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Veröffentlicht am 10.09.2018

Höre meinen Ranger-Eid!

Arlo Finch (1). Im Tal des Feuers
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Arlo Finch ist elf und dafür schon ganz schön oft umgezogen. Das liegt daran, dass sein Vater ein Whistleblower ist und von der Regierung gesucht wird (er versteckt sich in China), und niemand gern die ...

Arlo Finch ist elf und dafür schon ganz schön oft umgezogen. Das liegt daran, dass sein Vater ein Whistleblower ist und von der Regierung gesucht wird (er versteckt sich in China), und niemand gern die Frau eines "Regierungsverräters" einstellt. Als letzten Ausweg kehrt seine Mutter mit Arlo und seiner Schwester zurück in ihren Heimatort, nach Pine Mountain, Colorado. (Oder auch: ans Ende der Welt.) Hier findet Arlo schnell Anschluss bei den Rangern - Kinder, die am Pfadfinderleben teilnehmen - und gute Freunde in Henry Wu und Indra Mitdemschwierigzumerkendennachnamen. Doch irgendwas stimmt auch nicht so richtig in Pine Mountain. In den Wäldern funktioniert Magie und auf einmal wird es gefährlich für Arlo, denn irgendjemand hat beschlossen, ihn aus dem Weg zu räumen. Zum Glück sind die Ranger auf Zack und ihr Zusammenhalt besteht auch dann, als es sie in eine andere Welt verschlägt.

Zweifellos eine fesselnde Kindergeschichte, die ich auch gern weiterverfolgen werde. Mir gefällt die Message, dass man mit Freunden alles (Mögliche) überstehen kann und auch die ganzen Pfadfindersachen sind nett beschrieben. Ein bisschen fehlte mir die Tiefe der wichtigen Nebenfiguren wie Indra und Henry und was mir dann gerade zum Schluss hin aufgefallen ist, war, dass sich die Gefahren für das, was vorher ständig aufgebaut wurde, zu einfach lösen ließ. Es war nämlich richtig gut so, dass Arlo keine Superfähigkeiten besaß, wie einige der anderen, aber plötzlich hatte er sie doch, und konnte mir persönlich zu schnell und effizient damit umgehen. Das hätte gern ein wenig spannender gehabt, da kam mir sogar die Sache mit dem sehr zahnbewehrten Pferd noch gefährlicher vor. Aber als Einstieg in eine Reihe wirklich gelungen und durch den Schluss fragt man sich natürlich, wie es weitergeht.

Veröffentlicht am 26.08.2018

Grüner Daumen

Regrow your veggies
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Ist es möglich, aus Gemüseresten etwas neu nachwachsen zu lassen? Als ich den Titel des Buches las - Regrow your veggies - wurde ich neugierig. Ich mag Gemüse eindeutig lieber als Fleisch, von daher ist ...

Ist es möglich, aus Gemüseresten etwas neu nachwachsen zu lassen? Als ich den Titel des Buches las - Regrow your veggies - wurde ich neugierig. Ich mag Gemüse eindeutig lieber als Fleisch, von daher ist die Beantwortung dieser Frage für mich natürlich interessant. Nun, vorneweg. Die Autoren des handlichen, kleinen Buches sagen: Ja, es ist möglich. Man braucht nur wenige Schritte/Handgriffe und kann sich aus jeder Menge Gemüsereste etwas neu ziehen.
Warum eigentlich, wenn doch alles kaufbar und relativ preiswert ist? Zum einen ist da der Aspekt der Nachhaltigkeit, zum anderen kommt vielleicht auch einfach der Spaß hinzu. Ist es nicht cool, auf dem Balkon oder im Wintergarten immer etwas Frisches zur Hand zu haben?
Auf die Nachhaltigkeit wird in einem eigenen Kapitel eingegangen, auch auf Pflegetipps, Krankheiten von Pflanzen oder "Erste-Hilfe" bei Schädlingen. Ansonsten bekommt man genau das, was man erwarten kann: verschiedene Gemüse, die vorgestellt, beschrieben und sogar teilweise mit Rezepttipps versehen werden und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie die Chancen auf eine Nachzucht am besten umgesetzt werden.
Ob man dabei wirklich auf Pflanzen wie Avocado oder Mango eingehen musste, die bei uns vielleicht hübsche Bäume, aber nie tragen werden, darüber kann man streiten. Auch hätte ich mir manche komprimierte Tipps ein wenig weniger komprimiert gewünscht, aber ansonsten fand ich das Buch interessant, lehrreich und nun ja. Mal sehen, wie sich meine bis jetzt eingepflanzten Gemüsereste in nächster Zeit machen werden.

Veröffentlicht am 15.08.2018

Juri und der Mann aus Stahl

Guten Morgen, Genosse Elefant
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Russland, 1954. Juri ist zwölf Jahre alt, na gut, eigentlich schon zwölfeinhalb und er ist ein Idiotnik, sagen die Erwachsenen. Dafür kann er aber nichts, weiß er, denn er ist als Kind - also als kleines ...

Russland, 1954. Juri ist zwölf Jahre alt, na gut, eigentlich schon zwölfeinhalb und er ist ein Idiotnik, sagen die Erwachsenen. Dafür kann er aber nichts, weiß er, denn er ist als Kind - also als kleines Kind - von einem Lastwagen überfahren worden und weil sein Papa im Moskauer Zoo arbeitet und Ahnung von Gehirnen hat, ist ihm bewusst, dass es in seinem Gehirn nicht so richtig funktioniert. Eines Nachts werden er und sein Papa abgeholt und in eine Datscha gebracht, und dort lernt Juri den Mann aus Stahl kennen, Stalin, den Großen Vater, den Führer seines Volkes. Eigentlich sogar gleich vierfach, denn der Stählerne hat drei Doppelgänger. Außerdem hat er viele Feinde, die meisten davon in seiner unmittelbaren Umgebung, weshalb er Juri zu seinem Vorkoster macht. Juri, das Kind, sieht und hört alles, und er begreift mehr, als mancher zu träumen wagt. Ein gefährliches Leben, das jederzeit schnell vorbei sein kann ...

Dadurch, dass der Hauptprotagonist jemand ist, der einerseits voller Naivität steckt, andererseits so unauffällig ist, dass ihn kaum jemand ernst nimmt, kommt er in eine einzigartige Lage, welche es ihm gestattet, uns ein Bild von den letzten Tagen Stalins zu zeichnen, das in seiner unfassbaren und doch kindlich unwertenden Sicht umso mehr Eindruck hinterlässt. Die sozialistischen Führer saufen, rauchen, foltern, töten so en passant, als wäre es nichts weiter als eine Fliege zu erschlagen. Jeder belauert den anderen und Stalin sitzt wie eine Spinne in der Mitte, lässt seine nächsten Mitarbeiter wie ein römischer Kaiser im Kreis tanzen, erniedrigt sie, macht sich über sie lustig, und wenn ihm danach ist, löscht er sie aus. Gleichzeitig macht er den Idiotnik Juri zu seinem einzigen Vertrauten, und wie könnte er auch nicht, bewahrt sich dieser doch bis zum Schluss eine rührende Unschuld, die einen fast in die Knie zwingt. Ein trauriges Buch, ein kluges, ein grausames, ein interessantes und auf gewisse Art einzigartiges Buch.

Veröffentlicht am 12.08.2018

Intergalaktische Friedensverhandlungen

Dina - Macht des Zaubers
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Dina Demilles nicht ganz normales Wirtshaus könnte geringfügig besser laufen. Geringfügig in dem Sinne, dass bald Gäste auftauchen sollten, sonst ist kein Geld mehr da, und Magie kann nun mal nicht alles. ...

Dina Demilles nicht ganz normales Wirtshaus könnte geringfügig besser laufen. Geringfügig in dem Sinne, dass bald Gäste auftauchen sollten, sonst ist kein Geld mehr da, und Magie kann nun mal nicht alles. Da taucht plötzlich der galaktische Schiedsmann George auf, der ausgerechnet bei ihr Friedensverhandlungen zwischen zwei völlig außer Rand und Band verhassten Völkern halten will. Dinas Haus ist das einzige, das sich eine Absage nicht leisten kann, und deshalb sagt sie zu - mit dem Ergebnis, dass sie lernen muss, Flöhe zu hüten. Wenn man kriegerische Vampire aus dem Weltraum und ebensolche kriegerischen Gegner sowie Kaufleute, die in deren Auseinandersetzungen geraten sind, als Flöhe bezeichnen möchte. Bald sieht es nicht nur so aus, als würden die Verhandlungen scheitern, sondern Dina beinahe ihr Leben und das verlieren, was ihr am teuersten ist.

Oh, Mann. Echt, so bekloppt sich das anhört, so genial ist es. Mittlerweile greife ich blind zu Ilona Andrews Büchern, weil ich genau weiß, was ich bekomme: toughe Frauen, coole Männer, viel Wortwitz, verbale Schlagabtäusche und eine Handlung, die so absurd wie amüsant und unterhaltsam ist. Das Autorenehepaar schafft Wesen, mit denen man selbst gern am Tisch säße, auch wenn das manchmal äußerst böse enden könnte. Selbst die obersten Oberschurken haben meistens einen coolen Grund, warum sie tun, was sie tun, weshalb ich die Bücher einfach nur mag. Es ist keine hohe Literatur, aber so wendungs- und einfallsreich, dass ich sie nur empfehlen kann. Gut gefallen hat mir in diesem Teil, dass sich das Liebesgedöns trotz allem in Grenzen hielt und genau so muss es sein. Her mit dem dritten Teil!

Veröffentlicht am 11.08.2018

Blumen und Briefe

Der Blumensammler
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1983: Peter Manyweathers ist der Inhaber einer kleinen Putzfirma und in seiner Freizeit gern in der Bibliothek. Eines Tages fällt ihm in einem Buch ein alter Brief in die Hände, in welchem ein junger Student ...

1983: Peter Manyweathers ist der Inhaber einer kleinen Putzfirma und in seiner Freizeit gern in der Bibliothek. Eines Tages fällt ihm in einem Buch ein alter Brief in die Hände, in welchem ein junger Student seiner Angebeteten von sechs außergewöhnlichen Blumen erzählt. Peter ist wie elektrisiert - er, der keine Hobbys besitzt, macht sich anhand des Briefes auf den Weg, weltweit die seltensten und ungewöhnlichsten Blumen zu suchen.
Gegenwart, 30 Jahre später: Professor Cole, ein Meeresbiologe, stirbt beinahe in seinem Einmannunterwassertauchboot. Der Wal, dem er sein Leben verdankt, trägt in seinem Magen ein Geheimnis herum: Die Blackbox des verschollenen Fluges M570.
Ebenfalls Gegenwart: Dove hat sein ganzes Leben lang darunter gelitten, ein Waise zu sein - und unter seinem Namen natürlich. In letzter Zeit quälen ihn dazu schreckliche Kopfschmerzen, aus denen Erinnerungen eines anderen Lebens steigen ...

Drei Handlungsstränge, die auf den ersten Blick nichts miteinander gemein haben, und doch verwebt sie Whitehouse zum Schluss zu einem gekonnten Ganzen. Ich mochte die Geschichte, auch wenn mich ein paar Dinge gestört haben. Das Foreshadowing zum Beispiel, das immer eingeblendet wurde, sobald Doves Kopfschmerzen begannen. Auch, dass nie geklärt wurde, was mit Peters Assistentin passierte oder wie diese Gedankenübertragung möglich war. Irgendwo in der Mitte gab es ein paar Längen, doch der Schluss konnte wieder sehr punkten, wobei ich mir über diese Schließung des Kreises mit Professor Coles Involvierung nicht ganz im Klaren bin - soll ich begeistert sein oder es als den endgültigen Abschuss ins zu sehr Unwahrscheinliche verbuchen? Trotzdem ein interessantes, unterhaltsames Buch.