Profilbild von wampy

wampy

Lesejury Star
offline

wampy ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit wampy über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.10.2018

Ein Meisterwerk

Gefährliche Saat
0

Buchmeinung zu Jens Kubo – Gefährliche Saat

„Gefährliche Saat“ ist ein Thriller von Jens Kubo, der 2017 bei Knaur TB erschienen ist.

Klappentext:
Ein schwerer Anschlag auf die Zentrale eines Energie-Versorgungsunternehmens ...

Buchmeinung zu Jens Kubo – Gefährliche Saat

„Gefährliche Saat“ ist ein Thriller von Jens Kubo, der 2017 bei Knaur TB erschienen ist.

Klappentext:
Ein schwerer Anschlag auf die Zentrale eines Energie-Versorgungsunternehmens in Frankreich, bei dem mehrere Menschen sterben, erschüttert Europa. Die Angst vor Terroranschlägen und weiteren Attentaten ist groß, als sich herausstellt, dass es für die Tat einen islamistischen Hintergrund gibt.
In Berlin verfolgt der zweiundzwanzigjährige Djamal mit wachsender Spannung die Geschehnisse rund um das Attentat, Diskussionen um Anti-Terroreinsätze, den IS, Salafisten und Flüchtlinge. Djamal ist Sohn irakischer Einwanderer in der dritten Generation und studiert Maschinenbau. In Deutschland geboren und aufgewachsen, besitzt Djamal die deutsche Staatsangehörigkeit und fühlt sich auch als Bürger dieses Staates, doch im Alltag erfährt er ebenso wie seine Familienangehörigen, seit dem vermehrten Zustrom von Flüchtlingen nach Deutschland, immer häufiger Diskriminierung und Ausgrenzung. Als seine Mutter auf der Straße in seinem Beisein von deutschen Jugendlichen angerempelt wird, verliert er die Kontrolle. Er verprügelt einen der Jugendlichen und wird daraufhin von der Polizei abgeführt. Djamal erhält eine Jugendstrafe auf Bewährung wegen Körperverletzung. Die Diskriminierung und das provokative Verhalten der Jugendlichen spielt hingegen vor Gericht keine Rolle.
Seiner Familie entgeht seine Veränderung anfangs. Nicht jedoch seiner deutschen Freundin, der Abiturientin Nina Mainhardt. Nina spürt, wie Djamal sich innerlich von ihr entfernt und sich immer öfter mit streng gläubigen jungen Männern trifft. Als sie ihrer Mutter ihre Befürchtungen beichtet, setzt die Anwältin alle Hebel in Bewegung und lässt ihre Beziehungen in Berlin spielen und wendet sich schließlich an BND-Abteilungsleiter Marc Bauer. Doch möglicherweise ist es bereits zu spät: Die Zelle plant einen Terroranschlag, bei dem Djamal eine Schlüsselrolle zukommt...

Meine Meinung:
Mich hat das Buch von Anfang an gefesselt. Djamal ist ein junger Mann, der die Welt nach einem Besuch in der Heimat seiner Eltern mit anderen Augen sieht. Er merkt, dass ihn viele Deutsche nicht als vollwertiges Mitglied unserer Gesellschaft betrachten und dafür hat er kein Verständnis. So gerät er in die Nähe radikaler Kräfte und sein Schicksal nimmt seinen unbarmherzigen Lauf.
Das Thema Terrorismusbekämpfung wird aus vielen Perspektiven betrachtet und auch die Ermittler sind nicht die strahlenden Helden, die man vielleicht erwartet. Die Truppe um den BKA-Abteilungsleiter Marc Bauer ist nicht unbedingt sympathisch, doch kann man ihnen den guten Willen nicht absprechen. Sie bewegen sich in einem Bereich, in dem vieles von Vermutungen und Mutmaßungen abhängt. Wirklich sichere Tatbestände gibt es kaum. Marc Bauer hat bei seinen Methoden durchaus Skrupel, aber er wird von vielen Seiten massiv unter Druck gesetzt. Gerade Politiker erwarten vollen Erfolg und das auch noch, ohne Aufsehen zu erregen. Auf die politische Seite werfen die Überlegungen der Mutter von Djamals deutscher Freundin ein ungeschminkte Sicht. Frau Mainhardt ist bestens vernetzt und so werden politische Entscheidungen beleuchtet. Man wird sicherlich nicht immer mit diesen übereinstimmen, aber es gibt einen Eindruck von der Komplexität der Situation. Bei all diesen Punkten ist es umso erstaunlicher, welche Spannung von diesem Werk ausgeht. Keiner der Beteiligten spielt mit offenen Karten und man lernt eine Reihe von Figuren kennen, denen man nicht begegnen möchte. Besonders gelungen ist die Figur des Yusuf, der sich der potentiellen Attentäter annimmt und sie führt. Er widerspricht all meinen Vorstellungen eines Attentäters, weil er nicht fanatisch ist, sehr überlegt vorgeht und die Führung der eigentlichen Attentäter als professionelle Aufgabe sieht. Die Attentäter selber wirken wie Opfer, während der charismatische Yusuf Angst und Schrecken in meinem Kopf erzeugt.
Die Geschichte ist faszinierend aufgebaut, die Figuren sind durchweg tief und glaubwürdig gezeichnet, die Spannung bleibt jederzeit auf hohem Niveau und der Erzählstil ist fesselnd. Auch das Ende passt einfach bei diesem Werk. Dazu hat mich das Buch zum intensiven Nachdenken über den Themenkomplex angeregt. Positiv ist auch noch der Verzicht auf blutrünstige Darstellungen.

Fazit:
An diesem Buch hatte ich überhaupt nichts zu bemängeln. Es beleuchtet ein komplexes Thema aus vielen Blickwinkeln, ohne dabei die Spannung zu vernachlässigen. Dieser Politthriller ist ein Meisterwerk und erhält von mir die Höchstbewertung von fünf Sternen bzw. 100 Punkten. Wer politische Thriller mag ist hier goldrichtig.

Veröffentlicht am 21.09.2018

Fünf Teile ergeben ein stimmiges Ganzes

Land im Sturm
1

Buchmeinung zu Ulf Schiewe – Land im Sturm

„Land im Sturm“ ist ein Historicher Roman von Ulf Schiewe, der 2018 bei Lübbe erschienen ist.

Zum Autor:
Ulf Schiewe wurde 1947 geboren. Er begann seine Berufskarriere ...

Buchmeinung zu Ulf Schiewe – Land im Sturm

„Land im Sturm“ ist ein Historicher Roman von Ulf Schiewe, der 2018 bei Lübbe erschienen ist.

Zum Autor:
Ulf Schiewe wurde 1947 geboren. Er begann seine Berufskarriere als Software-Entwickler und war später in mehreren europäischen Ländern als Marketingmanager internationaler Softwarehersteller tätig. Ulf Schiewe war schon immer eine Leseratte, den spannende Geschichten in exotischer Umgebung faszinierten. Im Laufe der Jahre wuchs der Wunsch, selbst historische Romane zu schreiben. So entstand »Der Bastard von Tolosa«, sein erster Roman, dem inzwischen eine ganze Reihe weiterer, gut recherchierter und vor allem spannender Abenteuerromane folgten. Ulf Schiewe ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in München.

Klappentext:
Bayern, AD 995: Weil er zu Unrecht eines Verbrechens beschuldigt wird, flieht der junge Schmied Arnulf vor seinen Verfolgern über die Berge. Mitten im Wald trifft er auf Hedwig, die von feindlichen Ungarn verschleppt wurde, aber entkommen konnte. Gemeinsam wandern sie nach Augsburg, wo sie in die Ereignisse um die große Ungarnschlacht König Ottos verwickelt werden. Dabei verlieben sie sich - und legen den Grundstein einer Familie, deren Nachkommen durch manchen Sturm gehen müssen, bevor sie fast tausend Jahre später die Staatsgründung des Deutschen Reiches miterleben ...

Meine Meinung:
Dieses Buch beschreibt fünf Episoden der deutschen Geschichte aus der Sicht kleiner Leute.
Es beginnt mit der Abwehr der Ungarnraubzüge, dann der Kreuzzug gegen die Wenden, eine Episode aus dem 30-jährigen Krieg, eine Geschichte zum Zeitpunkt der Völkerschlacht zu Leipzig und dann die Revolution von 1848 im Berlin Preußens. In jedem Abschnitt wird die Geschichte aus der Sicht eines Beteiligten erzählt. Sie ist als Abenteuer- oder Liebesgeschichte angelegt und behandelt schwerpunktmäßig das Leben und Empfinden von Personen aus dem Mittelstand, wie man heute sagen würde. In die Erzählung sind historische Vorgänge und Entwicklungen eingebunden, vorrangig wird aber das Leben in der jeweiligen Zeit beschrieben. So wird an den jeweiligen Protagonisten die Entwicklung der Menschen deutlich. Der Autor legt Wert auf das Denken der Leute und berücksichtigt gesellschaftliche Entwicklungen. Vor allem aber sind die fünf Episoden spannende Abenteuer- oder Liebesgeschichten. Die Protagonisten sind allesamt Sympathieträger, auch oder gerade weil sie vielleicht die ein oder andere Schwäche haben. In Anbetracht der Kürze der einzelnen Abschnitte ist die Figurenzeichnung gelungen und auch die Besonderheiten der jeweiligen Zeit sind deutlich hervorgehoben worden. Sehr schön sieht man dies beispielsweise an der Entwicklung der Frauenrollen. Es gelingt dem Autor jedes Mal, die Atmosphäre der Zeit lebendig werden zu lassen und dazu eine spannende Handlung zu entwerfen. Man fieberte mit den Guten, auch wenn nicht alles glücklich endete – aber auch das ist Geschichte.

Fazit:
Die einzelnen Geschichten haben mir durch die Bank gefallen und auch die Atmosphäre wurde gut getroffen. Mich hat das Werk von Anfang bis Ende gefangen genommen und ich vergebe gerne fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten). Dazu kommt eine uneingeschränkte Leseempfehlung für die Freunde historischer Romane.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Abenteuer
  • Geschichte
  • Spannungsbogen
  • Thema
Veröffentlicht am 11.09.2018

Spannend und informativ

Das Herz des Löwen
0

Buchmeinung zu Mac P. Lorne – Das Herz des Löwen

„Das Herz des Löwen“ ist ein historischer Roman von Mac P. Lorne, der 2018 bei Knaur TB erschienen ist. Dies ist der zweite Band in der Serie um Robin ...

Buchmeinung zu Mac P. Lorne – Das Herz des Löwen

„Das Herz des Löwen“ ist ein historischer Roman von Mac P. Lorne, der 2018 bei Knaur TB erschienen ist. Dies ist der zweite Band in der Serie um Robin Hood.

Zum Autor:
Mac P. Lorne ist Jahrgang 1957.
Aufgewachsen in der ehemaligen DDR studierte er aus politischen Gründen statt Geschichte und Literatur Veterinärmedizin.
Im Frühjahr 1988 gelang ihm die Flucht in die Bundesrepublik.
Gemeinsam mit seiner Familie baute er einen Reit-und Zuchtbetrieb in Bayern auf, aus dem sich auch Olympiareiter ihren Nachwuchs sicherten.
Heute lebt er zu Füßen einer mittelalterlichen Burg in einem der größten Waldgebiete Europas.
Er ist Co-Autor mehrerer Fach- und Sachbücher aus den Gebieten Veterinärmedizin und Pferdezucht.
Englische Geschichte ist die große Leidenschaft des Autors und seine Romanreihe rund um Robin Hood begeistert zahlreiche Leserinnen und Leser.

Klappentext:
England 1189 - Im Sherwood Forest begegnen sich zwei Männer, deren Schicksal auf viele Jahre eng miteinander verbunden sein wird: Robert von Loxley, genannt Robin Hood, und Richard I., der zukünftige König von England.
Um Begnadigung zu erlangen, begleiten die Geächteten den König auf seinen Kreuzzug ins Heilige Land. Als Robin und seine Gefährten nach harten Kämpfen, Hunger und Meuterei endlich nach England zurückkehren, finden sie leider keinen Frieden. Ein immenses Lösegeld wird für den in Gefangenschaft geratenen König gefordert und nicht jeder ist bereit, dafür zu bezahlen.
Noch einmal müssen Robin Hood und seine Gefährten einen weiten und gefahrvollen Weg gehen, der sie bis tief in das Deutsche Reich hinein führt…

Meine Meinung:
Dieses Buch beschreibt die gemeinsame Zeit von Robin Hood und Richard Löwenherz. Geprägt wird diese Beziehung von Freundschaft, gegenseitigem Vertrauen, aber auch von kleineren Konflikten. Das Bild von Richard Löwenherz ist nicht eindeutig, einerseits ist er ein großer Krieger und ein Mensch mit vernünftigen Anschauungen, aber andererseits mutiert er auch zum Monster, das rücksichtslos vorgeht und auch zu grausamsten Handlungen fähig ist. Robin und Richard haben es mit diversen Gegenspielern zu tun, die bis auf Saladin fast nur eine dunkle Seite zeigen. Saladin und Richard scheinen Brüder im Geiste zu sein, sowohl was positive als auch negative Eigenschaften betrifft. Robin begleitet Richard auf dem Kreuzzug und ist meist an seiner Seite. Wiederholt rettet er Richard das Leben und erfährt auch Achtung dafür. Und doch ist Robin nicht nur der edle Kämpfer für Recht und Gesetz. Die ihn umgebende Gewalt nimmt Einfluss auf seine Psyche und macht auch ihn zeitweilig zu einem rücksichtslosen Kämpfer.
Geprägt ist das Buch vom dauernden Wechsel zwischen Kampfhandlungen und ruhigen Sequenzen. Gerade in den ruhigen Sequenzen werden unauffällig viele historische Informationen an den Leser gebracht. Man erfährt viel über die politischen Geschehnisse jener Zeit und auch über die gesellschaftlichen Strukturen. Dem Leser werden viele gewalttätige Szenen mit grausamster Handlung zugemutet, denen Passagen mit humorigen Elementen folgen, um das Ganze etwas erträglicher zu gestalten. Wie schon im ersten Teil sind etliche Figuren nur schwarz oder weiß und auch die unglückliche Vorgehensweise der Gegner ermöglicht es Robin, erst so richtig zu glänzen. Und doch hat mir dieser Band besser gefallen, weil auch Schatten auf Robin fallen und auch gerade die Muslime berechtigte Interessen vertreten und doch auch als Menschen dargestellt werden. Robin spricht mehrfach sehr schlecht von den christlichen Kirchenvertretern, die durch die Bank nur ihre eigenen Interessen im Auge haben. Auch die Königinmutter Eleonore hat vor allem das Wohl der Familie Plantegenet im Auge. Dies zeigt sich insbesondere am Ende des Buchs.

Fazit:
Wieder eine aufregend gestaltete Abenteuergeschichte mit sympathischen Helden und meist unglücklich agierenden Bösen. Die Mischung aus Historie und Fiktion ist gelungen. Aber diesmal gibt es Flecken auf der Weste der Guten. So vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 18.08.2018

Figuren und Atmosphäre überzeugen

Die Arznei der Könige
0

Buchmeinung zu Sabine Weiß – Die Arznei der Könige

„Die Arznei der Könige“ ist ein Historischer Roman von Sabine Weiß, der 2018 bei Bastei Lübbe Taschenbuch erschienen ist.

Zum Autor:
Sabine Weiß, Jahrgang ...

Buchmeinung zu Sabine Weiß – Die Arznei der Könige

„Die Arznei der Könige“ ist ein Historischer Roman von Sabine Weiß, der 2018 bei Bastei Lübbe Taschenbuch erschienen ist.

Zum Autor:
Sabine Weiß, Jahrgang 1968, arbeitete nach ihrem Germanistik- und Geschichtsstudium zunächst als Journalistin. 2007 veröffentlichte sie ihren ersten historischen Roman, der zu einem großen Erfolg wurde und dem viele weitere folgten. Im März 2017 erschien ihr erster Kriminalroman, Schwarze Brandung.

Klappentext:
Ein stimmungsvoller, spannender Historischer Roman, inspiriert vom Leben der historischen Medica Jakoba die Glückliche
Lüneburg im 14. Jh. Nach dem Tod ihrer Familie hat die junge Adlige Jakoba in einem Kloster ihre Bestimmung als Krankenpflegerin gefunden. Doch ihr Bruder zwingt sie in eine neue Ehe, und als ihr brutaler Mann einem Unfall zum Opfer fällt, muss Jakoba fliehen. Nur der Hilfe Arnolds, eines Theriak-Krämers, hat sie es zu verdanken, dass sie sich nach Paris durchschlagen und als Heilerin einen Namen machen kann. Rasch ist sie so erfolgreich, dass sogar der sieche König nach ihr ruft und nach der "Arznei der Könige" verlangt. Doch damit macht sie sich gefährliche Feinde ...

Meine Meinung:
Mich hat dieser Roman von Anfang an gefangen genommen. Jakoba ist eine junge Frau, die sich für Arzneien interessiert und Kranken helfen mag. Dann wird ihr von ihrem Bruder übel mitgespielt und Jakoba muss fliehen. Sie ist sehr sympathisch, könnte aber ein paar Graustufen in ihrem Wesen vertragen. Jakoba schließt sich einem Theriak-Krämer an, den ein gefährliches Geheimnis umgibt. Der Krämer und seine Frau sind zwei sehr gelungene Figuren mit Grautönen, die trotzdem sympathisch erscheinen. Auf der Flucht vor ihren Verfolgern reist Jakoba durch halb Europa. Man erfährt viele Details aus dem Leben einfacher Bürger, aber auch mit welchen Beschränkungen insbesondere Frauen klar kommen mussten. Immer wieder werden aktionsreiche Abschnitte eingesetzt, die das Erzähltempo und die Spannung hoch halten. Natürlich darf auch eine komplizierte Liebesgeschichte nicht fehlen. Sehr schön auch das Einfangen der unterschiedlichen Handlungsorte und ihrer jeweiligen Atmosphäre. Hin und wieder blitzt auch Humor auf, der für Auflockerung sorgt. Dies ist auch notwendig, weil oft das Leid der Menschen beschrieben wird, die oft unverschuldet in Not geraten sind.

Fazit:
Mir hat dieser Historische Roman sehr gut gefallen, der viel über das Leben in der damaligen Zeit vermittelt. Atmosphäre und Figuren überzeugen und auch für Spannung war gesorgt. So vergebe ich gerne fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 31.07.2018

Die Mischung stimmt einfach

Das Grab unter Zedern (Ein-Leon-Ritter-Krimi 4)
0

Buchmeinung zu Remy Eyssen – Das Grab unter Zedern

„Das Grab unter Zedern“ ist ein Kriminalroman von Remy Eyssen, der 2018 bei Ullstein erschienen ist. Dies ist der vierte Fall für den deutschen Rechtsmediziner ...

Buchmeinung zu Remy Eyssen – Das Grab unter Zedern

„Das Grab unter Zedern“ ist ein Kriminalroman von Remy Eyssen, der 2018 bei Ullstein erschienen ist. Dies ist der vierte Fall für den deutschen Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter, der nun in der Provence arbeitet und im kleinen Städtchen Le Lavandou wohnt.

Zum Autor:
Remy Eyssen (Jahrgang 1955), geboren in Frankfurt am Main, arbeitete zunächst als Redakteur bei der Münchner Abendzeitung, später als freier Autor für Tageszeitungen und Magazine. Anfang der 90er Jahre entstanden die ersten Drehbücher. Bis heute folgten zahlreiche TV-Serien und Filme für alle großen deutschen Fernsehsender im Genre Krimi und Thriller.

Klappentext:
Zu Beginn der Sommersaison wird ein vermeintlicher Kindermörder aus dem Gefängnis entlassen. Das Berufungsgericht in Toulon hat ihn aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Ganz Le Lavandou steht Kopf. In dieser aufgeladenen Atmosphäre wird ein Toter am Strand gefunden. Der Mörder scheint klar zu sein, aber Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter glaubt nicht an die einfache Variante. Seine Nachforschungen führen ihn auf die idyllische Insel Porquerolles. Tiefer und tiefer gräbt er sich in die Geschichte der Inselbewohner, aber seine Nachforschungen gefallen nicht allen. Denn alles deutet daraufhin, dass der Täter von damals dabei ist, weitere Verbrechen zu begehen. Doch niemand will ihm glauben...

Meine Meinung:
Bei fast jedem der meist kurzenKapitel wechselt die Erzählperspektive. Die meisten Figuren sind knapp und ein wenig stereotyp gezeichnet. Einzig die Hauptfiguren Leon Ritter, Isabelle Morell und ihre pubertierende Tochter Lilou sind intensiver gezeichnet, aber auch hier gibt es wenig Ecken und Kanten. Neu in der Serie ist ein zweiter Gerichtsmediziner, Dr. Bodin. Auch er ist recht stereotyp negativ gezeichnet.
Die Handlung wird durch die vielen Perspektivwechsel vorangetrieben und es gibt auch unterschiedliche Sichten auf die Geschehnisse. Ein gewisser Running Gag ist diesmal das Auffinder mehrerer vermutlicher Unfallopfer oder Selbstmörder, die Leon Ritter dann aber zweifelhaft erscheinen und von ihm als Mordfälle eingeordnet werden. Die Szenen, die aus der Sicht des Täters und des Opfers beschrieben werden, erzeugen eine dunkle Grundstimmung. Aber der Täter glaubt, dass er etwas Gutes tut und ist von seiner Mission überzeugt.
Leon ist in Le Lavandou heimisch geworden und verfügt über einen großen Bekanntenkreis, aus dem er immer wieder Informationen erhält. Gerade seine Boule-Freunde sind reine Wissensträger. Nach spannenden Episoden folgen immer wieder ruhigere Abschnitte, die durch Atmosphäre und mediterranes Flair überzeugen. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Wie in den Vorgängern kommt es auch immer wieder zu Spannungen im Polizeiteam und der ein oder andere Mitarbeiter hat mit Vorurteilen zu kämpfen, sei es als Opfer oder auch als Täter.
Beeindruckend ist Leons Art, sich seinen Patienten zu nähern. Er ist ein sehr guter Wissenschaftler, aber er vertraut seinem Bauchgefühl. So fallen ihm viele Kleinigkeiten auf, die auf den ersten Blick belanglos aussehen.
Es gibt einige Kritikpunkte, aber die Mischung gefällt mir diesmal besser als im Vorgängerband, vielleicht auch weil es wieder etwas positiver und heller erscheint. Leon und Isabelle arbeiten wieder ganz gut zusammen und gehen andere Wege als der Rest der Beamten. Für die Entwicklung der Figur Leon Ritter ist bezeichnend, wie gut er sich mit seinem Assistenten in der Gerichtsmedizin versteht. Auch andere kleine Figuren machen Spass, sei es der Inseldoktor, die Wahrsagerin, der Ex-Legionär und so weiter. Man spürt hier die Liebe des Autors zu der Region und den Menschen, die dort wohnen und arbeiten.
Ein bisschen unglücklich war der Schluss nach dem Schluss, den es für mich nicht gebraucht hätte.

Fazit:
Es ist wieder die Mischung aus Kriminalfall, südländischer Atmosphäre und liebevoller Figurenzeichnung, die mir an dieser Serie gefällt. Dieser Band wirkt wieder etwas heller wie der Vorgänger und das tut dem Buch gut. Gerne vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.