wurde nur ein wenig Licht ins Dunkel gebracht. Wir Leser haben etwas mehr über die Entstehung von Tearling erfahren. Auch in diesem Band werden uns nach und nach einige Schnipsel vor unsere Leseraugen gehalten. Diese Schnipsel machen neugierig auf so viel mehr. Ich möchte am liebsten auf der Stelle weiterlesen und erfahren, wie es nach der Überfahrt weiterging. Ich möchte wissen, wie die unterschiedlichen Zeitebenen, in denen das Buch verfasst ist, fortgeführt werden.

Sowohl Protagonistin Kelsea als auch Protagonistin Lily erleben Dinge, von denen ich nicht genug lesen konnte. Beide Erzählperspektiven differieren stark voneinander, stammen aus verschiedenen Welten. Das tut der Spannung jedoch in keiner der beiden Perspektiven Abbruch. Hat man die eine beendet, möchte man sogleich zu ihr zurückkehren. Dieser Effekt besteht bei beiden Erzählsträngen.

„Die Frewell-Regierung betonte gerne die uralte Mär, dass Frauen zerbrechliche und unentschlossene Wesen seien, die dringend ein Zuhause und einen Ehemann bräuchten, der sie anleitete und führte. Doch selbst der flüchtigste Blick auf die Zeit unmittelbar vor der Überfahrt zeigt etwas anderes. Amerikanische Frauen waren in dieser Zeit extrem einfallsreich. Und das mussten sie auch sein, um in einer Welt zu überleben, für die sie nur einen Wert hatten. Viele Frauen waren gezwungen, ein Doppelleben zu führen, über das wir nur sehr wenig wissen und ihre Ehemänner sicherlich überhaupt nichts.

Amerikas dunkle Nacht, Glee Delamere“ (S. 294)

Die Rolle der Frau ist vor allem in Lilys Welt eine erschreckende. Manchmal konnte ich nur schwer glauben, was ich dort gelesen habe. Ich hoffe, dass es niemals so sein wird, wie von Erika Johansen in ihrem Roman erdacht. Keine Frau der Welt sollte so leben. Die Würde eines jeden Menschen sollte unantastbar sein.

Lily ist eine starke Protagonistin. Möglicherweise noch stärker als Kelsea, die in diesem Band einige Veränderungen durchgemacht hat, die ich noch nicht richtig einordnen kann. Ich bin gespannt, wohin sie diese Veränderungen führen werden. Auch die rote Königin wirkt auf mich nach dem zweiten Band der Reihe wesentlich menschlicher. Ich konnte nach und nach sogar mit ihr mitfühlen und ansatzweise nachvollziehen, wie sie zu der Frau geworden ist, die Mortmesne regiert.

Erika Johansen wählt für den zweiten Band ihrer Trilogie ein Ende, das so viel Lust macht, direkt weiterzulesen. Ein mutiges, unerwartetes Ende für ein Buch, das uns viel tiefer hat blicken lassen als der erste Band. Wie wird diese Trilogie ausgehen? Ich werde mit Sicherheit bald den dritten Band lesen. Ihr auch?

„Die Königin hat ihren Thron bestiegen, doch kann sie ihr Reich vor dem Untergang retten?“ (Buchrücken)

Fazit:

Starke Frauen, spannende Geheimnisse und viele tolle Lesestunden.