Ungewöhnlich und ausdrucksstark
Die kleinen Wunder von MayfairDas Cover und der Titel lassen auf den ersten Blick eine fantastische, vielleicht kitschige und romantische Weihnachtsgeschichte vermuten - was das Buch aber keineswegs ist. Obwohl es eine große Portion ...
Das Cover und der Titel lassen auf den ersten Blick eine fantastische, vielleicht kitschige und romantische Weihnachtsgeschichte vermuten - was das Buch aber keineswegs ist. Obwohl es eine große Portion Magie zwischen den Buchdeckeln zu entdecken gibt, handelt die Geschichte ebenso von den Schrecken des Krieges und seinen Auswirkungen auf die Menschen, und so wurde ich mehr als einmal von den Wendungen überrascht.
Wir begleiten die junge schwangere Cathy ins Emporium, einen Spielzeugladen, wo sie eine Zuflucht und an der Seite von Kaspar auch bald ein neues Zuhause findet. Während Kaspar wie sein Vater die Gabe besitzt, magische Spielzeuge herzustellen, kann sein Bruder Emil zwar besonders detailreiche und technisch ausgetüftelte Spielzeugsoldaten, das Markenzeichen des Emporiums, erfinden, ihnen fehlt aber die Magie. Als Kaspar aus dem Krieg zurückkehrt, werden die kämpfenden Spielzeugsoldaten zu einer Erinnerung an die erlittenen Schrecken, und er verändert die Figuren. Das hat bald ungeahnte Auswirkungen auf das Emporium und aller, die darin leben...
Ich habe sehr lange gebraucht, um eine Beziehung zu den Protagonisten aufzubauen - bis zuletzt vermisste ich eine spürbare Nähe und Sympathie gegenüber Cathy und den Brüdern Kaspar und Emil. Lediglich der stille Papa Jack, Spielzeugmacher und Gründer des Emporiums, des magischsten Spielzeugladens aller Zeiten, konnte mich von Anfang an für sich gewinnen, ebenso wie der aus Patchworkhund Sirius. Während Kaspar anfangs zu sehr von sich überzeugt wirkt und Emil der kleine, ihm nacheifernde und zunächst sympathischere Bruder ist, wendet sich die Perspektive im Laufe des Buches, und zuletzt konnte ich beide nur noch bemitleiden - Emil für seine Taten und Kaspar, der sie zu spüren bekam. Währenddessen schwebte Cathy wie ein Geist über allem, ohne jedoch wirklich Farbe anzunehmen. Ihre Tochter Martha hingegen, die so ausdrucks- und willensstark durch das Emporium wirbelte, habe ich sofort ins Herz geschlossen.
Die Momente im Emporium, in denen die Magie des Spielzeugs beschrieben wurde, sind etwas ganz besonderes, aber leider werden sie im Laufe des Buches immer seltener. Der Krieg naht und verdrängt die Magie fast, die am Ende zum Glück aber doch wieder zurückkehrt...und vielleicht nie ganz verschwunden ist.
Fiel die Spannung nach der Hälfte ein wenig ab, hat das magische Ende mich doch wieder überzeugen können. Eine sehr ungewöhnliche und ausdrucksstarke Geschichte, die mich überrascht und auf manchen Seiten sehr nachdenklich gestimmt hat.