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Veröffentlicht am 11.09.2018

Die Revolution geht weiter

Sieben Heere
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Hagetmau hatte es geschafft. Der Ansturm von 140 feindlichen Soldaten wurde nicht nur überlebt, sondern bis auf einen Fliehenden sind alle Nafarroaner dabei umgekommen. Doch schon bald wird deutlich, dass ...

Hagetmau hatte es geschafft. Der Ansturm von 140 feindlichen Soldaten wurde nicht nur überlebt, sondern bis auf einen Fliehenden sind alle Nafarroaner dabei umgekommen. Doch schon bald wird deutlich, dass der Krieg damit seinen Anfang genommen hat. Die Revolution hat begonnen. Das dritte Heer richtet sein Auge auf das 500 Seelendorf und die dortigen Anführer müssen Strategien entwickeln, wie sie 7000 feindlichen Soldaren begegnen sollen.

Und dabei begleitet sie der Leser. Haupthandlungsort ist wie schon im ersten Band Hagemaut und seine nähere Umgebung. Es wird viel diskutiert, Strategien entworfen und Schlachtpläne entwickelt. Dabei wird nicht nur deutlich, was das Töten und Morden und das ständige Gefühl von Unsicherheit und Gefahr mit den Leuten macht, sondern auch, dass es im Krieg nicht "die Bösen" und "die Guten" gibt. Und das ist, wie ich finde, die Stärke der ganzen Buchreihe. Wir begleiten keine Helden. Wir begleiten eine Handvoll Menschen, die sich irgendwie zurecht finden und Entscheidungen treffen müssen, die hunderten von Menschen das Leben kosten werden. Entweder auf ihrer Seite oder der der Feinde. Und dabei wird nichts beschönigt.

Die Geschehnisse, das was unsere "Helden" sehen und erleben, verändert sie. Prägt sie. Beschert ihnen Alpträume und immer wieder stellt sich die Frage, ob das was sie tun, überhaupt richtig ist. Ob es im Krieg überhaupt noch das Richtige gibt. Letztendlich versuchen sie zu überleben und irgendwann stellen sie für sich fest, dass es keinen Weg mehr zurück gibt. Ich fand das alles sehr eindrücklich beschrieben und habe mich selber überfordert mit all den Ereignissen gefühlt. Ich beneide Beresin, Sinion, Varlie und alle anderen nicht um ihre Aufgaben und bin froh als Leser auf der sicheren Seite zu sein und nicht mit in die Schlacht ziehen zu müssen. Nur Nendléce beneide ich etwas. Ich würde auch sehr gerne auf einem Gryphen reiten und mit ihm fliegen.

Anschaulich sind nicht nur die Gefühle und Gedankengänge der einzelnen Personen beschrieben, sondern auch alle Geschehnisse. Ich sah vor meinem geistigen Auge richtig, wie sich Gryphen in die Luft erhoben, wie sich die Befreiungstruppe in die einzelnen Dörfer schlich, wie sich Pfeile in Leiber bohrten und Gedärme aus den Körpern quollen, nachdem sie von Streithämmern getroffen wurden. Überall Blut und dazwischen wütende Kämpfer und fassungslose Dörfler. Als Leser dieser Buchreihe sollte man daher nicht vor genau detaillierten Grausamkeiten zurückschrecken. Abgemildert wird dies alles nur durch die Tatsache, dass alle bis auf Tautun und wenigen anderen, die wir aber nur aus der Ferne begleiten, ebenso wie ich als Leser erschrocken sind von der Gewalt und diese nicht verherrlichend dargestellt wird.

Klare Leseempfehlung von meiner Seite.

Veröffentlicht am 11.09.2018

Es beginnt

Sieben Heere
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Hagetmau, ein friedliches Dorf in Akitania, bekommt Besuch von 30 Soldaren aus dem feindlichen Nachbarreich, die ihnen erzählen, dass ganz Akitanien in einer einziges großen Aktion der Sieben Heere übernommen ...

Hagetmau, ein friedliches Dorf in Akitania, bekommt Besuch von 30 Soldaren aus dem feindlichen Nachbarreich, die ihnen erzählen, dass ganz Akitanien in einer einziges großen Aktion der Sieben Heere übernommen wurde und sie nun alle Nafarroaner sind. Während die einen versuchen das Beste aus der Situation zu machen und bloß nicht aufzufallen, sehen andere fassungslos zu, wie das Dorf sich kampflos ergibt und beschwören eine Situation herauf, die zu Taten drängt.

Die ganze Handlung verläuft innerhalb weniger Tage ab und spielt sich hauptsächlich in dem kleinen besetzten Dorf. Dabei wird diese vor allem von den Charakteren vorangetrieben, die alle unterschiedlich auf die Besetzung reagieren. Es gibt hier nicht den einen Protagonisten, sondern es werden mehrere Personen verfolgt, die einen großen Einfluss auf die Geschehnisse haben werden. Ich fand es beeindruckend wie der Autor, die Wünsche und Ängste der Charaktere darstellte und die verschiedenen Motive zeigte. Da gibt es Personen, die sich einfach nur still verhalten wollen, damit es keine Toten gibt, andere, die die Besetzung nutzen wollen, um an Bedeutung zu wachsen und wieder andere, die sofort zu den Waffen greifen und die Feinde verjagen wollen. Die Charakterentwicklung war vielfach vorhanden. Es war spannend und gleichzeitig erschreckend zu sehen, welche Wandlungen die einzelen Personen durchmachen, um diese Bedrohung durchzustehen.

Und auch die Nafarroaner bleiben nicht ohne Motive. Auch wenn die Dörfler im Mittelpunkt stehen und der Autor hauptsächlich über sie und ihre Pläne schreibt, wird auch deutlich, dass die Soldaren nicht nur böse sind. Sie haben Frau und Kinder zu Hause und versuchen mit der Besetzung des Nachbarlandes eine Not in ihrem Land zu entgehen. Was man vielleicht auch auf andere Weise hätte lösen können, aber als Leser weiß ich das nicht. Jedenfalls benehmen sich die Soldaren eigentlich ganz anständig. So anständig, wie man sich bei einer Annektierung nun mal benehmen kann. Zumindest die Übernahme von Hagetmau verlief ohne Blutvergießen. Ehrlich gesagt, fand ich den Plan der Nafarroaner ziemlich schlau. Allerdings die Annahme, dass die Bewohner sich ihre Identität, ihr Land und ihren Glauben ohne Gegenwehr nehmen lassen, naiv.

Der Schreibstil des Autors ist richtig, richtig toll. Er trotzt zwar nicht von Emotionen, sondern wirkte auf mich etwas analysierend, aber trotzdem kamen die Gefühle der Bewohner bei mir an. Ich habe bei den heimlichen Treffen überlegt, was getan werden könnte und mitgefiebert, wenn zur Tat geschritten wurde. Ebenfalls wurden die Beschreibungen der Landschaft, des Dorfes, der Waffen und vor allem des Fantasiewesens toll in die Geschichte eingewoben, sodass mich die Erklärungen nicht aus der Handlung rauswurfen. Die Beschreibungen der Kämpfe waren auch sehr bildhaft und bei einigen Formulierungen musste ich schlucken. Das erzeugte doch unschöne Bilder in meinen Kopf. Aber damit muss man rechnen, wenn man ein Buch über Krieg liest. Es wird blutig und vor allem tödlich zugehen. Nur über die Götter und die Magie, die die Semanen von Akitanien verfügen, wurde mir zu wenig erzählt und ich hoffe, dass dies noch in den Folgebänden geklärt wird.

Veröffentlicht am 14.05.2018

Macbeth neu verpackt

Der Than von Cawdor
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Ich hatte mal wieder Lust auf einen schönen historischen Roman und als ich bei Netgalley Der Than von Cawdor gesehen hatte, wusste ich, dass ich das lesen möchte. Schottland und Wikinger sind ja genau ...

Ich hatte mal wieder Lust auf einen schönen historischen Roman und als ich bei Netgalley Der Than von Cawdor gesehen hatte, wusste ich, dass ich das lesen möchte. Schottland und Wikinger sind ja genau meins. Gut, die Wikinger kommen hier nur kurz am Anfang vor, aber schottische Lords, blutige Intrigen und eine junge Liebe klang trotzdem sehr gut.

Die Geschichte wird von einem allwissenden Erzähler erzählt und wir verfolgen verschiedene Personen. Mac Bethad und seiner Ehefrau, dem Knappen Duncan und der Hofdame Gwynn sowie später einigen Lord und Prinz Malcom. Und wenn die Geschichte es verlangte, tauchen wir auch kurz in das Leben anderer Personen ein. Mir ist es am Anfang etwas schwer gefallen. So viele Personen, so viele Namen und die Kapitel, in denen immer nach kurzen Abschnitten der Ort gewechselt wird. Ich wurde oft aus einem Geschehen rausgerissen, woran ich mich nur langsam gewöhnte, aber im Nachhinein gefiel mir die Art des Erzählens. Übrigens habe ich auch erst kurz vorm Ende geschnallt, dass ich hier eine Macbeth-Version vor mir habe. Schon als ich die Prophezeiung der Hexen gehört hatte, klingelte bei mir was, aber es hat fast das ganze Buch gebraucht, bis mir endlich Shakespeare eingefallen ist. Schon allein beim Namen Mac Bethad hätte es bei mir Klick machen sollen. Aber vielleicht ist es ganz gut, dass ich beim Lesen nicht die ganze Zeit das Shakespeare-Drama im Kopf hatte. So konnte ich mich ganz neu auf die Geschichte einlassen.

Bevor es losgeht, warnt die Autorin, dass Der Than von Cawdor kein Liebesroman sei und es zu drastischen Szenen kommen wird. Das kann ich so unterschreiben. Nicht nur die Schlachtszenen sind grausam und sparen nicht an Details, auch die Handlungen vom König und seinen Gefolgsleuten sind furchtbar und ich musste manchmal kurz das Buch aus der Hand legen, wenn schon wieder irgendein Mensch grundlos gefoltert und ermordet wurde. Das wird nämlich nicht nur so nebenbei erwähnt, sondern teils auch genau beschrieben.

Die Geschichte selbst fand ich spannend. Es wird nicht viel über die Herrschaftssysteme des damaligen Schottlands geschrieben und die Lebensweise hat auch keinen großen Stellenwert. Es handelt von Wahnsinn, Krieg, Eidtreue, dem Wohle Schottlands und durch Duncan und Gwynn auch ein bisschen von Liebe. Aber hier darf man sich nichts Romantisches vorstellen. Wie schon erwähnt, ist mir Shakespeare erst spät eingefallen, sodass ich der Geschichte gebannt folgte und wissen wollte, wer am Ende auf dem Thron sitzt. Am Anfang war ich mir noch etwas unsicher, aber im Laufe der Zeit wird klar, wer Schottland zum Untergang führen würde. Nachdem mir Shakespeare eingefallen war, wusste ich zwar wie es ausgehen wird, aber da die Autorin nicht einfach dem Shakespearischen Drama folgt, sondern eigene Dinge einbaut, blieb es trotzdem spannend.


Fazit

Der Than von Cawdor ist eine grausame und blutige Macbeth-Version, die mich überzeugen konnte. Trotz der Ähnlichkeiten zu Shakespeare beinhaltet die Geschichte eigene Elemente und konnte mich so auch immer wieder überraschen. Manchmal hätte ich es mir weniger detailliert gewünscht, aber ich finde, man merkt relativ schnell, auf welche grausame Geschichte man sich als Leser einlässt.

Veröffentlicht am 09.05.2018

Wenn Berührungen sind verboten sind

Palace of Glass - Die Wächterin
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Als ich denn Klappentext von Palace of Glass gelesen hatte, war ich sofort Feuer und Flamme für die Reihe. Der Gedanke, dass Berührungen nicht nur bei Fremden, sondern auch bei der Familie verboten sind, ...

Als ich denn Klappentext von Palace of Glass gelesen hatte, war ich sofort Feuer und Flamme für die Reihe. Der Gedanke, dass Berührungen nicht nur bei Fremden, sondern auch bei der Familie verboten sind, finde ich furchtbar grausam und ehrlich gesagt, kann ich mir auch nicht vorstellen, dass sich das auf Dauer halten wird. Ich sah einen Hauch von Rebellion und nachdem ich das Buch gelesen habe, denke ich, dass sich meine Rebellionsidee gegen das Gesetz in den Folgebänden wiederfinden wird. Und Rea wird dort bestimmt eine entscheidende Rolle spielen.

Rea ist eine tolle Protagonistin. Sie ist intelligent, nicht auf den Mund gefallen, würde sich für die Leute, die sie liebt, opfern und wünscht sich, ohne Angst leben zu können. Denn Rea ist eine Magdalena und damit in ständiger Gefahr. Ich fand, dass sie sehr glaubhaft agiert und ich mochte sie.

Die Idee der Magdalenenkräfte gefiel mir sehr gut und auch wie die Panik davor, eine ganze Gesellschaft verändern konnte. Die Gesellschaft erinnerte mich durch die Kleidung und die Regeln sowie Gepflogenheiten an die Vergangenheit, allerdings ist die Technik auf unserem heutigen Stand (wenn nicht sogar weiter). Allerdings gibt es Dinge, die nicht unserer Geschichtsschreibung entsprechen, weswegen die Welt nicht nur wegen der Magdalenen mir fremd war. Aber ich wurde sehr schön in diese mir fremde Welt mit den merkwürdigen Gesetzen und Regeln eingeführt.

Ich fand die Handlung der Geschichte im Grunde spannend, auch wenn ich vor der Auflösung am Ende nicht sonderlich überrascht war. Irgendwie war die Identität des Attentäters meine erste Idee gewesen, auch wenn ich bis zum Ende nicht vollkommen sicher sein konnte. Dafür fand ich die Charaktere, die Rea im Palast kennenlernt, äußert gelungen. Wem sie vertrauen kann und wem nicht ist, bis zum Ende schwammig und auch mit den Geheimnissen der Personen und wie sie miteinander im Verhältnis stehen konnte mich die Autorin überraschen.

Veröffentlicht am 09.05.2018

Schwert & Meister

Schwert & Meister 3: Taront
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Zu Beginn startet der Band wieder mit dem Schwert-Reim, der sich allerdings zum ersten und zweiten Band verändert hat. Der Prolog zeigt uns zum einem mehr von Askeleon bzw. seinem Reich und führt uns zum ...

Zu Beginn startet der Band wieder mit dem Schwert-Reim, der sich allerdings zum ersten und zweiten Band verändert hat. Der Prolog zeigt uns zum einem mehr von Askeleon bzw. seinem Reich und führt uns zum anderen in eine Zukunft von Glen und seinen Mitstreitern, und es scheint, als ob sich die dunkle Vision des Druidens aus dem ersten Band erfüllt. Doch wie es dazu kommt, erfahren wir erstmal nicht, sondern wir springen vom Prolog aus zurück in die Gegenwart.

Glen befindet sich in der Stadt des Königs und lebt dort ziellos vor sich hin. Erst als Morvid ihn findet, fasst er sich und schließt sich dem Heer des Königs an. Dort trifft er nicht nur alte Feinde wieder, sondern lernt neue und sehr interessante Freunde kennen. Ich frage mich ja, ob sich so langsam die Sieben bilden, die im Schwert-Reim angesprochen werden. Besonders den Dieb Krob mochte ich und ich bin gespannt, welche Rolle er noch spielen wird.

Die Handlung war spannend geschrieben. Durch den Prolog war ich total gespannt, wie es zu den dortigen Geschehnissen kommen konnte, allerdings lässt uns Florian Clever noch etwas zappeln und verrät es in diesem Band gar nicht. Was meine Neugierde nur weiter entfacht. Langsam werden die Fähigkeiten und die Macht des dunklen Gottes und seiner Brut deutlich und mir stellte sich die Frage, wie Glen und seine Mitstreiter da nur bestehen sollen. Vor allem die letzten Kapitel des Bandes haben mich sehr positiv überraschen können. Die Gefahr, die es zu besiegen gilt, hat sich langsam aufgebaut und auch wenn ich als Leser eher als Glen ahnte, wer der Bösewicht war, habe ich mitgefiebert, ob Glen diesmal jemanden retten kann.

Glen selbst ist kein strahlender Held. Ob es an seinem Charakter liegt, an den Erlebnissen, am Alkohol oder am Einfluss des Schwertes, lässt sich nicht genau festmachen. Vielleicht ist es auch einfach eine Mischung aus allem. Es fiel mehr zu Beginn des Buches schwer ihn zu mögen, erst als er der Legion beitrat, konnte ich sein Verhalten wieder wirklich nachvollziehen. Aber irgendwie mag ich auch genau das an Glen. Dass er eben nicht der strahlende, moralisch gefestigte Held ist, der loszieht, um die Welt zu retten. Auch seine bisherigen Gefährten sind nicht gerade moralische Vorbilder, aber trotzdem liebenswerte Charaktere. Vor allem Krob und Morvid.