Flinna Chtigall
Der Welten-Express 1 (Der Welten-Express 1)„Zu einer Zeit, als die Märchen zu Metall wurden und Fabriken sich übers Land erhoben, lebte ein kleiner, aber außergewöhnlicher Junge in sehr, sehr armen Verhältnissen. Zu seinem Glück besaß er drei Dinge: ...
„Zu einer Zeit, als die Märchen zu Metall wurden und Fabriken sich übers Land erhoben, lebte ein kleiner, aber außergewöhnlicher Junge in sehr, sehr armen Verhältnissen. Zu seinem Glück besaß er drei Dinge: Tapferkeit, Tatendrang und Talent.“
Flinn lebt mit ihrer Mutter und ihren drei Brüdern weit abgeschieden in einem einsam stehenden Haus im Norden Deutschlands, muss sich Tag für Tag durch die Quälereien ihrer Mitschüler kämpfen, weil sie anders ist, und will eigentlich nur eins: Ihren vierten Bruder wiederhaben. Jonte verschwand eines Nachts nahezu spurlos und bis auf eine seltsame Postkarte, die er Flinn geschickt hat, gibt es keine Anhaltspunkte, wo er sich aufhalten könnte. Doch auf dieser Postkarte ist ein Zug zu sehen, und so wartet Flinn jeden Abend am Bahnhof von Weidenborstel, der eigentlich schon jahrelang stillliegt, und hofft auf Jontes Rückkehr oder wenigstens ein Zeichen von ihm.
Und eines Abends fährt wider aller Wahrscheinlichkeiten ein Zug ein, der Zug von Jontes Postkarte. Flinn fackelt nicht lang und geht an Bord des Express', der, wie sie bald herausfindet, ein magisches, fahrendes Internat für besondere Kinder darstellt. Doch wird sie die Geheimnisse dieses Zuges entschlüsseln und auch Jonte finden können?
Das Cover ist gut gelungen, finde ich. Man sieht eine kleine Gruppe Personen, die ich für Flinn, ihre drei Freunde im Zug und die strenge Madame Florett, Zugbegleiterin und Lehrerin, halte, im Hintergrund den fahrenden Zug und drei geisterhafte Tiere, die noch eine wichtige Rolle spielen werden. Es sind sozusagen alle wichtigen Elemente der Geschichte vereint und so etwas gefällt mir immer sehr gut, vor allem da man die wahre Bedeutung meist erst nach dem Lesen so richtig versteht.
Erzählt wird aus der Sicht auf Flinn, und dass sie mit ihren 13-Jahren noch relativ jung ist, macht sich auch bei der Erzählung bemerkbar. Oft möchte man ihr einen kleinen gedanklichen Schubs geben, damit sie mal laut wird und sich durchsetzt.
Die Schreibweise ist sehr bildlich, alle Details sind ausführlich beschrieben und man kann sich die Umgebung und Geschehnisse immer perfekt vorstellen. Das hat beim Lesen unglaublich geholfen und dafür gesorgt, dass man das Buch sehr schnell und flüssig durch bekommt.
Flinn ist schüchtern und spricht in vielen Fällen nicht das aus, was sie sagt. Ihre Unsicherheit hat sowohl mit ihrem Namen als auch mit ihrem Aussehen zu tun und führt dazu, dass das stille Mädchen von direkteren Charakteren einfach untergebuttert wird, doch im Laufe der Geschichte wird sie immer selbstsicherer, was wirklich schön zu erleben war. Mit der Hilfe von Fedor, dem Kohlejungen, und den beiden Schülern Kasim und Pegs geht sie auf die Suche nach Hinweisen zu Jontes Verschwinden und blüht langsam immer mehr auf. Flinn ist ein starkes Mädchen, das es zuhause weiß Gott nicht leicht hatte, umso mehr freue ich mich, dass sie so treue Gefährten für ihren Weg gefunden hat, wie ihre drei Freunde.
Der Welten-Express ist von einem Magier erschaffen worden. Sein Ziel war es damals, die besonderen und begabtesten Kinder dieser Welt angemessen zu fördern, da ihr Potenzial in der „normalen“ Welt übersehen werden könnte. Dieser Express kann nur von denen gesehen werden, die ebenfalls magisches Potenzial besitzen und ist so vor den Normalsterblichen geschützt, damit die Schüler in Sicherheit lernen können. Diese Idee finde ich großartig, ich hatte stets das Gefühl, in einer Mischung aus Hogwarts- und Polarexpress zu leben. Die Kinder, die sich hier befinden, kommen aus aller Welt und können sich durch Magie trotzdem problemlos miteinander verständigen.
Die Mischung der Charaktere ist auch perfekt. Es gibt schrullige Vögel wie den ein oder anderen Lehrer, eingebildete und hochnäsige Mädels wie Madame Florett und die Schülerin Garabina, besonnene und ruhige Gesellen wie den bordeigenen Koch, und Menschen, die einem einfach sympathisch sein müssen, wie zum Beispiel der Schulleiter Daniel.
Mein Fazit:
Ich habe mich beim Lesen zu jeder Zeit unfassbar wohl gefühlt und mit Flinn und ihren Freunden mitgefiebert, und wenn mir jetzt jemand ein Ticket für den Welten-Express anbieten würde, wäre ich definitiv beim nächsten Abenteuer dabei, schade dass es bis zum zweiten Teil noch bis nächstes Jahr dauert.
Eine klasse Idee gut umgesetzt, grandioser Schauplatz mit tollen Charakteren, einfach herrlich zu lesen für Kleine, aber definitiv auch junggebliebene Große, wie mich. Klare Leseempfehlung!