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Karschtl

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.09.2018

Lässt Luft für einen möglichen 2. Teil

Das kleine Café an der Mühle
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3,5 Sterne

Die Kurzbeschreibung ist nicht ganz korrekt (Sophie mochte ihre Tante sehr, aber es zieht ihr keineswegs den Boden unter den Füßen weg als sie von ihrem plötzlichen Tod erfährt; die Mühle ist ...

3,5 Sterne

Die Kurzbeschreibung ist nicht ganz korrekt (Sophie mochte ihre Tante sehr, aber es zieht ihr keineswegs den Boden unter den Füßen weg als sie von ihrem plötzlichen Tod erfährt; die Mühle ist gar nicht renovierungsbedürftig - lediglich der Gastraum des Cafés muss mal neu gestrichen und möbiliert werden, und 'Improvisationstalent' muss sie dabei auch nicht wirklich beweisen; und auch dem Nachbarn Peter wird eine viel größere Rolle zugewiesen als er sie dann die meiste Zeit des Buches innehat), und auch das Cover zeigt keine Mühle. Es ist ein sehr schönes Cover, und ich würde dort auch in einem Café gerne einkehren. Aber es nunmal kein Mühlencafé, das ja sogar im Titel angepriesen wird.

Aber das ist eigentlich schon fast alles, was ich zu meckern habe. Denn die Geschichte an sich ist lieb und Sophie sehr sympathisch. Ihr wünscht man einfach alles Gute und Gelingen mit ihrem neuen Projekt. Einiges fällt ihr recht leicht in den Schoß (die diversen Hilfen) - aber es bleibt noch glaubwürdig. Nur dass ihre Tante nie erwähnt hat wer so zu ihren Freundinnen zählt mag ich gar nicht so recht glauben.

Jetzt hab ich doch noch was zu meckern:
Achtung SPOILER:
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- Ich habe mir immer noch erwartet, dass irgendwie ihr Geografiestudium oder ihre Kenntnisse im Journalismus / Schreiben von Reiseführern nochmal eine Rolle spielen werden. Vor allem nachdem sie ja ganz am Anfang sagte, sie hat sich doch nicht all die Jahre abgerackert um als Kellnerin zu enden. Gut, sie ist ja dann nicht nur eine Kellnerin sondern Besitzerin eines Bistros, aber trotzdem.
- Das Ende hätte es so für mich gar nicht gebraucht. Ich fand diese Liebesgeschichte, die im Grunde das ganze Buch über ja gar keine war, unnötig reingequetscht. Auch ohne diese Szene an Silvester hätte die Geschichte sehr gut funktioniert (Einzig der Bogen zu Dottis Spezialität des Hauses war nett. Aber mal ehrlich, der Mann war gerade auf dem Weg um sich bei der Frau seines Herzens zu entschuldigen, macht dann doch einen Rückzieher, und kaum zu Hause macht er sich als Erstes einen Kaffee? Am Abend? Ernsthaft?). Außerdem muss ich gestehen, dass Peter bei mir absolut durchgefallen war nachdem er bei der Hochzeitsfeier zwar ganz genau gewusst hat dass Sophie das Wasser bis zum Hals stehen muss und sich dennoch nicht aufgerafft hat um zu helfen. Das geht gar nicht! Das er dann später einen wichtigen Kontakt hergestellt hat konnte das in meinen Augen auch nicht mehr rausreißen.
SPOILER Ende
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Im Vorwort wird erwähnt, dass es sich hierbei um ein Autorenpaar handelt, und der Mann sonst eher Krimis schreibt. Merkt man beides nicht, und das ist ein gutes Zeichen!
Im Nachwort gibt es dann einige leckere Rezepte. Verschiedene Vorschläge für die viel gelobten Kaffeeküsse, und dann noch ein Mokkakuchen. Hört sich alles lecker an...
Das Buch hat weniger als 300 Seiten, dennoch hatte ich nicht das Gefühl dass hier was gefehlt hätte oder durch die Geschichte gerast wurde. Vielleicht hätten die Autoren noch ein bißchen auf die alte Mühle eingehen können, denn man merkt eigentlich gar nichts vom Setting. Selbst als Sophie das erste Mal das Domizil ihrer Tante betritt beschreibt sie nur die einzelnen Räume, aber es wird nichts davon erwähnt was von der Mühle eigentlich noch steht. Gibt es noch einen 'Turm'? Die Mühlenflügel? Das Mühlrad? Gibt es überhaupt einen Bach in der Nähe? Vor meinem inneren Auge konnte jedenfalls kein Bild dieser Behausung entstehen.
Aber so gibt es immerhin Potential für einen 2. Teil, den ich mir hier sehr gut vorstellen könnte!

Veröffentlicht am 30.08.2018

Ist man irgendwann zu alt zum Leben?

Signor Rinaldi kratzt die Kurve
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3,5 Sterne

Der Titelheld ist zugleich Ich-Erzähler des Romans, ein des Lebens überdrüssiger Zyniker, der mit beißendem Spott beschreibt wie ihm die Mehrheit aller Menschen in seiner näheren aber auch ...

3,5 Sterne

Der Titelheld ist zugleich Ich-Erzähler des Romans, ein des Lebens überdrüssiger Zyniker, der mit beißendem Spott beschreibt wie ihm die Mehrheit aller Menschen in seiner näheren aber auch ferneren Umgebung auf den Sack gehen. Als Misanthrop möchte ich ihn aber dennoch nicht bezeichnen, dafür hat er sich einen viel zu herrlichen Humor bewahrt!
Nun also hat er, nachdem er gerade das stolze Alter von 80 erreicht hat, beschlossen freiwillig aus dem Leben zu scheiden. Es gibt für ihn anscheinend nichts mehr, wofür sich das Leben lohnt. Und er will auf gar keinen Fall als Pflegefall enden, und dann wäre es sowieso schon zu spät noch selbst Hand an sich zu legen.

Rinaldi legt seine Gedankengänge derart vernünftig und schlüssig dar, dass ich im ersten Moment gar keine Gegenargumente hatte. Aber so ein 'Gegenargument' kommt dann ja doch, in Form seines Enkels Diego, um den er sich kurzfristig kümmern muss, und mit dem er schließlich eine Fahrt nach Rom unternimmt. Ab dieser Stelle wird das Buch vom Thema her auch deutlich ernster, das hat mich erstmal sehr überrascht und aufgrund persönlicher Erfahrungen damit war ich da auch emotional berührt.

Vom Klappentext erwartete ich ein Roadtrip-Buch, bei dem sich Rinaldi und Diego näher kennen lernen. Es war auch ein Roadtrip, für meine Begriffe aber doch irgendwie zu wenige "Stationen" bzw. Ereignisse, oder wenigstens kleine Anekdoten. Und ich habe auch nicht das Gefühl gehabt, Diego sehr viel näher kennen gelernt zu haben. Sicherlich auch deshalb, weil ja alles aus der Sichtweise des Großvaters geschrieben ist. Hat er also seinen Enkel auch nicht näher kennen gerlernt. Ein bißchen wohl schon, er sagt es zumindest mehrmals, dass er dieses oder jenes bisher nicht über Diego gewusst hatte. Dennoch blieb der Junge für mich eine Randfigur, erst im Epilog konnte ich mir dann ein Bild von ihm formen.

Dennoch war es eine große Freude, einen humorigen Blick auf das Leben aus der Warte eines 80jährigen zu erhalten. Besonders die Stelle an der er darüber redet, dass man immer denkt (egal wie alt man ist): vor 10 Jahren war ich noch ein Jungspund - obwohl man sich damals vor 10 Jahren auch schon alt gefühlt hatte. Aber verglichen mit jetzt... Das sollte man sich vielleicht öfter mal vor Augen halten, wenn man mal wieder denkt "hach, ich bin so alt, mein Leben schon bald vorbei".

Veröffentlicht am 30.08.2018

Detektivgeschichte mit Sci-Fi-Elementen

F.B.I. junior 1: Raubende Roboter
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In Flints Welt ist vieles anders, denn seine Eltern sind Erfinder und so wimmelt sein Zuhause vor Robotern. Selbst einen Kameraden haben sie ihm gebaut. Flint ist technisch wohl ähnlich begabt, überraschenderweise ...

In Flints Welt ist vieles anders, denn seine Eltern sind Erfinder und so wimmelt sein Zuhause vor Robotern. Selbst einen Kameraden haben sie ihm gebaut. Flint ist technisch wohl ähnlich begabt, überraschenderweise kann bzw. muss er diese Fähigkeiten gar nicht zeigen, um einen spektakulären Bankraub in Paris aufzuklären. Dazu benötigt er nur die Hilfe seiner besten Freundin und seines Roboterkumpels Bucky, der ständig lustige Wörter raushaut. Ich hatte mir aufgrund der Kurzbeschreibung gedacht, dass sie sicher mit irgendwelchem technischen Schnickschnack der Fall lösen werden, bzw. auch dass sie offiziell als Unterstützung von jemanden angefordert werden.

Meinem Sohn (8 Jahre) war der Fall, bzw. wie sich dieser dann entwickelte, ein wenig zu kompliziert. Ohne meine Erklärungen hätte er es nicht so ganz verstanden. Ich denke, die perfekte Zielgruppe wären Kinder zwischen 10-14 Jahren (und nicht 8-10 wie angegeben), die Kinder im Buch schätze ich auf 12-14 Jahre (es wird glaube ich nie erwähnt wie alt sie sind).

Insgesamt vergeben wir für das F.B.I. Junior Team gute 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 05.08.2018

Mehr als nur ein Soft-Porno!

Mr Fixer Upper
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Was mir an dem Buch gefallen hat:
- es ist kein Millionär-Mist
- das Buch ist NICHT aus 2 Sichtweisen geschrieben, und noch nicht mal aus der Ich-Perspektive
- genau deshalb gibt es auch keinen ständigen ...

Was mir an dem Buch gefallen hat:
- es ist kein Millionär-Mist
- das Buch ist NICHT aus 2 Sichtweisen geschrieben, und noch nicht mal aus der Ich-Perspektive
- genau deshalb gibt es auch keinen ständigen inneren Monolog mit immer wiederkehrenden "wir dürfen aber nicht", "es wäre absolut falsch" oder "ich kann mich kaum zurückhalten, aber ich muss" Mantras
So etwas in der Art gibt es noch im ersten Kapitel, als Gannon für Paige lediglich ein arroganter Arsch ist. Da dachte ich noch, wie kann man jmd anziehend finden von dessen Persönlichkeit eine so schlechte Meinung hat?

Aber zum Glück ist Gannon ja gar nicht so schlecht, und zudem mag ich Männer die mit ihren Händen was erschaffen können. Und was könnte da schon sexier sein als ein Schreiner?
Paige ist mir sehr sympathisch. Ein Glück, dass sie überhaupt so geworden ist mit so einer schrecklichen Mutter (ich musste bei ihr an die Mutter von Leonard in "Big Bang Theory" denken, nur 5x schlimmer). Und das Thema, dass sie in ihrer eigenen Dokumentation aufgreifen will, finde ich sehr wichtig! Im Nachwort erzählt die Autorin, dass sie zu diesem Thema inspiriert wurde durch einen offenen Brief von Jennifer Lawrence, die auf die ungleichmäßige Behandlung von Männer und Frauen hinweist. Und damit ist nicht nur die unterschiedliche Bezahlung gemeint, sondern wirklich die Behandlung. Paige bringt in einem Gespräch mit Gannon wirklich gute Beispiele dafür, die für sich genommen nichtig erscheinen aber in ihrer Häufung doch ein großes Ganzes bilden. Der Autorin scheint dieses Thema auch wirklich am Herzen zu liegen, wo sie es doch immer wieder aufgreift.

Im letzten Drittel des Buches gibt es dann doch nochmal solche Gedanken a la "er ist so heiß, aber es wäre absolut falsch", aber immerhin gibt Paige wirklich gute und nachvollziehbare Gründe für diese Entscheidung ab.
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Achtung: SPOILER:
Was ich dann aber gar nicht verstanden habe: Paige wird von ihrem Network so mies behandelt, zu verschiedenen Gelegenheiten, und sagt selbst dass sie sich das ganz sicher keine weitere Saison antun will. Und dann wird ihr plötzlich ein höherer Posten angeboten - und sie greift sofort zu! Obwohl sie jetzt ja wohl durch ihren anderen Job an Gannons Haus das Geld für ihr eigenes Projekt zusammen hat! Das passte für mich gar nicht zusammen, und sie wurde damit leider unglaubwürdig. Schade!
SPOILER ENDE
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Das Cover reduziert die Story leider ganz schön auf den Sex-Faktor. Der ist vorhanden, ja (und auch gut beschrieben, obwohl die Szenen alle nach dem gleichen Schema ablaufen, und wundersamerweise kommen sie auch jedes Mal dann gleichzeitig). Aber es ist eben doch noch viel mehr, hat eine tatsächliche Handlung und erwähnt einen wichtigen gesellschaftlichen Aspekt.
Die Serie "Fixer Upper" (die mit dem Buch übrigens so gar nichts zu tun hat!) schaue ich sehr gern. Wie eigentlich alle solche Hausverschönerungs-Sendungen. Zum Anfang fand ich noch, dass eigentlich zu wenig von den eigentlichen Hausprojekten erzählt wird, nur die Familien werden vorgestellt. Aber immerhin gibt es beim letzten Haus dann zahlreiche Details, die erwähnt werden und wo man sich dann wirklich vorstellen kann was wie umgebaut wird. Das bei diesen Sendungen so viel drehbuchartig geschrieben wird hätte ich mir nicht gedacht. Zumindest bei der dt. Sendung "Zuhause im Glück" hatte ich den Eindruck es wird in erster Linie umgebaut und dabei eben gedreht, und am Ende schneidet man aus dem ganzen Material eine Sendung zusammen. Bei dem Buch hier hat man eher den Eindruck, dass manche Dinge nur gemacht werden weil es eben gut aussieht vor der Kamera. Oder sie müssen zu einer bestimmten Zeit geschehen, wenn das Licht gerade gut ist. Wahrscheinlich steckt da aber auch ein Körnchen Wahrheit drin. Zumindest bei der Show "Fixer Upper" fällt auf, dass immer auch die Kinder des Ehepaares vorkommen, und Jo und Chip nicht nur bei ihrer Arbeit gezeigt werden sondern auch immer als liebende Eltern, die trotz ihrer Arbeit immer noch Zeit haben für die Kids. Sie wirken ja dadurch auch viel sympathischer und 'menschlicher'. An einer Stelle sagt Gannon auch, dass sie diese Show ja vor allem machen, um Werbezeit und Produkte der Sponsoren zu verkaufen. Dass sie nebenbei auch Familien glücklich machen können ist eher ein Nebenprodukt. Ich mag dennoch lieber glauben, dass es bei 'ZiG' darum geht echten Familien in teils katastrophalen Wohnsituationen (oder zumindest nicht mehr funktionierenden) zu helfen, und um das zu bewerkstelligen werden eben die ganzen Sponsoren gebraucht, die ja auch immer brav eingeblendet werden. Wenn diese Mittel den Zweck heilen ist das ok für mich.

Veröffentlicht am 05.08.2018

Viele Teile von ihr ergeben ein Ganzes

Ein Teil von ihr
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Alles beginnt mit einer (scheinbaren?) Notwehr einer bislang unbescholtenen 55jährigen Bürgerin des beschaulichen Belle Isle. Warum sie trotzdem nicht mit der Polizei spricht, und auch vehement darauf ...

Alles beginnt mit einer (scheinbaren?) Notwehr einer bislang unbescholtenen 55jährigen Bürgerin des beschaulichen Belle Isle. Warum sie trotzdem nicht mit der Polizei spricht, und auch vehement darauf besteht, dass ihre Tochter Andrea kein Wort sagt (obwohl diese - starr vor Schreck - im Grunde eh nichts sagen kann), ist am Anfang absolut unverständlich.
Bis die Rückblicke ins Jahr 1986 anfangen. Ab da an wird die Geschichte von Kapitel zu Kapitel verstrickter. Und immer wenn es gerade spannend wird - kommt ein Zeitwechsel. Ich war mehr als einmal leicht frustriert, dass Karin Slaughter mich als Leser so herumspringen lässt.

Die Geschichte, die sich 1986 zugetragen hat, fand ich im ersten Kapitel das in Oslo spielt noch recht fad. Aber spätestens nach den Geschehnissen auf der Bühne war ich gefesselt. Ich wollte die Fäden entwirren und wissen, wie alles zusammenhängt und sich am Ende auflöst. Zurück in 2018 habe ich ständig Andy die Daumen gedrückt, dass sie bei ihrer Recherche voran kommt und gleichzeitig nicht geschnappt wird. Beides war nicht gerade einfach, da Andy zwar vieles richtig machte, aber trotzdem noch viele Fehler. Ich wäre in solcher Situation ja sicher völlig von der Rolle gewesen und hätte absolut keinen Plan gehabt.

Andy schafft es immerhin irgendwie bis zum großen Showdown. Und hat mich bis dahin oft auf die Folter gespannt, aber auch gut 'unterhalten', wenn man bei einem Krimi davon sprechen kann.