Cover-Bild Schachnovelle
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12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: FISCHER Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Klassisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 112
  • Ersterscheinung: 01.09.1987
  • ISBN: 9783596215225
Stefan Zweig

Schachnovelle

»Das Unwahrscheinliche hatte sich ereignet, der Weltmeister, der Champion zahlloser Turniere hatte die Fahne gestrichen vor einem Unbekannten, einem Manne, der zwanzig oder fünfundzwanzig Jahre kein Schachbrett angerührt. Unser Freund, der Anonymus, der Ignotus, hatte den stärksten Schachspieler der Erde in offenem Kampfe besiegt!«
Das Erstaunen ist groß, als der unscheinbare Dr. B., österreichischer Emigrant auf einem Passagierdampfer von New York nach Buenos Aires, eher zufällig gegen den amtierenden Schachweltmeister Mirko Czentovic antritt und seinen mechanisch routinierten Gegner mit verspielter Leichtigkeit besiegt. Doch das Schachspiel fördert Erinnerungen an den Terror seiner Inhaftierung im Nationalsozialismus zutage und reißt eine seelische Wunde wieder auf, die erneut Dr. B.s geistige Gesundheit bedroht.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.05.2019

Ein Klassiker, der mit seiner Erzählsprache punktet

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Handlung:
Mirko Czentovic ist als Kind für seine Naivität, vielleicht sogar Dummheit bekannt und kann weder lesen, noch rechnen. Doch er beobachtet immer die Schachpartien, die sein Ziehvater der Pfarrer ...

Handlung:
Mirko Czentovic ist als Kind für seine Naivität, vielleicht sogar Dummheit bekannt und kann weder lesen, noch rechnen. Doch er beobachtet immer die Schachpartien, die sein Ziehvater der Pfarrer mit einem Dorfmitglied spielt. Als der Pfarrer einmal während einer diesen Partien zu einer letzten Ölung gerufen wird, springt Mirko für ihn ein und gewinnt gegen den erwachsenen Gegner mit links. Schnell spricht sich dies herum und Mirko spielt und lernt weiter, bis er schliesslich zum Schachweltmeister gekürt wird, der jedoch schon bald für seine Arroganz und seine Gier bekannt ist. Auf einem Passagierdampfer von New York nach Buenos Aires ereignet sich jedoch das Unerwartete: Mirko Czentovic findet einen würdigen Gegner. Der stille und höfliche Dr. B wirft Rätsel auf und so erkundigt sich die Erzählerfigur nach ihm und seiner Vergangenheit und erfährt von einer Festnahme durch die Nationalsozialisten und vom Terror seiner ganz perfiden Folter. Diese Erinnerungen wecken längst verdrängte Empfindungen in Dr. B. und die Situation eskaliert.

Meine Meinung:
Wenn mich ein Buch anregt, es den Protagonisten gleich zu tun (in diesem Fall wäre es, Schach zu spielen) dann ist das schon einmal ein grosser Pluspunkt. Aber die extrem detaillierten Spielzüge und die genau beschriebene Faszination und Hassliebe für dieses Spiel sind es nicht alleine, was diese Novelle auszeichnen. Vielmehr sind es die Erzählsprache, welche mitreisst, die ganzen historischen und gesellschaftlichen Hintergründe und Schrecken, welche in der Erzählung von Dr. B vorkommen und die verschiedenen Personen und ihre genau auf sie zugeschnittenen Charaktereigenschaften, welche dieses kleine Büchlein, diese Erzählung auszeichnen.

Meine Empfehlung:
Auch wenn einige von euch diesen Klassiker vielleicht in der Schule lesen mussten und deswegen nicht ganz glücklich mit dem Buch waren, so empfehle ich euch, diese Novelle noch einmal zu gönnen und in euerem Tempo zu entdecken. Schliesslich beinhaltet dieses Buch wirklich viele spannende Metaphern und pointierte Charakterzeichnungen, die bestens unterhalten. Von mir gibt es eine ganz klare Empfehlung.

Veröffentlicht am 25.09.2018

genauso gut wie beim ersten Mal!

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Auf einem Schiff Richtung Südamerika treffen die unterschiedlichsten Charaktere zusammen: Ein Schachweltmeister, ein erfolgsbesessener Geschäftsmann, der eher unauffällige Dr. B, und weitere Charaktere, ...

Auf einem Schiff Richtung Südamerika treffen die unterschiedlichsten Charaktere zusammen: Ein Schachweltmeister, ein erfolgsbesessener Geschäftsmann, der eher unauffällige Dr. B, und weitere Charaktere, darunter auch der Erzähler.
Als sich herumspricht, dass Schachweltmeister Mirko Centovic an Bord ist, will ihn McConnor unbedingt zu einer Partie Schach herausfordern.
Nach langem Überreden willigt er ein. Die ersten Partien verlieren die Herausforderer klar, bis sich Dr. B. einmischt. Er scheint alle Züge des Weltmeisters voraussehen zu können. Und das obwohl – wie er selbst sagt – er seit über 20 Jahren keine Partie Schach mehr gespielt hat. Dadurch kommt die Vergangenheit von Dr. B. ans Licht und, dass er beinahe dem Nazi-Regime zum Opfer gefallen wäre.

Ein Re-Read aus der Schulzeit. Ich hatte in Erinnerung, dass mich das Buch vor 14 Jahren gut gefallen hatte, deswegen wollte ich rausfinden, ob das jetzt noch immer der Fall ist: ja ist es.

Das Buch ist extrem vielschichtig, es beleuchtet unglaublich genau die Psyche der Protagonisten. Den einfach gestrickten Mirko Centovic, der nach einer schlimmen Kindheit den Aufstieg zum Schachweltmeister geschafft hat, trotz aller Einfachheit.
Mister McConnor, immer auf der Suche nach Erfolg, nie zufrieden, braucht immer Selbstbestätigung.
Und dann Dr. B., der unglaublich viel durchgemacht hat.

Seine Geschichte zeigt so viel auf einmal. Einerseits die Psychische Komponente: was das absolute Nichts aus einem Menschen machen kann, was passiert, wenn man einem Menschen jeglichen geistigen Anreiz nimmt. Wie schnell ein Mensch einer Sucht verfallen kann und wie schwierig es ist, daraus auszubrechen.

Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der es immer etwas zu tun gibt, in der der Mensch dauernd Beschäftigung sucht, können wir uns das absolute Nichts fast gar nicht mehr vorstellen. Auch wenn der Gedanke an etwas Ruhe meist schön ist, was Dr. B. durchgemacht hat, kann in der heutigen Zeit wohl niemand mehr ansatzweise nachvollziehen. Gut gefallen hat mir als Leseratte natürlich auch, dass ihm ein Buch aus dieser Leere heraus geholfen hat.

„Vier Monate lang hatte ich kein Buch in der Hand gehabt, und schon die bloße Vorstellung eines Buches, in dem man aneinander gereihte Worte sehen konnte, Zeilen, Seiten und Blätter, eines Buches, aus dem man andere neue, fremde, ablenkende Gedanken lesen, verfolgen, sich ins Hirn nehmen könnte, hatte etwas Berauschendes und gleichzeitig Betäubendes.“ (S.67)

Und dann geht’s natürlich auch um das Nazi-Regime und um die unglaublichen Folter Methoden, die angewendet wurden. Ich wusste gar nicht, dass manche Häftlinge so behandelt wurden. Es ist einfach unfassbar, welche ausgeklügelten und psychisch verstörenden Methoden sich die Nazis einfallen haben lassen. Jegliche Art von Folter – und auf diese wäre wohl fast kaum jemand gekommen.

Den halben Stern habe ich abgezogen, weil ich anfangs etwas gebraucht habe, um in die Geschichte hineinzufinden. Die Sprache ist eindeutig gehoben, Stefan Zweig verwendet viele Fremdwörter, auch der Satzbau ist anfangs ungewohnt. Ab der Hälfte liest sich die Schachnovelle aber flüssig, Klassiker hin oder her.

Unterm Strich ein sehr empfehlenswerter Klassiker, der sich schnell weglesen lässt und der trotzdem unglaublich viel enthält. Wer sich noch nicht an vielen Klassikern versucht hat, sollte hier auf alle Fälle mal reinlesen. Ich werde mir jetzt nach und nach noch weitere Bücher aus der Schulzeit vornehmen, auch die, die mir damals nicht gefallen haben. Vielleicht weiß mein älteres Ich sie jetzt ja zu schätzen.

Veröffentlicht am 09.09.2018

Rezension Schachnovelle - Stefan Zweig

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Muss ein Analphabet, welcher eine Schwäche in Mathematik hat und kaum
Vorstellungsvermögen besitzt, wirklich strohdumm sein und nichts können?

Nein, das beweist Czentovic, ein Mann mit schwieriger Kindheit. ...

Muss ein Analphabet, welcher eine Schwäche in Mathematik hat und kaum
Vorstellungsvermögen besitzt, wirklich strohdumm sein und nichts können?

Nein, das beweist Czentovic, ein Mann mit schwieriger Kindheit. Er entdeckt sein
Talent im Schachspiel und arbeitet sich bis zum Weltmeistertitel. Der selten
geschlagene Meister ist von sich selbst ununterbrochen überzeugt, bis plötzlich
eine Person auftaucht, die ihm seine Unschlagbarkeit streitig machen könnte.
Und dessen Vergangenheit, lässt alle lächelnden Gesichter erstarren…

In diesem kleinen, dünnen Büchlein stecken viele berührende Geschichten,
welche von dem Autor Stefan Zweig auf diesen wenigen Seiten in gehobener
Sprache formuliert wurden. Trotz des Alters des Textes, lässt er sich fliessend
lesen, auch wenn die zum Teil ungewohnten Satzstellungen im ersten Moment
etwas seltsam erscheinen mögen.

Die Geschichte ist meist packend. Manchmal gibt es jedoch nicht enden wollende
Stellen, an denen nichts passiert und man zum Einschlafen angeregt wird.

Das Ende kommt leider etwas abgehackt daher. Es ist nicht unbedingt schlimm,
aber man hätte bestimmt noch mehr daraus machen können.

Mein Fazit:
Für Leute, welche ältere Texte lesen und auch Geschichten mit trauriger
Wahrheit mögen, ist dieses Buch perfekt geeignet.

Wer jedoch moderne Storys mit Fantasy und Science-Fiction bevorzugt, sollte
lieber die Finger von der «Schachnovelle» lassen.